Matador- bzw. Mace-Abschuss-Stellungen in der Bundesrepublik

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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hollihh
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Beitrag von hollihh » 08.03.2011 20:37

eod hat geschrieben: Vom Waffensystem Matador hörte ich hier zum ersten Mal, wohl Eine Zwischenstufe von Nike auf MGM-31 Pershing ?
Moin,

nicht Äpfel und Birnen verwechseln.

MGM-1 Matador bzw. der Nachfolger MGM-13 Mace waren Marschflugkörper, also im Prinzip unbemannte Flugzeuge, die zu Beginn des kalten Krieges mit einem taktischen Atomsprengkopf ausgerüstet waren. Technisch waren sie die Nachfolger der V-1. Sie flogen vergleichsweise tief und langsam - das machte sie aber auch "verwundbar", wenn man sie erst mal entdeckt hatte. Die Stationierung in D endete für Matador bereits 1962, für Mace 1966.
1983 wurde der Marschflugkörper BGM-109G Gryphon eingeführt (NATO-Doppelbeschluss).

MGM-31A Pershing 1 war eine "echte" ballistische Rakete mit knapp 750 km Reichweite und einen nuklearen Sprengkopf. Mobil eingesetzt hatte auch die Budneswehr ab ca. Mitte der 60er Jahre dies System im Einsatz (bis 1983 ?). MGM-31B Pershing 2 wurde gem. Nato Doppelbeschluss ab 1983 durch die US Streitkräfte (US-Army)in Europa eingeführt.

Beide Systeme sind sog. Boden-Bodensysteme, Nutzer war allerdings die Luftwaffe, nicht das Heer (..das hatte das System Lance). Seit 1987 sind Pershing und GLCM Geschichte (INF Vertrag).

MIM-3 Nike Ajax (ab ca. 1951) war primär eine konventionelle, ortsgebundene Boden-Luft Rakete, MIM-4 Nike Hercules (ab ca. 1958) hatte auch einen nuklearen Sprengkopf und einen "Boden-Boden-Zweitfunktion". Zusammen mit der konventionellen, teilmobilen MIM-24 Hawk bildeten beide System das Rückgrat der Luftverteidigung (Klassich Aufgabe der Luftwaffe bzw. Air Force). Nike wurde ab 1989 (Luftwaffe) durch MIM 104 Patriot (mobil ersetzt), Hawk ist seit 2005 in D Geschichte. Ab 2014 kommt MEADS - vielleicht :mrgreen:
Daneben gab es noch das System Roland.

Die 80er waren sichetrlich eine extrem heiße Phase und ein sehr "spannendes" Jahrzehnt - einfach mal unterv Stichwort Able Archer im Netz suchen.... :shocked: .


Gruß

Holli

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zulufox
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Beitrag von zulufox » 08.03.2011 22:39

hollihh hat geschrieben: MGM-31A Pershing 1 war eine "echte" ballistische Rakete mit knapp 750 km Reichweite und einen nuklearen Sprengkopf. Mobil eingesetzt hatte auch die Budneswehr ab ca. Mitte der 60er Jahre dies System im Einsatz (bis 1983 ?). MGM-31B Pershing 2 wurde gem. Nato Doppelbeschluss ab 1983 durch die US Streitkräfte (US-Army)in Europa eingeführt.

Beide Systeme sind sog. Boden-Bodensysteme, Nutzer war allerdings die Luftwaffe, nicht das Heer (..das hatte das System Lance). Seit 1987 sind Pershing und GLCM Geschichte (INF Vertrag).
Hallo Hollihh,

nicht widersprechen, aber ergänzen und leicht verbessern und ergänzen muss ich doch. Dazu einfach die beiden links, da gibt es auch ziemlich ausführliche Chroniken der beiden deutschen Flugkörpergeschwader mit den entsprechenden Zeitangaben.

http://www.traditionsgemeinschaft-fkg1.de/

http://www.tradgemfkg2.de/

MfG
Zf :holy:
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"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von vladdes » 09.03.2011 12:51

hollihh hat geschrieben:

MIM-3 Nike Ajax (ab ca. 1951) war primär eine konventionelle, ortsgebundene Boden-Luft Rakete, MIM-4 Nike Hercules (ab ca. 1958) hatte auch einen nuklearen Sprengkopf und einen "Boden-Boden-Zweitfunktion". Zusammen mit der konventionellen, teilmobilen MIM-24 Hawk bildeten beide System das Rückgrat der Luftverteidigung (Klassich Aufgabe der Luftwaffe bzw. Air Force).
Luftverteidigung war die klassische Aufgabe der Luftwaffe in der Bundeswehr. Das stimmt schon. Bei den US-Streitkräften ist es jedoch die Aufgabe der US-Army und nicht der US Air Force!

Also zusammenfassend für die Boden-Luft und Boden-Boden Raketen:
NIKE, Hawk und PATRIOT, sowie Lance, Pershing 1 und 2, also alles ballistische, wurden von der US-Army betrieben. Matador, Mace und GLCM, also die Marschflugkörper, durch die US Air Force.

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Beitrag von Büttner » 09.03.2011 16:16

Wohl seit heute ist auch die online-version verfügbar zum anlesen:

http://www.fliegerrevue.de/fr_extra.asp ... &AID=24558
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Beitrag von hollihh » 10.03.2011 19:30

vladdes hat geschrieben: Also zusammenfassend für die Boden-Luft und Boden-Boden Raketen:
NIKE, Hawk und PATRIOT, sowie Lance, Pershing 1 und 2, also alles ballistische, wurden von der US-Army betrieben.
Pershing 2 ist aber nicht ballistisch, weil endphasengelenkt :mrgreen: Und nu ?? Stimmt - Luftverteidigung war tatsächlich Army Aufgabe: Asche auf mein haupt !

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Beitrag von HW (†) » 13.03.2011 01:21

In der angesprochenen Flieger Revue Extra ist auf Seite 21 unten aufgeführt, dass der Verteidigungsausschuss des Bundestages Ende Oktober 1959 beschlossen hat, als Nochfolgemodell für die Matador 96 (Stück) Flugkörper Mace B zu bestellen....... Die ersten Mace-Geschwader sollten in befestigten Stellungen im südlichen Schwarzwald untergebracht werden.... Lagerung von Flugkörpern und Sprengköpfe sollten im Bunker "Weingut II" bei Landsberg erfolgen.

Kam so aber in der Art nicht zu Stande, die Bundeswehr-Luftwaffe bekam die Pershing und die Luftwaffen-Flugkörpergruppe 11 in Kaufbeuren mit ihren 24 Matador-Flugkörpern wurde nach kurzer Zeit im Jahr 1963 wieder aufgelöst.

Es war wohl etwas im Schwarzwald geplant, aber das war 1959 und es war von der Bundeswehr-Luftwaffe.

Ich finde den großen Beitrag von Stefan Büttner und Klaus Stark in der Flieger Revue übrigens sehr gut, reichlich bebildert und gut recherchiert, was sicherlich sehr mühevoll war.
Die Liegenschaften der ehem. Stellungen im Hunsrück kannte ich ja, konnte mir damals aber keinen Reim darauf machen, nur soweit, war wohl etwas "Amerikanisches" (an Hand der Zaunreste usw.). Bei der Stellung Tellig-Moritzheim war die breite asphaltierte Fläche neben der Landstraße auffallend (Startplatz Süd), eben so, als ob man auf der Autobahn gerade einen NLP entdeckt.
Die Bundeswehr hat anschließend den Technischen Bereich (hinten im Wald) als Mob-Stützpunkt übernommen.

Zu dem Personal und den Firmen, die bei militärischen Objekten Hand anlegen (in Form von Baumaßnahmen) durften kann gesagt werden, dass alle einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen wurden. In der Regel sollten solche Firmen und Handwerker genommen werden, die schon überprüft waren und evtl. schon öfters bei militärischen Anlagen Bauaufträge erhalten haben (das kann auch schon einmal ein kleiner Handwerkerbetrieb sein). Und jeder musste auch die Verpflichtungserklärung über die Verschwiegenheitspflicht unterschreiben (das war in der Regel auch Bestandteil des Vertrages über den Bauauftrag).

Gruß
HW

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Beitrag von HW (†) » 13.03.2011 01:48

Noch 2 Anmerkungen dazu:
In Messstetten wurde der Bunker einmal groß umgebaut/saniert (die Baumaßnahme dauerte ca. 2 Jahre), aber das war 1998 und hier gibt es aber keinen Stausee.

Auf Seite 15 der Flieger Revue ist ein Schaubild und hier ist im Schwarzwald auf dem Feldberg die Operating Location 3. Was macht aber hier die Operating Locattion? Fehlgelenkte Marschflugkörper, die von Eifel, Hunsrück oder Pfalz Richtung Schweiz oder Österreich fliegen wieder auf den richtigen Weg (Flug) bringen? :lol:

Büttner
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Beitrag von Büttner » 13.03.2011 22:37

Auch wenn die ehem. Wüschheim Air Station von einer Matador geziert wird handelte es sich ursprünglich um eine Mace-Basis. Einige Infrastrukturen sind auch heute noch dort vorhanden, hier Teil-1:
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Beitrag von HW (†) » 14.03.2011 16:32

Es geht um folgende Frage von eod aus einem anderen Thread:
Hi,
vor ca.25Jahren erzählte mir ein Elektriker von einer Raketenstellung im Bereich Zollernalb- Schwarzwaldbaar-Kreis.
Dazu wäre extra an einem bereits existierenden See eine Art Staumauer gebaut worden, welche 2-3 Schächte beinhaltete und für die Bestückung von Marschflugkörper ausgelegt war. 3-5km weiter ein Feuerleitbunker an einem Berg... Er selbst war an der Verkabelung des Bunkers beteiligt, leider inzwischen verstorben. Bauphase war Anfang der 80er.

Schonmal jemand was von dieser Anlage gehört?
Mein Beitrag dazu hier:

viewtopic.php?t=15648&postdays=0&postor ... &&start=20

Meine Frage: Aus welcher Quelle stammt die Information über die Stationierung von Mace in befestigten Stellungen im Schwarzwald? Bundesarchiv?

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Beitrag von HW (†) » 14.03.2011 17:15

Weitere Fragen zu meinem Verständnis:

Kastellaun war immer die Liegenschaft, wo jetzt die Pydna ist.
Zuerst Mace (Site VI), dann NIKE und zum Schluss wieder Marschflugkörper Cruise Missile (Typ GLCM BGM-109G Gryphon). Frage: Richtig?

Wüschheim:
Unter dem Ort Wüschheim war bei Matador die Stellung und der Technische Bereich hier (gelbe Linien) und bei Mace unter Wüschheim hier (rote Linien), Frage: Richtig?:
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