Das wissen sie nur bei Zufallsfunden, wenn in bombardierten Bereichen gebuddelt wird, ohne vorher nach Bomben zu suchen.GeorgM hat geschrieben: woher wissen denn die Kampfmittelräumer wie schwer die Bombe ist?
Bei gezielter Suche (d.h. nach Luftbilddetailauswertung mit luftsichtig erkannten Einschlagverdachtspunkt, geomagnetischer Untersuchung z.B. durch Bohrlochsondierung und ggf. dem neuen "Ultra-TEM" mit konkreten Hinweisen auf einen Bombenblindgänger) wird in der Tat ein Sicherheitsbereich festgelegt, bevor die Bombe endgültig freigelegt wird.
Die Radien dieser Sicherheitsbereiche schwanken von Bundesland zu Bundesland, es gibt keine einheitliche Regelung (die zitierte Fausformel "pro Pfund ein Meter" stammt aus dem Krieg, da war es nicht ganz so schlimm, wenn nach einer Bombennacht mit 500 Toten am nächsten Morgen durch einen verirrten Splitter einer fehlgeschlagenen Entschärfung neben dem Entschärfer noch ein weiterer Einwohner das Leben verloren hat).
Bereits im Krieg gab es Vorschriften, die L.Dv. 764/H.Dv. 412/M.Dv. 872 forderte bei Sprengung von Sprengbomben größer 40 kg in Sprenggruben 1.000 m, ohne Sprenggruben sogar 2.000 m
Die Berufsgenossenschaftliche Vorschrift DGUV Regel 113-016 „Sprengarbeiten“ fordert heute "bei Eisen- und Stahlsprengungen" (da könnte ja ein wirksamer Stahlsplitter fortgeschleudert werden) einen Umkreis von 1000 m von der Sprengstelle, ebenso die DGUV Regel 113-003 "Zerlegerichtlinie", die KatS-DV 250 "Sprengen" und die PDv 403 "Sprengen"
Die einzigen, die sich beruflich explodierenden Bomben exponieren, sind die Soldaten der Bundeswehr, und auch wenn die auf dem Übungsplatz ständig mit Helm herumlaufen gilt dort lt. Heeresdienstvorschrift H.Dv 183/100 "Durchführungsvorschriften für das Vernichten von Munition" bei der Vernichtung von Munition durch Sprengen an der Oberfläche ein Radius von 1.250 m
Das das nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, zeigen zwei praktische Beispiele: bei einer Bombenexplosion in Hattingen 2008 flog der Bombenboden rund 1.200 m weit, bei dem tragischen Unglück in Göttingen 2010 ist ein Fragment 700 m vom Explosionsort entfernt durch ein Dach in den Fußboden des Kinderzimmers durchgeschlagen (siehe Anlagen).
Da üblicherweise die Entschärfungen gut ausgehen, ist das Gemurre und der Unwillen in der Bevölkerung natürlich immer groß, und auch die für die Evakuierung Verntwortlichen fangen an, über den roten Kreis auf der Karte zu diskutieren ("könnte man nicht dort etwas weniger, dann brauchen wir die Kreuzung nicht sperren/den Wohnblock nicht evakuieren, ...?") Oder man kommt gleich mit praktischen Ratschlägen "letzte Woche in Essen haben die auch nur 300 Meter Sperrkreis eingerichtet".
Wir in M-V sprechen eine Empfehlung aus, wenn die Ordnungsbehörde darunter geht, ist das ihre Entscheidung - und ihre Verantwortung.