Institut für Hochfrequenztechnik

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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zulufox
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Institut für Hochfrequenztechnik

Beitrag von zulufox » 13.01.2016 11:54

Hallo Freunde,

auch das neue Jahr will ich gleich mit einer komplexen Anfrage beginnen:

der leider inzwischen auch verstorbene Hans Willbold hat in seinem Buch

Der Luftkrieg zwischen Donau und Bodensee
Federsee-Verlag, Bad Buchau; 2002

auf Seite 30 geschrieben:

Unterdessen war am 9. Oktober 1942 die Fliegerhorstdienststelle Dornstadt aufgelöst worden. ...
Zeitgleich mit dieser Auflösung kam das Institut für Hochfrequenztechnik unter Leitung von Dr. Breuning auf den Platz. Es befaßte sich als Zentralversuchsstelle für Hochfrequenz-Forschung zum einen mit der Störung der feindlichen Funktechnik als auch mit der Entwicklung bzw. Verbesserung der deutschen militärischen Funkmeßgeräte.
Es verblieb auf dem Platz Dornstadt bis kurz vor Kriegsende, wo es nach Bad Aibling verlegt wurde.


Wie geschrieben, kann ich den Autor leider nicht mehr befragen.

Wer weiss Genaueres über dieses Institut und seine Aufgaben?
Interessant scheint zu sein, dass es bei der Erprobungsstelle Rechlin in der Anfangszeit einen Ingenieur Breuning in der Gruppe Funkgeräte geben haben soll. Dieser scheint dann zur SS gegangen zu sein.

MfG
Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von SuR » 17.01.2016 15:49

Moin Zf,

ich habe zwar vom Thema so gut wie keine Ahnung, aber ein bisschen im Netz gesucht.

Es dürfte nicht ein "Institut für Hochfrequenztechnik", sondern um die "Zentralversuchsstelle der Reichsstelle für Hochfrequenzforschung" gehandelt haben.

Der gesuchte Mann war vermutlich Dr. Ernst Breuning, er wird in der Vorkriegszeit in Verbindung mit Zeppelin-Radar-Erforschungsfahrten über England genannt.

Im BA-MA unter RL 39 (Forschungsinstitute der Luftwaffe, 1939-1945) gibt es einige Aktennachweise zur Kriegs- und Nachkriegszeit, u.a.
- zur Aktenführende Organisationseinheit RHF Ulm-Dornstadt sowie zu
- Arbeiten des Forschungs-Institutes Dr. Breuning, Beyharting

Deswegen bin ich mir auch nicht sicher, ob mit der Verlegung von Dornstadt nach Bad Aibling wirklich stimmt, denn im BA-MA-Findbuch in Verbindung mit Bad Aibling ein Mitarbeiter namens H. Breuninger aufgeführt. Beyharting ist hingegen bei Freising....

... und dann gibt es noch einige (Nachkriegs-) Patentanmeldungen (ab 1949) von Dr. Ernst Breuning, u.a. zum Thema Ultraschall. Anmeldeort war meist Albeck, Kreis Ulm-Do.


Link zu den Zeppelinfahrten: https://de.wikipedia.org/wiki/LZ_130 bzw. "Technical and Military Imperatives: A Radar History of World War 2", S. 97 (gibt´s bei Google Books) bzw. "Albert Sammt: Mein Leben für den Zeppelin. 2. Auflage. Mit einem Beitrag von Ernst Breuning. Bearbeitet und ergänzt von Wolfgang von Zeppelin und Peter Kleinhans. Pestalozzi Kinderdorf, Wahlwies 1989, ISBN 3-921583-02-0."

Link zum Findbuch RL 39: https://open-data.bundesarchiv.de/ddb-b ... _RL_39.xml

Link zu den Patentanmeldungen: Depatisnet
LG,
SuR

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zulufox
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Beitrag von zulufox » 18.01.2016 19:53

Moin,

und ganz herzlichen Dank :thanx: für die Informationen. Da gibt es noch einiges Verworrenes und eventuell Geheimnisvolles zu klären. Es hat nämlich tatsächlich neben der "Reichsstelle für Hochfrequenzforschung" ganz offensichtlich auch ein "Institut für Hochfrequenztechnik" gegeben.

Unter der Signatur NS 19/2057 liegt im Bundesarchiv folgendes:
Hochfrequenzforschung.- Bericht des Bevollmächtigten für die Hochfrequenzforschung, Staatsrat Dr. Ing. H. Plendl, über die Zusammenarbeit der an der Hochfrequenzforschung beteiligten Institutionen wie dem Institut für Hochfrequenzforschung (der SS) in den Konzentrationslagern Dachau und Groß-Rosen mit "Rechenschaftsbericht über die Hochfrequenzforschung und die Betreuung von sogen. 'Vertikalaufgaben'" vom 16. Dez. 1943 sowie als Anlage "Bericht über die Anfliegbarkeit der Reichshauptstadt mit Hilfe des Rotterdamgerätes und die Abwehrmöglichkeiten" vom 9. Okt. 1943

MfG
Zf :holy:
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Beitrag von SuR » 18.01.2016 20:18

Gerne! :-)

Zur Anfliegbarkeit der Reichshauptstadt mit Hilfe des Rotterdamgerätes und die Abwehrmöglichkeiten findest Du auch das eine oder andere auf http://cdvandt.org.
LG,
SuR

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Beitrag von Cremer » 19.01.2016 10:09

Wenn ich mich richtig erinnere findet man bei cdvandt auch mehrere Bespechungsberichte einer Tagung in München wo Breuninger mit dabei war.
Hier: Navigation Tagung auf der Startseite. Am 23.+24. März 1944 in Landsberg beim Ferdinand Braun Institut, auch unter "Landsberger Tagung"
MfG Euer Fernmelder
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Beitrag von EricZ » 19.01.2016 13:53

Moin,

zum Ferdinand-Braun-Institut in Landsberg/Lech hatte wir zwar bislang keinen gesonderten Beitrag, aber es dürfte bereits in dem thread zur Basis-Kometanlage als Reichsstelle für Hochfrequenzforschung erwähnt worden sein.

https://www.geschichtsspuren.de/forum/b ... ometanlage

Sollte ich mit meiner Einschätzung daneben liegen, bitte entsprechende Erläuterung :)

Gruß, Eric
And I'm hovering like a fly, waiting for the windshield on the freeway...

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Re: Institut für Hochfrequenztechnik

Beitrag von HardyL » 02.05.2020 09:54

Guten Morgen,

ich bin neu hier im Forum und zufällig auf den Thread gestoßen.

Die Ausführungen des Autors Hans Willbold in seinem Buch sind zutreffend. Bei dem erwähnten Dr. Breuning handelt es sich um den ehemaligen Flieger-Oberstabsingenieur Dr. Ernst Breuning (*16. April 1905). Die Personalakte des Herrn Dr. Breuning befindet sich im BArch in Freiburg unter der Signatur PERS 6/140393.

Bei dem Institut in Ulm-Dornstadt handelte es sich um die "Zentralversuchsstelle für Hochfrequenzforschung", die der "Reichsstelle für Hochfrequenzforschung" unterstand. Im März 1945 wurde die Zentralversuchsstelle aufgrund der Bombardierungen der Stadt Ulm in die Gegend von Bad Aibling verlegt. Das Institut bestand aus vier Abteilungen, die auf mehrere Standorte rund um Bad Aibling verteilt wurden, darunter Beyharting und Schalldorf. Nachzulesen im CIOS File XXXI-37, Item No. 1 & 7, "Institutes of the Bevollmaechtigter für Hochfrequenzforschung" ab Seite 197. Das CIOS-File kann man sich auf cdvandt.org unter dem Button "FIAT-CIOS-BIOS" herunterladen. In dem CIOS-File sind jedoch einige Personen- und Ortsnamen falsch geschrieben.

Gruß
Hardy

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Re: Institut für Hochfrequenztechnik

Beitrag von Blechhaferl » 04.05.2020 14:33

Hallo,
in den CIOS und BIOS-Akten ist einiges falsch geschrieben, vermutlich weil die Phonotypistinnen den diktierten Wortlaut in Schrift umwandelten, da kam öfter mal was komisches dabei raus, sowohl aus sprachlichen, als auch aus Gründen des mangelnden Technikwissens.
Im zweiten Posting von 2016 steht, Beyharting wäre bei Freising. Möglich dass es da auch eines gibt, dasjenige wo eine Versuchsstelle des Amtes für Wellenausbreitung lag, ist unweit von Jakobneuharting, wo sich die Versuchsanlage auf dem freien Feld befand, und heute noch zwei Antennenfundamente stehen. https://goo.gl/maps/75hfXzPExJM6nAvq8
Wissenswertes: https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Vilbig
Auch andere Namen in den CIOS-Berichten die im Zusammenhang damit stehen, kann man dahingehend suchen.
Gruß
Albert

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Re: Institut für Hochfrequenztechnik

Beitrag von Elli » 14.10.2020 10:07

Hallo Albert,
wie bereits erwähnt, wurde das Institut im März 1945, auch wegen der näher rückenden Frontlinie, nach Bayharting (83104) & Teilgemeinden sowie Schalldorf (83550) verlagert. Alle Gemeinden liegen bei Bad Aibling, dessen Flugplatz für die Verlagerung mitbenutzt wurde.
Mfg. Elli :-)

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Re: Institut für Hochfrequenztechnik

Beitrag von EPmuc » 31.08.2023 15:14

Zu der Anlage bei Jakobneuharting ein Artikel der SZ aus einer Serie über Lost Places
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/eb ... -1.6177897
Gruß, Eugen
Heute ist das Morgen vor dem Du dich gestern gefürchtet hast.

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