Truppenbetreuungsgeräte--Teil 4-- Radios für das Heer

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
Antworten
Benutzeravatar
erlenmeier
Forenuser
Beiträge: 539
Registriert: 17.12.2010 12:44
Ort/Region: Oldenburger Land

Truppenbetreuungsgeräte--Teil 4-- Radios für das Heer

Beitrag von erlenmeier » 21.08.2018 10:01

Während die Marine meist Funkverkehr und Radioempfang über die Bordgeräte hatte und die Besatzung vom Funker das Neueste erfuhr, sah es insbesondere an der Ostfront zappenduster aus.

Es gab zwar ab 1941 Bauanleitungen in den Radio-Zeitschriften wie z.B. Funkschau, aber
- Problem 1: dafür mussten Teile besorgt werden, die in der Heimat nicht zu kaufen waren. Sie konnten meist nur aus defekten Radios ausgebaut werden. Im Kampfgebiet war es natürlich noch schwieriger an Material zu kommen. So wurde ein einfacher Detektor-Empfänger beschrieben, für den man ausser einer 10m langen Drahtantenne und einem Kopfhörer noch Drahtspule, Drehkondensator und Kristalldetektor benötigte. Aber Empfang nur bis zu max. 100km vom Sendemast entfernt. In Stalingrad also wertlos. Ausser....man hörte die Deutschland-Sendung von Radio Moskau, was nicht gerade erlaubt war.

Auch Röhrengeräte wurden zum Selbstbau beschrieben. Nun erst recht die Frage, woher die Fassungen, die Röhren, die Batterien und den Lautsprecher nehmen. Der Empfang von Sendern aus 1000Km-Entfernung und mehr war auch nur nachts möglich... und wenn die Russen keine Störsender laufen hatten.

- Problem 2,
oben schon angesprochen: Die einfachen Selbstbaugeräte reichten meist für den Weitempfang kaum aus.

Das war also der Hauptgrund für die Bestellung von sog. Truppenbetreuungsgeräten.

Einige Hersteller fertigten weiterhin während des 2.WK Kofferradios für den Export ins Devisen-Ausland. Diese Modelle wurden von der Wehrmacht unverändert in Auftrag gegeben oder so modifiziert, dass sie gegen Schlag durch Metall- oder Holz-Zusatzkoffer oder Klappen und Türen geschützt waren.

Auch die möglichst vielfältige Art der Stromversorgung war wichtig. Am Universellsten waren die Geräte mit der Bezeichnung GWB = Batterie, Gleichstromnetz, Wechselstromnetz. Diese konnte man an Stromaggregate, LKW-Batterien oder Dorfsteckdosen anschliessen und betreiben.

Und was kam dann dabei heraus? Aus dem Lautsprecher möglichst laut?
- Wehrmachtsbericht,
- Reden von NS-Führern,
- Reportagen aus dem GDR und besetzten Gebieten,
- nicht zu vergessen; DAS WUNSCHKONZERT, spez. zusammengestellt für die Frontsoldaten, mit Grüßen aus der Heimat.

Zum Abschluss Bilder von 2 Geräten aus meiner Sammlung.

Das erste, ein Körting Tourist SK6230. In diesem Fall ist nicht gesichert, ob es an der Front verwendet wurde. Die Witwe des ehem. Eigentümers, im 2.WK Funker, hielt es jedoch für möglich.

Das 2. Radio stammt aus einem ebay-Kleinanzeigen-Kauf. Philips 122ABC, ein rel. kleines leichtes, aber leistungsstarkes Gerät. Es wurde zumindest bis 1941 in D, CH, NL und B gebaut und wiegt "nur" 7Kg.
Das Besondere: Auf der Rückseite aufgemalt der Name des Inhabers MAJOR GEMEINHARDT. Auch dieses Gerät nutzbar mit Batterien oder über das Landnetz.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch Gegenwart und Zukunft bewältigen.

Antworten