Untergrundflugplatz in Wertheim unter den "Peden Barrac

Gerüchte, Geschichten, Utopien
Ingo

Beitrag von Ingo » 07.04.2008 12:43

hallo zusammen,
1. gibt es einen aerodynamischen "tunneleffekt".
dieser bewirkt z.b.: das gegenseitige anziehen von flächen,
zwischen denen eine strömung herrscht.
z.B.: zwei lkw die sich auf ner engen straße begegnen oder zweier züge die sich entgegen kommen.
nach der bugwelle tritt dieser effekt auf.
man sollte also davon ausgehen, dass die tunneldecke für ein startendes flugzeug, auf dessen tragflächenoberseite ein starker unterdruck erzeugt wird, dementsprechen hoch sein müsste.

= tunnel viel zu groß um ihn zu verstecken.

2. nur eine strart runway macht keinen sinn, da die landerunway im falle einer bombardierung nicht mehr nutzbar währe.

3. ein einflugtrichter würde sich für einen bombenabwurf hervorragend eignen.

also alles für utopia !!!
da wird soviel mist erzählt, wobei ich mich frage was nun schlimmer ist:
das gerücht oder der, der es glaubt. aber das eine wird wohl der grund des anderen sein.


... war das nicht der bernulli oder pitot ? ach, ich habs mal gelernt und nun ... ? schäm...

shofmann

Beitrag von shofmann » 07.04.2008 13:09

Mahlzeit,

auch ich komme aus Wertheim.
Das Gerücht mit dem unterirdischen Flughafen, bzw. einer riesigen Bunkeranlage der Amerikaner gibt es öfters. Da ist aber überhaupt nichts dran. Was es gibt ist ein Munitionslager im hinteren Bereicht der ehemaligen PedenBarracks. Aber da ist alles überirdisch.

Auf dem Reinhardshof war zu Zeiten des dritten Reiches ein Flugplatz, aber mit Graspiste. Die betonierte Startbahn wurde erst nach dem Krieg gebaut. Die Startbahn ist heute nicht mehr vorhanden, ist aber identisch mit der Strasse die durch das Gewerbegebiet führt.

Aus den Zeiten des dritten Reiches stehen nur noch ein paar Gebäude, die daran zu erkennen sind , dass sie aus Sandstein gemauert sind. Von den ursprünglich drei Hangars steht nur noch einer an seinem alten Platz. Einer steht jetzt in der Stadt bei der Feuerwache und in ihm ist eine Spedition und Fitnessstudio untergebracht. Der dritte Hangar ist abgerissen worden.

Die Gerüchte mit den Bunkeranlagen kommt wohl daher, dass auf der anderen Mainseite in Hasloch in einem Stollen Motoren für Messerschmidt gefertigt wurden. Wenn meine Infos richtig sind war das im Bereich wo heute die Firma Kurtz ist.

In dem Eisenbahntunnel wurde zu dieser Zeit nichts gefertigt, da der Tunnel in Betrieb war. Der Tunneleingang auf der Mainseite ist direkt in der Verlängerung der neuen Brücke, die gerade gebaut wird. Der Ausgang ist in der Nähe der Maintauberhalle. Dort steht auch noch die alte Brücke über die Tauber. In diesem Tunnel stand die letzten Jahre riesige Stahltanks einer Winzergenossenschaft. Die Tanks wurden aber letztes Jahr entfernt. Jetzt ist der Tunnel leer. Bis auf ein paar Fledermäuse. Aus Rücksicht auf den Winterschlaf dieser Fledermäuse ruhen zur Zeit auch die Arbeiten an der neuen Brücke. Der Sinn dieser Brücke ist unter anderem das im Falle eines Hochwassers die östlichen Stadtgebiete wie gewohnt vom Rettungsdienst usw. erreichbar sind, da die Strasse am Hofgarten entlang dann unter Umständen überflutet ist.

Der Tunneleingang nach der Brücke über den Main auf Kreuzwertheimer Seite ist nicht mehr vorhanden. Er befindet sich direkt unter der Strasse die nach der Brücke rechts hoch führt. Von der anderen Seite ist der Tunnel begehbar bis unter die Häuser die jetzt auf dem alten Tunnelportal stehen. Ein weiterer Tunnel befindet sich gegenüber von Bettingen, ist komplett offen und kann durchlaufen werden.

Benutzeravatar
darkmind76
Forenuser
Beiträge: 949
Registriert: 20.04.2007 14:59
Ort/Region: Wörth am Main

Beitrag von darkmind76 » 07.04.2008 15:25

Oh danke für die Infos! Das mit den Tunnel und der ehem. Strecke der Eisenbahn wäre sicher mal einen Tagesausflug wert, besonders, wenn man da durch den Tunnel kann. Auf einer Seite habe ich gelesen, daß da
die Fa. Rexroth auch mal Versuche gemacht hat. Sicher auch interessant, genauso wie der Stollen in Hasloch.

Das mit dem Sandstein ist aber doch nicht ganz zutreffend, da ja die anderen Gebäude (Polizeischule etc.) auch aus dieser Zeit stammen.

Büttner
Forenuser
Beiträge: 353
Registriert: 02.05.2006 18:44
Ort/Region: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Untergrundflugplatz in Wertheim unter den "Peden Ba

Beitrag von Büttner » 07.04.2008 19:10

Verschwende Deine Energien mal nicht in dieser Sache. Einzig interessant finde ich die ursprünglichen Basisdaten die dafür sorgten das solche Geschichte entstehen.
Aus so mancher Dränage eines Fliegerhorstes der etwas nass gebaut wurde enstand dann später die Legende von flutbaren Flugfeldern ... :-)

shofmann

Beitrag von shofmann » 08.04.2008 09:39

Morgen,

auch wenn es ein bisschen offtopic ist. Aber hier sind weitere Infos:

http://mitglied.lycos.de/funken_1/xspec ... bahn1.html

http://mitglied.lycos.de/funken_1/xspec ... bahn2.html

Auch zu den Rexroth-Versuchen.

Benutzeravatar
bunker25
Forenuser
Beiträge: 19
Registriert: 07.05.2008 11:21
Ort/Region: Schweiz

Beitrag von bunker25 » 07.05.2008 14:52

Die ganze Diskussion erinnert mich doch ganz stark an die Gerüchte, dass es in der Schweiz unterirdische Flugplätze gäbe, wo die Flugzeuge mitten aus einem Loch einer Alpenfelswand starten würden.

Auch das ist absoluter Unsinn. So etwas ist unnütz, nicht betreibbar und nicht notwendig. Hat es nie gegeben. Diese Gerüchte bringt man einfach nicht weg.

Richtig ist, dass in der Schweiz vieles untertage erstellt ist, die Berge bieten sich dafür ideal an. Aber nie in den Dimensionen, welche sich die Leute vorstellen und nie mit den zugedachten, phantastischen Funktionen. Ist man mal in einer Untertageanlage sieht man, dass auch dort "nur mit Wasser gekocht" wurde.

Benutzeravatar
Helmholtz
Forenuser
Beiträge: 1018
Registriert: 08.11.2003 20:31
Ort/Region: Berlin

Beitrag von Helmholtz » 07.05.2008 16:25

Kein "normaler" Pilot würde aus so einem Tunnel starten, soviel ist klar. :mrgreen:

Utopia!
Obacht Nebenkeule!

Benutzeravatar
darkmind76
Forenuser
Beiträge: 949
Registriert: 20.04.2007 14:59
Ort/Region: Wörth am Main

Beitrag von darkmind76 » 22.08.2010 14:18

darkmind76 hat geschrieben:...Was durchaus denkbar wäre, daß Persönlichkeiten durchaus in den Weinbergen oberhalb Kreuzwertheim saßen und dann die im Reinhardshof starteten Flugzeuge beobachteten. Ich weiß nicht, wie die Vegetation damals war, aber man hat einen guten Blick von dort Richtung Reinhardshof und es sieht dann vielleicht aus, als würden Flugzeuge "aus" dem Berg kommen...
Die Anhöhe bei Kreuzwertheim nennt sich Kaffelstein. Ich war heute mal dort, eigentlich wegen etwas anderem.
Auf dem Kaffelstein gibt es die Reste (Sockel) und eine ringförmige Einfriedung, erbaut in 1930er Jahren als
Mahnmal für 2 bestrafte Hakenkreuz-Schmierer.

Ob und was mal auf dem Sockel stand, habe ich nicht herausgefunden. Die Platte mit dem Text "Einigkeit u.
Recht u. Freiheit" scheint mir nach 1945 angebracht worden zu sein. Sicher war da vorher das Übliche...

...auf jeden Fall hat man von dort einen grandiosen Ausblick nach Wertheim und man ist quasi in direkter
Verlängerung des ehem. Fliegerhorst Reinhardshof.


http://www.fnweb.de/service/archiv/arti ... 42268.html
http://www.spessart-online.de/html/home ... _0704.html
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Waleran
Forenuser
Beiträge: 4
Registriert: 14.11.2013 22:34
Ort/Region: Nähe Würzburg

Beitrag von Waleran » 17.11.2013 01:34

Alles, was shofmann vor über fünf Jahren geschrieben hat, ist so weit richtig. Der Flugplatz auf dem Reinhardshof diente nach dem Krieg als Lager. Zunächst waren hier einige Tausend Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und DP untergebracht, die von der ersten amerikanische Besatzung unter Androhung von Waffengewalt daran gehindert wurden, Wertheim zu plündern, und alsbald nach Hause geschickt wurden. 1946 fanden hier Tausende Heimatvertriebene, die meisten aus Ungarn, eine Bleibe. Auch die ersten Nachkriegsfirmen entstanden hier, die teilweise heute noch existieren und in ihren Spezialsegmenten Weltmarktführer sind. Bald darauf wurde auf den Äckern der Bauern des Wertheimer Stadtteils Bestenheid die sogenannte Bundessiedlung gebaut, die den Heimatvertriebenen Wohnung und Arbeit bot. Mit dem Bau der Glashütte und der Ansiedlung vieler Dutzend Glas verarbeitenden Betriebe im selben Bereich wurde der ehemalige Flugplatz wieder frei und 1952 von den Amerikanern beschlagnahmt, die dann hier bis zu ihrem Abzug 1994 eine Garnison unterhielten, die schon öfters erwähnten Peden Barracks.

Unterirdische Anlagen nennenswerter Ausdehnung gibt es in dem heute zivil genutzten Stadtteil definitiv nicht. Mir ist auch kein einziges ernst zu nehmender Gerücht und erst recht kein Bericht über etwas bekannt, der auch nur annähernd zu dem Startthema passen würde. Ich habe sehr viele ehemalige Luftwaffensoldaten und Zivilbedienstete des Flugplatzes noch persönlich gut gekannt, ebenso kenne ich heute noch viele ehemalige Heimatvertriebene persönlich, die dort einige Jahre gelebt haben. Niemals habe ich irgendjemanden, der tatsächlich den Reinhardshof kannte oder kennt, ein solch absurdes Gerücht aussprechen hören.

Ab welchem Kriegsjahr der 1882 in Betrieb genommene Eisenbahntunnel der Lohrer Bahn nicht mehr in Betrieb war, weiß ich nicht. Jedenfalls weiß ich aus verschiedenen Quellen, dass bei Kriegsende von den Amerikanern dort einige unfertige Jagdflugzeuge gefunden wurden. Seit wann und aus welchem Grunde diese dort waren, weiß ich nicht. Die letzte mir bekannte Nutzung des Eisenbahntunnels nach dem Zweiten Weltkrieg war das schon erwähnte Lager der Winzergenossenschaft in Wertheim-Reicholzheim.

Parallel zum Eisenbahntunnel liegt im Wertheimer Schlossberg eine Parkgarage mit 300 Stellplätzen auf zwei Etagen. Sie ist 1981 oder 1982 eingewiht worden und war als Zivilschutzanlage für 4000 Menschen konzipiert. Momentan wird sie, wie ich kürzlich in der Zeitung gelesen habe, für diese Verwendung entwidmet. Was aus der dritten Etage wird, in der Feldbetten, Decken und was man sonst in einem Bunker braucht, bisher gelagert sind, weiß ich nicht.

Bei dem ehemaligen NS-Ehrenmal auf dem Kaffelstein, für das ursprünglich auch eine Planung auf dem Bergkegel zwischen Faulbach und Stadtprozelten bestand, handelt es sich um einen Entwurf des jungen Architekten Walter Schüssler aus Wertheim, dessen Vater Chef des Amtsgerichts und einer der führenden Nazis in Wertheim war. Auf dem Sockel stand früher ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Irgendwo habe ich auch noch einen kurzen Artikel mit Planzeichnung aus einer zeitgenössischen Architekturzeitschrift herumliegen.
Viele Grüße
Waleran/Fritz


»The past is never dead. It's not even past.«
William Faulkner (1897–1962)

Benutzeravatar
Michael aus G
Forenuser
Beiträge: 466
Registriert: 01.03.2003 21:44
Ort/Region: OTH

Beitrag von Michael aus G » 23.11.2013 01:09

Waleran hat geschrieben: Parallel zum Eisenbahntunnel liegt im Wertheimer Schlossberg eine Parkgarage mit 300 Stellplätzen auf zwei Etagen. Sie ist 1981 oder 1982 eingewiht worden und war als Zivilschutzanlage für 4000 Menschen konzipiert. Momentan wird sie, wie ich kürzlich in der Zeitung gelesen habe, für diese Verwendung entwidmet. Was aus der dritten Etage wird, in der Feldbetten, Decken und was man sonst in einem Bunker braucht, bisher gelagert sind, weiß ich nicht.
Da wären Fotos nicht schlecht, bevor sie alles abbauen... :thumbup:
Gib mir genügend Schubkraft und ich bringe dir ein Klavier zu fliegen!

Antworten