Stützpunkt der 6. Flottille Dranske-Bug

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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Eddy
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Stützpunkt der 6. Flottille Dranske-Bug

Beitrag von Eddy » 21.09.2015 20:42

Ich möchte Euch, da ich schon in einigen "Urlaubsthemen" zu Rügen einiges Ungereimtes über diesen Stützpunkt gelesen habe, diese ganze Anlage in Form eines fotomässigen Spazierganges vorstellen. Zur älteren Geschichte des Halbinsel Bug an anderer Stelle.
Also 1960 brauchte die Volksmarine der DDR einen alleinigen Stützpunkt für ihre Schnellboote und die dazu gehörenden Hilfsschiffe. In Peenemünde lag die 1. Flottille, in Warnemünde die 4. Flottille und in Rostock Gehlsdorf war das Kommando der Volksmarine. Dazu gehörten noch eine große zahl von direkt unterstellten Einheiten. die im damaligen Bezirk Rostock weit verbreitet angelegt waren.
Der Bug hatte schon zwei militärische Vergangenheiten und wurde als geeignet empfunden. Es begann auf den noch versiegelten Flächen des ehemaligen Fliegerhorstes eine rege Bautätigkeit, da es hier weder ordentliche Hafenanlagen noch Gebäude für die rückwärtige Sicherstellung von Schnellbooten gab.
Die 6. Flottille wurde am 01.05.1963 in Sassnitz gegründet, übrigens zum 2. Mal (1956 bis 1959 gab es schon einmal eine 6. Flottille). Sie bestand zu diesem Zeitpunkt aus der Küstenschutzschiff-Brigade (KSS), der Landungsboot-Brigade (LaBo), der TS-Boot-Brigade (TS), der LTS-Boot-Brigade (LTS) und der "Küstenschutzabteilung" (RS) = Tarnbezeichnung für die schon seit 1962 im Dienst befindlichen Raketenschnellboote, die in Peenemünde-Nordhafen völlig abgeschirmt lagen. Die KSS und LaBo lagen im Hafen sassnitz, die TS-Boote 183 in Parow, Gager oder an Dänholm, die LTS lagen in Ribnitz-Damgarten und die RS-Boote, wie schon geschrieben in Peenemünde Nordhafen. Mit der Einweihung des Stützpunktes Dranske-Bug am 08.05.1965 änderte sich auch die Struktur der "Stoßkräfte", wie die 6. Flottille auch genannt wurde. Es verlegten ab diesem Zeitpunkt alle Schnellbootsarten der Volksmarine in den Hafen, also RS-Boot 205, TS-Boote 183, LTS-Boote 63.300 und dazu gehörige Hilfsschiffe. Jede Abteilung der Boote hatte einen Schwimmenden Stützpunkt (Wohnschiff) zur Verfügung, es gab Schlepper, Versorger, Tanker, Barkassen, Schuten und andere. Die Technik wechselte im Verlauf der Zeit bis 1990, dazu später.
Nun zum Stützpunkt selbst. Der folgende Plan zeigt einen groben Überblick über den nördlichen Teil der Halbinsel Bug (ca. 210 ha von den insgesamt 550 ha). Dieser Teil wurde auch nach der Schließung 1991 ab 1993 international zum Verkauf ausgeschrieben. 2001 erhielt eine Firma aus Oldenburg den Zuschlag und begann auch gleich mit dem Abriss. Von den ursprünglich 110 Gebäuden wurden bis Mai 2002 100 abgerissen und Betonstraßen aufgenommen. Die Betonreste aus Fliegerhorstzeiten ließ man liegen, weil diese Entsorgung sehr teuer geworden wäre. 2002 wurde der Aufbau von touristischen Einrichtungen vorübergehend nicht mehr gefördert und die geplanten Investoren für den Neubau eine Marina mit 2.000 Gästebetten in Gestalt von unterschiedlichen Hotelprojekten vielen aus. Seit dieser Zeit hat sich auf diesem PRIVATGRUNDSTÜCK wenig getan. Ich habe genehmigten Zugang und darf alles dokumentieren. Ich kenne den Eigentümer und seine Mitarbeiter und bin oft "Gast" im Gelände. Der südliche Teil der Halbinsel ist Bundeseigentum und gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Hier kommt man mit geführten Wanderungen hin. Betreten für Privatpersonen ohne Begleitung streng verboten, da Gebiet für Bodenbrüter und Naturschutzstufe sehr hoch.

Alle Fotos aus dem Archiv unseres Museums. Autoren sind alle bekannt und haben nichts gegen Veröffentlichungen.

Spaziergang über das Gelände folgt in mehreren Beiträgen.
Eddy
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Beitrag von Eddy » 21.09.2015 20:53

Nun wollen wir mit dem Durchgang beginnen. Ich habe 1987 bis 1989 eine Fotoserie vom gesamten Stützpunkt (Gebäude und Einrichtungen gemacht), eine Kamerad hat 2000 und 2001 den Abriss festgehalten und die gegenwärtigen Fotos stammen wieder von mir.
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Beitrag von Eddy » 21.09.2015 21:09

Heute noch ein Stück weiter bis zum Zentrum des Stützpunktes.
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Beitrag von Eddy » 21.09.2015 21:30

... nun das letzte Stück bis zum Zentrum
Der Zentrale Klub (1971 eröffent) war eine Freizeiteinrichtung, die eine Gaststätte, einen Kino- und Bühnensaal mit 500 Plätzen, eine Bibliothek, ein Musikzimmer, ein Fernsehzimmer, das Traditionszimmer, ein Fotolabor, das Zimmer Waffenbrüderschaft und andere Zimmer hatte.
Die Sporthalle mit Sportplatz wurde noch bis zum Jahr 2000 genutzt. Der Fitness-Club Dranske und die Fußballmannschaft nutzen diese Einrichtungen bis zum Verkauf.
Die Schwimmhalle mit 25 m-Bahnen (1985 eröffnet) diente der MKE, der Freizeit der Truppe und der Familien der Berufssoldaten sowie den umliegenden Schulen zum Schwimmunterricht.
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Beitrag von radar » 21.09.2015 23:17

Hallo Eddy,
Danke für die interessante Tour durch die Anlage.
Gruß
Radar

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Beitrag von VitaminB11 » 22.09.2015 07:18

Auch von mir ein Dankeschön!

Ich habe vor ein paar Jahren im Urlaub da am Zaun gestanden und versucht, irgendwas zu erkennen. Da war natürlich nicht viel zu holen.

Gruß,
VB11

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Beitrag von Eddy » 22.09.2015 19:23

So, nun geht unser Spaziergang etwas weiter. Denkt nicht, das war schon alles. 210 ha sind sehr groß und der Hafen fehlt ja auch noch. Bis jetzt bewegten wir uns nur im rückwärtigen Raum und das bleibt auch erst einmal so.
Also weiter geht der Marsch.
Am Klub, der Sporthalle und dem Sportplatz vorbei kommen die einzelnen Lager des VAL-6 (Versorgungs- und Ausrüstungslager). Als erstes kommt das Verpflegungslager, es folgt das B/A-Lager (Bekleidung und Ausrüstung) mit Schneiderei, das seemännisch-technische Lager (alles was man an Bord für eine Seefahrt braucht) und das Farblager. Diesen Lagern gegenüber in Marschrichtung rechts finden wir das Brandschutzkommando (Feuerwehr, steht heute noch und ist von einer Elektrofirma angemietet) und gleich dahinter den großen Musterungsplatz (genannt RD-Platz, da hier meist nur die Einheiten der Rückwärtigen Dienste Platz hatten. Direkt an der Weggabelung stand das Denkmal von Reichpietsch-Köbis und dahinter befanden sich die Großküche mit den Messen (Speiseräume) für die Chefs, Offiziere, Fähnriche und Berufsunteroffiziere und Mannschaften. Alles nur für Land-Seemänner.
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Beitrag von Eddy » 22.09.2015 20:13

... an der Weggabelung geht es nach rechts = Führungsbereich, gerade aus zum Schießplatz, Raketenlager und Südbug, nach links durch die "City" in den Hafen.
Wir gehen erst nach rechts zum Chef der Flottille und seinem Bereich.
Linksseitig von der Straße kommt das Stabsgebäude, dem gegenüber stand das Nachrichten- und OP-Dienst-Gebäude (OP-Dienst=operativer Dienst 24 Stunden besetzt).
Wenn wir der Straße folgen, die nach links abbiegt kommt rechter Hand der RD-Block. Hier waren Unterkünfte für ledige Berufssoldaten, Diensträume für RD-Offziere und im Obergeschoß die Verwaltung 2000 (Militärabwehr) sowie den Militärstaatsanwalt.
Der Straße im Bogen folgend kommt das Unterkunftsgebäude der Wachkompanie und Flak. Von 1989 gibt es leider kein Foto von diesem Gebäude.
Beim Weitergehen schließt sich der Ring der Straße und wir kommen wieder auf die, die an der Gabelung gerade aus geht. Hier treffen wir aber auf das Unterkunftsgebäude der Instandsetzungsbasis (I-Basis-6).
Ehe wir und Richtung Hafen bewegen, noch der Schießplatz, das Munitionslager und der Bereich der Gefechtsdienst Raketen-Technischen Kompanie (RTK) mit Raketenlager für die P 15. Das Gebäude der RTK nutzt heute der Eigentümer des Areals mit Wohung und Büroräumen sowie einem großen Konferenzraum.
Zurück zur Weggabelung.
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Beitrag von Eddy » 22.09.2015 20:40

... nun beschleunige ich mal unseren Marsch Richtung Hafen. Ich nenne Euch nur einmal die Gebäude, die diese Straße säumten, es steht nur noch das haus des Stützpunktkommandanten und ein Teil des Heizhauses.
Also der reihe nach: Gebäude Stützpunktkommandant, Post, Militärhandelsorganisation (MHO), Sanitär- und Duschgebäude RD-Einheiten mit Friseur und Sauna, Buchhandlung, Lazarett mit Dienstzimmern für Ärzte aller Art (Kein Tierarzt!!), Heizhaus, Ausbildungskabinette für Torpedo und Rakete, Apotheke, Tank- und Öllager, Gebäude Technik und Bewaffnung, Nachrichtenlager, Unterkunftsdienst, Torpedoregelstelle und -lager, Hafenkommando und KBS (Küstenbeobachtungsstation), Rettungsfloßwerkstatt, LTS-Halle mit Krananlage, kleine Slipanlage bis 70 Tonnen, Grundwerkstatt (Motoren, Elktrio, Tischlerei, Schweißerei) und große Slipanlage bis 300 Tonnen. Das alles gab es bis zum und im Hafenbereich.
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Beitrag von Eddy » 22.09.2015 21:25

So, nun noch ein paar Technikbilder von Kampfbooten und dann könnt Ihr Fragen stellen oder auch nicht. Es gäbe noch viel mehr zu schreiben. Aber warten wir es ab.
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