Massive Betonwände am Bahnhofstunnel Itzehoe

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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Deichgraf63
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Massive Betonwände am Bahnhofstunnel Itzehoe

Beitrag von Deichgraf63 » 16.11.2013 19:51

Am Itzehoer Bahnhof befindet sich ein Bahnhofstunnel als Zugang zu den Gleisen. Vor einiger Zeit wurden dort Aufzugsanlagen installiert. Bei den Bauarbeiten waren im Bereich Bahnhof-Zugang zu den ersten Gleisen Durchbrüche durch äußerst massive Betonwände zu sehen. Da wurde lange dran gearbeitet, Fotos habe ich leider nicht. Ich schätze die Wandstärke dort auf einen Meter Stahlbeton.
Für einen einfachen Tunnel schwer erklärlich. Gab es dort mal ein Schutzbauwerk, Vorbereitungen dafür oder wie ist das zu erklären?

Deekay
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Beitrag von Deekay » 17.11.2013 15:29

Spontan würde ich sagen: So ein Zug wiegt ne Menge also muss der Tunnel darunter auch ordentlich dicke Mauern haben

Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 18.11.2013 09:25

Für den Einbau von den drei Aufzügen dort mussten 120 Kubikmeter Beton abgebrochen werden: http://www.bahnmarkt.eu/oeffentliche_au ... 22686.html Schon seltsam für einen Fußgängertunnel unter den Gleisen.

Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 21.11.2013 17:55

Hallo, zur Ergänzung ein Bild. Die Betonmauer, die für den Aufzug zu durchbrechen war, hat eine gemessene Stärke von etwa 1,40m und war stark armiert. Ich war während der Bauarbeiten mehrmals dort und habe das selbst gesehen.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Gemueselaster
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Beitrag von Gemueselaster » 22.11.2013 08:10

Moin Deichgraf,

die Frage ist: was vermutest Du da??

Habe zwei links gefunden, die etwas zur Hirstorie des BHF aussagen

Wiki

und

BHF Itzehoe

Das Empfangsgebäude stammt wohl aus dem Jahr 1860 / 1870 - damals gab es noch keinen Luftschutz :-).

Ja und die Durchgänge zu den Gleisen sind überall stark armiert - da rollen schließlich n paar Tonnen drüber am Tag.


Wenn man die 120 qm Beton auf die drei Fahrstüle umlegt erhälst Du 40 qm was mit etwas Rechnerei einen Würfel von 4 * 3 * 3 Meter ergibt (ok sind ca 3,10 m wenn man genau rechnet). Das passt zu nem Fahrstuhlschacht. Viel Beton - klar, aber nicht passend für ne ZS-Anlage oder ähnliches, die sind meistens innen hohl, müssen ja noch Leute rein.

Und nen größeren Raum unter die Gleise zu legen, macht bautechnisch auch wenig Sinn, weil wie willste das bereits erwähnte Gewicht der Züge abfangen??

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Djensi
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Beitrag von Djensi » 22.11.2013 08:45

Moin,

habe ich das richtig verstanden, dass der Durchgang unter den Gleisen verläuft?
Dann wäre eine so massive Mauer natülich nichts besonderes. Die Mauer muss nämlich die (bereits erwähnten) Lasten aufnehmen, wie bei einem Fundament einer Brücke mit Widerlagern. Wenn dann noch der Untergrund "schwierig" ist, sind durchaus solche Dimensionen nicht unüblich.

Grüße
Djensi

Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 22.11.2013 13:47

Hallo, mal zu der Rechnung mit dem Beton. Eine Öffnung zum Aufzug hat nach Foto etwa die Größe von 2,5 x 3 Meter. Die Aufzüge liegen außerhalb des Unterführungbauwerkes, wo normalerweise nur Verfüllung sein sollte.
Bei der Wandstärke für die Durchbrüche wären das gut gerechnet dann dreimal 11 Kubikmeter Beton, also 33. Das passt gar nicht zu der Ausschreibung mit 120 Kubikmeter. Es muss deutlich mehr abgebrochen worden sein, wobei hinter der Tunnelwand irgendwelche Betonbauten ja mal einen Zweck gehabt haben müssen.
Die Frage ist jetzt, wann wurde der Tunnel gebaut und gab es mal einen Umbau?
Die Wandstärke ist für so einen schmalen Tunnel normalerweise klar überdimensioniert, wenn man das mit ähnlichen Bauten vergleicht, finde ich. Möglich wären aber auch Probleme mit dem Grundwasser o.ä. Das Zementwerk war um die Ecke, Material deshalb kein Problem.
Schade, ich hätte während der Bauphase mal fragen sollen.

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Beitrag von MikeG » 22.11.2013 14:57

Moin!

Auch ich halte dicke Wände eines Tunnels unter den Gleisen auf Grund der gewaltigen Lasten für völlig normal.

Tatsächlich gab es im Raum Itzehoe aber währendes des Zweiten Weltkrieges insgesamt dreizehn Luftschutzräume der Bahn, verteilt auf Bahnhof, Güterbahnhof, Bahnmeisterei, Bahner-Wohnungen und Stellwerke. Einer davon wird mit "Gepäcktunnel" bezeichnet und als nahtreffersicherer Schutzraum mit einer Grundfläche von 69qm angegeben. Ob dieser Gepäcktunnel nun der hier genannte Tunnel ist bzw. war, sei mal dahin gestellt.

Mike

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Beitrag von madru » 22.11.2013 16:57

Auch wenn ich lange im Regionalbereich Nord gearbeitet hab muss ich gestehen, dass ich den Bahnhof Itzehoe noch nie bewusst gesehen hab....
Auch als technischer Gebäudemanager vom Nürnberger Hbf habe ich allerdings zugriff auf die Pläne vom Bahnhof Itzehoe und hab heute tatsächlich mal ins digitale Planarchiv geschaut...

Der Personentunnel hat auf den Plänen von 1969 und 1972 wirklich erstaunlich starke Wände - allerdings hat er die auch schon auf den Tunnelplänen von 1922... Hier ist auch ein Gepäcktunnel verzeichnet, der liegt einige Meter rechts vom Personentunnel.

Dann habe ich noch einen Plan gefunden, der einen Luftschutzraum unter dem Gütergebäude zeigt, dieser Plan ist von 1940.
Außer diesem Luftschutzraum ist in den digitalen Planbeständen von DB Station&Services kein Schutzraum am Bahnhof Itzehoe erwähnt, laut Aktenlage war der Personentunnel definitiv kein Schutzraum.


Und Nein, ich verteile keine Pläne aus diesem Archiv ;-)
bis dann
Michael

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Beitrag von Deichgraf63 » 22.11.2013 18:42

Hallo, den Güterbahnhof hatte ich mir kurz vor dem Abriss mal angesehen. An dem Klinkergebäude südlich der Umschlaghalle gab es einen Kellereingang mit noch sichtbarem weißem Pfeil nach unten. Zumindest war das ein Luftschutzkeller. Ansonsten wäre es möglich, dass man für den Aufzug am Bahnhofsgebäude außer der massiven Wand noch Teile vom Gepäcktunnel beseitigen musste. Ich erinnere mich, dass auch nach dem Wanddurchbruch weiter heftig gestemmt wurde.
"Verdächtig" ist auch das westliche Widerlager der Brücke Brückenstraße mit seiner hohen und breiten Betonwand, finde ich.

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