Amerikanische Dioden in deutschen FuMG?

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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EricZ
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Amerikanische Dioden in deutschen FuMG?

Beitrag von EricZ » 15.03.2005 18:01

Moin,

habe in der vergangen Woche ein sehr spannendes Interview mit einem Zeitzeugen führen können, der u.a. in der Stellung Maibaum oberhalb von Essen-Kettwig eingesetzt war.

Dieser ältere Herr gab mir den Hinweis, daß die erfordderlichen Dioden für die deutschen Funkmeßgeräte in Amerika hergestellt wurden und über die Schweiz ins Reich exportiert wurden.

Nach seiner Ansicht gab es klare wirtschaftliche Interessen u.a der Amerikaner, durch den Krieg möglichst viel Geld über die eigene Rüstungsindustrie zu verdienen.

Hat jemand evtl. hierzu was gelesen gesehen oder gehört? ;)

Viele Grüße, Eric
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Leif
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Beitrag von Leif » 15.03.2005 18:12

Hi Eric.
Schau mal "meinen" letzten Link an und arbeite Dich durch 1 Millionen aufschlussreicher Seiten. Dort steht etwas zu den Röhren. Ich habe es selbst nur überflogen, glaube aber gelesen zu haben, dass viele Röhren durch den deutschen Überfall auf Frankreich erbeutet wurden.

Viele Grüße,
Leif

Gast

Beitrag von Gast » 15.03.2005 18:20

nee, leif hier geht es um die dioden...also halbleiter.

nach meinen bescheidenen elektronik-kenntnissen, war die grundsätzliche diodenfunktion schon lange vorher bekannt, siehe kristalldetektor.

die aus meiner sicht ersten und echten dioden, in dem sinne was man sich heute unter einer diode heute vorstellt, sind aber erst anfang der 50er in den usa entwickelt worden.

aber das ist evtl eine echte expertenfrage an den elektronik-spezie.

und selbst wenn diese geschichte war wäre, hätten sich die usa an den paar handvoll dioden auch kein riesen vermögen verdient.

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 15.03.2005 18:28

Tja Leute,

vielleicht Dioden im weiteren Sinne.
Bauteile, die in deutschen Funkmeßgeräten zwingend erforderlich für den erfolgreichen Einsatz waren.

Ich möchte Holger recht geben, daß mit den Dioden allein sicherlich kein Vermögen verdient werden konnte; allerdings hing scheinbar die gesamte amerikanische Rüstungsindustrie mit Herz und Seele an diesem Krieg.

Mein Zeitzeuge hat übrigens über 30 Jahre in den USA gelebt und gearbeitet und schien mir trotz seiner fast 80 Jahre nicht unglaubwürdig zu sein.

Bitte mal den Link genau ansehen: http://www.hts-homepage.de/TechnischesMuseum/TM12.html

Grüße, Eric
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petzolde
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Beitrag von petzolde » 15.03.2005 22:33

Es gibt Radioröhren mit mehreren Gittern, deren Anzahl mit den griechischen Zahlwörtern angegeben wird. Die einfachsten sind Dioden ("zwei Wege", für Gleichrichterzwecke), dann weiter z.B. Trioden, Pentoden; müßte mal wieder in meine alten Röhrenhandbücher schauen.
Im Gegensatz dazu Germanium-Dioden auf Halbleiterbasis, die es damals z.B. für Detektorempfänger gab. Transistoren wurden erst um 1950 erfunden.
gruß EP

Wilm

Beitrag von Wilm » 16.03.2005 22:48

Die ersten Dioden in industrieller Weise kamen anfangs der 30er Jahre auf. Die Typenbaureihe hies damals AA, die wohl bekannteste dürfte die AA118 sein. Im Gegensatz von Holgers Vergleich mit dem Kristalldetektor, handelt es sich bei der AA-Serie um einen echten Halbleiter mit einem realen PN-Übergang.

Revolutionär war damals, dass entgegen der Selen-Gruppen erstmals Germanium als PN-Substrat gewählt wurde. Selen mit einer Transitfrequenz von ca, 1 kHz war dafür nicht tauglich, Ge findet sich in der legendären 1N17 bei Freaks heute noch. Schwellspannungen von weniger als 0,28V sind kein Problem, die Vorspannung kann recht simpel erzeugt werden.

Die von Holger angesprochenen Kristalldetektoren basierten damals noch auf der Fritter-Technik, die eigenlich schon in den 20ern als nicht reproduzierbar gehalten wurden.

Just my 2 cents
Wilm

gerswz
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Beitrag von gerswz » 17.03.2005 23:08

Hallo Wilm

> Die ersten Dioden in industrieller Weise kamen anfangs der 30er Jahre auf.
> Die Typenbaureihe hies damals AA, die wohl bekannteste dürfte die AA118 sein. ....

Also da möchte ich dir wiedersprechen. Die Bezeichnung AA... stammt aus dem Halbleiterschlüssel, der irgendwann in den 50'er Jahren aufkam. In diesen wurde an der ersten Stelle zwischen den Halbleitermaterialien unterschieden, A -> Germanium, B-> Silizium, später C-> Galium-Arsenid. Dieser Schlüssel wird heute noch verwendet.

Davor, als Halbleiter eigentlich immer nur aus Germanium bestanden, wurden die Namen nach dem Röhrenschlüssel vergeben, wie OA.. ( ohne Heizung, Diode ) oder OC ( ohne Heizung, Triode => also Transistor ). Auch diese Bezeichnungen stammen aus der Zeit nach den Krieg.

In den 30 Jahren wurde bereits an den Grundlagen der Halbleitertechnik geforscht ( in D z. B. Walter Schottky bei Siemens in Berlin ), eine Serienfertigung von Halbleiterdioden in dieser Zeit ist mir nicht bekannt.

In den Funkmessgeräten, die Anfangs der 40'er Jahre entwickelt wurden ( und kaum noch zum Einsatz kamen ), vor allen in den Geräten für die 9- und 3-cm Wellen wurden bereits Halbleiterdioden eingesetzt. So war der Empfangsmischkopf des 9cm BERLIN Gerätesatzes mit der Diode ED705 bestückt.

Gruss, Gerhard

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