DCC (? Document collecting Center)

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niemandsland
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DCC (? Document collecting Center)

Beitrag von niemandsland » 18.09.2017 16:55

Hallo zusammen,

etwa zwischen 1944 und 1948 betrieben die Westalliierten unter Federführung der Amerikaner verschiedene sogenannte "Document (Collecting) Center" in Deutschland und von Deutschland besetzten Gebieten.

Bekannt sind mir bisher Frankfurt-Griesheim (1) und das MCC (? Ministerial Collecting Center) in Fürstenhagen (2). Sehr wahrscheinlich hat es viele weitere DCs gegeben. Außerdem sicher unzählige Document Sammelstellen.

Weitere CCs:

(US): Ministerial Document Branch (MDB), Berlin Document Center (BDC).
(UK): (CC) Bünde, Düsseldorf, Herfort, Minden.
(ad-hoc Sammelstellen) Bad Oeynhausen, Hamburg, Iserlohn, Nienburg.

3. US-Armee: Freising, 7. US-Armee: Heidelberg;

US: Fechenheim für Militärakten und als Umschlagplatz für Akten, die in die USA verbracht werden sollten.

Österreich

US: Linz für Österreich.
UK: Klagenfurt für Österreich.

^^ Quelle: (2)


Aufgabe der CC war es, deutsches Schriftgut zu sammeln, zu bündeln und für den Versand in die USA (über Bremerhaven) vorzubereiten. Außerdem sollten "Interessenten" (Dienststellen) bedient werden. Sprich es wurde Dokumente und Akten-Material für die zahlreichen Reports (BIOS, CIOS usw.) zusammengestellt.


(1) Dazu heißt es in

de Zayas, Alfred M:
"Die Wehrmachtuntersuchtungsstelle. Deutsche Ermittlungen über alliierte Völkerrechtsverletzungen im Zweiten Weltkrieg", 4. Aufl., Universitas/Langen Müller, München, 1984, ISBN 3800410516.

Hierin wird auf Seite 26 berichtet, dass das deutsche Schriftgut, das nicht von deutschen Truppen und Dienststellen vernichtet wurde, von US-Truppen beschlagnahmt, nach Frankfurt-Griesheim zum "Documents Collecting Center" verbracht, und dann über Bremerhaven und New York nach Washington transportiert, wo sie zuerst im Pentagon eingestuft als "classified" lagerten, bevor sie im September 1950 zur "World War II Records Division" überführt wurden. 1965 wurden die Aktenbestände von "classified" auf "restricted" heruntergestuft. 1967 erfolgte die Mikrofilm-verfilmung. Ab 1968 wurden die ersten Aktenbestände zurück nach Deutschland verbracht, und landeten im Bundesarchiv. Hier mit Bezug auf diesen besonderen Bestand. Möglicherweise wurde bereits sehr viel Früher deutsches Archivwürdiges Material zurück nach Deutschland verbracht. Jedenfalls gab es wohl etwa ab 1950 diesbezüglich erste Gespräche.

(2) in

Eckert, Astrid M:
"Kampf um die Akten. Die Westalliierten und die Rückgabe von deutschem Archivgut nach dem Zweiten Weltkrieg", Franz Steiner, Stuttgart, 2004, ISBN 3515085548.

Eckert schreibt ab Seite 66 auch über die Document Centers. So führt Sie aus, das es etwa ab Juli 1945 gefährliche Momente für deutsches Schriftgut gab, nämlich wenn Sammelstellen oder Document Centers geschlossen wurden. Da heißt es: "Die Schließung eines Centers oder einer Sammelstelle war für die Bestände ein gefährlicher Moment: Zeitdruck, Mangel an Arbeitskräften oder ungenügende Vorüberlegungen zum weiteren Verbleib der Papiere konnten das diensthabende Personal zu radikalen Lösungen verführen. Mindstens bis Ende 1946 befanden sich deutsche Akten verschiedenster Provenienz auf Reisen. Document Centers und Sammelstellen ("dead storage", in denen Akten nur lagerten. GJ) wurden eingerichtet, zusammengelegt und aufgelöst. Und (...) auch die Wege einzelner (Teil-)Bestände sind (...) oft nicht mehr nachvollziehbar."


Dazu habe ich mal ein paar Fragen:

1.) Wo gab es überall Document (collecting) Centers?
2.) Von wann bis wann haben diese Center existiert?
3.) Gibt es irgendwo Listen mit Informationen von welchen Stellen Dokumente vorhanden waren?
4.) Informationen über den Verbleib?

Danke im voraus für Zeit und Mühe.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit! :jump:

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