Besetzung des Rheinlandes am 07.03.1936

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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EricZ
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Besetzung des Rheinlandes am 07.03.1936

Beitrag von EricZ » 02.04.2004 11:18

Moin allerseits,

hat sich hier unter den Nutzern mal weitergehend mit diesem Aspekt beschäftigt.

Ich bin auf der Suche nach Informationen, was genau besetzt wurde. Es sollen Teile von Geschwadern ins Rheinland verlegt worden sein, aber auch Flak an diversen Brücke positioniert worden sein.

Für Duisburg habe ich bislang noch keine Informationen finden können, obwohl es auch damals schon einige wichtige Rheinbrücken gab.

Weiß jemand zu dieser Frage vielleicht mehr?

Grüße, Eric
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JW

Beitrag von JW » 02.04.2004 20:56

Es gibt eigentlich nur ein Buch, das sich ausführlicher mit der Rheinlandbesetzung befaßt:

Braubach, Max: Der Einmarsch deutscher Truppen in die entmilitarisierte Zone am Rhein im März 1936. (= Veröffentl. d. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes NRW, 54) Köln 1956.

Eventuell steht dort etwas zu den eingesetzten Truppenteilen darin.

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 02.04.2004 21:24

Hallo zusammen,

man findet ja verschiedene Sprenkel, auch wenn man ein wenig googlet.

Eine recht knackige Zusammenfassung gibt es bei Hoffmann:
III. DIE ERSTEN EINSÄTZE DER LUFTNACHRICHTENTRUPPE
Während des langwierigen, schwierigen und gewaltigen Aufbaues der Wehrmacht
erhielt die Luftnachrichtentruppe schon die ersten Aufträge, deren Erfüllung ernste
Schwierigkeiten hervorrief, eben weil die Truppe noch im Aufbau stand.
Alle Einsätze mußten unter größtmöglicher Geheimhaltung geplant werden; sie
stellten an die wenigen Soldaten, die damit befaßt wurden, große Anforderungen.
Die bedeutendsten Einsätze werden in chronologischer Reihenfolge kurz geschildert.

1. Die R h e i n l a n d b e s e t z u n g am 7. März 1936

Im Oktober 1925 war zwischen den Außenministern Deutschlands, Frankreichs
und Großbritanniens unter der Rürgschaft Relgiens und Italiens in Locarno ein
Vertrag ausgehandelt worden, der die Aufrechterhaltung der Rheingrenze und
der entmilitarisierten Zone unter Verzicht auf gewaltsame Revisionen garantierte.
Der Vertrag wurde am 1. 12. 1926 in London unterzeichnet in der Hoffnung,
daß er zur deutsch-französischen Verständigung beitragen würde. Nach den
deutsch-polnischen Freundschaftsbemühungen (Freundschafts- und Nichtangriffsvertrag
am 26. 1. 1934 und Görings Mission in Warschau zur Herbeiführung
einer polnisch-deutschen Koalition gegen Rußland vom 27. 1. bis 31. 1. 1935)
schloß Frankreich mit Rußland am 2. 5. 1935 einen fünf Jahre gültigen Reistandspakt.
Hitler sah in diesem Pakt einen Bruch der Locarno-Abmachungen und sann auf
Kündigung des Paktes, die mit einer Resetzung der entmilitarisierten Zone des
Rheinlandes verbunden sein sollte. Erst die allgemeine Wehrpflicht und die
Verstärkung der Wehrmacht erlaubten erste außenpolitische Aktionen unter Aufbietung
der Wehrmacht.
Am 12. 2. 1936 orientierte Hitler erstmalig den Oberbefehlshaber des Heeres,
General der Art. Frhr. von Fritsch, über seine Absichten. Am 2. 3. 1936 folgte
eine erste grundlegende Weisung des Reichskriegsministers an die drei Oberbefehlshaber
der Wehrmachtsteile. Teile des V., VI., und IX. A. K. in Württemberg,
Hessen-Nassau und Westfalen sollten in ständige Standorte am Rhein und
in andere Teile der entmilitarisierten Zone, die bis 50 km ostwärts des Rheins
reichten, einmarschieren. Je ein Jagdgeschwader mußte in die Gegend von Köln
und Koblenz, Flakartillerie in die Nähe wichtiger Rrückenköpfe verlegt werden.
Schon im Januar und Februar 1936 waren die Staffeln der I./JG 132 „Richthofen"
185
und der I./Stuka Geschwader 162 „Immelmann" überraschend durch Verfügung
des RLM mit Jagd- und Sturzkampfflugzeugen sowie Besatzungen aufgefüllt worden.
Am 20. 2. verlegte die Jagdgruppe L/132 von Döberitz nach Lippstadt.
Zur gleichen Zeit fielen die Stukas und Jäger der I./162, von Schwerin kommend,
in Kitzingen ein. Als Jagdflugzeug diente die Arado 68 (Ar 68), als Stuka flog
man die Ar 65 und He 51. Beiden Gruppen war mitgeteilt worden, daß sie
an Übungen in der Nähe der neuen Plätze teilnehmen sollten.
Am 7. 3. erschien in aller Frühe auf dem Fliegerhorst Lippstadt der Kommandierende
General und Befehlshaber im Luftkreis IV, General der Flieger
Halm, und gab dem Gruppenkommandeur, Hptm Dinort, den Auftrag, um
12.00 Uhr den Kölner Dom zu umkreisen und auf dem Flugplatz Köln-Butzweilerhof
zu landen.
Für jedes Flugzeug hatte der General 1000 Schuß Munition mitgebracht, die
man aber nicht hätte verschießen können, da die Waffen nicht justiert waren.
Pünktlich wurde der Auftrag ausgeführt. Die 1. Staffel verlegte noch in der
nächsten Nacht nach Düsseldorf. Der Auftrag war erfüllt. Die Ln-Truppe war
hier nur mit einer Ln-Stelle (mot) beteiligt, die auf dem Landwege nach Köln
beordert worden war und rechtzeitig den Platz in Butzweilerhof vorbereiten
konnte. Am 8. 3. wurde die verstärkte I./JG 132 in II. und III./JG 134 umbenannt.
Vom Fliegerhorst Ledifeld waren Ende Februar Teile der Ln-Stelle zum Fliegerhorst
Kitzingen verlegt und mit Teilen der dortigen Ln-Stelle vereinigt worden. Niemand
durfte den Horst verlassen. Am 7. März wurde die neue Ln-Stelle nach Würzburg in
Marsch gesetzt, erhielt dort von der Polizei im verschlossenen Umschlag das neue
Marschziel Aschaffenburg. Hier traf der endgültige Auftrag ein, die neue Ln-Stelle
auf dem Flugplatz Frankfurt-Rebstock einzurichten. Die Truppe traf um 11.00 Uhr
am Ziel ein und begann sofort mit der Arbeit. Gegen 12.30 Uhr fiel der aus Kitzingen
kommende Verband der I./StukaGeschwader 162 in Rebstock und Mannheim ein.
Auch hier erfolgte am 8. 3. 36 eine Umbenennung in I./Sturzkampf Geschwader 165.
Zur gleichen Zeit waren schwere, mittlere und leichte Flakbatterien bei Düsseldorf,
Köln, Koblenz und Mannheim über die Rheinbrücken gerückt.

Im Reichsluftfahrtsministerium war man bei der Abteilung Luft-N achrichten -
Verbindungswesen von der Besetzung des Rheinlandes ebenso überrascht worden
wie die Truppe selbst, die im ganzen Reichsgebiet in Alarmbereitschaft lag.
Man hatte schon am 6. März den damals noch der Flakartillerie unterstehenden
Flugmeldedienst aufgerufen und entsprechende Leitungsschaltungen vorbereitet,
die am 7. März durchgeführt wurden und laut Tagebuch des Generals Suren viel
Arbeit verursachten.
Die Unentschlossenheit der Franzosen zu einer sofortigen Gegenaktion ließ die
Rheinlandbesetzung gelingen, obwohl Hitler mit einem Fehlschlag gerechnet
hatte.
Dieser militärische Einsatz brachte allen beteiligten Truppenteilen reiche Erfahrungen,
aber auch die Überzeugung, daß noch größere Anstrengungen nötig
seien, um die Einsatzbereitschaft der Truppen zu erhöhen.
186
Quelle: KARL OTTO HOFFMANN,
Ln - DIE GESCHICHTE DER LUFTNACHRICHTENTRUPPE
BAND I: D I E ANFÄNGE - VON 1935-1939 S. 185f.
KURT VOWINCKELVERLAG, NECKARGEMÜND 1965


Wie Ihr seht, habe ich eine Stelle im Text rot hervorgehoben.
Sollten das etwa alle Städte gewesen sein? :crazy:

Grüße Eric
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