Industriebahn Lichtenberg

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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Gast

Beitrag von Gast » 29.04.2007 10:18

Geschnippelt habe ich nach meinem Weggang aus Berlin nie wieder.

Gast

Schnippeln

Beitrag von Gast » 30.04.2007 11:13

Hallo Allerseits,

vielleicht sollten wir das mit dem "Schnippeln" mal erklären?
Will das jemand wissen? Eins ist fakt, die Arbeitsschuhe fanden das nicht gut und der Typ von der Materialausgabe ( Arbeitsschutzschuhe, Handschuhe, etc.) konnte sich den Verschleiß der Schuhe auf der "Oberseite" nicht erklären und wir wollten ihm das auch nicht wirklich erklären. :mrgreen:

Viele Grüße

Bommel

Gast

Beitrag von Gast » 30.04.2007 11:44

Bommel,

dann mach das doch bitte!

Volker

Gast

Beitrag von Gast » 30.04.2007 15:45

Also , ich will es mal versuchen zu erklären.
"Schnippeln" war eine unerlaubte Rangierbewegung so ähnlich wie "Abstoßen". Beim erlaubten "Abstoßen" hängt der Rangierer einen oder mehrere Wagen ab, gibt per Funk oder Handzeichen dem Lokführer den Auftrag die "Rangierabteilung" anzuschieben bis der Rangierer "Halt" gibt. Der Lokführer hält so schnell als möglich an und der abgehängte Wagen rollt alleine in das das vom Stellwerker bestimmte Gleis, wo er von einem Hemmschuh wieder angehalten wird.

Beim "Schnippeln" funktioniert es, sagen wir mal, umgekehrt. Der Lokführer schiebt dabei die Wagen nicht, sondern er zieht sie. Voher werden aber Vorkehrungen getroffen.
Der Rangierer steht auf dem hinteren Umlauf der Lok, genau bei der Schraubenkupplung zwischen der Lok und dem ersten Wagen. Dann kommt die Ansage vom Rangierer an den Stellwerker; z.B. so:
"Fredi ?"
"Jo"
"Die Wagen nach viere und die Lok nach fünfe"
"Jeht klar"
Dann wird die Fuhre in Bewegung gesetzt bis etwa 15-20 km/h. Der Lokführer bremst dann die Lok kurz an, die Wagen laufen auf und der Rangierer kann die Schraubenkupplung während der Fahrt mit dem Fuß aushängen. Sofort muss Kitt gegeben werden, über die Weiche am Stellwerk nach Gleis 5, welche der Stellwerker nach dem drüberfahren sofort nach Gleis 4 umstellen muss, weil sonst die Wagen auf die Lok auflaufen würden. So rollen sie aber in ihr vorgesehenes Gleis auf Hemmschuhe, der Lokführer setzt zurück zum Stellwerk, steigt ab, geht aufs Stellwerk und Karten auf den Tisch.
Sehr leichtsinnig das Ganze, brachte so gut wie keinen Zeitvorteil und diente nur unserem Spieltrieb.

Gast

"Schnippeln"

Beitrag von Gast » 30.04.2007 16:16

Schnippeln ist eine Erfindung die auf Faulheit beruht.
Sie spart Zeit um sich auf andere Sachen zu konzentrieren wie z.B. Skat, 17 und 4 oder vielleicht auch Feierabend.
So nun zur Praxis:
Nehmen wir mal an wir haben eine Lok mit 5 Wagen.
Die Ringe ( Nordring,Südring, Konsumring) in IUB wurden vom Bahnhof aus immer geschoben bedient, also Lok ist hinten und schiebt.In den Anschlüssen wurden die Wagen entweder getauscht , gestellt oder gezogen.(leer od. beladen) Wenn das fertig war ging es wieder Richtung Bahnhof.
Generell wurde immer ( mit Ausnahmen z.B. schwere Fuhre zu EKL("Nordring"-Elektrokohle Lichtenberg früher "Siemens Plania") 10 x 80 Tonnen mit Regenwetter oder so) ohne Luft gefahren. Heisst alle Wagen nur gekuppelt ohne Luftleitung also ohne Bremse.
Da IUB ein Kopfbahnhof ist, also die Gleise 1(am BVG Hof) bis 13 (an Gärtnerei) (vom Stellwerk aus gesehen) in Gruppen zusammenliefen und am jeweiligen Prellbock endeten, stand die Lok also immer zwischen Prellbock und den Wagen.(Hinweis: Hinter einem Prellbock ist die Welt nicht zu Ende ;) )
Normal wäre gewesen wenn:
Lok mit Wagen ( gezogen) kommt z.B. aus dem Südring und fährt in den Bahnhof z.B. auf Gleis 1 ein, hält an, Lok abkuppeln, Wagen gegen wegrollen sichern ! IUB hat Gefälle in Richtung Gottlindestr. Lok fährt weiter bis über Weiche vor Prellbock, hält an, Weiche von Hand umlegen, und z.B. auf Gleis 2 an Wagen vorbei bis Weiche 1/2, Weiche umlegen, Lok von der anderen Seite an Wagen.
Hinweis: die Weichen in Norden wurden vom Stellwerk aus bedient die im Süden waren Handweichen.
Jetzt steht die Lok an der Spitze des Zuges und wir konnten nach BNO fahren zum Feierabend oder so.
Wie spart man nun Zeit ?
Gleiche Situation wie eben, wir kommen aus dem Südring wollen aber nicht ringsrum fahren.Im Südring, noch vor dem Bahnhof wurde beschleunigt, Rangierer stand auf dem Lokumlauf hinten, Lok bremst kurz ein, Rangierer hängt mit dem Fuß die Kupplung zum 1. Wagen aus ( Lok und Wagen sind jetzt für sich und in Schwung) Lok beschleunigt, und fährt z.B. auf Gleis 1 in den Bahnhof, nachdem die Lok die Weiche zwischen Gleis 1 und Gleis 2 passiert hat legt der Stellwerker die Weiche um.Die Lok hält auf Gleis 1 an und der Rangierer legt auf Gleis 2 einen Hemmschuh und hofft das der Hemmschuh halt bzw. nicht wegfliegt.Jetzt kommen die Wagen allein gefahren und fahren nach Gleis 2 ein und sollten vom Hemmschuh gebremst werden.Nachdem alle Wagen die Weiche passiert haben legt der Stellwerker die Weiche zurück nach Gleis1. Der Stellwerker "sollte" in der Regel warten bis alle Wagen die Weiche verlassen haben sonst teilt sich der Zug an der Weiche und das Ende war meistens das einer weint. :mrgreen:
Danach kommt die Lok von Gleis 1 über die Weiche zurück, Weiche wieder rum und von vorne ran an die Fuhre. Fertig!

So soviel zum "Schnippeln"

Bommel

Gast

Nachtrag zum "Schnippel"

Beitrag von Gast » 30.04.2007 16:30

Hallo allerseits,

da hat sich der Steini parallel zu mir, auch um die Erklärung zum "Schnippeln" gedanken gemacht und beides zusammen erklärt es recht gut.
Man konnte solche Aktionen natürlich nur mit "Fachkundigen" Personal machen, sonst hat man schnell die Lust daran verloren wenn z.B. die Fuhre wieder "Eingefangen" werden mußte oder sich was auf dem Bahnhof "Verbogen" hat.
Soweit so gut

Bommel

Gast

Beitrag von Gast » 30.04.2007 17:32

Ich habe mal mit dem Peter Recke oder dem Armin (weiss ich nicht mehr so genau) aus dem Südring mit 10 beladenen Wagen vom Schrotthandel nach Gleis 2 (also Lok nach 1) geschnippelt. Lief alles normal, nur das die Wagen zu früh in der Weiche stehen blieben. Da stand ich nun mit meiner Lok schön eingebaut. Wir waren zu vorsichtig gewesen. Jetzt mussten wir die Wagen mit einem Stahlseil seitlich ins Gleis ziehen, damit ich wieder Richtung Stellwerk kam. Soviel zum Thema Zeitgewinn :)

Gast

Beitrag von Gast » 30.04.2007 23:35

Bommel!

Danke für die schöne Erklärung zum Betriebsablauf :thanx:

Volker

Gast

bahnhofsbegehung

Beitrag von Gast » 15.05.2007 16:29

plane mit bommel am 18.05 um ca. 16.30 uhr kleine spurensuche.alle interessierten an anekdoten zum betriebsablauf sind herzlich eingeladen.treffpunkt:altes stellwerk. gruss miessling.

Gast

Beitrag von Gast » 15.05.2007 16:39

schade, geht bei mir nicht :cry:

Volker

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