Jägersuche, Ein Mann will nach unten

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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wobo
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Beitrag von wobo » 18.09.2017 23:32

MichaG hat geschrieben: Ehepaar im Krieg getrennt – und nach 72 Jahren vereint

Zitat:..."Wir erleben heute eine rechtsmedizinische Sensation", wird die Pastorin in ihrer Ansprache sagen.


Genau das ist es, was mich abstößt. Es geht überhaupt nicht um den Gefallenen,
der ist nur Mittel zum Zweck, damit sich Leute profilieren können.

Was genau, außer eine Story die sich gut vermarkten läßt, hat es den Angehörigen gebracht.

PS: Wie ist jetzt eigentlich die Rechtslage, genießt die neue Grablage auch noch den Status
eines Kriegsgrabes oder wird sie wie ein normales Grab behandelt.

Gruß Wolf

radar
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Kriegstoter

Beitrag von radar » 19.09.2017 08:14

Ich Glaube, dass wobo noch nie mit jemandem gesprochen hat, der nach so vielen Jahren endlich einen Ort zum Trauern bekommen hat.
Natürlich steht dem gefundenen Soldaten ein Soldatengrab zu, denn er ist in der Zeit vom 26. August 1939 bis 31. März 1952 während des militärischen oder militärähnlichen Dienstes gefallen oder tödlich verunglückt oder in der Kriegsgefangenschaft oder an den Folgen von erlittenen Gesundheitsschädigungen gestorben.
Nachzulesen im Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Radar

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wobo
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wobo

Beitrag von wobo » 19.09.2017 11:18

radar hat geschrieben:Ich Glaube, ...
heißt:... Nichts wissen.
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Ich bin ein Addoptivkind, habe meinen Vater nie und meine leibliche Mutter
nach 30 jahren durch einen Zufall kurz kennen gelernt.
Sie stammte aus Breslau, hat dort ihre kpl. Familie durch einen Bombenangriff verloren,
selbst war sie an diesem Tag außerhalb und hat dadurch überlebt.
Mein Vater ist (angeblich) ein Lette, der in Bodenteich interniert war.

2000 ist völlig überraschend meine Frau gestorben, für meine Kinder ist heute schon
die Pflege der Grabstelle eine Last, von den Enkeln ganz zu schweigen.
Also komme mir keiner mit so Sprüche wie:..."Ein Ort zum Trauern haben"... Nicht nach über 70 Jahre

Erinnerungen:... Bei meiner Taufe war ich 3 Jahre alt und als der Pastor zum 3.mal
mit dem Taufwasser kam, habe ich angeblich mit kräftiger Stimme gesagt: "Nu is genug Herr Pator"
Diese Geschichte hat man auf Familienfeten oft erzählt und sie hat sich in mein Gedächnis
dermaßen eingebrannt, daß die Erinnerung mir Bilder dieses Ereignisses vorgaukelt.
Im Gegenzug bekomme ich die Namen und Gesichter meiner Klassenkameraden der 1.Klasse nicht zusammen.

Bei meinem Beitrag über die WiFo-Hitzacker bin ich mehrfach auf solche falschen Erinnerungen gestoßen.
------------------------------------------------------------------------------------------------------
Jetzt zurück zu der Geschicht mit dem Flieger.
Wenn sich das so zugetragen hat, dann war das kein 6er im Lotto, sondern der Jackpot,
wirklich die absolute Sensation.

1.) Ein Kind kommt auf einen Absturz zu und liest am Kragen des toten Piloten dessen Dienstgrad und Namen.
Frage 1:... Wo gibt es Bilder, die so etwas zeigen (Namen am Kragen)
Frage 2:... Wenn er Namentlich bekannt war, warum wurde er als "Unbekannt" bestattet, was ist mit seiner Erkennungsmarke geschehen.

2.) Aus dem Grab des unbekannten Soldaten werden Gebeine geborgen die Brandspuren zeigen.
Frage:... Wenn der Tote dermaßen verbrannt war, das selbst die Knochen Spuren aufweisen,
wie kommt ein Kind dann so dicht heran, daß es einen Namen am Kragen lesen kann.
Meine persöhnliche Meinung:...Wie oben bei mir geschildert, die Geschicht wurde so oft im Ort erzählt,
daß er GLAUBT, er hätte es gesehen.


Nichts für Ungut
Wolf

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Djensi
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Beitrag von Djensi » 19.09.2017 17:05

Jaaa,

ich bin im Laufe meines Lebens auch vorsichtig geworden, was solche Storys betrifft.
Vor allem wenn man die Geschichten Jahre später vom ursprünglichen Erzähler erneut berichtet bekommt, ausgeschmückt um diverse Dinge, die im Ursprung so nicht gewesen sind, weil man bei dem berichteten Ereignis sogar selbst dabei war...
Einige Dinge gibt es da dann wirklich objektiv in Frage zu stellen, da gebe ich Wobo recht.
Was den Ort zum Trauern betrifft, da sind die Bedürfnisse sehr, sehr individuell. Für mich wäre eher die Gewissheit über den Tod des Angehörigen eine Erleichterung.

Viele Grüße
Djensi

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Beitrag von zulufox » 20.09.2017 10:56

Guten Morgen,

nun will ich doch einmal aus meiner Sicht und persönlichen Erfahrung meinen ganz privaten "Senf" zur Diskussion hier beitragen.

Die postings splittern sich leider wie so oft in sehr verschiedene Bereiche auf:

1. Bergung von Vermissten

2. Beisetzungen geborgener Überreste

3. Zuverlässigkeit von persönlichen Erinnerungen

Ich beginne mal mit dem letzten Punkt:
"Oral history" ist ein Ansatz für gezieltere Nachforschungen, muss aber immer durch möglichst zeitnahe erstellte Dokumente belegt werden. Damit schließe ich diesen Teil ab.

Zum Punkt 1. gibt es weltweit sehr verschiedene Ansätze, die zumindest zum Teil auch politisch/ideologisch begründet sind:
Während z.B. die USA seit langen Jahren eine militärische Dienststelle unterhalten, deren einzige Aufgabe es ist, "vermisste Personen, die als Kriegsgefangene oder Vermisste (Missing In Action) aus allen vergangenen Kriegen und Konflikten und in Ländern auf der ganzen Welt listenmäßig erfasst sind, aufzuspüren." http://www.dpaa.mil/ (bring back our soldiers),

die Briten aufgefundene Überreste Gefallener zwar nicht mehr unbedingt selbst suchen, aber nach entsprechenden Hinweisen bergen und auf Gemeinschaftsfriedhöfen ehrenvoll beerdigen,

die Niederlande inzwischen auch eine Stelle der "Königlich Niederländischen Streitkräfte" aufgestellt haben, die für die Bergung aller Kriegsopfer zuständig ist,

gab und gibt es eine solche zentrale Stelle in Deutschland nicht. Dafür gab es in der Vergangenheit leider zu viele Privatpersonen/Privatinitiativen, die diese Nachforschungen aus eigenem Profitstreben durchgeführt haben. Ich denke dabei z.B. an die Plünderung von Erstgrablagen im ehemaligen "Kessel von Halbe", wo auch Erkennungsmarken, die eine Identifizierung der dort gefundenen Überreste ermöglicht hätten, einfach gestohlen und später billig "verkloppt" wurden.

Zum zweiten Punkt nur zwei Anmerkungen: Auf der einen Seite gab und gibt es Nachfahren gefallener Soldaten, die eine Teilnahme an einer Beerdigung eines Vorfahren ablehnen, weil "der ja ein Nazi gewesen sein muss, weil er im Krieg gefallen ist"
und auf der anderen Seite solche, auch ehemalige Verlobte oder Freundinnen, die sagen: "Jetzt weiß ich endlich, dass er wirklich tot ist, dass er damals nicht nur untertauchte oder gar sein Gedächtnis verloren hat".

Soweit eine kurze, nicht wertende Zusammenfassung.

Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von wobo » 20.09.2017 11:28

zulufox hat geschrieben: 2. Beisetzungen geborgener Überreste
Moin zulu...
Hatte ich zwar schon mal gefragt, allerdings hatte "radar" meine Frage nicht richtig verstanden,
bzw. ich hatte mich nicht deutlich genug ausgedrückt.

Zitat:... Ehepaar im Krieg getrennt- und nach 72 Jahren vereint.

Bei dieser Überschrift bin ich davon ausgegangen, daß man die Gebeine des Fliegers zu seiner Frau gelegt hat.
Darauf meine Frage, ob dieses Privatgrab jetzt den Status eines Kriegsgrabes bekommt.

Könntest du dazu etwas Verbindliches schreiben.

Gruß Wolf

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Beitrag von zulufox » 20.09.2017 12:54

wobo hat geschrieben:
zulufox hat geschrieben: 2. Beisetzungen geborgener Überreste
Moin zulu...
Hatte ich zwar schon mal gefragt, allerdings hatte "radar" meine Frage nicht richtig verstanden,
bzw. ich hatte mich nicht deutlich genug ausgedrückt.

Zitat:... Ehepaar im Krieg getrennt- und nach 72 Jahren vereint.

Bei dieser Überschrift bin ich davon ausgegangen, daß man die Gebeine des Fliegers zu seiner Frau gelegt hat.
Darauf meine Frage, ob dieses Privatgrab jetzt den Status eines Kriegsgrabes bekommt.

Könntest du dazu etwas Verbindliches schreiben.

Gruß Wolf
Hallo Wolf,

eine verbindliche Auskunft kann ich hierzu auch nicht geben. Da kommt es in diesem speziellen Fall auch auf die Haltung der Friedhofsverwaltung/Gemeindeverwaltung drauf an.

"Normalerweise" werden aufgefundene/geborgene Gebeine auf Kriegsgräberstätten beigesetzt.

Es ist ja z.B. auch so, dass nicht alle Gefallenen während des noch laufenden Krieges in Ehrenhainen/auf Ehrenfriedhöfen beerdigt wurden. Nicht wenige wurden noch während des Krieges oder danach in "Privatgräbern" (Familiengräbern) auf z.B. Friedhöfen in der Heimat beerdigt. Da kommt es dann wieder auf die Nachfahren und/oder die Friedhofsverwaltungen/Gemeindeverwaltungen an.

Ich weiß aus eigenen Gesprächen, dass in einem Fall in M-V Druck auf diejenigen ausgeübt wurde, die eine Erstgrablage gefallener deutscher Piloten pflegten, diese Grabstätte aufzugeben und zu beseitigen.

Sorry, dass ich dir auf deine Frage auch nicht "rechtsverbindlich" antworten kann.

Zf :holy:
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Beitrag von wobo » 20.09.2017 16:26

zulufox hat geschrieben: Sorry, dass ich dir auf deine Frage auch nicht "rechtsverbindlich" antworten kann.
Trotzdem Danke, ist auch nicht wirklich wichtig.
Ich war dem Hinweis von "radar" gefolgt, habe da aber auch nichts gefunden,
was man auf diesen speziellen Fall anwenden könnte.

Gruß Wolf

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Beitrag von Marek » 23.09.2017 23:21

wobo hat geschrieben:Ich persöhnlich kann diese Hype um abgestürzte Flugzeuge absolut nicht nachvollziehen
Flieger (im Sinne von Flugzeugen, wie auch deren Besatzung) waren schon immer was besonderes.
Außerdem ist es viel einfacher nach ihnen zu suchen, als z.B. nach Schiffwracks.
Und der einfache Gefreite, der dummerweise der Granate im Weg stand - für den hat sich noch nie jemand wirklich interessiert, überspitzt gesagt.

MichaG

Beitrag von MichaG » 25.09.2017 19:07

Moin,

einige der Aussagen hier im Thema sind für mich grauenhaft, verachtend.

Denkt euch nur einmal in die Befindlichkeit der Hinterbliebenen, nur eine Minute lang...

Micha

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