Kyrillischer Text auf Geschütz

Militärische Objekte des Ersten Weltkriegs, der Kaiserzeit etc.
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Red Baron
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Beitrag von Red Baron » 06.04.2009 07:14

Leider gab es an zu diesem Geschütz keine Hinweise auf einer Tafel. Das Geschütz selbst war ebenfalls nicht beschrftet: keine Serinennummer, kein Hersteller, einfach nichts!
Daher zwei Möglichkeiten:
1. es war preussischer Natur, gehörte zum ehemaligen Zeughaus in Berlin, wurde durch sowjetische Soldaten beschriftet und von der franz. Armme nach 1945 als Beute nach Paris geschafft.
2. es war französischer Natur, wurde 1870/71 von Preußen erbeutet, nach Berlin geschafft und 1945 von Sowjets beschriftet. Anschließend wurde es von den Franzosen Heim geholt.

Leider war die Zeit für mich zu kurz, um im Museum nachzufragen.

Gruss

Andreas

Kongo Otto

Beitrag von Kongo Otto » 11.04.2009 20:25

Das ist eine Französiche "Canon obusier de 11 pouces Systeme An XI 1810"
was auf Deutsch Heißt " Haubitze Kaliber 11 Zoll System AN XI, Baujahr 1810"
Geschoßgewicht: 44 livre ( 44 Pfund)
11 pouces = 11 Zoll = 279,4 mm)

Das "System AN XI" wurde 1803 spezifiziert, welches die vormaligen
Artilleriegeschütze des "Systeme Gribeauval" ersetzen sollte. Unter anderem wurde im
System AN XI das Gewicht der Rohre reduziert und der Munitionskasten von der Lafette auf
die Protze verlagert.

Hier auf dem Foto ist die Haubitze in einer Lafette für den Gebrauch als Festungsgeschütz aufgestellt.
So wurden zwei dieser Haubitzem 1814 von Preußischen Truppen in der Franz. Festung La Fere erbeutet und durch Oberst Mente nach Berlin abtransportiert.

Quelle: Mente, W. Von der Pieke auf : Erinnerungen an eine neun und vierzigjährige Dienstzeit in der Königlich Preußischen Artillerie. Berlin : Verlag von Alexander Duncker, 1861, 328 Seiten

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Red Baron
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Beitrag von Red Baron » 14.04.2009 07:58

Super! Ich danke Dir Kongo Otto. Somit ist die Herkunft und die Geschichte des Geschützes geklärt. Die Belagerung von La Fere ist recht gut 1872 in Benno v. Tiedemann "Der Festungskrieg im Feldzuge gegen Frankreich 1870-1871" beschrieben, aus dem ich hier den Auszug über La Fere wiedergebe:

Nach der Capitulation von Metz erhielt die I. Armee die Bestimmung, die Einschliessung der Festungen Thionville, Longwy; Montmedy und Mèzières auszuführen und die im nordwestlichen Frankreich neugebildeten feindlichen Heere niederzuwerfen.
Bei La Fere treffen sich die Strassen nach Cambray und Amiens; der Ort selbst liegt an der grossen Strasse. welche von Laon über Compiegne nach Paris führt, und zugleich auch an dem Canal Crozat, welcher als Wasserverbindung von Paris über Valenciennes nach Antwerpen benutzt wird; die von Laon nach Paris führende Eisenbahn geht südlich am Orte vorbei und zwar zunächst westlich nach Tergnier, von wo sich die Bahnen nördlich nach Amiens, Cambray und Valenciennes abzweigen.
Bei dieser für den Auftrag der I. Armee höchst wichtigen und einflussreichen Lage der kleinen Festung La Fere, 4 Meilen nördlich von Soissons, konnte es für den Commandirenden der Armee, General der Cavallerie, Freiherrn von Manteuffel, nicht zweifelhaft sein, dass der Platz so bald als möglich zu nehmen sei, weil er als Sperrpunkt der gedachten Communicationen diente.
La Fere mit 5000 Einwohnern war von Alters her der Sitz einer Artillerieschule von bewährtem Rufe, aus der die berühmtesten Generale dieser Waffe für die französische Armee hervorgegangen sind; ein Weiteres bietet der Ort nicht. Die Fortification von La Fere, Festung II. Klasse, besteht aus einer hohen, mit mittelalterlichen Vertheidigungseinrichtungen versehenen Stadtmauer. Der vorliegende tiefe Graben wird durch theils halbrunde, theils eckige Thürme resp. Brechungen der Escarpe bestrichen. Westlich, nördlich und östlich ist diese Stadtmauer durch eine schwach·profilirte Erdenceinte von unregelmässigem Tracè gegen direktes Feuer gedeckt. Vor Einführung der gezogenen weittragenden Geschütze und des indirekten Breschschusses mochte das genügen; jetzt kann man der Stadtmauer ungeachtet der Erdenceinte, auf weite Entfernungen beikommen. Die Übergänge über die Oise und den Canal Crozat sind durch eine kleine Verschanzung, nach Art einer Brückenkopfbefestigung gedeckt.
Die Festung war so gut und vollständig armirt, als man es nur erwarten konnte; namentlich ist anzuführen, dass die Oise angestaut und hierdurch eine weitreichende wirksame Inundation derselben über das zu dergleichen sehr günstig liegende Wiesenterrain erzeugt worden war. Diese Niederung ist unmittelbar bei der Festung etwa ¼ Meile breit, erweitert sich nach Norden und Süden und geht östlich und westlich zu sanft ansteigenden Höhen über, welche, namentlich die östlichen, in die Festung eine vollkommene Einsicht gestatten und äusserst günstig gelegene Emplacements für Batterien darbieten, von denen aus der Platz erfolgreich beschossen werden kann.
Um die Ausführung der Cernirung von La Fere möglichst zu beschleunigen, wurde die 4. Infanteriebrigade unter dem Befehl des Generalmajors von Zglinitzky bereits von Metz aus per Eisenbahn nach Soissons gesendet, um alsdann von hier aus am 14. November per Fussmarsch in die Stellungen vor La Fere zu rücken. Sie bestand aus dem 4. und 8. Ostpreussischen Infanterie-Regiment No. 5 und No. 45, einer Escadron des Dragoner-Regiments No. 10 und einer schweren Batterie des 1. Artillerie-Regiments; ferner wurden dem Detaschement eine Pionier-Compagnie und sechs Festungs-Artillerie-Compagnien mit 16 Belagerungsgeschützen (vier 24pfünder und zwölf 12pfünder) und sechs 22cm-Mörser zugetheilt; die Artillerie-Comp. gehörten dem Garde-, 2., 4. und 11. Festungs-Artillerie-Regiment an.
Am 15. November wurde La Fere eng cernirt und nach mehrfacher Recognoscirung der Festung der Angriff gegen die Süd-OstFront beschlossen. Der Tete seiner Armee weit vorausgeeilt, umgeben von einer aufgeregten, fanatisirten Bevölkerung und inmitten der im Werke befindlichen Neuformation feindlicher Abtheilungen, war der Auftrag des Generalmajors von Zglinitzky nicht so leicht zu nehmen; er erheischte grosse Vorsicht, da das Detaschement so um die Festung zu placiren war , dass es jeden Augenblick Front nach zwei Seiten machen konnte. In der That wurde es am 20. November auf dem rechten Oise-Ufer durch sechs feindliche Compagnien mit vier Geschützen in der Gegend bei Tergnier. bei Menessis angegriffen. Das dort stehende Bataillon des 5. Infanterie-Regiments wusste jedoch den Angriff abzuschlagen und dem Feinde einen bedeutenden Verlust beizubringen. Augenscheinlich mit diesem Gefecht in Verbindung stellend, versuchte gleichzeitig die Garnison einen Ausfall, ohne dabei irgend welchen Vortheil zu erringen.
Inzwischen war das vorerwähnte Belagerungsgeschütz, zumeist aus Soissons vor dem Platze eingetroffen und durch Anfertigung von Batteriebaumaterial die Vorbereitungen für eine Beschiessung der Festung in die Wege geleitet worden. Der Belagerungspark wurde bei dem nahezu ¾ Meilen östlich der Festung an der Eisenbahn in einer Thalsenkung belegenen Ort Rogecourt angelegt.
Am 24. November Abends wurde mit dem Batteriebau vorgegangen und die Batterien sofort armirt; der Feind störte dies nicht, so dass bereits am Morgen des 25. November ½8 Uhr die Festung aus sieben Batterien, die auf den Höhen von Danizy, westlich des gleichnamigen Ortes, zu beiden Seiten der Strasse nach Pont-à-Boussy erbaut waren, beschossen wurde. Das Feuer wurde nicht nur gegen die feindlichen Artilleriepositionen in den Werken, sondern auch gegen den auf der Südseite in dem Faubourg Neuf liegenden Eisenbahnhof gerichtet, welcher durch besondere Vertheidigungsanlagen verbarricadirt und durch Sprengung zweier Brücken unzugänglich gemacht worden war. Zugleich wurde die Nordfront enfilirt, so dass nach diesen Dispositionen ein gleichzeitiges Bombardement der entfernteren Stadttheile nicht zu vermeiden war. Die Garnison erwiderte das nach allen Richtungen arge Verwüstung anrichtende Feuer der Belagerungsbatterien nach Kräften, hatte die angegriffene Front mit etwa 24 Geschützen besetzt und wechselte in ihren Artillerieaufstellungen. Bald brannte es an verschiedenen Stellen der Stadt und die Noth in derselben stieg in um so höherem Grade, als keine Keller vorhanden waren, in welche sich die Bewohner hätten flüchten können. Der Garnison fehlte es gänzlich an bombensicheren Unterkünften aller Art, die einzige Caserne ging ebenfalls bald in Brand auf, mehrere Magazine fingen Feuer, das Festungsthor nach Laon wurde zusammengeschossen und die anstossenden Festungsfronten arg mitgenommen. Unter solchen Umständen vermochte der Festungscommandant, Fregatten-Capitain Planche, nach 30stündiger Beschiessung einen Widerstand nicht mehr zu leisten. Er übergab die Festung am 26. November, wodurch 2000 Gefangene, meist Mobilgarden, 113 Festungsgeschütze verschiedenen Kalibers nebst entsprechenden Munitionsvorräthen, 5000 Gewehre und anderweites Kriegsmaterial in unsere Hände fielen. Da La Fere ein Artillerie-Arsenal besass, so fielen den Unsrigen zugleich ansehnliche Vorräthe an Artilleriegeschossen, Blei, Eisen und Nutzhölzer als Kriegsbeute zu. Der Einmarsch in die Festung erfolgte am 27. November.
Es lag in den Umständen, La Fere sofort mit einer entsprechend starken Garnison zu versehen und schleunigst, so weit als thunlich und es die zu Gebote stellenden Mittel gestatteten, wieder in Vertheidigungszustand zu setzen, wobei in erster Linie die Herstellung der durch die Beschiessung erzeugten sehr erheblichen Beschädigungen an den Wällen und Thorverschlüssen zu rechnen war; die Nähe des Feindes forderte besonders hierzu auf. In der That erschienen auch am 16. Dezember französische Colonnen vor der Festung, wohin sie, das linke Ufer der Oise überschreitend und wahrscheinlich in der Absicht, einen Vorstoss auf Laon zu machen, in einer Stärke von etwa 3 - 4000 Mann vorgedrungen waren. Der Feind zog sich jedoch bald zurück, ohne auch nur einen Versuch zur Cernirung von La Fere zum Behufe der Wiedereroberung dieser Festung, resp. zur Bedrohung des wichtigen Eisenbahn-Knotenpunktes zu machen.

Gruss

Andreas
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