MGFA

Fragen und Antworten zu Archiven, Literatur und anderen Quellen
Antworten
Alibaba5
Forenuser
Beiträge: 9
Registriert: 04.04.2016 19:46
Ort/Region: Suhl - Freistaat Thüringen

MGFA

Beitrag von Alibaba5 » 08.04.2016 23:58

Hallo Zusammen

Diesen Begriff habe ich schon an einigen Stellen hier gelesen.
www.mgfa-potsdam.de

Kontakt:
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Zeppelinstraße 127/128
14471 Potsdam


Tel: +49 (0)331 97 14 - 0
Fax: 49 (0)331 97 14 - 507

Ansprechpartner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Oberstleutnant Dr. Harald Potempa
Tel. (0331) 9714-400
zmsbwpressestelle@Bundeswehr.org

Ich habe mit dieser Einrichtung auch einige Male Kontakt gehabt.
Immer wurde mir auf eine Fragen ausreichend geantwortet.
Hier arbeiten Menschen , die sich gut auskennen - einfach mal testen.

Aus gegebenen Anlaß hier etwas zur GSSD/WGT. Man gewinnt einen ersten Eindruck
zu diesem Thema. Ich habe den Beitrag etwas umformatiert und hier und da meinen
Senf dazugegeben.

Gliederung und Dislozierung (MGFA Potsdam)
Unmittelbar nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges verblieben die Armeen, Korps, Divisionen, Brigaden und Regimenter der Roten Armee, die den Bestand der "Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland" (GSBT) bildeten, auf den letzten von ihnen eingenommenen Kampfpositionen. Kurze Zeit später wurden diese Truppen im Rahmen einer Reorganisation vor allem in ehemalige Wehrmachtliegenschaften (Kasernen, Übungsplätze, Fliegerhorste, Depots, Bunker) auf dem Territorium der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) umdisloziert.
Im Jahr 1945 gehörten zur GSBT: Die 1. Garde-Panzerarmee mit dem Stab in Radebeul (bei Dresden), die 2. Garde-Panzerarmee mit dem Stab in Fürstenberg/Havel, die 4. Garde-Panzerarmee mit dem Stab in Eberswalde (1946), die 2. Stoßarmee mit dem Stab erst in Parchim, danach Schwerin, die 3. Stoßarmee mit dem Stab in Stendal, die 5. Stoßarmee mit dem Stab im "Olympischen Dorf" (bei Berlin), danach Potsdam, die 8. Garde-Armee mit dem Stab in Weimar, die 47. Armee mit dem Stab in Halle, die 16. Luftarmee mit dem Stab in Woltersdorf (bei Berlin), zudem selbstständige Verbände des 1. Garde-Panzerkorps, das 11. Panzerkorps, das 2. Garde-Kavalleriekorps und die Dneprflottille (Oranienburg, Oderberg und Fürstenberg). Zum Sitz des Oberkommandos der GSBT (bisher: Potsdam) wurde 1952 Zossen/Wünsdorf bestimmt. Die Garnison Wünsdorf entwickelte sich in den Folgejahren zur größten sowjetischen Wohnsiedlung in der DDR (mindestens 35000 Bewohner).
Im Verlaufe der Zeit entstanden auch in anderen Regionen/Standorten beträchtliche Truppenkonzentrierungen und größere Wohnsiedlungen, wie u.a. in Dallgow-Döberitz, Dresden, Fürstenberg/Havel, Grimma, Halle, Hillersleben, Jena, Jüterbog, Königsbrück, Magdeburg, Ohrdruf, Potsdam, Neuruppin, Neustrelitz, Schwerin, Vogelsang (Templin), Weimar, Wittenberg und Zeithain.

Die Zusammensetzung der sowjetischen Truppen in der SBZ/DDR veränderte sich permanent sowohl nach der Zahl der zu ihnen gehörenden Armeen, Divisionen, Brigaden und Regimenter, als auch nach dem Verhältnis zwischen den verschiedenen Waffengattungen. Noch in der unmittelbaren Nachkriegszeit verließen u.a. zwei Armeen (die 5. Stoßarmee und die 47. Armee) sowie die Dneprflottille das Territorium der SBZ. Anstelle der 2. Stoßarmee wurde die 4. Mechanisierte Garde-Armee eingefügt. In Forst Zinna (bei Jüterbog) richtete sich der Stab der 3. Garde-Mech. Armee, später 18. Garde-Armee, ein. Ende der 1940er Jahre waren etwa 600000 sowjetische Soldaten in der SBZ/DDR stationiert.
Mitte der 1950er Jahre kam es zu einer Reduzierung der sowjetischen Truppen in der DDR, die 1954 die Bezeichnung "Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland" (GSSD) erhalten hatten. 1956 verließen Verbände und Truppenteile in einer Stärke von rund 33500 Mann die DDR, darunter der Stab der 18. Armee (Forst), Panzerregimenter aus Weimar, Schützen- und Panzertruppen aus Magdeburg und Potsdam sowie Truppen der Luftstreitkräfte, u.a. die 200. Schlachtfliegerdivision aus Brandenburg/Havel. 1957/58 wurden nochmals etwa 42000 Mann in die UdSSR zurückverlegt, darunter die Angehörigen eines Artillerieregiments aus Cottbus, eines Mot. Schützenregiments aus Fürstenwalde und einer Flakdivision aus Brandenburg/Havel.
1959 stationierte die UdSSR (ohne Wissen der DDR-Führung) in Fürstenberg/Havel und Vogelsang (bei Templin) für kurze Zeit erstmals atomar bestückte Raketen. Vor dem Hintergrund der sowjetischen Militärdoktrin, der in lokalen Konflikten gewonnenen militärischen Erfahrungen, der Entwicklungen in den NATO-Streitkräften sowie neuer waffentechnischer Herausforderungen reagierte die GSSD mit wiederholten Strukturveränderungen – sowohl mit dem Aufbau neuer Truppenteile und Einheiten als auch mit dem Abzug von Truppen und Kampftechnik.

So verließen in der Zeit vom 6. Oktober 1979 bis zum 25. Juli 1980 20000 sowjetische Militärangehörige und 1000 Panzer die DDR, darunter die 6. Garde-Panzerdivision (Wittenberg). Kurze Zeit später fand zudem eine größere Umgliederung von GSSD-Truppen statt. Die Anzahl der Panzerdivisionen erhöhte sich bei gleichzeitiger Reduzierung der Mot. Schützendivisionen. So wurde aus der 14. Garde-Mot. Schützendivision die 32. Gardepanzerdivision und aus der 6. Mot. Schützendivision die 90. Gardepanzerdivision. Die 10. Garde-Panzerdivision verlegte von Krampnitz (bei Potsdam) nach Altengrabow. Im Rahmen der Eskalation der Raketenrüstung in Europa erfolgte 1983/84 u.a. die Verlegung von Truppenteilen mit operativ-taktischen Raketenkomplexen aus der UdSSR in den Raum Königsbrück und Bischofswerda sowie in den Raum südöstlich von Waren und südöstlich von Neustrelitz.

Gemäß einer Ankündigung von Michail Gorbatschow vom Dezember 1988 sollten bis 1991 vier Panzerdivisionen und Einheiten mit ausgesprochenem Offensivcharakter (z.B. Luftsturmkräfte) in einer Gesamtstärke von etwa 24000 Mann aus der DDR abgezogen werden. In diesem Zusammenhang verließen 1989 u.a. die 25. Panzerdivision (Vogelsang) und die 32. Gardepanzerdivison (Jüterbog), drei Luftsturmbataillone, ein Panzerausbildungsregiment (Krampnitz), ein Nachrichtenausbildungsregiment (Werder), zwei Schulen (Glau/Brandenburg). zwei Bataillone Chemische Abwehr (Magdeburg/Gera), zwei Landeübersetzbataillone (Halle/Magdeburg), die 157. Fla-Raketenbrigade (Priemerwald) sowie zwei Bombenfliegergeschwader (Brand/Großenhain) die DDR.
Bis Ende 1990 zogen die 7. Gardepanzerdivision (Roßlau), zwei Panzerausbildungsregimenter (Königsbrück/ Forst Zinna), ein Mot. Schützenausbildungsregiment (Krampnitz), die 35. Luftsturmbrigade (Cottbus), ein Bataillon Chemische Abwehr (Neuruppin), ein Luftsturmbataillon (Burg) sowie ein Aufklärungsfliegergeschwader und eine Schule der Luftstreitkräfte ab. Der ursprünglich ebenfalls für 1990 geplante Abzug der 12. Panzerdivision (Neuruppin) erfolgte erst im Jahr 1991 – dann bereits aber im Rahmen des planmäßigen Abzugs der sowjetischen/russischen Truppen (seit Juni 1989 "Westgruppe der Truppen" [WGT], mitunter auch als "Westgruppe der Streitkäfte" [WGS] bezeichnet) aus dem wiedervereinigten Deutschland. Im Oktober 1990 gehörten zur WGT:

1. Garde-Panzerarmee Dresden
20. Garde-Mot. Schützendivision Grimma
9. Panzerdivision Riesa
11. Garde-Panzerdivision Dresden

2. Garde-Panzerarmee Fürstenberg/Havel
21. Mot. Schützendivison Perleberg
94. Garde-Mot. Schützendivision Schwerin
207. Mot. Schützendivision Stendal

3. Stoß-Armee Magdeburg
7. Garde-Panzerdivision Roßlau
10. Garde-Panzerdivision Altengrabow
12. Garde-Panzerdivision Neuruppin
47. Garde-Panzerdivision Hillersleben

8. Garde-Armee Nohra bei Weimar
27. Garde-Mot. Schützendivision Halle
39. Garde-Mot. Schützendivsion Ohrdruf
57. Garde-Mot. Schützendivision Naumburg
79. Garde-Panzerdivision Jena

20. Garde-Armee Eberswalde-Finow
35. Mot. Schützendivision Krampnitz bei Potsdam
90. Garde-Panzerdivision Bernau
6. Garde-Mot. Schützenbrigade Berlin-Karlshorst

16. Luftarmee Wünsdorf
6. Garde-Jagdfliegerdivision Merseburg
16. Garde-Jagdfliegerdivision Ribnitz-Damgarten
126. Jagdfliegerdivision Zerbst
125. Jagdbombenfliegerdivision Rechlin
105. Jagdbombenfliegerdivision Großenhain
34. Artilleriedivision Potsdam sowie zahlreiche Raketen- und andere Kampf- und Kampfunterstützungsbrigaden. Seestreitkräfte waren zu keiner Zeit der GSSD/WGT unterstellt gewesen.

Insgesamt befanden sich im Herbst 1990 in den fünf neuen Bundesländern und in Berlin (Mitte, Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Köpenick, Pankow, Treptow, Weißensee, Lichtenberg, Hellersdorf und Mahrzahn) etwa 1500 Liegenschaften der WGT, die eine Gesamtfläche von rund 290000 ha in Anspruch nahmen und damit ca. 2,7 % des Territoriums im Osten Deutschlands entsprachen. Darunter waren neben Dienstgebäuden, Kasernen, Fernmeldeeinrichtungen, Depots, Lager, Bunker, Übungsplätzen, Reparaturwerken usw. auch hunderte Wohnsiedlungen.
Mit weit über 300 Liegenschaften (324) war von Anfang an der Anteil der Präsenz der sowjetischen/russischen Truppen auf dem Territorium des heutigen Landes Brandenburg (ehemalige DDR-Bezirke Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus) am stärksten gewesen, gefolgt von Sachsen-Anhalt (271), Sachsen (165), Thüringen (128), Mecklenburg–Vorpommern (127) und Berlin (11).
Nach dem Stand vom 1. Januar 1991 hatte die WGT (nach eigenen Angaben) einen Gesamtpersonalbestand von 546200 Personen, davon 337800 Soldaten und 208400 Zivilangestellte bzw. Familienangehörige.
Sie wurden ebenso wie die mehr als 4100 Kampfpanzer, fast 8000 gepanzerten Fahrzeuge, rund 3600 Artilleriesysteme, mehr als 600 Flugzeuge, über 600 Hubschrauber, 95000 Kraftfahrzeuge und die rund 677000 Tonnen Munition bis Ende August 1994 aus Deutschland abgezogen.
MfG Alibaba5

Benutzeravatar
niemandsland
Forenuser
Beiträge: 1778
Registriert: 18.01.2004 11:19
Ort/Region: GU5 (52.37 9.66)
Kontaktdaten:

Beitrag von niemandsland » 12.11.2016 01:06

@ Alibaba5

Hallo,

ich teile soweit Deine Aussagen und Ausführungen. Persönlich habe ich bei drei Anfragen sehr unterschiedliche Ergebnisse erhalten. Eines hatten alle Kontakte gemeinsam: die Menschen die dort arbeiten sind sehr hilfsbereit und freundlich. Die Auskünfte sind recht unterschiedlich (man hat ja in der Regel auch mit unterschiedlichen Personen zutun). Ein Wunsch, eine Kopie aus der Bibliothek zu erhalten, wurde prompt und kostenlos erledigt. Eine Auskunft über einige Einheiten wurde fachlich sehr kompetent und ausführlich, beantwortet. Eine Anfrage zu einem Themenkomplex wurde zwar nur mit dem Hinweis auf Literatur beantwortet, es folgte aber unaufgefordert die Zusendung eines Buches, kostenfrei.

Ich muss gestehen, ich würde mir wünschen das es mehr Einrichtungen dieser Art geben würde. Auch was die Menschen betrifft, die dort beschäftigt sind. Wünschenswert wäre, wenn sich manch ein Archiv hier ein Beispiel nehmen würde, was die Kommunikation und die Beantwortung von Anfragen betrifft. Wobei das Utopie ist. Egal. Man merkt auf jeden Fall das hier Fachleute am Werk sind, die aus Überzeugung handeln.
Eine derartige Hilfsbereitschaft habe ich selten erlebt. Und die Kontakte sind alle in bleibender Erinnerung geblieben. Leider werden einigen Themen inzwischen wohl nicht mehr behandelt, wie z.B. "Luftschutz".

Trotzdem - bleibt mir das MGFA - auch nach seiner Umbenennung und Umstrukturierung in bleibender Erinnerung.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor

Antworten