Aktion Triberg: Tri-Werke, Triberg-Spiegel, Tripelspiegel, usw.

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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niemandsland
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Aktion Triberg: Tri-Werke, Triberg-Spiegel, Tripelspiegel, usw.

Beitrag von niemandsland » 12.07.2021 10:12

Moin,

seit ein paar Jahren befasse ich mich jetzt schon mit dem Thema Tripelspiegel (= alternative: Tri-Werke und Triberg-Spiegel).
Da so ein Forum vom Austausch und von der Entwicklung des Kenntnisstandes profitiert, möchte ich das Thema jetzt hier im Funkmessbereich fortführen... :-)

Zuerst einmal... die alten Beiträge von 2014 / 2016 von mir hier im Forum:
1) Scheinanlagen Radar Tripelspiegel (Beginn: 2014-06-23)
2) Tripelspiegel im Steinhuder Meer (Beginn: 2016-05-02)

Außerdem:
- RADAR CAMOUFLAGE by SES

-- Quellen

Trenkle, Fritz:
Die deutschen Funkstörverfahren bis 1945, 1981, S. 138 ff.

Web: AGR Protokolle ( zuletzt geprüft: 2021-07-12 )

-- Fundstellen

Arbeitsgemeinschaft "Rotterdamm" (AGR)

- Besprechungsprotokoll vom 1943-09-02

Trieberg-Spiegel verschiedener Größe (1,50 m, 3 m und 5 m)

- Projekt "Fahrland" (Fahrlandsee)
- Projekt "Havel"
- Projekt "Schwielowsee" (diverse Versuche)
- Projekt "Tiergarten" (3 Versuche, u.a. 5x 5m Spiegel in 150m Abstand)

Tarnung von -> Müggelsee, Müritzsee, usw.

---
Aus: RLM: GL-Sitzung vom 18.12.1943
zu : Tarnmasznahmen gegen das Rotterdamgerät

Zitat #1: Zu Tri-Werke, Triberg- oder Trippelspiegel
Die Entwicklung der Tarnmasznahmen gegen das Rotterdam-Gerät ist nun zu eimem gewissen Abschlusz gekommen. Es handelt sich hierbei darum, das die zu tarnenden Flächen mit sogenannten Tri-Werken bestellt werden. Das sind über kreuz gestellte Eisenbleche von 3 bis 5 m Länge.
Zitat #2: Reichshauptstadt Berlin bereits getarnt
Im Rahmen unserer Versuche ist nun das Gebiet von Grosz-Berlin bereits getarnt. Es kommt nunmehr darauf an, diese Tarnung in größeren Umfange fortzuführen, über das ganze Reichsgebiet hin.
Was soll getarnt werden:
- Tarnung von 7 groszen Seengebieten
- Peenemünde
- Friedrichshafen
- Wiener Neustadt
- Stettin
- Hamburg
- Hannover
- wichtigsten Bahnhöfe (Duisburg-Ruhrort, Mannheim-Ludwigshafen, Fallersleben, Reichswerke Hermann-Göring)
- Landtarnung (Berlin: Flughafen Tempelhof, Johannistal)
- Industrieobjekte mit gleichzeitiger Anlage von Scheinanlagen (z.B. Leuna, Kraftwerk Oldenberg)

Zitat: Industrieobjekte / Scheinanlage
Hierbei soll die Fläche durch Tri-Werke erweitert und gleichzeitig eine Scheinanlage errichtet werden.
Milch forderte dann "die Potsdamer Seen, dann die brandenburgischen Seen, sowie Müggel- und die anderen Seen" mit in das
Programm aufzunehmen ("Tarnung von Berlin").

Später berichtet Milch noch, das er angeordnet habe, das die Tarnung der Ost-West-Achse entfernt werde. Und Prof. Petersen
führte weiter aus, das die Tarnung der Ost-West-Achse das Gegenteil bewirkt.
Diese Tarnung funktioniert nur als prachtvoller Reflektor.
Es folgen zwei Zitate von Erhard Milch über was getarnt werden soll...
Ich würde vorschlagen: wir haben zunächst zwei wichtige Aufgaben: Berlin und Leuna. Diese beiden Projekte müssen wir, ohne das ein Befehl von irgendeiner Seite kommt, auf die Beine stellen. Die Landmasznahmen stehen noch im Stadium des Versuchs und der Erprobung.
Wir müszten in einer Woche sagen können, jetzt sind die Seen um Berlin zu. Diese erste Aufgabe scheint mir nicht zu grosz zu sein. Die übrigen Objekte folgen der Reihe nach entspr. ihrer Wichtigkeit. Die Seen bei Hannover, das Steinhuder Meer usw. sind auch keine so große Sachen. Sehr viel schwieriger liegt die Sache bei den Küstenstädten, wo große Wassermassen in Frage kommen, die freibleiben müssen, wo Ebbe und Flut aufeinander folgen. Jedenfalls ist an der Nordsee die Sache wesentlich schwieriger. Die Talsperren wären auch noch zu berücksichtigen obwohl man heute sagen kann, dasz ihr Schutz richtig ist und da nichts mehr passieren kann.
Soweit die Fundstellen, die ich bisher aus Akten gezogen habe, was in dem Buch von Trenkle steht, kann sofern nicht bekannt, jeder selbst nachlesen. Das führe ich hier nicht weiter aus.

Interessant für mich sind jetzt mal Orte, die bekannt sind, wo Maßnahmen gegen das britische Rotterdam (H2S) umgesetzt worden sind.

Für den Raum Hannover gab es schon in einer Chronik den Hinweis auf (angeblich) 800 Spiegel auf dem Steinhuder Meer.
Ich habe die exakte Zahl bisher nicht ermittelt, konnte aber anhand von Luftbildern nachweisen, das es diese Maßnahme wirklich gab.

Steinhuder Meer, zwischen Steinhude und Mardorf (weiße Düne)

Befliegung: US 7/2240
Datum: 1944-07-06
Bild(er): 3043-3045

Befliegung: US 7/1992
Datum: 1944-07-20
Bild(er): 3004/3005

Auf Gyges.dk (SES) werden für Dänemark folgende Orte aufgeführt:
- Esbjerg ( Skallingen ??? )
- Hansted
- Ringkobing Fjord
- Thyboron

An der Nordseeküste soll der Dollart mit Tripelspiegeln getarnt worden sein. Fundstelle war wahrscheinlich das KTB der II.M.Fla-Brigade (Wilhelmshaven) ich habe die entsprechende Stelle bisher nicht wiedergefunden. Und auf meinem Notizzettel steht nur Dollart.

Vielleicht sei noch anzumerken, das man für 500 qm Wasserfläche 1500 t Stahl, 50.000 fm (=Festmeter) Rundholz und 175.000 Tageswerke benötigte. So heißt es in dem Bericht zu einem Projekt.

Soweit meine Ausführungen...

Ich wäre sehr dankbar dafür, wenn irgendjemand etwas belegbares zu diesem Thema beitragen könnte (nach Möglichkeit durch Dokument-Quellen oder via Luftbilder belegt) es hier postet.

Wenn jemand weitere Orte kennt, die in dieses Programm einbezogen worden sind, wäre ich sehr dankbar, wenn diese Liste fortgeführt wird. ;-)

Soweit mal vom mir.

Gruß aus Hannover,
Guido Janthor.
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit! :jump:

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