Segeberger Zeitung:Bund stoppt Verkauf vieler Militäranlagen

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
Antworten
Benutzeravatar
Leif
Forenuser
Beiträge: 2804
Registriert: 12.05.2002 23:27
Ort/Region: Kiel

Segeberger Zeitung:Bund stoppt Verkauf vieler Militäranlagen

Beitrag von Leif » 21.03.2006 09:03

http://segeberg.nordclick.de/news/archiv/?id=1826439

Bund stoppt Verkauf vieler Militäranlagen

Kreis Segeberg - Über 500 Hektar Manövergebiet und Kasernengelände wollte die Bundeswehr im Kreis Segeberg demnächst abstoßen. Sie verhandelte schon mit Investoren. Doch nun verhängte der Bund ein Verkaufsstopp. Die Idee: Brach liegende Natur soll unter Schutz gestellt werden.
Das „nationale Naturerbe“ soll erhalten werden, hatten SPD und CDU/CSU in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Das Ziel: 80 000 bis 125 000 Hektar werden unentgeltlich einer Bundesstiftung übertragen oder den Bundesländern anvertraut.
Mindestens 500 Hektar kann der Kreis Segeberg bieten: Die Lettow-Vorbeck-Kaserne (29 Hektar), der Standortübungsplatz Kaltenkirchener Heide (462 Hektar) sowie die Standortschießanlage (19 Hektar) mit Standortmunitionsniederlage (13 Hektar) bei Todesfelde sollen ab 2008 beziehungsweise 2009 verkauft werden.
Für das Gelände bei Todesfelde hatte der Bund schon vor Jahren Verkaufsgespräche geführt. Mal wollte ein Geschäftsmann Gewehre zusammenschrauben. Dann sollten die Bunker herrenlosen Tieren als Auffanglager dienen. Selbst ein Moorbahnbetreiber schaute sich um. Doch alle Verhandlungen platzten. Jetzt übt dort die Bundeswehr mit Soldaten Auslandseinsätze.
Den Kasernenverkauf in Bad Segeberg wird der Verkaufsstopp wohl nicht treffen, lässt Michael Odenthal (Lübeck) durchblicken, oberster Verkaufsleiter für Norddeutschland bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). „Das gilt nur für Anlagen im Außenbereich ohne Bebauungsplan.“ Am Freitag, 24. März, sucht eine Runde im Rathaus Bad Segebergs erneut nach Verwertungsideen.
Ansonsten stochert der Verkaufsmakler für Bundesgrundstücke selbst noch im Nebel. Offiziell zum Verkauf angeboten hat ihm die Bundeswehr erst wenige Flächen. Außerdem hat der Bund die Kriterien noch nicht festgelegt, was er für „nationales Naturerbe“ hält. Das soll etwa eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Bund und Ländern erarbeiten. Sie tagte erst einmal im Februar. Klar ist: Das Land soll eine Vorauswahl treffen. Und wäre auch Leidtragender. Denn einen Großteil der Flächen soll später das Land bewirtschaften. „Wir haben kein großes Interesse“, bekennt Michael von Abercron, Pressesprecher im Umweltministerium. „Wir nehmen nur Gebiete mit hoher Schutzkategorie.“ Darunter falle sicher die Kaltenkirchener Heide. Den Trockenrasen, den die Untere Naturschutzbehörde vor zwei Jahren bei den Anlage in Todesfelde für schützenswert erachtete, zählt Abercron nicht dazu. „Das wäre übertrieben.“
Unklar ist, was aus der Wittenborner Heide wird, dem Übungsgelände für Bad Segebergs Soldaten. Sie taucht nicht auf der bisherigen Verkaufsliste der Bundeswehr auf. Ein Teil steht unter Vogelschutz. 20 Brutpaare des Neuntöters leben dort.
Vielleicht überlebt die Heide ja als Übungsgelände. Manöver hielten das Gewächs kurz. Ohnehin knappst der Bund einen Teil für die Autobahn A 20 ab. Und vielleicht üben dort ja bald die Soldaten aus Boostedt, munkeln Eingeweihte. Denn deren Kaserne bleibt auf jeden Fall erhalten.

Gerrit Sponholz/SZ

Ralf P.

Beitrag von Ralf P. » 21.03.2006 14:40

Hi,

da habe ich ja nochmal richtig Glück gehabt. Grins.

Es stimmt, z.Zt. werden KEINE Liegenschaften im Aussenbereich verkauft, Laufendes Verkaufsgespräche liegen auf Eis.

Und wieder werden Investoren Steine in den Weg geworfen, Liegenschaften den Verfall preisgegeben.

Aber macht ja nichts, sind ja unsere Steuergelder.

Gruss

Benutzeravatar
Leif
Forenuser
Beiträge: 2804
Registriert: 12.05.2002 23:27
Ort/Region: Kiel

Beitrag von Leif » 22.03.2006 08:43

Hallo.
In den Kieler Nachrichten vom 21.März 2006 ist auf Seite 15 ein Artikel und eine Nennung der Liegenschaften:

Betroffene Liegenschaften


Marinestützpunkt Olpenitz: 10% der Gesamtfläche (155 Hektar)
Marinekaserne Carlshöhe (Eckernförde): 21 Hektar
Luftwaffenbetriebsstoffdepot 71 (Bordelum (Nordfriesland)): 15 Hektar
Standortübungsplatz Breitenburg: 399 Hektar
Marinefunksendestelle Dollerup: 4 Hektar
Marinemunitionsdepot Enge-Sande (Nordfriesland): 132 Hektar
Standortübungsplatz Kaltenkirchen: 468 Hektar
Marinefunkempfangsstelle Lütjemholm: 9 Hektar
Munitionsaußenlager Jardelund: 7,4 Hektar
Munitionsdepot Löwenstedt: 66 Hektar
Marineversorgungsschule List: 33 Hektar
Standortübungsplatz Lübeck-Wüstenei: 232 Hektar
Pionierübungsplatz Schleswig: 7 Hektar
Mobilmachungsstützpunkt Klein Wittensee: 7 Hektar
Munitionsdepot Süderlügum: 59 Hektar

Für Olpenitz, Jardelund und Süderlügum wurden bereits Ausnahmeanträge gestellt.

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8757
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 28.03.2006 22:51

Moin!

Ich bin bekanntlich kein Freund von „Verschwörungstheorien“, aber hier ist schon eine gewisse Motivation des Bundes hineininterpretierbar. Wie auch immer es der Eigentümer beim Verkauf drehen mag, kann er doch letztlich nie vollkommen sicher sein, daß nicht doch noch irgendwelche höheren Räum- oder Folgekosten in punkto Altlasten auf ihn zukommen.

So lange das Objekt militärischer Sicherheitsbereich war, gab es das Problem aufgrund des Betretungsverbots nicht, es bestand somit keine Gefahr für die Öffentlichkeit und somit mußte auch kaum, teilweise gar nicht geräumt werden. Nach der „Re-Zivilisierung“ z.B. von Übungsplätzen sieht das natürlich anders aus. Im mindesten Fall obliegt dem Eigentümer die Verkehrssicherungspflicht, um Gefahren von Dritten abzuwenden (also z.B. von Spaziergängern). Ob Schilder da reichen, ist rechtlich mindestens zweifelhaft, eine Umzäunung kommt zu großen Teilen aus Kostengründen und auch wegen der Waldgesetze auf Landesebene häufig nicht in Frage. Macht man allerdings ein Naturschutzgebiet daraus und stellt Schilder auf, hat man möglicherweise die Lösung gefunden: Nun darf niemand mehr abseits der Wege rumrennen – und die kann man ja räumen.

Ich sage damit nicht, daß das Ganze nun tatsächlich der Grund ist – aber er liegt – nicht nur aus meiner Sicht, sondern auch aus der diverser „Altlasten-Profis“ – durchaus nahe ...

Mike

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 28.03.2006 23:08

Sehe ich auch so. Naturschutzgebiet kostet nichts, bringt aber auch kein Geld ein. Geplanter Verkauf kostet auf jeden Fall eine Altlastenuntersuchung und zusätzlich evtl. noch eine Beräumung/Sanierung (wie auch immer) - ohne daß das Grundstück dann auch verkauft werden kann. Es gab in den letzten Jahren reichlich Militärstandorte und andere Brachflächen zum Verkauf - es war also ein Käufermarkt. Die Wahrscheinlichkeit - ein altlastenbehaftetes (oder zumindest altlastenverdächtiges) Gelände gut verkaufen zu können - wurde immer geringer.

Und wenn schon nicht verkäuflich, dann zumindest ohne große Kosten im Bestand behalten....
Beispiel für einen Kaufpreis eines ehem. Mun-Depots in Nordwestdeutschland, in sehr peripherer Lage: Ca. 50 ct/m², Tendenz eher sinkend.
gruß EP

Antworten