Kulturgutschutz bei Oberried - ZBO Barbarastollen

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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Oliver
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Kulturgutschutz bei Oberried - ZBO Barbarastollen

Beitrag von Oliver » 02.10.2003 20:16

Hi,

schon mal ein kleines Update:

gerade über Google diesen Link gefunden, der eine recht gute Beschreibung der Anlage liefert:

-> http://www.ostsee-zeitung.de/ze/start_154751.html

Gruß
Oliver


[edit: Titel erweitert • redsea]

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 02.10.2003 20:44

Und in nicht allzuferner Zukunft kommt hier bei uns ein Bericht über diese interessante, wenn auch gar nicht sooo große Anlage... Aber etwas Geduld mußt Ihr noch haben.

Mike

TomRiddle

Beitrag von TomRiddle » 02.10.2003 21:06

Ich sach nur eines:



KLASSE

Ich werde gerne geduldig warten!
Tom

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Oliver
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Beitrag von Oliver » 02.10.2003 22:18

Hallo,

dann schreib ich lieber gleich was zu der Sendung zum Kultur-Bunker, eh ich was vergesse.
Aber Mike kann ja korrigierend eingreifen, bin eh mal gespannt was da für ein Bericht kommt.

Erstmals genutzt wurde die Anlage laut der Sendung im Jahre 1961, bezieht man aber die Informationen
aus den von mir zitierten Link mit ein, so ergibt sich wohl dass die gesamte Anlage wohl ursprünglich
früher ein Bewergwerk war und dann umgebaut wurde.

Ausschlagebend war wohl die Erkenntnis dass man in zukünftigen Kriegen die wichtigsten Kulturschätze
für die Nachwelt retten wollte, die Erfahrungen diesbezüglich aus dem WK II waren wohl noch zu frisch, zumal
ja in den 60gern auch der kalte Krieg seinen Hähepunkt zustrebte.
Die Anlege besteht scheinbar aus mehreren Stollen die untereinander abschirmt sind. Die Stollen scheinen
ein "normales" Tunnelprofil aufzuweisen und sind klimatisiert.
Die gesamte Anlage scheint tief in einem Berg zu liegen, wenn ich es richtig im Kopf habe war entweder im Beitrag
oder in dem Link in meinen Eröffnungs-Thread von meheren hundert Metern die Rede. Das Überdeckungsmaterial ist
Granit, ist soweit ich weiss auch in M'Thal so, denke mal dass es mit der guten Abschirmung gegen Radioaktivität
zusammenhängt.
Eingelagert werden in die Anlage alle national wichtigen Güter, angefangen von Chroniken, Werken bedeutender Künstler
Baupläne von wichtigen Gebäuden, etc.
Allerdings werden nur Mikrofilme dieser Dokumente eingelagert, angeblich weil diese besonders lange lagerfähig bleiben
und auch noch nach einem Atom-Schlag ohne größere Hilfsmittel lesbar sind im Gegensatz zu digitalen Medien.
Die einzelnen Dokumente werden in Stahlfässern die wohl nochmals speziell hergestellt werden (drucksicher, waserfest)
eingelagert.
Wenn man ein Foto davon sieht könnte man es auch für ein beliebiges Endlager halten

Etwas skurill fand ich dann aber doch die Aussage eines der interviewten Sicherheits-Beamten. Auf die Frage wie man
denn nach einem Atom-Schlag an die eingelagerten Dokumente herankommen soll meinte er dass zumindest die Alramanlage
kein Problemmehr darstellen würde, da es ja keinen Gegenstelle mehr in der nächsten größeren Stadt geben würde und
die großen Bunkertüren müsse man dann wohl aufschweissen oder gar sprengen.
Irgendwie kann ich mir dies jedoch nicht vorstellen, schliesslich sollte dass ganze ja deutlich größeren Belastungen
standhalten, dass dann ein harmloser Schneidbrenner die Bunkeranlage zugänglich macht würde doch dann Zweck eher ad
absurdum führen - oder?

Die Anlage wird im Gegensatz zum Regierungsbunker im Ahrtal auch heute noch genutzt, ausgehend von dieser Tatsache
muss ich also annehmen dass es sehr wohl noch einen Regierungsbunker gibt. Denn warum soll unsere Regierung (die An-
lage untersteht Bundesbehörden) Geld für den Fortbestand unserer Kulturgüter ausgeben und sich nicht auch um ihr
eigenes Fortbestehen kümmern?

Das wars jetzt erstmal

Gruß
Oliver

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Beitrag von MikeG » 02.10.2003 22:30

Hi!

Der Stollen ist lediglich ein Zugangs- und Wetterstollen eines Silberbergwerks gewesen, kein Abbaustollen.

Mit dem Regierungsbunker und "meinen, man müsse" hat das auch nichts zu tun. Die Anlage hat auch nicht zwingend nur mit Kriegen zu tun. Teile der Dresdener Archive sind z.B. bei den Hochwassern der letzten Jahre verloren gegangen, Oberried hatte ein "Backup" - also sehr aktuell. Letztlich ist Deutschland nach internationalem Recht mehr oder minder verpflichtet, so eine Anlage zu betreiben - wie andere Länder auch. Davon abgesehen ist dieses Vorgehen, wie o.g. auch sinnvoll.

Aber mehr und Fotos dann im Artikel.

Mike

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Beitrag von Oliver » 02.10.2003 23:13

Hi Mike,

was ich mit dem Vergleich zum Regierungsbunker sagen wollte ist:

Es gibt Gesetze wonach die BRD zum Betrieb dieser Einrichtung (Kulturbunker als auch Regierungsbunker) verpflichtet ist. Dies wurde ja auch in dem Beitrag zumindest für den Kulturbunker angesprochen.
Da ja nach wievor Einlagerungen in den Bunker erfolgen haben also diese Gestze nach wie vor Gültigkeit - ist ja auch dass was Du schreibst - auch wenn die Gefahren an die man angesichts des Kalten Krieges gedacht hat mittlerweile geringer worden sind.
Genau dies wurde aber für den Rückbau des Regierungsbunkers aber als Argumentation verwendet (kein Kalter Krieg - > keine Notwendigkeit mehr für Marienthal).
Wenn sich nun nichts an der Gesetzeslage für den Bau und Erhalt von ausweich-Regierungssitzen geändert hat würde dies doch bedeuten dass auch die Bundes-Regierung nach wie vor einen solchen Bunker betreibt.

Auf der Kabel1 Homepage findet sich noch der folgende Link zur Sendung:
->http://kabel1.de/cgi-bin/function/frame ... v/021.html

Gruß
Oliver

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Beitrag von MikeG » 02.10.2003 23:20

Also, nochmal: "Kunstbunker" ist schonmal falsch. Das ist eine Anlage zum Schutz von Kulturgütern, wie er in den Haager Konventionen vom Mai 1954 international vereinbart wurde. Es gibt internationale Regelungen, die diesen Schutz weiterhin fordern - mit dem Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes hat das nichts, aber auch gar nichts, zu tun. Es gibt m.W. auch keinerlei internationale oder nationale Gesetze, die Deutschland verpflichten würden, einen "Regierungsbunker" zu haben.

Das heisst nicht, daß es nicht einen neuen Ausweichsitz geben könnte - mit Freiburg/Oberried und Kulturgutschutz hat das aber gar nichts zu tun.

Mike

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Beitrag von MikeG » 02.10.2003 23:24

Ich hab' das mal von dem Fernsehtip getrennt, da es ja doch eher weniger in der Rubrik "Termine" zu suchen hat... Hier ist diese Diskussion sicher besser aufgehoben.

Mike

Goettschwan

Beitrag von Goettschwan » 04.10.2003 23:25

Ohne irgendwie vorgreifen zu wollen, lese ich den Bericht der Ostsee-Zeitung richtig in der Hinsicht, das ein solches Projekt dann ja auch in der Ex-Ddr existiert haben müsste ? Möchte sagen, das die dortigen Filme ja wohl nicht in westdeutschen stollen gelagert wurden, bis zur wende jedenfalls, oder etwa doch ?
Stg

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Beitrag von MikeG » 04.10.2003 23:49

Hi!

Die wurden einfach in Archiven in Potsdam und Babelsberg gelagert - offenbar relativ "schutzlos". Da es sich um Acetat-Material handelt, muß alles umkopiert werden. Damit ist man inzwischen fast fertig, der Rest der DDR-Filme (ca. 2.000km) lagert momentan bis zur Verfilmung in einem unterirdischen Depot der Bundeswehr als "Gast".

Es könnte sein, daß die DDR-Filmlager leicht verbunkert waren, mehr aber sicher nicht.

Mike

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