Suche Unterlagen über Bunker vom Typ "Salzgitter"

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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niemandsland
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Suche Unterlagen über Bunker vom Typ "Salzgitter"

Beitrag von niemandsland » 12.12.2005 10:33

Hallo zusammen,

aus aktuellem Anlass suche ich Bauunterlagen für Bunker vom Typ Salzgitter!

Was mich darüber hinaus interessieren würde:

Wurden diese Bunker primär für das Militär errichtet?
Gab es überhaupt Werk-Ls mit dieser Bauart?

Die Theorie für diese Fragen:
ist es möglich, das diese Bunker den Wachmannschaften der SS in den Außenlagern als Bunker dienten?

Fundstellen in Hannover:
1.) Gelände der DEURAG (alte "Raffinierie") hier wurden Zwangsarbeiter und KZ Häftlinge für die Räumung und Instandsetzung des Werks eingesetzt.. und hier findet sich ein Bunker dieser Bauart.
2.) Gelände Continental Gummi Werke, Werk Limmer zwischen AL d. Kz Neuengamme und Conti-Werk (heute Teil des Werks / 1944 Freifläche/Brachland).

Soweit so schlecht.. muss jetzt leider zum Arzt. Schreib vielleicht später noch mehr!

Schönen Gruß,

Niemandsland
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MikeG
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Beitrag von MikeG » 12.12.2005 12:43

Moin!

Meiner Ansicht nach war diese Bauart eher der Ölindustrie als Werks-LS zuzuordnen, aber Klaus kann mit Sicherheit mehr dazu sagen.

Mike

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klaushh (†)
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Mannschaftsbunker Typ "Salzgitter"

Beitrag von klaushh (†) » 12.12.2005 13:06

Moin, moin!

Die sog. Salzgitter-Bunker hatten primär weder etwas mit Militär noch mit KZ zu tun.
Entwickelt wurden sie wohl in Salzgitter (daher auch der Name) und massiv (überwiegend? ausschließlich?) im Bereich der Ölindustrie eingesetzt. Und zwar hier unter der Führung eines Beauftragten namens Geilenberg (daher auch der häufig verwendete Name "Geilenberg-Bunker").
Das Ganze geschah ab Sommer (August?) 1944 nach konzentrierten Luftangriffen auf die Ölindustrie.

Die Bunker wurden gebaut / geplant als
-Mannschaftsbunker
-Befehlsbunker
-SO² - Bunker
-Spritzenbunker (zum Unterstellen von Löschkarren)
usw (?)
Hauptsächlich gab es zwei Typen:
Salzgitter I und
Salzgitter II
II hatte eine lichte Breite von 4 Metern und eine Wand-/Deckenstärke von 2,50 m und wurde in eisenarmer Weise gebaut.
Die im Inneren verwendeten Bögen hatten einen Querschnitt wie die sog. Doppel-T-Träger (vulgo: Eisenträger) und dienten auch zur Aufnahme der verlorenen Schalung, die (mindestens in Hamburg) aus Holz bestand.
I war lediglich etwas schmaler (und ist in Hamburg nicht gebaut / geplant worden).
Die Länge der Bunker variierte von Fall zu Fall und hing von den örtlichen Verhältnissen ab.
Die SO²-Bunker waren größer und sollten SO²-Tanks aufnehmen.
Geplant waren in Hamburg schließlich sogar größere Salzgitter-Bunker (zweistöckig bzw. zwei-röhrig).
Im übrigen wurden die Planungen in Hamburg im Laufe der Zeit fast im Wochenrhythmus geändert.

In Hamburg wurden 10 Salzgitter-Bunker gebaut, die auch mehr oder weniger fertig wurden. Außerdem waren etliche weitere geplant.
Einen weiteren Bunker gab es in Wedel.
Zwei Bunker gab es in Hemmingstedt

Zum Thema "Salzgitter" im übrigen Reich kann ich nur wenig sagen. Fest dürfte aber stehen, dass sie wohl überalll für / von Ölindustrie gebaut wurden. Gewisse baulich Unterscheidungen gibt es in der Gestaltung der Eingangsbereiche (siehe Fotos in einschlägigen Foren)..

Das zum Thema "Salzgitter".

Gruß
klaushh

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 12.12.2005 13:22

@ Mike

Danke für die Antwort

@ KlausHH

Der Bunker bei der Conti deutet also auf einen Typ II hin.

Sehr genau 4 m breit; laut Baggerfahrer *g* hatte die Decke eine Stärke von 260 cm. Wie auf einem hier reingestellten Bildausschnitt (aus dem Sommer) ersichtlich, waren zwei offenbar baugleiche direkt hintereinander geplant (mit 3 bzw. 4 Eingangsbauwerken).

Auch die Bauzeit die ich bisher irgendwann zwischen Sommer 1944 und Frühjahr 1945 bestimmen konnte, dürfte ja hinkommen.

Wie lange wurde eigentlich an diesen Teilen gebaut? Ist da was bekannt?

Was mich in diesem Zusammenhang interessieren würde:

Was kann ich im Zusammenhang mit einem Bunker unter "eisenarmer Weise" verstehen?

Und wie steht es bei diesen Bunkern mit den beteiligten Baufirmen? Gab es hier vielleicht ähnlich wie bei Winkeltürmen eine feste Auftragsvergabe z.B. an lizensierte Unternehmen? (Stichwort: "Winkel")
Wie waren die Pläne eingestuft?

Und entschuldige die vielen, kunterbunten Fragen!
Kommen sicherlich noch ein paar dazu! 8)

Schönen Gruß

Niemandsland *) Wolf (*
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klaushh (†)
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Salzgitter-Bunker

Beitrag von klaushh (†) » 13.12.2005 17:43

Moin, moin!
Noch einige weitere Infos zum Thema:
Edmund Geilenberg wurde am 30.5.44 mit der Aufgabe betraut, die Treibstoffversorgung sicher zu stellen ("Geilenberg-Programm"). Er ließ im Rahmen des Werkluftschutzes den "Salzgitter-Mannschaftsbunker" entwickeln, der zuerst im Stahlwerk Salzgitter errichtet wurde.
Der Typ I hatte eine Spannweite von 3,25 m und der Typ II eine solche von 4,00 m (Wand-/Deckenstärken jeweils 2,50 m). In der Mitte eine lichte Höhe von ca. 2,80 m.
Verwendet wurden die aus dem Bergbau bekannten Streckenbögen (Grubenausbaunormprofil GI 110, die im Abstand von 0,55 m eingebaut wurden. Die Schalung wurde als verlorenbe Schalung in den oberen Flansch des Streckenbogens eingelegt (bei den Bauten in Hamburg wurden Holzbretter als Schalung verwendet.
Eisenarmer Bau bedeutet hier, dass nur 5 Lagen Baustahlmatten mit Durchmesser 14 mm eingebaut wurden.
Die Bunker (in Ham.burg) wurden innerhalb weniger Wochen gebaut wurde verfügt, Salzgitter-Bunker für die Zukunft ausscheiden müssen (Gründe hoher Baustoffaufwand und große Oberfläche und damit vermehrte Gefährdung. ..
Mit RdErl. Nr.24/45 vom 28.12.44 wurde der weitere Bau von Salzgitter-Bunkern verboten (Gründe: hoher Baustoffaufwand und erhöhte Gefährdung wegen großer Oberfläche).
Gruß
klaushh

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Beitrag von niemandsland » 16.12.2005 04:38

@ KlausHH

Danke für die Infos!

Damit kann man doch erstmal arbeiten!

Anbei mal ein Bildausschnitt vom Bunker. Aufgenommen etwa Anfang Dezember 2005. Deutlich zu erkennen Reste des Bewehrungsstahls.

Schönen Gruß

Niemandsland *) Wolf (*
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RADOM

Re: Mannschaftsbunker Typ "Salzgitter"

Beitrag von RADOM » 16.12.2005 20:42

klaushh hat geschrieben: Die sog. Salzgitter-Bunker hatten primär weder etwas mit Militär noch mit KZ zu tun.
... aber leider sekundär. viele der "geilenberg-bunker" wurden 1944 auf brabag-einrichtungen durch kz- häftlinge erbaut. daher stammt auch der bezug zu öl und benzin. bewacht durch ss und wehrmacht wurden extra für diese baumaßnahmen kz-aussenstellen errichtet. hier mal ein foto von einem noch existenten bunker in der nähe eines brabag hydrierwerkes
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cisco
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Beitrag von cisco » 16.12.2005 20:51

In den "IBA-Informationen" Nr.23/1994 gibt es einen Artikel von O.Wieklinski zum Thema Salzgitter Bunker.

Hab das Heft leider nicht.

Gruß

Cisco

OWW
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Beitrag von OWW » 17.12.2005 18:42

Hallo !
Der Verfasser heißt übrigens O. Wleklinski. (hmmm.. wie kriege ich hier jetzt ein Smily rein ?)

Gruß
OWW

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 18.12.2005 21:19

Moin Olli!

Falsche Frage ... Richtig muß sie lauten "Wie kriege ich jetzt hier den Artikel rein?" :mrgreen:

Zum Thema zurück: Es ist sicher richtig, daß so ein Bezug zum Militär herzustellen ist - das gilt dann aber z.B. auch für verschiedene Bauernhöfe, Strassen, Brücken und allerlei andere Dinge, in/an/bei denen Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene eingesetzt und durch Militär bewacht wurden. Ich will diese schrecklichen Ereignisse damit nicht herunterspielen o.ä. - alleine durch sie wird aber so ein Bunker nicht "militärisch". Sicher, die Olindustrie war als "kriegswichtig" eingestuft und diente damit zum allergrößten Teil dem Militär - trotzdem handelt es sich format bei den Salzgitter-Bunkern wohl primär um Anlagen des Werksluftschutzes.

Mike

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