Verlegen von Fernmeldekabeln - per Flugzeug?

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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EricZ
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Verlegen von Fernmeldekabeln - per Flugzeug?

Beitrag von EricZ » 21.04.2006 21:08

Moin,

Fernmeldekabel hatten ja für diverse Einrichtungen eine wichtige Funktion zu erfüllen.

Bislang habe ich nur daran gedacht, daß diese Kabel "konventionell" von der Trommel abgerollt und diese, nachdem sie unterirdisch oder oberirdisch verlegt worden waren, dann entsprechend angeschlossen wurden.

Mir ist völlig neu gewesen, daß diese Kabel scheinbar auch per
Fieseler “Storch” verlegt wurden, da dieses Flugzeug aufgrund seiner besonderen Eigenschaften langsam genug fliegen - unter 50 km/h - fliegen konnte.

Hat jemand vielleicht mehr darüber gelesen oder gehört?

Grüße, Eric

.
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Der Flieger
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Beitrag von Der Flieger » 21.04.2006 21:38

Hihi, beim Lesen der Themen-Titels dachte ich sofort an "Fieseler Storch"...

Wo hast du das gelesen? Etwa hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Fieseler_Storch

Viele Grüße, Thomas

nairolf

Beitrag von nairolf » 21.04.2006 22:24

Es gab eine spezielle Kabeltrommel die man unter der Fieseler Storch anbringen konnte und so konnte man dann das Kabel im Langsamflug verlegen konnte so sparte man Zeit auf längeren zu verlegenden Strecken.

MfG

Florian

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Beitrag von EricZ » 24.04.2006 17:42

Was mich wundert: Im Hoffmann muß ich die Stelle entweder überlesen haben oder in dieser Bible der Ln-Truppe wird hierüber schlichtweg nicht berichtet... :?

Grüße, eric
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Beitrag von EricZ » 25.04.2006 13:49

Moin Moin,

nachdem ich den Hoffmann noch einmal durchwühlt habe, konnte ich nunmehr folgende Informationen finden:
Zum ersten Male setzte man mit Erfolg zur Leitungserkundung und Baukontrolle den „Fieseler Storch", ein langsam-fliegendes mit wenig Start- und Landebahn zufriedenes Flugzeug (Fi 156), ein. Der Storch wurde von nun an für die Ln-Bauregimenter ein treuer Begleiter an allen Fronten, der überall dort auftauchte, wo sich Soldaten abmühten, Leitungen zu bauen, zu entstören oder zu sichern. Manchmal war er auch der Retter in der Not, wenn man abgeschnitten war und dringend Material, Verpflegung, Munition oder auch Feldpost brauchte.

Hoffmann II,2 S. 16



Bereits am 12. Mai (1940) hatte das Ln-Rgt. 10 Arlon an der luxemburgisch-belgischen Grenze passiert und damit telegrafenbauend 55 km seit dem Grenzübergang in Echternach-Luxernburg zurückgelegt. Der Höh. Nafü der Luftflotte 3, General Suren, hatte auf einem Inspektionsflug mit dem Fieseler Storch („Achsenschreck") dem
Regiment für diese gute Leistung die Anerkennung ausgesprochen.

Hoffmann II,2 S. 37



Zu diesem Zwecke hatte er den sogenannten „Spinner-Storch" der Fliegerkompanie des Ln-Rgt. 4 (Oblt. Mummenthey) mitgebracht. Dieser Fieseler Storch (Fi 156) war hinter dem Fahrgestell mit einer Einrichtung versehen, die das Abspulen und Verlegen von Feldfernkabel (FFK) und Draht vom Flugzeug aus gestattete.
Der „Kabelstorch" hatte sich schon bei der Verlegung über viele Hindernisse im Bereich der Luftflotte 4 bewährt und sollte hier nun wieder bei der Überquerung des überschwemmten Flußdreiecks helfen. Die Kabelverlegung ging schnell und verlief ohne Schwierigkeiten. Am Abend konnte General Suren schon wieder mit seinem „Spinner-Storch" zurück ins nahe Flottenhauptquartier in Nikolajew („Leonidas 4") fliegen.

Hoffmann II,2 S. 171

Interessant, welche Spitznamen die Ln-Soldaten dem Fieseler Storch gegeben haben... :lol:

Grüße, Eric
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ChrisMAg2
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Beitrag von ChrisMAg2 » 28.04.2006 05:56

Damit wir uns sowas besser vorstellen können, sind hier zwei Photos.
Das Photo war mal in einer ebay-Auktion:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Gruß
Christian M. Aguilar

malte

Fieseler Storch

Beitrag von malte » 06.05.2006 11:15

Moin

In Pelzerhaken war auch ein Fieseler Storch vorhanden. Das Landschulheim Göttingen schreibt dazu:,, In Pelzerhaken, einem winzigen Ort nahe Neustadt, hatten die Engländer vor nicht allzu langer Zeit ein von ihnen als Besatzungsmacht beschlagnahmtes Gebiet wieder freigegeben, in welchem bis Kriegende die deutsche Wehrmacht Klein-U-Boote getestet hatte. Nur dort funktionierte die Wasserversorgung, und es standen etliche strandnahe Flächen zur Nutzung zur Verfügung. Allerdings hatte die bestgeeignete Stelle gerade ein Hamburger Unternehmer für ein Zelthotel (So etwas gab es damals!) gepachtet. Durch großes Verhandlungsgeschick konnte man in den längerfristigen Pachtvertrag mit anschließendem Vorkaufsrecht einsteigen und schon im folgenden Jahr die Jugendlager hier durchführen, zunächst noch in den mit übernommenen Zelten. Es gab in unmittelbarer Nähe ein kleines „Sanitärhäuschen“ und direkt am Strand ein festes Gebäude für die Küche („Haus an der Düne“). Letzteres stammte noch aus Wehrmachtsbeständen und war Werkstatt für den „Fieseler Storch“, ein kleines Flugzeug, welches zum ehemaligen U-Boot-Stützpunkt gehörte.''
Als U-Boot Stützpunkt ist hier tatsächlich das Nachrichtenmittelversuchskommando gemeint.


Schöne Grüße
malte

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