Jagdschloß

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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EricZ
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Beitrag von EricZ » 31.10.2004 11:08

Moin Forstbat

I've found the following in K.O.Hoffmann:
b) Im Bereich Marine-Küstenbefehlshaber Pommern

Marine-Flugmelde-Abteilung Pommernküste in Swinemünde
Kdr.: Freg.Kpt. Rabe (Eduard) Okt. 1937 - Sept. 1939
Korv.Kpt. Krüger (Hermann) Sept. 1939 - Febr. 1941
Korv.Kpt. Dr. Witt (Henry) Febr. 1941 - Jan. 1942 (f)

(Anfang 1942 umbenannt in:)

3. Mar.-Flugm.-Abt. - 3. Fluma in Swinemünde
Kdr.: Korv.Kpt. Külken (Hans) Jan. 1942 - März 1944
Korv.Kpt. Zühlsdorff (Otto) März 1944 - Ende

c) Im Bereich Marine-Küstenbefehlshaber Östliche (Mittlere) Ostsee

Marine-Flugmelde-Abteilung Pillau in Pillau
Kdr.: Freg.Kpt. Neumann (Friedrich) Juli 1939 - April 1940

(am 15. 4. 1940 umbenannt in:)

Marine-Flugmelde-Abteilung Östliche (Mittlere) Ostsee in Gotenhafen (Gdingen)
Kdr.: Freg.Kpt. Neumann (Friedrich) April 1940 - Febr. 1942

(Anfang 1942 umbenannt in:)

5. Mar.-Flugm.-Abt. - 5. Fluma in Gotenhafen
Kdr.: Freg.Kpt. Neumann (Friedrich) Febr. 1942 - Febr. 1945
Korv.Kpt. Dr. Zinke (Hans) Febr. 1945 - Ende
Fostbat, do you know the polish name for Hohenstein near Gdansk? (The radar-post "Makrele" was in Hohenstein)

Brgds
Eric

gerswz
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Beitrag von gerswz » 31.10.2004 15:29

Hallo Eric,

> Jagdhütte=Sekundär-Radar
Ja.

> Jagdschloß=Primär-Radar?
Nein, beides.

Die untere große Antenne der FuMG 404 war ein Primärradar. Über diese wurde ein Sendeimpuls hoher Leistung mit einer Sendefrequenz von 120-158 MHz bei den Siemens-Geräten und 158-240 MHz bei den Lorenz-Geräten abgestrahlt und anschliessend die Reflektion *aller* reflektierender Gegenstände ( eigene/feindliche Flugzeuge, Berge, Düppelwolken, .. ) mit der gleichen Frequenz wie der Sendefrequenz wieder empfangen, verstärkt und dargestellt.
Die obere kleine Antenne war ein zusätzliches Sekundärradar ( Kennungsabfrage ). Über diese wurde synchron zu den Sendeimpuls des Primärradars ein Sendeimpuls kleiner Leistung mit einer Frequenz von etwa 125 MHz abgestrahlt. Dieser Impuls wurde am Bord eigener Flugzeuge empfangen und mit einem Bordsender auf einer Frequenz von etwa 156 MHz mit einer verschlüsselter Kennung wieder zurückgesendet. Diese Rücksendung wurde wieder von der kleinen Antenne des FuMG 404 empfangen und zusätzlich zu den Reflektionen des Primärradars auf der Anzeige mit dargestellt.
Dadurch war eine Freund/Feind Unterscheidung auf der Anzeige möglich. Feindliche Flugzeuge ergaben einen kleinen Strich auf der Anzeige ( Reflektion ), Flugzeuge mit Kennungsgerät ( meist FuG 25a "ERSTLING" ) an Bord ergaben einen Doppelstrich ( Reflektion + Rücksendung ).


> Jedenfalls wird die Jagdhütte schon des Namens wegen wohl auch "Rundsuchfähigkeit" besessen haben.
Ja, auch die "JAGDHÜTTE" drehte ihre Antenne ständig im Vollkreis und hatte eine Rundum Anzeige.


> Interessant finde ich den Hinweis auf die Siegfried-Anlage, den Gina hier noch einmal gegeben hat.
Zu einer "SIEGFRIED" Anlage fällt mir in Augenblick nichts ein, aber der Antennenträger auf den Bild in Ginas Beitrag erinnert mich sehr stark an eine Y-Vielstrahlbake.



Gruss, Gerhard
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Beitrag von EricZ » 01.11.2004 10:15

Moin Gerhard,

wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich bei der von der geposteten Aufnahme um den Mühlenturm bei Schaephuysen (b. Krefeld), nur aufgenommen aus der entgegengesetzten Perspektive.

Gina, was meinst Du dazu? Alle anderen sind natürlich auch angesprochen...

Grüße, Eric
Zuletzt geändert von EricZ am 01.11.2004 11:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Gina » 01.11.2004 11:51

Ich meine ja!

Einen Unterschied sieht man an der Galeriebreite.
An diesen Mühlen wurde aber sicher ständig an und abgebaut ...
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Beitrag von EricZ » 02.11.2004 22:07

Moin,

wobei die Aufnahmen einmal den Blick von Westen und einmal Richtung Westen zeigen dürften.
Auf der von Gina ursprünglich gefundenen Seite sieht man auf der Aufnahme aber auch die Silhouette der Baracke.

Wenn ich allerdings lese, daß es sich bei diesem Gerät um eine Y-Vielstrahlbake gehandelt hat, dürfte dieses ja weniger ein Vorläufer des Jagdschloß-Gerätes, als vielmehr der hier ja auch bereits erwähnten Jagdhütte gewesen sein.

Grüße, Eric

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Beitrag von gerswz » 03.11.2004 12:45

Hallo Eric,

Ein paar Details zu den Y-Baken:

Die Funkmessgeräte ( Radargeräte ) wie FuGM 404 bzw. FuGM 405 sendeten periodisch einen relativ kurzen, unmodulierten Hochfrequenzimpuls aus und empfingen dann für längere Zeit die Reflektionen ( oder Rücksendungen ) auf ihren Sendeimpuls, die sie in geeigneter Art darstellten. Sie dienten dazu, in der Leitstelle am Boden ein Bild der Luftraumlage darzustellen.

Eine Leitstrahlbake ( egal ob X- oder Y(Kampf)-Verfahren ) sendete ein mit 2 kHz moduliertes Dauersignal. Sie hatte keine Empfangseinrichtung und keine Darstellung. Mit Hilfe einer geeigneten Antennenanordnung wurde das Sendesignal als schmal gebündelter Strahl ( ähnlich den Radargeräten ) oder bei einer Vielstrahlbake als mehrere, sternförmige Strahlen abgestrahlt. Die Richtung dieses Strahls wurde ständig um wenige Grad um eine gedachte Mittellinie hin und her geschaltet, wobei die Verweilzeiten in den jeweiligen Lagen unterschiedlich lang waren ( Verhältniss 1:7 ). Diese Baken wurden eingesetzt, um die Piloten von Kampfflugzeugen ( Bombern ) auf direkten Weg genau zu ihren Ziel zu führen ( Es gab auch eine Y(Jagd) Version für Jagdmaschinen, auf die ich hier jetzt nicht weiter eingehen will, da die Anlage bei Krefeld nicht dazu zählte ).

Die Leitstrahlbaken drehten sich nicht ständig, sondern wurden immer vor einem Einsatz so gedreht, dass die gedachte Mittellinie des Strahls genau durch das Ziel des geplanten Angriffs ging. Am Bord des Kampfflugzeuges befand sich ein Empfänger für die Bake, dessen Tonsignal im einfachsten Fall der Pilot über Kopfhörer abhörte. Befand er sich von der gedachten Mittellinie in eine Richtung abweichend, hörte er ständig ein längeres Pfeifsignal, das durch die Strahlrichtungsumschaltung kurz leiser oder unterbrochen wurde. Befand er sich in die andere Richtung abweichend, hörte er ein kurzes Pfeifsignal, das länger leise oder unterbrochen war. Befand er sich genau auf seinen Kurs, hörte er ein gleichmässiges Dauersignal.
Da das ständige Pfeifen den Piloten wahrscheinlich wahnsinnig machte, wurde die Signalauswertug an Bord verbessert und die Lage an einem Zeigerinstrument mit Mittelstellung angezeigt, später sogar über ein Koppelgerät mit der Seitensteuerung des Flugzeuges verbunden ( was den Piloten auch wieder nicht gefiel, da ihnen die Gewalt über seine Maschine genommen wurde ).

Die Y-Baken waren nur ein Teil der Bodeneinrichtungen des Y-Verfahrens. Zu einer Y(Kampf)-Stellung gehörten noch ein Y-Entfernungsmessender, ein Y-Entfernungsmessempfänger und ein Y-Peiler. All diese weiteren Geräte hatten auch Antennen, wenn auch deutlich kleinere als die Bake selbst. Diese Geräte mußten aus technischer Sicht nicht unbedingt in der Nähe der Bake aufgestellt sein, waren es aber aus organisatorischen Gründen meist doch. Es ist mir nicht bekannt, ob diese weiteren Geräte auch in der Nähe der Krefelder Versuchsanlage standen.

Da die zu Grunde liegenden Prinzipien völlig verschieden sind, sehe ich die X- oder Y-Baken nicht als Vorläufer irgendwelcher Funkmessgeräte ( Radar ).

Gruss, Gerhard

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Beitrag von EricZ » 03.11.2004 13:05

Moin Gerhard,

Herzlichen Dank für die fundierte Horizonterweiterung. :thumbup: :thumbup: :thumbup:

Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob dieses Gerät überhaupt ein Vorläufer der späteren Jagdhütte gewesen sein könnte, hatte nur meine Formulierung nicht allzu trefflich gewählt... :cry:

Viele Grüße, Eric

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Beitrag von EricZ » 04.11.2004 18:25

Moin,

wenn ich es richtig gesehen habe, wurden scheinbar noch eine Vielzahl von Spielarten unterschiedlicher Rundsuchgeräte bis zum Kriegsende entwickelt, die letztlich nahezu alle zur Freya-Familie zu zählen sind.

Aus der Würzburg-Reihe waren aber auch ein Berlin L- und ein Kulmbach-Gerät hervorgegangen.

Einige andere Namen aus der Freya-Reihe:

- Wellenreiter

- Europa

- Panorama

- Riese P

- Propeller

- Wasserspiel

- Tiefentwiel

- Jagdwagen

- Jagdhaus

und Forsthaus

lassen ahnen, wie heftig in diesem Bereich noch F&E bis auf die letzten Tage des Krieges betrieben wurde.

Wenn ich mich nicht vertue, habe ich von den allermeisten der hier aufgeführten noch nirgendwo Bilder gefunden.

Hat jemand vielleicht etwas mehr Glück als ich gehabt? :)

Viele Grüße, Eric

gerswz
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Beitrag von gerswz » 05.11.2004 02:19

Hallo Eric,

> wenn ich es richtig gesehen habe, wurden scheinbar noch eine Vielzahl von Spielarten unterschiedlicher
> Rundsuchgeräte bis zum Kriegsende entwickelt, die letztlich nahezu alle zur Freya-Familie zu zählen sind.
> Aus der Würzburg-Reihe waren aber auch ein Berlin L- und ein Kulmbach-Gerät hervorgegangen.
> ...................
> lassen ahnen, wie heftig in diesem Bereich noch F&E bis auf die letzten Tage des Krieges betrieben wurde.
> Wenn ich mich nicht vertue, habe ich von den allermeisten der hier aufgeführten noch nirgendwo Bilder
> gefunden.
> Hat jemand vielleicht etwas mehr Glück als ich gehabt?

Ja, Herr Trenkle hat viele Bilder gefunden :-).

Im ernst, ich empfehle dir, mal die 'Trenkle' Bücher durchzuarbeiten.

Fritz Trenkle war bei der Luftwaffe, anfangs als Funker, später Leiter einer Inst. Werkstatt, im letzten Kriegsjahr beim Flugforschungsinstitut Oberpfaffenhofen ( FFO ) tätig. Also sehr nahe an der Materie dran. Ende 70, Anfang 80 schrieb er mehrere Bücher zu den Thema, von denen zwei besonders zu den hier angesprochenen Geräten passen:

1. "Die deutschen Funkmessverfahren bis 1945". Alles was mit deutschen 'Radar' Geräten zu tun hatte, natürlich
die Klassiker FREYA und WÜRZBURG mit all ihren Varianten, die JAGDxxxx und BERLIN Geräte, verschiedene Versuchsanlagen.... Gerade nur so erwähnt werden allerdings solche Projekte wie WELLENREITER oder EUROPA, die das Papierstatium nie verlassen hatten.

2. "Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945". Hier wird auf die Anlagen und Verfahren zur Kamp- und Jagd-Führung eingegangen, also X-, Y-, Z-, EGON-Verfahren, WODAN, KNICKEBEIN, ELEKTRA, SONNE Anlagen usw.

Die Bücher sind allerdings technikbezogen, allgemeine Kenntnisse der Funktechnik erleichtern das lesen ungemein. Sie sind reichlich mit Originalfotos vieler ( nicht aller ) Gesamtanlagen und einzelnen Geräte sowie mit Schal- und Funktionsskizen versehen. Er geht auch darauf ein, aus welchen Versuchsgerät welche Geräte entstanden und welche Geräte aus welchen weiterentwickelt wurden. Weniger zu finden sind Angaben über die genaueren Einsatzorte, fast nicht zu finden sind Angaben über die Einheiten, bei denen die Geräte verwendet wurden.


Weitere interesante Bücher von F. Trenkle:

"Die deutschen Funkstörverfahren bis 1945". Geräte zur Funkstörung wie BRESLAU, Entstörung wie xxxLAUS, und auch zur Funkpeilung im höheren Frequenzbereich wie SAMOS, FANÖ, PULM, NAXOS, NAXBURG, usw..

"Die deutschen Funklenkanlagen bis 1945". Verfahren und Geräte zur Funkfernsteuerung von Raketen wie FRITZ-X, WASSERFALL, V1, V2, MISTEL-Gespannen, ferngelenkten Panzern, Fernsehbildübertragungsanlage TONNE, Näherungszünder, ...

"Die Deutschen Funkpeil- und Horch-Verfahren bis 1945". Geräte zur Sprech- und Tastfunküberwachung, Funkpeilung, ..

"Die Deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945, Band 1" ( bis 1933 ) und
"Die Deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945, Band 2" ( 33-45 ). Sprech- und Tastfunkgeräte, Tornisterfunkgeräte, Agentenfunkgeräte, Richtfunkgeräte, Schlüsselgeräte...

Es gibt noch einen 3. Band in dieser Reihe ( Funk- und Bordsprechanlagen in Panzerfahrzeugen ), dieser ist aber nicht von F. Trenkle.

Gruss, Gerhard

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Beitrag von FW.200 Condor » 09.11.2004 23:52

Moin,

neues beisteuern kann ich leider nicht - aber ich bin doch bass erstaunt, was da offensichtlich an "high-tech" gegen Kriegsende auf deutscher Seite so alles eingesetzt wurde ! Obwohl immer allgemein an der Historie 2.Weltkrieg interessiert, habe ich über das Thema, ausserhalb des Forums, so gut wie nichts gehört.
Radaranlage mit 360´ rundsicht inklusive sekundär - Radar... Hatten die deutschen Flugzeuge am ende noch eine art Transponder,. der eine Zuordnung des Radarechos ermöglichte? Ich hatte die Freund/Feind Anlage in den Flugzeugen, niemals für so hochentwickelt gehalten - jedenfalls bisher... :shocked:
Gruß,

FW200 >Condor<

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