Stadtautobahn Mainz

Verkehrsgeschichte - Straßen, Autobahnen und sonstige Straßenverkehrs-Bauwerke
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Beitrag von BUZ » 04.03.2017 23:04

Athena,

ist das hier Dein Bericht?
https://merkurist.de/mainz/verkehr/was- ... -wurde_zIv

EDIT:
ich hab gerade gesehen, das die Links in meinem Posting aus 2014 nicht funktionieren... schade!

Aber hier ein anderer Link:
https://www.slideshare.net/Stefan/mainz ... tNoRedir=1
Gruß
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Beitrag von Hajduk » 31.03.2017 22:36

Super Bericht, dankeschön für das Schreiben. Immerhin gerät die Stadtautobahn somit nicht in Vergessenheit.
Mehr Informationen, als sie hier im Thema stehen, habe ich nicht und ich denke, dass wir mit der Recherche soweit durch sind. Wenn jetzt nicht plötzlich noch jemand irgendwo was findet, wird sicher nichts mehr herauszufinden sein.

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Beitrag von Athena » 07.04.2017 22:13

Ja das ist mein Artikel. :lol: Hab dann noch ein paar Bücher gewälzt und ein bisschen was zusammengetragen...

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Beitrag von BUZ » 01.07.2017 08:46

der Merkurist hat einen weiteren Bericht veröffentlicht, mit der von mir, in einem der vorherigen Postings, genannten Karte, die ich bisher nicht mehr gefunden habe:


https://merkurist.de/mainz/historische- ... eplant_NK1
Gruß
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Beitrag von zuzux » 15.12.2017 13:41

Im Falkplan von 1974 ist der geplante Verlauf skizziert:
http://www.landkartenarchiv.de/falkplan ... inz_9_1974

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Beitrag von Hajduk » 12.02.2018 23:29

Achtung, viel Text. Unten sind Fotos.


Ersteinmal vielen Dank an alle, die dieses Thema mit Wissen füllen. Damit stellen wir sicher, dass nichts vergessen wird und Interessierte recherchieren können. Sucht man bei Google nach der Mainzer Stadtautobahn, so stößt man auch auf dieses Thema.
Klasse! :-)

Am Stummel der Hochstraße am Hauptbahnhof sehe ich seit Jahren beim Vorbeifahren im Wald versteckt drei Schilder "Richtungstafel in Kurven". Mich hat interessiert, ob dort ein Abzweig oder sowas in der Art geplant war und vor allem, wie alt die Schilder sind. Denn das Datum der Herstellungsaufkleber könnte auf das Baujahr der Brücke deuten.

Daher habe ich den Stummel heute besucht und einige Fotos geschossen.
Zunächst müsst ihr wissen, dass Fußgänger diese Hochstraße nicht betreten dürfen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man die Brücke zu Fuß betreten kann. Sie sind nicht ganz ungefährlich und wenn man von einem schlecht gelaunten Polizisten gesehen wird, dann könnte es teuer werden.
Entweder rennt man an der Kreuzung südwestlich über die dreispurige Straße, wenn die Autos rot haben und spaziert durch den kleinen Wald oder man rennt von der Zufahrt des Parkhauses nordöstlich rund 25 Meter auf der unübersichtlichen Auffahrt, die gerne mit über 50km/h befahren wird. Beides nicht zu empfehlen. Sollte man nicht machen.

Alternativ nimmt man die legale Methode: Das Fahrrad. Fahrräder sind auf der Hochstraße erlaubt, aber ein Verkehrshindernis, da je nach Tageszeit starker Verkehr herrscht und die Straße steil ist. Wer das Rad nimmt, sollte an einem ruhigen Tag die Auffahrt hinaufradeln.

Heute war Rosenmontag. Da dort an diesem Tag aus Parkplatznot gerne geparkt wird, nutzte ich heute die Gelegenheit, um unauffällig dort fotografieren zu können. Denn normalerweise halten sich dort keine Personen auf und der ein oder andere könnte besorgt die Polizei anrufen. Trotzdem fuhren aufgrund des Umzuges das Ordnungsamt und die Polizei vorbei und haben mich auch dort stehen sehen.



Nun zu den Fotos.


Auf den ersten beiden Fotos sieht man rechts den Rest der abgeschnittenen ehemaligen Abfahrt. Als Ersatz kam eine Einmündung mit der im weiteren Straßenverlauf zu sehenden Ampel. Auf dem dritten, vierten und fünften Foto ist das Ende der nie fertig gestellten Hochstraße zu sehen. Der Boden nach dem Ende der Hochstraße war vollständig mit Moos bedeckt. Muss aufgeschüttete Erde sein.

Die oben angesprochenen Verkehrsschilder, die mich zum Stummel gelockt haben, seht ihr auf dem fünften Foto. Das Rätsel war nachher dank alter Luftaufnahmen gelöst. Früher wurde die Auffahrt zum Stummel hin mit Betonklötzen abgegrenzt. Und zwar entlang der linken durchgezogenen Linie, die auf den ersten beiden Fotos zu sehen ist. Der gelbe Transporter hätte daher damals dort nicht parken können. Fünf der Betonklötze tragen Schildermasten und drei Schilder hängen noch dran. Laut Herstelleraufkleber zwei mit Baujahr 1983, eins mit Baujahr 1988.
Aus irgendeinem Grund hat man diese Betonklötze schließlich entfernt und einfach in das kleine Waldstück nach dem Brückenstummel gestellt. Auf Luftaufnahmen aus 2003 sind sie an ihrer ursprünglichen Stelle nicht mehr zu sehen.

Ich kann mir vorstellen, dass damals, als die beiden anderen Brückenteile abgerissen wurden und die neue Einmündung entstanden ist, diese Betonklötze entfernt wurden, um Platz für die Baufahrzeuge zu haben und danach hat man sie einfach nie wieder zurückgestellt. Am Stummel der K18 in Gonsenheim sind heute noch soche Betonklötze zu sehen.


Das sechste Foto zeigt die Brücke vom Parkhaus aus. Das siebte Foto die Stelle, an der die Abfahrt abgeschnitten wurde. Das zusätzliche Geländer muss nachträglich hinzugefügt worden sein, damit beim Pflegen der Grünflächen auf der alten Abfahrt niemand von der Brücke stürzt.

Auf alten Luftaufnahmen aus 1974 sind die alte Auf- und Abfahrt zu sehen.
http://www.mainz.de/service/co-stadtplan.php
-links auf "Themenauswahl"
-auf das + bei "Luftbilder" klicken
-"s/w 1974" wählen

Die Luftaufnahmen sind erst ab dem Maßstab 1:1999 zu sehen. Derzeit sind die Jahre 1974, 2003, 2014 und 2016 wählbar. Somit könnt ihr mit heute vergleichen.

Auf den Luftaufnahmen ist nicht zu erkennen, wie die Abfahrt weiterging. Ihr seht, dass sie unter der Auffahrt verschwand. Dort machte sie eine scharfe Linkskurve und verlief zwischen den Pfeilern unter der Hochstraße zurück nach Süden, um unten an die Straße anzuknüpfen.

Das achte Foto zeigt, wie es dort heute aussieht. Statt den Auf- und Abfahrten mit eigenständigen Brückenteilen befinden sich dort eine große Grünfläche und unter der Hochstraße Parkplätze. Die Einmündung unter und hinter der Hochstraße zeigen, wie damals die Abfahrt ungefähr an die Straße angeschlossen war.


Auf dem neunten und somit letzten Foto seht ihr die steile Abfahrt, mit der heute die Hochstraße endet. Tempo 30 sind vorgeschrieben. Um zu Fuß auf den Stummel zu gelangen muss man von dort, wo ich beim Foto gestanden habe, über die drei Spuren rennen und durch den kleinen Wald gehen. Besser ist es das Fahrrad zu nutzen, damit man nachher keine Probleme kriegt.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Re:

Beitrag von Hajduk » 13.11.2020 15:19

Die nur durch Werbeeinnahmen finanzierte Nachrichtenplattform "Merkurist" schließt leider. Begründet wurde die Schließung damit, dass die Werbekunden wegen Corona nicht mehr so viel oder auch garnicht mehr werben konnten.
Das heißt für dieses Thema hier, dass demnächst zwei Links tot sein werden. Genauer gesagt geht es um die beiden Links in den folgenden Zitaten:
BUZ hat geschrieben: 04.03.2017 23:04 Athena,

ist das hier Dein Bericht?
https://merkurist.de/mainz/verkehr/was- ... -wurde_zIv
Der obere Link ist mittlerweile veraltet und somit nur hier erreichbar:
https://merkurist.de/mainz/historische- ... e_zIv?zoom
BUZ hat geschrieben: 01.07.2017 08:46 der Merkurist hat einen weiteren Bericht veröffentlicht, mit der von mir, in einem der vorherigen Postings, genannten Karte, die ich bisher nicht mehr gefunden habe:

https://merkurist.de/mainz/historische- ... eplant_NK1

Wer noch Informationen benötigt, sollte sie nun aus den beiden Artikeln herauslesen und für sich notieren. Auch einige Grafiken sind vielleicht noch interessant.

Ich habe die Texte der beiden Artikel für mich gesichert. Da ich nicht weiß, ob man wegen des Urheberrechts die Artikel einfach hier hineinkopieren darf, schreibe ich nun nur eine kurze Zusammenfassung der relevanten Informationen dieser beiden Artikel, damit sie bei künftigen Recherchen im Internet noch erhalten bleiben. Die Artikel haben teilweise bereits bekanntes Kartenmaterial beschrieben.

Verschiedene Stadtplaner wollten anlässlich des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg eine Autobahn durch die Mainzer Innenstadt bauen.
Mitte der 1950er wollte der Stadtplaner Josef Werner Streif kreuzungsfreie Hoch- und Tunnelstraßen in der Innenstadt bauen. Eine autobahnähnliche Straßenführung sollte vom Linsenberg durch die Altstadt führen. 1958 verhinderte der Stadtrat diese Pläne.
In den 1960ern kam es offenbar zu Überlegungen einer sogenannten Stadtkerntangente. Sie hätte vom Industriegebiet Mombach Richtung Hauptbahnhof geführt. Nur die Hochstraße über Mombach wurde realisiert und 1968 fertiggestellt. Ab Hauptbahnhof über die Alicenstraße, vorbei an der Zitadelle und dem am damaligen Südbahnhof (heute Bahnhof Römisches Theater), über den heutigen Winterhafen (das Bootshaus hätte man abreißen müssen), in Weisenau entlang des Rheins bis an die heutige B9.

Ein Grund für den Abbruch der Planungen wurde nicht genannt.

Im zweiten Artikel ging es um die Frage, ob ein Autotunnel durch die Kupferbergterasse geplant war. Kurz gefasst kann man sagen, dass nur durch die Grünanlagen Römerwall und Drususwall an der Zitadelle vorbei ein Autotunnel geplant war, dieser aber nicht umgesetzt wurde.

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Re: Stadtautobahn Mainz

Beitrag von Hajduk » 13.11.2020 15:40

Anbei noch weiteres Kartenmaterial, das vielleicht noch nicht bekannt ist:

Sehr hochauflösender Falkplan. Leider war es mir nicht möglich, das Kartenmaterial offline zu sichern. Gut erkennbar sind der Verlauf vom heutigen Stummel der Hochstraße Hauptbahnhof durch die Grünanlagen bei der Zitadelle und vorbei an Weisenau. Im Detail sogar zahlreiche Anschlussstellen in der Innenstadt.
Seltsamerweise schon als fertig eingezeichnet war der nie realisierte Teil entlang der Erzbergerstraße bis zur Straße An der Bruchspitze. Nur der Teil von der Bruchspitze bis zu den beiden Stummeln der heutigen Hochstraße in Mombach wurden als geplant gezeichnet.
https://www.landkartenarchiv.de/falkpla ... inz_9_1974


Auf der Internetseite der Stadt Mainz sind auf drei alten Bebauungsplänen weitere Planungen und Ideen erkennbar.

Der genaue Verlauf entlang der Erzbergerstraße. Genannt "Zubringer zur Lennebergspange".
Zeichnung 13.05.1970 entworfen, 13.09.1971 genehmigt.
Der jüngste Stempel ist von 1991, aber den Grund dafür erkenne ich leider nicht.
https://gint.mainz.de/gint1/umn-www/the ... 0_Plan.pdf


Weitere Details zum Verlauf parallel zur Erzbergerstraße. Sie wäre die Karlsbader Straße unterquert. Eine Anbindung an die Straße An der Bruchspitze hätte stattgefunden.
Als Bebauungsplan genehmigt am 27.01.1965.
Der Bebauungsplan wurde zunächst am 05.02.1965 rechtsverbindlich. Das Datum wurde jedoch durchgestrichen und durch einen auf den 06.11.1991 datierten Stempel korrigiert!
(bei mir lädt die Karte nicht, kann sie aber runterladen und offline anschauen)
https://gint.mainz.de/gint1/umn-www/the ... 1_Plan.pdf


Fortführung der Saarstraße. Sie hätte an ihrem heutigen Ende in der Binger Straße einfach geradeaus weitergeführt. Genannt "Hochhäuser am Taubertsberg".
Und auch hier wie beim vorherigen Plan:
Als Bebauungsplan genehmigt am 27.01.1965.
Der Bebauungsplan wurde am 05.02.1965 rechtsverbindlich. Das Datum wurde jedoch auch hier durchgestrichen und durch einen auf den 06.11.1991 datierten Stempel korrigiert!
https://gint.mainz.de/gint1/umn-www/the ... 6_Plan.pdf


Ob man 1991 nochmals die Idee für diese Stadtautobahn hatte oder nur die Pläne neu archiviert hat und für einen aktualisierten Flächennutzungsplan nochmals alles durchgehen musste, ist mir nicht bekannt.

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Re: Stadtautobahn Mainz

Beitrag von zuzux » 23.11.2020 14:00

Teile der originalen Pläne sind in zwei Publikationen abgedruckt:

Der Plan für Kreuzungsbauwerk in der Altstadt auf Höhe des Holzhofs findet sich in Michael Bermeitingers "Mainzer Stadtspaziergänge Band 1" auf Seite 38.

In Band 3 der gleichnamigen Reihe findet sich auf Seite 3 einerseits ein Plan, andererseits von Foto des Modells des geplanten Kreuzungsbauwerks von Verlängerung der Mombacher Straße und Saarstraße. Darin auch zu erkennen die Tunneleinfahrt unter den Grüngürtel und Fortführung der Straßen Richtung Alicenplatz und Münsterstraße/Große Bleiche.

Ein wahnsinniges Wirrwarr aus Straßen auf verschiedenen Ebenen, das sich schriftlich nur mangelhaft beschreiben lässt.

Die Planungen wurden damals indes eingestellt, da man einerseits in Mainz immer etwas hinten dran war mit der Umsetzung und Wiederaufbau, andererseits war die Idee der autogerechten Stadt zum geplanten Baustart in den 70ern zumindest schon so weit überholt, dass sich in der Bevölkerung Widerstand regte. Die Pläne wurden eingemottet.

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