Weinsberg Gefechtsschießplatz

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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wobo
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Beitrag von wobo » 21.04.2017 09:38

Hallo Baum
Wenn sich dieser Betonhalbkreis auf dem Gelände der Amerikaner befand,
kann es sehr gut "just for fun" gewesen sein. Die Ammi werde sportlich Skeet geschossen haben,
konnten also auf dem Jagdstand nur bedingt Trainieren.

Auf dem Halbkreis dürfte ein Hölzerner Windschutz für die Schützenstände montiert gewesen sein
und auf den quadratischen Flächen an den Enden standen die Türme mit den Wurfmaschinen.
Geschossen wurde dann aus dem Halbkreis heraus.
Man rechnet den Sicherheitsbereich für Schrotmunition = Kugeldurchmesser im mm X 100 m.
Skeet wird mit 2 mm Schrot geschossen und wenn es ein "Privater" Stand auf einen gesperrten
Militärgelände war, reichen 200 m, zudem sind die Ammi in der Beziehung Schmerzfrei... :mrgreen:

Edit ruft: Wenn dir die Sache wichtig ist, könntest du dort die ca. 200 m vor dem
offenen Halbkreis mit einer Metallsonde ablaufen, der Boden müße oberflächlich
"Bleiverseucht" sein.


PS: Ich hatte in den 70er Jahren Beziehungen zum BGS-Bodenteich, dort existierte auch ein "Privat",
also mit Duldung der Dienststelle, aber in Eigenregie und in der Freizeit gebauter Tontauben-Stand.

Gruß Wolf
Zuletzt geändert von wobo am 21.04.2017 11:05, insgesamt 1-mal geändert.

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wobo
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Beitrag von wobo » 21.04.2017 10:51

Baum hat geschrieben:

@WoBo: dass der 25 - m Stand noch nichjt fertig ist sehe ich auch so.
Die Frage ist, soll das ein 300 - m Stand werden, oder ist der Wall eben nur erst vor kurzem geschüttet und noch nicht bewachsen? Und noch immer die Frage, befindet sich dahinter noch ien gleichartiger 25-m Stand.
Hallo Baum
Mir ist auf dem Bild ein interessantes Detail aufgefallen, welches mich zu einer
neuen Beurteilung des Fotos zwingt ... :-)

Ich habe mir erlaubt, dein Bild zu kopieren, weil es so einfacher ist,
meine Gedanken nachzuvollziehen:

1.) Die Soldaten befinden sich nach meiner Meinung überhaupt nicht auf einer Schießbahn,
denn an der rechten Bildseite steht ein neu angepflanzter Baum, eventuell kann man
das auf dem original Bild deutlicher erkennen.

2.) Demnach wäre der kurze linke Wall quasi die rechte Seite des neu zu bauenden 25 m Standes,
die zwei Wälle zur Rechten gehören zu dem fertigen Kugelfang
und die Soldaten haben sich provisorisch auf einem Weg zwischen den Bahnen eingerichtet.

3.) Es ist nicht ersichtlich, ob dort wirklich scharf geschossen wird,
oder nur eine Einweisung/Formalausbildung stattfindet.

Gruß Wolf
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Baum
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Beitrag von Baum » 25.04.2017 19:33

Hallo Wobo,

danke mal für die "Analyse".
Zum skeet-Stand:
ich habe am Wochenende mit einem Bekannten gesprochen, der lange - also bis zum Schluß - Zivilangestellter bei den Amerikanern in Heilbronn war.
Aufgrund seiner Stellung hatte er gute Kontakte zu den Offzen und auch zum Kommandeur.
Von einer skeet-Anlage wußte er nichts - was ja vorerst nichts heißen mag.
Was auf dem Stand geschossen wurde wußte er leider auch nicht, da sie meist auf der Standortschießanlage waren.
Am Ostersonntag habe ich ein Ehepaar getroffen, dem die ehemalige Nutzung durch die Army auch noch bekannt war. Nach deren Aussagen war das Gebiet eine Art "no-go-area". Was auch immer man darunter verstehen mag - zur Waldheide ist es ja nicht weit.

Das Ganze ist ja seit 1994 Naturschutzgebiet und ich versuche gerade bei der Unteren Naturschutzbehörde an die dazugehörigen Unterlagen zu kommen - sieht nicht schlecht aus, dauert aber noch ein paar Tage.
Gerade das NSG lässt mich wieder an der skeet-Anlage zweifeln.
Die erwähnte Tontaubenanlage der Jäger im Reichswehrschießstand sollte ja auch aufwändig umgebaut werden u.a. wegen der Bleiverseuchung.
Und Bleialtlasten und Naturschutzgebiet passt nicht so richtig zusammen - aber vielleicht belegen die Akten ja auch eine Sanierung.

zu den Schießständen:
dass diese vielleicht im Bau bzw. noch ganz neu sind ist nachvollziehbar. Der Baum ist mir garnicht aufgefallen. Auch die Argumentation mit den zwei Schießbahnen ist nachvollziehbar.
Welchen Sinn macht dann der undeutlich sichtbare 2. Kugelfang hinter dem Hauptmotiv.
Nach deiner Interpretation könnte dies ja der Kugelfang der zweiten Bahn sein.

Schaun mr mal
Baum

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Beitrag von Baum » 06.05.2017 23:39

Hallo zusammen,

ich bin einen kleinen Schritt weitergekommen mit dem Schießstand.
Da die Fläche Naturdenkmal und Naturschutzgebiet ist habe ich auf dem Landratsamt die - wenigen - vorhandene Akten eingesehen.
er Übungsplatz scheint auf alle Fälle größer gewesen zu sein, als ich ihn bisher auf dem Luftbild bezeichnet habe - insgesamt ca. 14 ha.

Was die amerikanische Nutzung betrifft, sieht es derzeit so aus, dass die militärische Nutzung der (Schieß-)Anlage ca. 1969 endete. Anschließend wurde das Gelände nur noch vom amerikanischen Rod-and-Gun-Club genutzt.
Zu einer Tontaubenanlage findet sich jedoch kein Hinweis, was aber nichts bedeuten muß.
Aber ich halte die halbkreisförmige Betonstruktur einfach mal für älter als erst in den 70er-Jahren angelegt.

Der damalige BM und Stadtbaumeister haben die Unterschutzstellung seit langen Jahren betrieben.
Erste Akten die mir nun vorliegen sind von 1979.
Damals wurde versucht den Schießplatz in ein geplantes Naturschutzgebiet einzubeziehen.
Bundesvermögensamt und Oberfinanzdirektion waren jedoch immer dagegen, wegen der militärischen Nutzung.
Ein Naturschutzgebiet konnte gegen den Willen der Amerikaner nicht ausgewiesen werden, wohl aber ein flächenhaftes Naturdenkmal. Letzteres kann ohne Zustimmung der Besatzungsmacht ausgewiesen werden, darf aber maximal 5 ha. groß sein.
Das Naturdenkmal FND 81251020011 - Feuchtgebiet "Brühltal" ist daher 4,9 ha groß und beinhaltet nicht einmal den Schießstand, sondern v.a. den nördlich liegenden See und die Feuchtwiesen.
Die Amerikaner haben dann auch zugesagt, dies zu respektieren.
Mit dem Abzug der Amerikaner ist das Gelände wieder an den Bund zurückgefallen und es konnte dann nach weiteren Anstrengungen das Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, nun mit 14 ja einschließlich des flächenhaften Naturdenkmals von 4,9 ha.
Angehängt das Luftbild mit der Abgrenzung des Naturdenkmals und des Naturschutzgebietes, wobei ich jetzt einmal davon ausgehe, dass die Fläche des Naturschutzgebietes ungefähr der Fläche des Schieß-/ Übungsplatzes entspricht.

Gruß Baum
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darkmind76
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Beitrag von darkmind76 » 14.05.2017 12:48

Hallo!

Vielleicht paßt das doch mit einem möglichen Tontauben-Schießstand. In Mainbullau gibt es einen Schießstand der Jäger, der auch einen solchen beinhaltet. Zu den Bleibelastungen ringsherum gibt es ja vor Ort diverse Auseinandersetzungen...

...und hier http://www.opencaching.de/viewcache.php?cacheid=126048 wird auch eine Skeet-Anlage genannt.

Gruß Markus
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Beitrag von Baum » 14.05.2017 13:39

Danke darkmind76 und auch wobo,

dann scheint das Rätsel mit der halbrunden Betonstruktur ja wohl gelöst zu sein und es sich dabei um einen nicht vollemdeten bzw. nicht betriebenen skeet-Stand zu handeln.
Die Struktur auf dem LuBi von darkmimd entsprticht genau der in Weinsberg.
Und ich nehme an, wenn er betrieben worden wäre, hätt5en sich in den Naturschutzunterlagen sicher Hinweise auf eine Bleibelastung gefunden.

Baum

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Re: Weinsberg Gefechtsschießplatz

Beitrag von Baum » 08.08.2020 20:08

Hallo zusammen,

mehr aus Zufall habe ich endlich mal Luftbilder vom Schießstand im Stadtseebachtal gefunden.
Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich die Bilder leider wohl nicht direkt einstellen, aber es sind LuBis von 1970, wo man noch die Schießbahn sieht und eines aus 1975, wo man die halbkreisförmige neue Tontaubenanlage sieht.
D.h. zwischen 1970 und 1975 wurde dort wohl die Schießausbildung eingestellt.
Es gibt auch noch ein LuBi von 1952, aber dort ist alles weiß. Ich gehe davon aus, dass dieses LuBi zensiert ist (bspw. auch die benachbarte Waldheide "Fort Redleg").
Auf dem LuBi von 1999 sieht man die Tontaubenanlage nicht mehr.
Die Bilder sind über den GIS-Daten-Server der Stadt HN aufrufbar:

https://www.gisserver.de/heilbronn/gtiw ... _Geoportal#/

oder wenn der link nicht funktioniert direkt über die homepage der Stadt HN und dann ganz im Osten auf Weinsberger Gemarkung suchen.

Gruß Baum

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Re: Weinsberg Gefechtsschießplatz

Beitrag von Zwackelmann » 10.08.2020 00:06

Hi,

Danke fürs Reanimieren dieses alten, aber interessanten Themas. Hier in Aachen gibt es zwei Schießstände, die die Wehrmacht 1937-1939 gebaut hat und die zum Teil noch von den belgischen Besatzungstruppen nachgenutzt wurden (Aachen-Lintert; in Aachen-Brand gab es keine Nachnutzung). Neben den langen Schießbahnen für Gewehre gibt es auf beiden Anlagen Schießbahnen von 50 m Länge mit gleichartigen Kugelfängen, auf denen mit 9 mm Para geschossen wurde, wie noch sichtbare Einschüsse in Mauerwerk und Beton, aber auch Streifschüsse in der teilweise erhaltenen Holzverkleidung nahelegen. Zum Vergleich hänge ich zwei Bilder an.

Gruß, Thomas!
Schießstand Lintert (10).JPG
Standortübungsplatz Aachen-Pistolen-Schießstand (23).JPG
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Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

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