Zum Begriff "Atombunker"

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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MikeG
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Zum Begriff "Atombunker"

Beitrag von MikeG » 07.02.2008 13:39

Moin!

Wer sich intensiver mit der Materie befasst, weiß ja, dass der Begriff "Atombunker" eher irreführend ist und rein formal auch gar nicht vorkommt bzw. vorkam, sondern eher von nicht-Fachleuten benutzt wurde und wird.

Um so bemerkenswerter eine Betriebsanleitung zu einer Fäkalien-Hebeanlage, gefunden im entsprechenden Raum einer Zivilschutzanlage - oder war das jetzt ein Atombunker? :)

Mike
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Krakau
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Beitrag von Krakau » 07.02.2008 17:17

Das sieht für mich so aus, also ob das jemand ganz ahnungslos nachträglich auf das Datenblatt geschrieben hat. Kann mir nicht vorstellen, dass der Hersteller das so angebracht hat.

Aber was in aller Welt ist ein Atombunker?

Ein Bunker (Festung, Gefängnis, Lagerraum) für Atome? Also sowas wie eine 500 Pfund Fliegerbombe?
oder
ein atomarer Bunker - also eine Festung, die sich nicht in weitere Einzelteile zerlegen läßt?

Naja - wozu die auch immer gut waren - in meiner Umgebung gab es eh keine für Zivilisten.

Viele Grüße
Thomas

Hans Ludwig Wiegel
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Beitrag von Hans Ludwig Wiegel » 07.02.2008 17:56

Hallo,

als Mitte der 1960er-Jahre in meiner Verwandtschaft ein Haus mit Schutzraum gebaut wurde, war immer nur die Rede von einem „Atombunker“ bzw. „Bunker“.

Den Begriff „Schutzraum“ war dagegen vollkommen unbekannt.

Vielleicht waren dies Nachwirkungen der Kuba-Krise?

Gruß

Hans Ludwig
Zuletzt geändert von Hans Ludwig Wiegel am 07.02.2008 19:51, insgesamt 1-mal geändert.

Herr Auer
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Beitrag von Herr Auer » 07.02.2008 18:33

Moin !
Nein, es sind die Auswirkungen der Zukunftsgläubigkeit der 50er .....
Alle Dinge die mit Kernspaltung in Verbindung gebracht wurden bekamen den Zusatz "Atom".
Nach dem Einsatz für friedliche Zwecke feierte man auch den "Sieg über das Atom".
Worte wie Atomantrieb, Atomkraftwerk, atomare Strategie usw. sind ein Erbe der 50er-Jahre.
Gruß aus HH
Hamburg von unten : www.unter-hamburg.de

petzolde
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Beitrag von petzolde » 07.02.2008 19:12

Nicht zu vergessen der "Atomminister" ! (FJS).
gruß EP

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 07.02.2008 20:06

Moin!

Neben dem Wort „Atombunker“ gab es ja auch den ebenso umgangssprachlichen Begriff „Atomschutzbunker“. Ronald hat zwar Recht mit dem Aufkommen der „Atomwörter“ in den Fünfzigern, die beiden genannten Begriffe tauchen aber erst mit der Friedensbewegung der achtziger Jahre gehäuft auf – davor war immer noch der Begriff „Luftschutzbunker“ weiter verbreitet. Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus.

Mir ging es eher um die Kuriosität, die darin besteht, dass ein Hersteller von für Schutzräume zugelassenen Geräten auf seinen Druckwerken dann so ein „nicht-offizielles“ Wort verwendet.

Mike

Herr Auer
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Beitrag von Herr Auer » 07.02.2008 22:09

Okay, hast Du mal nach dem Unternehmen geforscht ?
Diese Beschreibung habe ich bisher auch nur einmal in Hamburg gesehen .....
Könnten die vielleicht ein eher "ungeübtes" Unternehmen beschäftigt haben ?
Die handschriftliche Ausführung der technischen Beschreibung lässt es vermuten :shocked:
Hamburg von unten : www.unter-hamburg.de

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katschützer
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Beitrag von katschützer » 07.02.2008 22:27

Moin,

In den 50ern... 60ern wurden anscheinend sowieso gern Schlagworte für technische Neuerungen verwendet.
Ich denke z.B. an

TURBO (Turboanlasser, Turbokraftstoff)
MIKRO (Mikrocomputer, Mikroschalter)
DÜSEN (Düsenjäger, Düsenantrieb)

und eben auch ATOM.

Die Verwendung dieser Schlagworte brachte irgendwie den Vortschritt im Allgemeinen zur Geltung.
Hier gabs doch auch mal was zum Thema "Rethro-Futurismus". Oder auch das Vokabular in zeitgenössischen SciFi-Filmen und Büchern: Da gabs z.B. ein "Atomgewehr" oder "Düsenautos" oder den bekannten "Turbolift".

Und alles, was mit der noch jungen Bundeswehr zu schaffen hatte war NATO (Natopause, Natobrücke, Natohosen...), selbst das nicht assignierte Territorialheer hat im Volksmund "Natoübungen" durchgeführt.

Die Wörter waren halt irgendwie schick zu der Zeit, das wird wohl auch der Hersteller der Hebeanlage gewusst haben.


MfG
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 07.02.2008 23:29

Moin, moin!

Auch heute kann man noch alle naslang in den Zeitungen etwas von einem "Atombunker" lesen.

Ausdrücke, die sich einmal in der Bevölkerung (und Presse!) festgesetzt haben, lassen sich praktisch kaum wieder löschen.
Einige Beispiele aus unserem "Fach"

Im Kriege sprach die Bevölkerung vielfach vom "Bunker", obwohl vielfach ein "Schutzbau" oder gar nur ein LS-Keller gemeint war.
Der "Einmannbunker" hieß höchstens bei der Bevölkerung so.
Heute wird immer wieder von "Bunker" gesprochen, obwohl es sich um "Schutzanlagen", "Mehrzweckanlagen" u.ä. handelt.
Einen "Zollstock" sieht man eigentlich auch höchstens in Geschäften, die damit die Stofflänge abmessen.. In unserem Werkzeugkasten haben wir sicher einen "Gliedermaßstab"
Viele Hausfrauen sprechen immer noch vom "Pfund", sie meinen aber "Kilogramm".
Katschützer nannte die vielen "Nato-wörter" (Wer kennt noch die "Natoziege", ein Ausdruck, der immerhin auch in dem zivilen Haufen LSHD Eingang gefunden hat.

Solche Listen lassen sich nahezu endlos fortsetzen.
Tröstlich und menschlich zugleich aber ist, dass im Regelfall bei solchen "Mißbräuchen" trotzdem alle Beteiligten wissen, was gemeint ist.

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

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Geograph
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Pfundig ...

Beitrag von Geograph » 07.02.2008 23:45

Viele Hausfrauen sprechen immer noch vom "Pfund", sie meinen aber "Kilogramm".
:?

1 Pfund = 1 Kilogramm ... :?:

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