Verschlusssachen und Geheimhaltung im DR: und viele Fragen!

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niemandsland
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Verschlusssachen und Geheimhaltung im DR: und viele Fragen!

Beitrag von niemandsland » 11.09.2017 11:42

Verschlusssachen und Geheimhaltung im Deutschen Reich

Im Deutschen Reich gab es unterschiedliche Geheimhaltungsstufen, wie auch in der heutigen Zeit.

Leider konnte ich noch immer nicht herausfinden, unter welchen Voraussetzungen welche Geheimstufe angewendet wurde.

Folgender Grundsatz galt beim Militär:

Abschrift
Der Führer und Oberste Befehlshaber
der Wehrmacht

Berlin, den 11.01.1940.

Grundsätzlicher Befehl.

1. Niemand: keine Dienststelle, kein Offizier dürfen von einer geheimzuhaltenden Sache erfahren, wenn sie nicht aus dienstlichen Gründen unbedingt davon Kenntnis erhalten müssen.

2. Keine Dienststelle und kein Offizier dürfen von einer geheimzuhaltenden Sache mehr erfahren, als für die Durchführung ihrer Aufgabe unbedingt erforderlich ist.

3. keine Dienststelle und kein Offizier dürfen von einer geheimzuhaltenden Sache bzw. dem für sie notwendigen Teil früher erfahren, als dies für die Durchführung ihrer Aufgabe unbedingt erforderlich ist.

4. Das gedankenlose Weitergeben von Befehlen, deren Geheimhaltung von entscheidender Bedeutung ist, laut irgendwelcher allgemeiner Verteilerschlüssel ist verboten.

Adolf Hitler.
Insgesamt bin ich über 6 Geheimhaltungsstufen innerhalb der Behörden und 3 Geheimhaltungsstufen im militärischen Bereich gestoßen.

Diese da wären:

Behörden:
- "Nur für deutsche Behörden" ("N.f.d.B.")
- "Nur für den Dienstgebrauch" ("N.f.d.D.")
- "Vertraulich" ("Vertr.")
- "Geheim" ("Geh.")
- "Geheime Kommandosache" ("Geh.KdoS.")
- "Geheime Reichssache" ("Geh.RchS.")

Militär:
- "Nur für den Dienstgebrauch" (NfdD.)
- "Geheim" (Geh.)
- "Geheime Kommandosache" ("Geh.KdoS.", "g. Kdos" und "GKdos")

(Verschlusssachen-Vorschrift: H.Dv. 99; L.Dv. 99 und M.Dv.Nr.9)

Was mich besonders interessiert, ist, was waren die Voraussetzungen das ein Schriftstück oder eine Sache ab "Geheim" eingestuft wurde?

War die militärische Geheimhaltungsstufe "Geheime Kommandosache" mit der aus den Behörden identisch?

Was war, wenn ein Schriftstück oder eine Sache als "Geheime Reichssache" eingestuft war, und im militärischen Bereich genutzt wurde? Durfte es überhaupt zugänglich gemacht werden?!

Fragen über Fragen...

Kann irgendjemand weiterhelfen?

Über Verschlusssachen bei Behörden und den Umgang dort, habe ich mal so gar nichts gefunden.

Hat also funktioniert. *grummel*

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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Beitrag von SuR » 13.09.2017 15:30

Der zivile/militärische Mischmasch bei "Geheime Reichssache" und "Geheime Kommandosache" ist mir auch schon öfter aufgefallen.

Schlüssige Erklärung habe ich auch keine, jedoch die Vermutung, dass sich die Einstufung zivil bzw. militärisch ggf. im Zeitverlauf geändert haben könnte.
LG,
SuR

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Beitrag von zulufox » 13.09.2017 16:40

Hallo Guido,

im Bundesarchiv gibt es eine Menge Signaturen von Archivgut, das Aussagen zur Fragestellung enthalten:

RL 10/362 enth. SG 103 Vernichtung von Verschlußsachen, 26. Febr. 1945

RL 7-3/726 Bd. 1 1939 - 1940 enth. Verschlußsachenvorschrift; Vernichtungsverhandlungen

NS 16/122 enth. Mitteilung von Anschriften und Aufbewahrung der geheimen Reichssachen im Reichsrechtsamt

um nur mal so einige aufzuzeigen :-)

MfG
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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 16.09.2017 07:27

SuR hat geschrieben:Der zivile/militärische Mischmasch bei "Geheime Reichssache" und "Geheime Kommandosache" ist mir auch schon öfter aufgefallen.

Schlüssige Erklärung habe ich auch keine, jedoch die Vermutung, dass sich die Einstufung zivil bzw. militärisch ggf. im Zeitverlauf geändert haben könnte.
Ich vermute auch, das es eine Art "Rückstufung" oder Neueinstufung gegeben hat. Und das evtl. die Stufe "Geh.KdoS" aus den Ministerien mit denen des Militärs identisch war. Alternativ könnte es auch so gewesen sein, das die Geheimhaltungsstufe "Geh.KdoS" mit der "Geh.RchS" gleichgesetzt war. Oder es irgendwelche Befehle/Verordnungen gab, die das ermöglicht haben. Mir ist aber bisher nichts bekannt.
Bleibt aber vorerst alles Spekulatius, da ich bisher keine entsprechenden Dokumente vorliegen habe, und ob ich die mal in die Finger bekomme, steht auch noch in den Sternen.
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