Hallo,
als ca. Anfang bis Mitte der 1980er-Jahre die EU Strafzölle für die Einfuhr von Videorekordern aus Japan erhob, reagierten die japanischen Hersteller mit sogenannten „Schraubenzieherfabriken“ in Deutschland und anderen Ländern der EU.
Es wurden weitgehend fertige Baugruppen eingeführt, die nur noch zusammengeschraubt (daher der Name) werden mussten, da die Strafzölle nur für komplette Videorekorder galten.
Soweit ich mich erinnern kann, gab es eine Fabrik von Hitachi in Landsberg/Lech, und eine von Sanyo in Nördlingen.
Die Fabrik von Sanyo wurde im Jahr 2000 geschlossen und vom Rosenheimer Unternehmen Kathrein für die Fertigung von UMTS-Antennen übernommen.
Was aus dem Hitachi-Werk in Landsberg wurde, weiß ich leider nicht.
Gab es noch anderswo in Deutschland ähnliche Fabriken?
Für etwaige Antworten vielen Dank in Voraus.
Gruß
Hans Ludwig
Japan. „Schraubenzieherfabriken“ in Deutschland – Wo noch?
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Solche Schrauberfabriken gab es reichlich, und nicht nur für japanische Marken.
So wurden viele Videorekorder, die unter grossen deutschen Marken verkauft wurden, abgesehen von Gehäuseteilen, seit den späten Siebzigern lange Zeit oft von JVC oder Panasonic vorgefertigt.
Allerdings sind die Baugruppen nicht selten gemeinsam entwickelt worden.
Jedenfalls wurden im Laufe der Jahre die für (Straf)Zollfreiheit gesetzten Mindest-Anteile inländischer oder innereuropäischer Wertschöpfung erhöht, sodass sich einige Hersteller später entschlossen, auch für ihre Eigenmarken zunehmend auf weitgehend europäische Fertigung zu setzen und teils dafür sogar komplett neue Fertigungsanlagen in der EU einzurichten.
Dafür wanderten immer mehr Bereiche hiesiger Zulieferung einheimischer Konzerne aus, wie beispielsweise die Chip(satz)fabrikation von Siemens, Philips usw., aber auch solche von Motorola oder TI, die vorher einmal mit teils sehr erheblichen Subventionen in die EU geholt worden waren.
Und im Laufe des steigenden Interesses an Rotchina wie auch der UdSSR bzw. deren Nachfolgern wurden immer mehr Umwege gewählt, auch um japanische oder südkoreanische Produkte begünstigt einführen zu können.
Zeitweise wurden dagegen massiv rotchinesische Produkte über Taiwan "gewaschen".
Diese Bereiche der Globalisierung sind insofern bereits seit Jahrzehnten zu beobachten.
Nur unser Geld war jedermann stets gut genug ...
Grüsse
Jürgen
p.s.
einen Schraubenzieher kenne ich auch nicht.
Allenfalls einen Schraubenauszieher (oder Schraubenausdreher), mit Linksgewinde, zum Entfernen von festsitzenden Schrauben oder solchen mit abgerissenem Kopf.
So wurden viele Videorekorder, die unter grossen deutschen Marken verkauft wurden, abgesehen von Gehäuseteilen, seit den späten Siebzigern lange Zeit oft von JVC oder Panasonic vorgefertigt.
Allerdings sind die Baugruppen nicht selten gemeinsam entwickelt worden.
Jedenfalls wurden im Laufe der Jahre die für (Straf)Zollfreiheit gesetzten Mindest-Anteile inländischer oder innereuropäischer Wertschöpfung erhöht, sodass sich einige Hersteller später entschlossen, auch für ihre Eigenmarken zunehmend auf weitgehend europäische Fertigung zu setzen und teils dafür sogar komplett neue Fertigungsanlagen in der EU einzurichten.
Dafür wanderten immer mehr Bereiche hiesiger Zulieferung einheimischer Konzerne aus, wie beispielsweise die Chip(satz)fabrikation von Siemens, Philips usw., aber auch solche von Motorola oder TI, die vorher einmal mit teils sehr erheblichen Subventionen in die EU geholt worden waren.
Und im Laufe des steigenden Interesses an Rotchina wie auch der UdSSR bzw. deren Nachfolgern wurden immer mehr Umwege gewählt, auch um japanische oder südkoreanische Produkte begünstigt einführen zu können.
Zeitweise wurden dagegen massiv rotchinesische Produkte über Taiwan "gewaschen".
Diese Bereiche der Globalisierung sind insofern bereits seit Jahrzehnten zu beobachten.
Nur unser Geld war jedermann stets gut genug ...
Grüsse
Jürgen
p.s.
einen Schraubenzieher kenne ich auch nicht.
Allenfalls einen Schraubenauszieher (oder Schraubenausdreher), mit Linksgewinde, zum Entfernen von festsitzenden Schrauben oder solchen mit abgerissenem Kopf.
,Johan hat geschrieben:Das gab's aber auch andersrum. Deutsche Autofabriken haben in großem Umfang CKD-Fahrzeuge ("completely knocked down") ausgeführt, die dann im Zielland "hergestellt", also zusammengesetzt, wurden, um Zölle zu umgehen.
Das wird aber teilweise immer noch gemacht, dass "Teilesätze" exportiert werden, die dann erst im Verkaufsland zusammengebrannt werden.
Ich meine mich bei BMW und MB an Indien und Südafrika erinnern zu können. Für China war das früher AFAIK wohl auch mal gemacht worden.
Goldstar
Hallo,
in Worms gab es die Firma Goldstar die Videorekorder und anderes aus Asien zusammenschusterte!
Das Bauwerk war so konstruiert das der Chinesische Chef alles von seinem Büro überblicken konnte!
nach 4 - 5 Jahren hat Goldstar den standort Worms wieder aufgegeben, jetzt ist eine "normale" Firma drin!
Gruß
Servolift
in Worms gab es die Firma Goldstar die Videorekorder und anderes aus Asien zusammenschusterte!
Das Bauwerk war so konstruiert das der Chinesische Chef alles von seinem Büro überblicken konnte!
nach 4 - 5 Jahren hat Goldstar den standort Worms wieder aufgegeben, jetzt ist eine "normale" Firma drin!
Gruß
Servolift
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Re: Japan. „Schraubenzieherfabriken“ in Deutschland – Wo noch?
Mahlzeit allerseits,
ein Schulfreund hat Ende der 80er Jahre einen Studentenjob bei Funai in Lüneburg gehabt, dort ging es - glaube ich - auch um Videorekorder.
ein Schulfreund hat Ende der 80er Jahre einen Studentenjob bei Funai in Lüneburg gehabt, dort ging es - glaube ich - auch um Videorekorder.