Betonblöcke auf ehem. Truppenübungsplatz

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 21.10.2014 16:29

Hallo,
die Antwort vom Stadtmuseum kam jetzt:

"Hallo Herr .......,

die Betonblöcke sind Teil der ehemaligen Schießbahnen. An welcher Stelle sie standen, kann ich aber nicht sagen. Inzwischen steht auch wieder eine Beschilderung am Stadtpark.

Mit freundlichen Grüßen ...."

Leider gar nichts Neues.

Ich habe mir das vorher als Link angegebene Messtischblatt nochmals stark gezoomt angesehen.

Wie schon vorher erwähnt, ist die linke gerade Zuwegung zu den Blöcken von Süden nach Vergleich mit älteren Karten her relativ neu, der alte Weg ist rechts davon sichtbar.
Hier meine ich, etwa in der Mitte Reste von einem Wall auf der Karte zu erkennen
Auffällig sind auch die auf der Karte sichtbaren Reste einer Umzäunung. Die wäre für so einen "Ballerstand" sinnvoll gewesen.
Aus diesen Puzzlestücken und der massiven Bauweise der Blöcke würde ich folgende Schlüsse ziehen:
1.: Geschossen wurde von Süden nach Norden auf diese Zielblöcke hin.
In Richtung Norden gab es damals auch keinerlei Bebauung.
Das würde auch erklären, dass die Blöcke auf der Nordseite, wo diese Aussparungen sind, teilweise völlig unbeschädigt sind.
Umgekehrt müssten die Blöcke vom Süden her Spuren haben, was man leicht sichten könnte.
Außerdem sind die ganzen mittleren Klötze nach Norden hin genau senkrecht nach Süden aber leicht abgeschrägt.
Das ist bei den beiden Endklötzen nach den Fotos scheinbar nicht der Fall.
Querschläger von horizontalen Treffern würden bei den ganzen kleineren Klötzen hier leicht schräg "gen Himmel" fliegen oder irre ich mich?

2.: Der neue linke Weg war der Zugang hin zu den Zielscheiben oder einer Zielanlage.

3.: Wozu solche massiven Klötze im Ziel?
Meine Erklärungsversuche:
Einmal vielleicht zu "Showzwecken", wie man heute sagen würde, wie dieser eigentlich sinnfreie große Eingang der ehemaligen Kaserne.
Vielleicht hat man die Klötze auch zu Übungszwecken als Deckung genutzt, wenn geschossen wurde? "Mannhöhe" hätten sie ja gehabt. Aber ob die bei der SS derart "rustikal" geübt haben könnte, ist kaum vorstellbar.
Andererseits sagte mir mein "Instinkt", als ich die Objekte das erste Mal sah sofort, da könnte was drüber befördert worden sein.
Besonders die anders gebauten Klötze außen würden dazu passen.
Leider verstehe ich nicht viel von Schießständen, aber es gab zu der Zeit durchaus schon Schießstände mit beweglichen Zielen, sagt mir das Internet.
Diese breiteren Endblöcke fände ich dazu eigentlich genau passend für etwas in der Art:

http://www7.pic-upload.de/26.02.14/83rzznr3bgzv.jpg

Zu der Zeit hätte das natürlich anders ausgesehen.
Die anspruchsvollste Lösung wäre eine Art horizontal angebaute Seilbahn gewesen, die Zielobjekte in einem langen schmalen Oval geschleppt hätte.
Sehr viel einfacher und günstiger wäre eine Schmalspurschiene gewesen, die über die Blöcke geführt hätte.
Entweder per Handkurbel oder Motor hätte man dann das (die) Ziel (e) auf Schienen über diese Blöcke geschleppt, mit möglicher Abstellung auf den Endblöcken.
Die Anschrägungen der äußeren Blöcke müssen einen bestimmten Zweck gehabt haben, meine ich.
Per Umlenkrolle hätte bei dieser Form ein Schleppseil leicht unten auf-und abgerollt werden können.

Natürlich wäre es auch denkbar, dass diese Anlage nie ganz fertiggestellt worden ist, wie so vieles damals.

Das sind jetzt natürlich nur meine Gedankenspiele.

Nächste Chance zu neuen Fakten: Ich habe mit einer Dame von der Norderstedter Zeitung telefoniert. Die wirkte auf mich interessiert. Ich schicke ihr die Bilder und die vagen Fakten zu dem Thema.
Mal schauen, die Zeitungsleute sind eigentlich immer für Themen dankbar.

MfG Deichgraf63

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Beitrag von Onkelwolli » 16.03.2015 12:59

Die Presse war dran, allerdings bislang ohne Ergebnis:
http://m.abendblatt.de/region/norderste ... rksee.html

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zulufox
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Beitrag von zulufox » 16.03.2015 13:17

Und der Bericht ist leider nur nach Anmeldung (kostenlos?) zu lesen.

MfG
Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von bettika » 16.03.2015 13:49

Hallo Jürgen,
geht esso?

Grüsse
Beate
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 16.03.2015 14:11

Hallo,
vielen Dank für den Link.
Dann hat die Dame, mit der ich seinerzeit telefoniert hatte, die Sache doch angefasst.
Dass sich kein Zeitzeuge gemeldet hat, ist nicht ganz verwunderlich.
Das Areal war ja mit Sicherheit damals Sperrgebiet und sich da umzuschauen, war vermutlich etwas riskant.

Der Artikel ist (vom Verlag gewollt) einmal gratis zu lesen, wenn man die Überschrift bei Google eingibt und er dort beim HA auftaucht.
Eventuell vorher die Cookies abschalten, dann geht es auch mehrmals.

Inzwischen gibt es aber Neuigkeiten.
Einem Mitarbeiter vom Landesarchiv in Schleswig habe ich von den Fall erzählt.
Er weiß jetzt, worum es exakt geht.
Er hat mir versprochen, Kartenmaterial aus der Zeit auf Spuren hin durchzusehen.
Die Wälle vom Schießstand wären ja groß genug gewesen, um in den Karten aufzutauchen.
Allerdings war es bereits damals so, dass man militärische Einrichtungen in Landkarten einfach wegelassen hat.
Die Karte blieb einfach auf dem Stand von vor den Veränderungen.
Als Beispiel nannte er den Fliegerhorst Schleswig, der auf Landkarten nie existiert haben soll.

Gruß vom Deichgraf63

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Beitrag von zulufox » 16.03.2015 20:25

bettika hat geschrieben:Hallo Jürgen,
geht esso?

Grüsse
Beate
Jo :mrgreen: :thumbup: :thumbup:

Gruß
Zf :holy:
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Beitrag von haardy » 17.03.2015 12:29

Ich kann auf den Fotos nicht genau erkennen wieviele 'Reihen' von Betonblöcken hier stehen. Wenn es jedoch 2 Reihen auf beiden Seiten eines teifergelegten Streifens sind dann erhärtet sich für mich die Schießstand-Theorie.

Dann ist wahrscheinlich, dass es auf diesen Blöcken (quer zum Streifen) Kulissen (meist aus stabilem Holz) gelegen haben. Diese sollten verhindern, dass ein Projektil nach oben vom Stand entwich, wenn der Schütze noch nicht an Rückstoss oder richtiges Zielen gewöhnt war.

Solche Bauweisen finden sich auch heute noch an vielen BW-Standorten.

Die Kulissen sind jeweils 2-3m hoch und verhindern so von der Position des Schützen den freien Blick 'zum Himmel'.

Sind es zwei Reihen von Blöcken?
ttfn
haardy

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Beitrag von Deichgraf63 » 17.03.2015 17:49

Hallo,
die 17 Blöcke stehen genau in einer Reihe in gleichmäßigem Abstand und auf Niveau des Geländes daneben.
Einige sind aber inzwischen umgefallen.
MfG Deichgraf63

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Beitrag von haardy » 20.03.2015 12:08

Dann scheidet ein Schießstand für Pistole bis Sturmgewehr wohl eher aus.

Hier http://www.flyingtrike.de/images/200000 ... nwalde.jpg
sieht man die Luftaufnahme einer grösseren Anlage. Schützen rechts - Kugelfang links.

Wenn wir es also bei den Blöcken um Teile eines alten Kugelfangs zu tun haben, dann würden nur stabile Kulissen nahe an den Blöcken Querschläger daran hindern können unkontrolliert in den Luftraum darüber zu entweichen. Auch davon sollten sich in diesem Fall geeignete Fundamente quer zu den bewussten Blöcken finden lassen.

Auf dem Foto des Links wären die Rippen am linken Ende der beiden vorderen Bahnen eine solche Konstruktion.
ttfn
haardy

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klaushh (†)
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Betonblöcke auf Truppenübungsplatz

Beitrag von klaushh (†) » 19.09.2015 23:04

Moin, moin!

Es hat sich mal wieder etwas wegen der rätselhaften Betonblöcke getan mit dem Ergebnis:
Sinn und Zweck bleiben nach wie vor rätselhaft!

Das Hamburger Abendblatt berichtet heute umfangreich in seiner Norderstedter Lokalausgabe:

http://www.abendblatt.de/region/norders ... rksee.html

(leider so nur für angemeldete Leser lesbar).

Leser der Zeitung brachten mal wieder den bereits bekannten Schießstand ins Spiel. Daneben aber auch Stichworte wie Panzersperre, Fundament für eine Abschußbasis für Raketen, Ziele zum Beschießen, Testen verschiedener Betonmischungen durch Beschuß usw.

Das Abendblatt (wer?) hat in Archiven recherchiert und wurde offenbar fündig: im Bundesarchiv sei in den Beständen des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes und des Reichsfinanzministeriums etwas über die Entstehung dokumentiert. Aber eben auch nichts über den Zweck.

Die vom Abendblatt befragte Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau (Andrea Riedle) äußerte die Vermutung, dass die Blöcke repräsentativen Zwecken gedient haben könnten (vielleicht eine Art Probestrecke <klaushh>?).
Ähnlich äußerte sich der Sprecher des Militärhistorischen Museums in Dresden (Sebastian Bangert). Danach könnte jeder Block für ein als germanisch geltendes Volk stehen und die SS die Fläche für eine Gefallenenehrung genutzt haben.

Beide sagen aber auch, dass es sich um Thesen (besser: Spekulationen <klaushh>) handle, die keineswegs bewiesen seien.

Meine eigene Meinung dazu: die Idee, dass es sich um einen Probebau für irgendetwas handelt, klingt ganz gut. Exakte Daten aus dem Bundesarchiv könnten die ganze Sache vielleicht etwas erhellen. Aber es wird wohl dem Zufall überlassen bleiben, dass irgendjemand irgendwann irgendwo ein Dokument findet, welches das Rätsel löst.

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

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