Funkmess LIBELLE

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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nordfriese
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Re: Funkmess LIBELLE

Beitrag von nordfriese » 08.10.2019 20:17

Moin!

Da fehlt nicht nur PANTHER...

Gruss aus NF!
Rolf
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Re: Funkmess LIBELLE

Beitrag von wobo » 22.10.2019 14:10

Moin Leute
Ein Bekannter aus Wieren erstellt gerade eine private Ahnentafel
und hat dafür auch einige Dorfchroniken durchgesehen.

Er hat mir diese Seite zukommen lassen.
.
libelle-01.jpg
libelle-02.jpg
Wenn "Libelle" ev. gar keine "Riesen" hatte, was könnte dann dort gewesen sein ... :?:

Gruß Wolf
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Re: Funkmess LIBELLE

Beitrag von wobo » 02.03.2023 14:01

Sunninger hat geschrieben: 08.10.2019 07:59
..., das in der Truppendienstlichen Gliederung der 1. Jagddivision vom 1. August 1944 die Stellung "Panther" in Alvesse (22./204) als Funkmess-Stellung II. Ordnung (himmelbettfähig) in der Karte eingetragen ist, aber keine Stellung "Libelle".
Moin,
Beim Stöbern zur "Fliege" und zum Nachtjagdraum 11, hatte ich mir folgendes Dokument kopiert :
(leider finde ich momentan den User nicht wieder, der es eingestellt hat, aber meinen Dank . :thumbup: )
.
Geheim.jpg
.
Diese 10 Stellungen (darunter "Libelle") werden dort am 19.Juli 1944 als Y-Stellungen geführt
und sollten erst als Funkmeß ausgebaut werden.

Wenn dann erst die Planung eingereicht werden sollte = Punkt 3.)
und anschl. Baubefehl und Gerätezuweisung erfolgen sollte = Punkt 4.)
Dann sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei der "Libelle"
bis Kriegsende keine Würzburg-Riesen mehr angekommen.

Gruß Wolf
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Re: Funkmess LIBELLE

Beitrag von nordfriese » 08.03.2023 19:32

Moin!

Libelle gehörte zu den Stellungen, die die Umorganisation des Funkmesswesens
Ende 43/Anfang 44 nicht "überlebt" haben. Die Geräte wurden abgebaut und
anderweitig verwendet, man hat sie also nicht bis Kriegsende "in der Botanik"
herumstehen lassen.

Das mit den "Y-Stellungen" (bzw. Y-Linien) bitte nicht durcheinander bringen!
Neben zwei Würzburg-Riesen und einem Freya (meist minimum) waren in Funk-
messgerätestellungen auch meist eine "Y-Linie" (Heinrich-Peilturm und Hans-Sende-
turm) vorhanden.

Besonders der Heinrich-Peilturm hatte es der Funkaufklärung angetan, denn man
brauchte "lediglich" die Peilantenne der Anlage abzubauen (sofern noch nicht geschehen)
und durch eine Antenne der Funkmessbeobachtung ersetzen. Die Peilhütte auf dem Turm
war ja vorhanden (oder auch nicht, dann neue drauf...).

Das Vorhandensein von ein oder zwei Y-Linien in Funkmessstellungen machte sie noch
nicht zu einer reinen Jägerleitstellung.

Gruss
Rolf
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Re: Funkmess LIBELLE

Beitrag von wobo » 09.03.2023 18:44

nordfriese hat geschrieben: 08.03.2023 19:32
Libelle gehörte zu den Stellungen, die die Umorganisation des Funkmesswesens
Ende 43/Anfang 44 nicht "überlebt" haben. Die Geräte wurden abgebaut und
anderweitig verwendet, man hat sie also nicht bis Kriegsende "in der Botanik"
herumstehen lassen.
Moin.
Nun ja, irgendwie eigenartig:

2005 eröffnet Mike die "Libelle", bis 2019 großes Rätzelraten und stochern im Nebel,
woher kommt jetzt die Erkenntnis, das 43/44 Geräte abgebaut wurden
und falls es WR gewesen waren, wo sind die Sockel geblieben ... :?:

Die hiesige Landwirtschaft hätte sich wegen den paar m² Acker
sicher nicht die Mühe gemacht diese zu beseitigen ... :?

Gruß Wolf

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Funkmessstellung LIBELLE

Beitrag von nordfriese » 12.03.2023 13:10

Moin!
wobo hat geschrieben: 09.03.2023 18:44 2005 eröffnet Mike die "Libelle", bis 2019 großes Rätzelraten und stochern im Nebel,
woher kommt jetzt die Erkenntnis, das 43/44 Geräte abgebaut wurden
und falls es WR gewesen waren, wo sind die Sockel geblieben ... :?:

Die hiesige Landwirtschaft hätte sich wegen den paar m² Acker
sicher nicht die Mühe gemacht diese zu beseitigen ... :?
Zum Zeitpunkt der Eröffnung des Threads gab es nur einen "eingeschränkten Zugang"
zu den Unterlagen, die heute zur Verfügung stehen. Anscheinend hat die Libelle danach
(fast) niemanden mehr interessiert.

Zu den entfernten Sockeln fallen mir in Bezug zu mehreren Funkmessstellungen einige
Möglichkeiten ein:
- Soweit mit bekannt, gab es in diesem Bereich noch eine gewisse Gefechtstätigkeit
- Landwirte, die sich schlicht und einfach sagen: Die stören auf meinem Acker!
- Die Stellung in Almdorf (Heller Nachtjagdraum 1B) wurde komplett "abgeräumt", da
dort eine Flurbereinigung stattfand.
- DemCo: Die Briten hatten (wahrscheinlich nicht nur in Schleswig-Holstein) ein
"Demolition Committee", die sich mit intensivst mit der Zerstörung von jeglichen
Anlagen der Wehrmacht beschäftigten. So wurden in S-H z.B. Baracken(anlagen) von
der Zerstörung ausgeschlossen, sofern Flüchtlinge untergebracht waren. Der Auswerte-
bunker der Stellung Ferkel nur deshalb nicht zerstört, weil die Flüchtlinge dort Fenster
eingebaut hatten und dieses splittersichere Gebäude dadurch entfestigt wurde.
Sockel und Fundamente wurden nach Möglichkeit zerstört bzw. standen "auf einer Liste",
dies wurde aber nicht überall durchgeführt.
- Auf den Inseln hier in Nordfriesland haben sich Pioniere der Bundeswehr "ausgetobt",
wohl auch um die Inseln für Touristen wieder schön zu machen. Beim Ferkel habe ich
letzte Woche erfahren, dass die Würzburg-Riese-Sockel in den 70er Jahren vom THW
entfernt wurden.
Also: Wenn irgendwas weg ist, bedeutet das nicht, dass es das nicht gab.

Im Bundesarchivs-Militärarchiv (BaMa) ist der Abbau der Libelle wie folgt nachzuvollziehen:
- Karte RL-8-84 vom April 43 - Die Stellung Libelle ist aufgestellt (und in Betrieb?)
- Karte RL-8-88 vom 31.8.43: Stellung Libelle ist in Betrieb
- Im Tätigkeits- und Erfahrungsbericht des Gen.Kdo. XII. Fiegerkorps für August 1943 ist
die Libelle ebenfalls als im Einsatz gelistet
- Karte RL 7-11/76 vom August 44 ist keine Libelle mehr verzeichnet
Auch auf Funkmessstellungskarten vom 20.6.44 und Januar 44 findet sich keine Libelle.

Auf der Karte RL-8-84 ist die Einheit, die die Stellung Libelle "bediente" mit 11. Kompanie/
Luftnachrichten-Regiment 204 bezeichnet.
In der Umgliederungliste in der BaMa-Akte RL 2-III/320 vom 15. August 1944 bzw. der Akte
RL 2-III/321 vom 2. Sept. 1944 wird die Aufstellung der 10. schweren Flugmelde-Leit-Kom-
panie/LnRgt 231 befohlen. Diese Einheit belegte dann die Stellung Wellensittich bei Unter-
nessa, die auf Karte RL-8-88 vom August 43 noch im Ausbau bzw. in Erkundung befand.
Zur Aufstellung dieser Einheit wurde die 11./204 herangezogen.
Interessant ist hier der Satz: "Mit dem Zeitpunkt der Aufstellung ... gelten die ...dazu
herangezogenen Einheiten als aufgelöst." Das Personal der Libelle wurde also zum Personal
des Wellensittichs.
wobo hat geschrieben: 22.10.2019 14:10 Wenn "Libelle" ev. gar keine "Riesen" hatte, was könnte dann dort gewesen sein ... :?:
Die Würzburg-Riesen werden doch in der Chronik beschrieben:
"Horch-Schüsseln" mit 12 m Durchmesser...
Die Phantasie hat Dorfbewohnern desöfteren einen Streich gespielt. Die "Horch-Schüssel" der
Würzburg-Riesen hatte nur 7,5 m Durchmesser und die Tarnbezeichnung "Horch-Schüssel"
wurde nicht nur bei der Libelle genutzt. Die habe ich schon öfters in Beziehung zu Würzburg-
Riese-Anlagen gehört.

Ich hoffe, hierdurch ein wenig Licht ins Dunkele gebracht zu haben.

Gruss
Rolf
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Re: Funkmessstellung LIBELLE

Beitrag von wobo » 12.03.2023 19:00

nordfriese hat geschrieben: 12.03.2023 13:10 .
.
Die Würzburg-Riesen werden doch in der Chronik beschrieben:
"Horch-Schüsseln" mit 12 m Durchmesser...
.
Die Phantasie hat Dorfbewohnern desöfteren einen Streich gespielt.
Moin Rolf,
nichts für Ungut, aber in diesem Fall scheint dir die Phantasie einen Streich zu spielen.
.
Y-Stellung.jpg
.
Die Chronik beschreibt exakt diese Stellung: 2 Türme (ca. 15-20 m) und 2 Antennenmasten (ca. gleichhoch)
" Rechts der Straße standen hohe Türme, zwei davon trugen "Horchschüsseln" von zwölf Metern Durchmesser"

Ich bin hier erstmal raus, bei Gelegenheit mehr ... :?

Gruß Wolf
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Re: Funkmessstellung LIBELLE

Beitrag von nordfriese » 12.03.2023 20:02

Moin!
wobo hat geschrieben: 12.03.2023 19:00 Ich bin hier erstmal raus, bei Gelegenheit mehr ... :?
Ich hoffe, du nutzt die Gelegenheit dich mit der Materie vertrauter zu machen.

Gruss
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Re: Funkmessstellung LIBELLE

Beitrag von niemandsland » 13.03.2023 08:33

wobo hat geschrieben: 12.03.2023 19:00 Die Chronik beschreibt exakt diese Stellung: 2 Türme (ca. 15-20 m) und 2 Antennenmasten (ca. gleichhoch)
" Rechts der Straße standen hohe Türme, zwei davon trugen "Horchschüsseln" von zwölf Metern Durchmesser"

Ich bin hier erstmal raus, bei Gelegenheit mehr ... :?
Moin,

Flucht ist keine Lösung! ;-)

ich möchte mal zu bedenken geben, das nur weil etwas in irgendeiner "Chronik" steht, noch lange nicht der Wahrheit entsprechen muss.

Ich würde Dir gerne ein paar Buchvorschläge machen, damit Du dich etwas in die Thematik vertiefen kannst.

Literatur-Empfehlung

1953 - Brandt, leo - Funk-Messgeräte der deutschen Flakartillerie 1938-1945;
1956 - ders. - Deutsche Funkmesztechnik 1944;

1965 - Hoffmann, Karl Otto - Die Geschichte der Luftnachrichtentruppe - 3 Bände;

1971 - Reuter, Frank - Funkmesz - Die Entwicklung und der Einsatz des RADAR-Verfahrens in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges;

1971 - Trenkle, Fritz - Die deutschen Funk-Navigations und Funk-Führungsverfahren bis 1945;

1976 - Bekker, Cajus (Berenbrok, Hans-Dieter) - Augen durch Nacht und Nebel;

1979 - Trenkle, Fritz - Die deutschen Funkmeszverfahren bis 1945;
1981 - ders. - Die deutschen Funkstörverfahren bis 1945;
1982 - ders. - Die deutschen Funkpeil- und Horchverfahren bis 1945;
1987 - ders. - Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945;
1989 - ders. - Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945 - Bd1 - Die ersten 40 Jahre;
1990 - ders. - Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945 - Bd2 - 2WK;

1991 - Ellissen, Hans-Joachim - Deutsche Funknachrichtenanlagen bis 1945_Bd3_Funk Bordsprechanlagen in Panzerfahrzeuge;

1992 - Prichard, David - Durch Raum und Nacht.

----

Denke mal, das sind die Standart-Werke. Vielleicht erleichtert Dir das den Einstieg in diese Thematik.

Gruß aus Hannover,
Guido Janthor

PS: Wer hat eigentlich diese "Chronik" verfasst? *anmerk*
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit! :jump:

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Re: Funkmess LIBELLE

Beitrag von aflubing » 13.03.2023 09:51

Hallo Rolf,
vielen Dank für Deine Beiträge, die durch Primär- und fundierte Sekundärquellen belegt sind im Gegensatz zu Chroniken, deren Inhalt oft nur durch Hörensagen zustande gekommen sind, ohne dass die Informationen hinterfragt wurden.
Viele Grüße
Aflubing.

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