Breitbandfernkabel

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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Cremer
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Beitrag von Cremer » 31.05.2010 22:06

Also Pupinspulen habe ich vom Aussehen anders in Erinnerung, aber es könnten trotzdem welche sein.

Das Fernmeldekabel 2 sah bestimmt auch anders aus und war deutlich dicker, also mit mehr Adern. Kann morgen im Büro in der Liste nachschauen.

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Cremer
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Beitrag von Cremer » 01.06.2010 07:32

Also zum Fernkabel 2:

Das Fernkabel 2 lief von Hannover über Wiedenbrück nach Dortmund, Gesamtstrecke 213,4 km, Fertigstellung der Strecke 26.10.1921.
Es bestand aus dem Typ 71p

(Quelle CD:
Handbuch zur Geschichte des militärischen Fernmeldewesen Teil III:
Das militärische Fernmeldewesen in Deutschland zwischen den Weltkriegen 1919-1939) von Hans-Georg Kampe

Vielleicht kann da das Forumsmitglied Hans-Georg noch dazu etwas ergänzen :-))

Das FK 2 war Bestandteil der Gesamtstrecke (FK 1 bis FK 5) von Berlin, Hannover, Dormund, Düsseldorf, Köln

Und hier auch zum Nachlesen auf Seite 478: Die Koaxialkabel im Wandel der Zeit:
http://www.training.telekom.de/internet ... 000_09.pdf

"Das sogenannte Rheinlandkabel von Berlin über Hannover nach Köln war ein Großversuch. Es kam die so beschrieben Pupintechnik voll zur Anwendung....... Unter Ausnutzung von Phantomkreisen konnten mit den 52 Doppeladern des Kabels 78 Gespräche gleichzeitig übertragen werden...."

Aber wie gesagt, ich halte die unbekannte Anlage nicht für das Fernkabel FK 2, wohl aber ggf. aus dieser Zeit um/vor/nach dem WK II

und noch ein Beitrag des MT von heute
http://www.mt-online.de/lokales/minden/ ... hwerk.html

Ruedi55

Fachwerkhaus als Verstärkeramt...

Beitrag von Ruedi55 » 01.06.2010 10:19

redsea hat geschrieben:Nach dem ehem. Verstärkeramt Minden habe ich schon mehrfach vergeblich gesucht. Ob das Gebäude überhaupt noch steht, konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen. Hierzu weiß ich lediglich, dass es sich um ein zweistöckiges, unterkellertes (verbunkertes?) Gebäude handelt, dass sich im Bereich der heutigen Edelweissstrasse befunden hat.
Nach heutigem schon von Cremer genannten Bericht existiert dieses Gebäude noch und ist dort mit Fotos auch eines der Generatorenräume abgebildet.
Die Printausgabe enthält zudem noch ein Foto eines der Zugänge zum "Bunker" in Form einer massiven Betontreppe.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

SuR
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Beitrag von SuR » 01.06.2010 11:55

Diese Installation könnte *vielleicht vielleicht vielleicht* was mit dem Forschungsamt des RLM zu tun haben....
LG,
SuR

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Beitrag von Cremer » 01.06.2010 12:02

Hier noch ein Hinweis auf das Rheinlandkabel

http://de.wikipedia.org/wiki/Fernkabel

Hans-Georg

Beitrag von Hans-Georg » 01.06.2010 12:10

Da ich von unserem Forummitglied Cremer aufgefordert wurde, möchte ich auch meine Meinung zu der rätselhaften Anlage sagen. Mehr als eine Hypothese kann das Nachfolgende aber nicht sein.

Bei dieser entdeckten Anlage handelt es sich m. E. offenbar um einen Aufteilungskabelschacht, der mutmaßlich mit dem Bau des Verstärkeramtes Minden mit dem Standort in Barckhausen in Verbindung gebracht werden könnte.

Nach den Festlegungen der „Richtlinien für die Errichtung von Verstärkerämtern ...“ vom 04.04.1935 und der Ergänzung vom 29.05.1937 waren neu zu errichtende Verstärkerämter grundsätzlich in geschützten unterirdischen gassicheren Räumen zu installieren. Demzufolge waren diese Verstärkerämter je nach den örtlichen Bedingungen in der Regel unauffällige Gebäude mit dementsprechend gesicherten unterirdischen Kellerräumen. Siehe das Bild des Verstärkeramtes Minden. Und noch eine Festlegung galt für neu zu errichtende Verstärkerämter. Im Gegensatz zu bestehenden Ämtern, die sich in der Regel am Ort der Übertragungsstelle bzw. des Betriebsamtes befanden, mußten die neuen Ämter aus Sicherheitsgründen außerhalb von Ballungszentren errichtet werden. Man sprach also vom Verstärkeramt Minden (zur Tarnung), das aber nicht in Minden, sondern abgesetzt in Barckhausen errichtet wurde.

Demzufolge waren im „alten“ Verstärkeramt Minden die Fk 2 Hannover - Dortmund (Fertigstellung 1921) und Fk 37 Hannover - Dortmund (Fertigstellung 1928) eingeschleift.

Das „neue“ Verstärkeramt Minden in Barckhausen wurde am 25.04.1938 in Betrieb genommen. Dort waren die Maschenkabel Fk 214 Minden - Bohmte (Fertigstellung 01.09.1938) und Fk 244 Nienburg - Minden - Hallenberg (Fertigstellung 02.11.1938) eingeschleift.

In dem Zusammenhang dürfte mit höchster Wahrscheinlichkeit davon auszugehen sein, daß die alten Fk 2 und 37 (s.o.) in der Nähe des neuen Verstärkeramtes abgefangen und mit Stichkabeln in dieses eingeführt wurden, was die Sicherheit der genannten Kabeltrassen erheblich steigerte, die damit letztlich im Gefahrenfall das alte Verstärkeramt Minden umgingen.

Es handelt sich also um vier Fernmeldekabel, die damals das neue Verstärkeramt Minden berührten.

Schließlich ist noch folgendes zu erwähnen. Das 1944 ausgelegte Breitbandkabel Fk 509 Berlin - Hannover sollte ursprünglich bis zum neuen Verstärkeramt Minden geführt werden. Allerdings wurden die auf dem Trassenabschnitt Hannover - Minden begonnenen Arbeiten am 16.07.1944 abgebrochen.

So weit die Geschichte der Kabel um den Fernmeldeknoten Minden. Was es mit der gefundenen Anlage - insbesondere mit den zylinderförmigen Gebilden - aber tatsächlich für eine Bewandtnis hat, kann ich auch nicht verbindlich sagen. Pupinspulenkästen sind es jedenfalls nicht.

Hans-Georg

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Gravedigger
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Beitrag von Gravedigger » 06.06.2010 16:28

Zu dem Thema gab es noch zwei Artikel im Mindener Tageblatt:

Schachtkabel führen in Fachwerk

Ausgrabung: Barkhauser Kabel Teil eines Knotenpunkts

CU Markus
Zivilisation bedeutet, sich gegenseitig zu helfen von Mensch zu Mensch, von Nation zu Nation. (Henry Dunant)

Hans-Georg

Beitrag von Hans-Georg » 07.06.2010 17:01

Noch einmal zu dem, bei Grabungen entdeckten Kabelschacht und den teilweise mehr als gewagten Deutungen seiner Herkunft und Verwendung:

Nach meinem Dafürhalten handelt es sich eindeutig um einen von der Deutschen Reichspost vor dem Krieg gebauten Aufteilungskabelschacht. Dafür spricht die 2 mal dreizügige Kabelkanalanlage und die gemauerte Ausführung des Schachtes, die damals üblich waren. Das Bild zeigt vier Kabel die nach Passieren der Aufteilungsmuffen in acht Kabel aufgeteilt sind, von denen 4 Kabel jeweils zu zweit in zwei Zügen der Kanalanlage verschwinden und 4 Kabel nach einer Rechtsschwenkung den Kabelschacht an der Längsseite verlassen. Bei den 2 durchlaufenden Kabeln an der hinteren Längswand des Schachtes handelt es sich offenbar um durchgehende Kabel, deren Längen man hier im Kabelschacht miteinander verbunden hat (siehe die Verbindungsmuffen in der Mitte des Bildes) und für die ein freier Kanalzug genutzt werden konnte.

Nicht auszuschließen ist, daß diese beiden Kabel nachträglich, d.h. nach 1945 im Auftrag der britischen Besatzungstruppen von der zuständigen Oberpostdirektion in die vorhandene Kanalanlage eingezogen wurden. Dafür spricht die unterschiedliche Bauausführung zwischen den an der Wand befestigten und den waagerecht auf Podesten aufgelegten Kabeln.

Daraus folgt:
Bei dem entdeckten Kabelschacht handelt es sich nicht um eine von den britischen Besatzungstruppen gebaute Anlage, sondern im Höchstfall um eine Mitnutzung einer bereits vorhandenen Anlage. Ihre komplette Errichtung durch das britische Militär dürfte aus folgenden Gründen ausgeschlossen werden:

1. Der Ausbau einer Kabelkanalanlage in dieser Größenordnung für mehrere Fernmeldekabel ist nicht in kurzer Zeit realisierbar und hätte für die britische Besatzungsmacht einen enormen Aufwand an Arbeitskräften und Material mit sich gebracht. Außerdem hätte man die umfangreichen Erdarbeiten nicht im Verborgenen durchführen können, d.h. die Bevölkerung müßte sich daran erinnern.

2. Die britischen Signal- (Fernmelde-) Truppen hätten weder über die Fernmeldebauspezialisten noch über andere notwendige Voraussetzungen für den Bau einer solchen großzügigen unterirdischen Anlage verfügt, d.h. man hätte in jedem Falle die zuständige Oberpostdirektion damit beauftragen müssen. Auch das ließe sich heute noch überprüfen.

3. Immerhin hätte die große Anzahl der in den 6 mehrpaarigen Kabeln insgesamt verfügbaren Übertragungswege (Leitungen) den damaligen Leitungsbedarf der Besatzungstruppen um ein Vielfaches überstiegen. Wozu also dann ein solch gewaltiger Aufwand ? Und das in der Situation unmittelbar nach Kriegsende !

4. Nach den wiederholten Bombenangriffen - auch auf Minden - war 1945 das deutsche Weitverkehrsnetz zu mehr als 80% zerstört bzw. nicht mehr nutzbar. Man könnte die Bevölkerung von Minden befragen, in wie weit das im Zentrum der Stadt gelegene alte Fernmelde-Betriebsamt bzw. Verstärkeramt damals zerstört oder beschädigt wurde. Das 1938 erbaute neue und geschützte Verstärkeramt jedenfalls hat den Krieg überdauert.

Von diesen Gedanken ausgehend muß man zwangsläufig zu der Erkenntnis gelangen, daß unmittelbar nach Kriegsende eine nahtlose Weiternutzung der deutschen Fernkabel überhaupt nicht möglich war. Wenn aber die Besatzungstruppen eine Fernmeldekabelverbindung zu ihrem etwa 20 km entfernten Hauptquartier in Bad Oeynhausen unbedingt haben mußten, dann lag es für diese doch nahe, das oder die Kabel in eine vorhandene, d.h. nicht zerstörte, Kanalanlage einzuziehen. Das ging relativ schnell und ohne großen Aufwand. Und so wurde es offenbar gemacht.

Deshalb kann ich den ganzen Medienrummel über die "Rätselhaftigkeit" der Anlage und schon gar nicht die verschiedenen Mutmaßungen - wie z.B. die Abhörtheorie - nicht verstehen. Letztlich ist auch diese Fernmeldeanlage ein kleines Teilchen unserer Vor- und Nachkriegsgeschichte und der sollten wir uns mehr widmen.

Hans-Georg.

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"Führerkabel"

Beitrag von papa-chicko » 23.07.2015 17:57

Was man nicht so alles in der Erde findet! Leider weiß ich nicht ob dieses Thema hier schon mal angeschnitten wurde.
Deshalb werde ich den Link der örlichen Lokalzeitung mal hier reinstellen:

http://www.mainpost.de/regional/hassber ... 26,8836403

http://www.mainpost.de/regional/rhoengr ... 67,6228674

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Beitrag von Cremer » 23.07.2015 22:10

Das Thema war hier schon mal ausgiebig behandelt worden.
Hab momentan nicht den Link für das Posting
Es war das Kabel 502 Berlin - München aus 1938. Es wurden immer 2 Kabel parallel verlegt (Hin-und Rückleitung). Alle 38,5 km waren Verstärkerämter eingebaut. Das nächste hier war in Unfinden gewesen.
Allerdings hier ein nachzuschlagender Beitrag
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MfG Euer Fernmelder
Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

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