Ziegelei im Abbruch?

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TimoL
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Beitrag von TimoL » 18.07.2011 00:08

Bei dem "Aufzug" handelt es sich tatsächlich um eine Art Tagebau-Fördergerät und Tongruben haben nun mal die Angewohnheit im Laufe der Zeit mit Wasser vollzulaufen ;)
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Djensi
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Beitrag von Djensi » 18.07.2011 10:13

Danke für die Beiträge :thumbup: :thumbup: :thumbup:

Meist wird soetwas schnellstens aus der Landschaft geräumt, super Foto-Doku!

Grüße
Djensi

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Beitrag von violette » 18.07.2011 20:56

Hi Timo,

ja, ist klar dass die Gruben irgendwann voll Wasser standen. Davon gibt es einige Beispiele hier in der Gegend. Aber die Bäume, die Bäume. That is the question ;) Wie hat man das Grundwasser damals weggepumpt und wohin damit? Es gibt dort in der Nähe kein Fluß oder Bach. Müsste dann durch Gräben Richtung Große Aue abgeleitet worden sein oder so?

Ich vermute mal, dass weil man wohl schwer überall gleichzeitig mit diesen zwei Oldie-Baggern baggern konnte, an bestimmten Stellen Birken und ähnliche schnellwüchsige Bäume aufkamen, die dann, nachdem der Betrieb eingestellt wurde, schmachvoll ertrunken sind.

Auch komisch ist, dass bei GE (1.1.2000) zwei Baggerseen zu sehen sind, wo ich am Wochenende nur eins vorgefunden habe. Und zwar sind die beiden, die man dort sieht, in Wirklichheit miteinander verbunden. Könnte das darauf hinweisen, dass vor 11 Jahren die Bäume in der Mitte der Grube noch springlebendig waren, vielleicht weil die Grube an der Stelle untiefer war, und den restlichen stand das Wasser schon bis zum Hals?

Grüße, Vi
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TimoL
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Beitrag von TimoL » 19.07.2011 02:38

Muss ja net unbedingt Grundwasser sein ;)
Von "oben" kommt im Laufe der Zeit ja auch so einiges runter... ;)
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Beitrag von Djensi » 20.07.2011 12:32

Moin,

stimmt, Oberflächenwasser spielt auch eine Rolle und da die z.tT. noch vorhandenen Tonschichten ziemlich undurchlässig sind, staut sich das Wasser gern.

Das mit den abgestorbenen Bäumen ist, da spekuliere ich mal vielleicht irgendeinem Zyklus unterworfen, mal viel mal wenig Stauwasser usw.. Diese Entwicklung ist in einer in HH-Tonndorf vorhandenen, ehemaligen Tongrube, die nun seit gut 80 Jahren nicht mehr genutzt wird und seit den dreißigern des letzten Jh als (Vogel-)Schutzgebiet ausgewiesen ist.

Zwei Fotos findest dazu hier im Thread:

viewtopic.php?t=5829&postdays=0&postord ... &&start=30

(wo Volki vor 20 J. Schlittschuh gelaufen ist)

Grüße Djensi

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Beitrag von violette » 20.07.2011 13:41

Moin,

:thumbup: klasse Bilder aus HH :thanx:
Und eine interessante Zyklustheorie!
Aber eine Pumpe wird es doch auch gegeben haben?!

Na denn http://de.wikipedia.org/wiki/Kolbenpumpe war bei den Römern schon bekannt.
Hatte ich deswegen schlaflose Nächte... ;)

Diese Aufzüge hießen übrigens Löffel- oder Eimerkettenbagger: http://de.wikipedia.org/wiki/Eimerkettenbagger

Gruß, Vi

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Beitrag von Djensi » 21.07.2011 20:41

Moin,

das mit dem Volllaufen der Ziegeleigruben gehörte ja fast zum Geschäftszyklus einer Ziegelei. Im Winter, wenn die Temperaturen keine Förderung mehr zuließen und die Trocknung in den Trockenschuppen unzureichend war, wurde das Geschäft unterbrochen. Die Ziegelarbeiter wanderten in ihre Heimat zurück (sehr viele kamen aus Tradition aus dem Lippischen Land)und verbrachten dort die Monate bis zur neuen Saison. Kamen sie im Frühjahr zurück, mussten die vollgelaufenen Gruben mit Pumpen geleert werden. Dazu stand meist an der tiefsten Stelle der Grube eine Vorrichtung zum Ansaugen des Wassers oder ein Pumpenhäuschen, welches auch während des laufenden Betriebs für eine wasserfreie Grube sorgte. (siehe auch in dem Thread das Bild zur volllaufenden Grube Ostende) 05.12.2006:

viewtopic.php?t=5829&postdays=0&postorder=asc&&start=10

Erst danach konnte wieder mit dem Abbau begonnen werden.

Diese Pumpenhäuschen, die häufig in den vollgelaufenen Gruben verblieben, sind dann meist die "sagenumwobenen" versunkenen vollständigen Ziegeleien... :mrgreen:

Grüße
Djensi

PS: Die Grube mit den Bildern (wo Volki Schlittschuh lief) ist in HH-Farmsen!!

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Beitrag von Volkiwolf » 21.07.2011 21:35

Moin zusammem,

wirklich eine klasse Doku! Vielen Dank, auch von mir dazu!! :-)

@Djensi: Das Du das noch mal so explitit ausgräbst, dass ich da vor 20 Jahre Schlittschuhgelaufen bin erfreut mich irgendwie sehr :thumbup: :lol: :kiss:
Abwasser ist ´ne Sache, die unbedingt geklärt werden muss.

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Beitrag von violette » 23.07.2011 12:44

Moin moin,

Danke für die ausführliche Erklärung :-) . Überall Haufenweise Infos über Ton-Abbau, Aufbereitung und Ziegelöfen gefunden, nur nicht über dies entscheidende Detail. :thumbup: :thumbup:
Dass mit der saisonale Wanderarbeit der lippischen Ziegler hatte ich auch entdeckt!
Erstaunlich, so ähnlich wie die Hollandgänger und Heringsfänger.

Auch Details:
Das Wegtragen der geformten Ziegel zum Trockenplatz war früher oft eine reine Kinderarbeit. Auf alten Ziegeln kann man deshalb noch hin und wieder Hand- oder Fußabdrücke von Kindern entdecken, sowie Abdrücke von Katzenpfoten.
Bei den Römern erhielten alle Dachziegel und Backsteine den Legionsstempel, so dass heute noch der Standort der einzelnen Militäreinheiten festgestellt werden kann sowie die etwaige Entstehungszeit.
Der älteste noch erkennbare Backsteinprofanbau hierzulande ist die Burgruine Rahden (14. Jhd.). http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Rahden
War lange vor Dröge&co. Woher die Ziegel kamen ist eine offene Frage. :mrgreen:

Gruß, Vi

PS @ Djensi was ist das eigentlich fürn Zeichen auf dein Avatar? Ziegler- oder Steinmetzzeichen???
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Beitrag von Djensi » 25.07.2011 12:29

@ violette: Mein Avatar zeigt einen Ziegel mit Stempel auf der Außenseite, der Ziegelei Mejer aus (HH-)Tonndorf, die aus der Kuhle des jetzigen Strandbad Ostende Lehm gefördert hat. Zufallsfund beim "Dämme" bauen im nahegelegenen Bach und Auslöser, sich mit der Thematik und Geschichte intensiv zu befassen. :-)

Grüße
Djensi

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