Wie sieht eine Gelbkreuz-Granate aus?

Militärische Objekte des Ersten Weltkriegs, der Kaiserzeit etc.
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Zaquarta
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Wie sieht eine Gelbkreuz-Granate aus?

Beitrag von Zaquarta » 01.04.2012 15:20

Hallo!

Nachdem ich nun Google befragt habe und Wikipedia usw. muss ich feststellen, dass ich
nicht mehr weiterkomme. Ich arbeite gerade an einem Referat über Senfgas und wollte zur Illustration ein Bild einer Gelbkreuz-Granate einfügen. Aber ich finde einfach nirgendwo
eines. Ich weiß nicht mal, wie die Dinger eigentlich ausgesehen haben.
Vielleicht kann mir ja hier jemand helfen und eine kurze Beschreibung posten?
Oder mir einen Tip geben?

Das wäre echt nett.
Eben hab ich es noch mal versucht und bin auf dieses Foto gestoßen:

http://www.forumeerstewereldoorlog.nl/w ... /Blaukreuz

Waren die Dinger echt so "farbenprächtig" ??

Tom Riddle

Beitrag von Tom Riddle » 01.04.2012 19:03

Moin!

Das von dir verlinkte Bild halte ich für eine "leichte Übertreibung" zu Demonstrationszwecken im Museum.

Mein Urgroßvater war zu der Zeit Offizier bei der Artillerie und sprach immer nur von Ringen, mit denen die unterschiedlichen Munitionsarten gekennzeichnet waren.

Aber die hier (GEKA in Munster) können dir unter Garantie kompetent weiter helfen. Vielleicht auch mit aktuellen Bildern. Ansonsten könnten dir die Autoren von I. Weltkrieg weiterhelfen. Beachte hier auch das Merkblatt über "Verhalten bei Gasangriffen".

Schönen Sonntagabend noch

TR

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Beitrag von MikeG » 01.04.2012 19:07

Moin!

Nein, waren sie nicht. Eine eindeutige Kennzeichnung gab es tatsächlich in der Praxis auch nicht wirklich. Meist waren solche Granaten einfach durch einen gelben Ring markiert, manchmal auch anders. Aus diesem Grund haben es die Kampfmittelräumer heute auch besonders schwer mit solcher Munition - enthält sie Kampfstoffe oder ist es "nur" Brisanzmunition? Einige Geschosse findest Du auf einem Foto in diesem Artikel: https://www.geschichtsspuren.de/artikel ... toffe.html

Übrigens ist es mit dem Begriff "Senfgas" auch so eine Sache: Gemeint sind hier meist Kampfstoffe wie Lost, die in Wirklichkeit alles andere als gasförmig (aber keineswegs weniger gefährlich) sind. Aber das hast Du sicher schon selbst recherchiert.

Mike

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Beitrag von Red Baron » 02.04.2012 08:00

In einer britischen Zusammenstellung über deutsche Munition vom 01.05.1918 gibt es u.a. die folgenden Bemerkungen und Abbildungen.
Die "farbenprächtige" Darstellung der Granaten wird auch bei den Briten so beschrieben. Man beruft sich dabei auf erbeutete deutsche Dokumente.

Gruss

Andreas
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Beitrag von MikeG » 02.04.2012 13:32

Aber Achtung: Es gab Granaten, die so aussahen - aber das ist doch eher ein kleiner Teil, die meisten sahen anders aus, vor allem in späterer Zeit.

Mike

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Beitrag von Zaquarta » 04.04.2012 18:48

Tom Riddle hat geschrieben:Moin!

Aber die hier (GEKA in Munster) können dir unter Garantie kompetent weiter helfen. Vielleicht auch mit aktuellen Bildern.

TR
Ich hab die Geka inzwischen angeschrieben und auch ein Bild erhalten. Die Granaten des 1. Weltkrieges sahen tatsächlich so bunt aus wie in dem ersten, verlinktem Bild.

Vielen Dank für den Tip!
(und natürlich auch an alle anderen Antworter :-)
mein Benzin - Gasolin ;-)

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Beitrag von petzolde » 04.04.2012 21:01

Eine der britischen Darstellungen enthält auch "Blaukreuz".
Dazu fällt mir ein: In Münster gibt es ein "Blaukreuzwäldchen", eine Ortsbezeichnung, die ich auch andernorts gefunden habe. Da kommt die Frage auf, ob ein Zusammenhang besteht?

Andererseits: Soweit ich erinnere, sind "Blaukreuzler" eine "Anti-Alkohol-Gesellschaft". Muß man evtl. auch Zusammenhänge zwischen Giftgas und dieser Gesellschaft vermuten?

gruß EP

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Beitrag von zulufox » 04.04.2012 23:20

Hallo EP,

nein, muss man wohl nicht, kam von der Kennzeichnung:

Blaukreuz = Clark I / Clark II http://de.wikipedia.org/wiki/Diphenylarsinchlorid

Gelbkreuz = Lost, auch Senfgas http://de.wikipedia.org/wiki/Senfgas

Grünkreuz = Phosgen http://de.wikipedia.org/wiki/Phosgen

Neu entwickelt wurden vor und im Zweiten Weltkrieg dann noch Tabun, Sarin und Soman.

Wer mehr lesen möchte, dem sei u.a. empfohlen:

Oberholz, Andreas
Tödliche Gefahr aus der Tiefe -Bittere Erkenntnis zu Kriegs- und Rüstungsaltlasten-
Kommunal-Verlag Düsseldorf, 1. Auflage 1991, ISBN: 3-87433-077-X

MfG
Zf :holy:

P.S.: Noch eine Anmerkung zur Kennzeichnung: Die Farbkennzeichnung war auf den Granaten vor dem Verschuss zu finden. Hatten sie mal das Rohr nach den Abschuss verlassen, dann war auch meist von der Farbe nichts mehr da!
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von kuhlmac » 05.04.2012 10:29

petzolde hat geschrieben:
Andererseits: Soweit ich erinnere, sind "Blaukreuzler" eine "Anti-Alkohol-Gesellschaft". Muß man evtl. auch Zusammenhänge zwischen Giftgas und dieser Gesellschaft vermuten?
Muss man definitiv nicht:
Die Gründer verglichen sich, in Anlehnung an das kurz zuvor gegründete Rote Kreuz, mit „Krankenträgern, die sich auf den Kampfplatz des Lebens begeben, um die Opfer der Trunksucht und des Wirtshauslebens zu retten“. So entstand als Symbol das Kreuz. Die Farbe Blau war seit jeher die Farbe der Abstinenzbewegungen im angelsächsischen Raum.
http://de.wikipedia.org/wiki/Blaues_Kreuz
"Wir essen jetzt Opa!" Satzzeichen retten Leben!

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Beitrag von petzolde » 06.04.2012 00:36

Danke für die Infos!
Wenn ich es richtig einschätze, entstanden die Orts- oder Siedlungsnamen mit "Blaukreuz" wohl zwischen den beiden Weltkriegen. Demnach zu der Zeit, als in USA die Prohibition grassierte.
Also wohl kein Zusammenhang zwischen Giftgas und Antialkoholikern.
gruß EP

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