MOPO Hamburg vom 27.8.04
NAZI-RELIKT IN DER HAFENCITY | 27.08.2004
Der Bahnhof des Todes
THOMAS HIRSCHBIEGEL
Politiker fordert Mahnmal statt Abriss
Überwucherte Gleise, verwitterte Rampen, düstere Lagerschuppen - die Reste des Hannoverschen Bahnhof am Lohseplatz (Klostertor) stehen an einem verlorenem Ort. Nichts erinnert heute daran, dass das hier sogar einmal ein Ort des Schreckens war. Ab 1941 nutzten die Nazis das Gelände als zentralen Deportationsbahnhof in Hamburg. Bis zu 10000 Menschen mussten hier in Züge ohne Wiederkehr steigen. Beim Bau der HafenCity sollen nun alle Erinnerungen getilgt werden. Die GAL aber fordert eine Gedenkstätte.
Die Menschen waren verängstigt. Per Einschreiben hatte ihnen die Gestapo einen "Evakuierungsbefehl" zugestellt. Ihr Vermögen sei beschlagnahmt. Mit etwas Gepäck und einem "Mundvorrat für zwei Tage" sollten sie sich an der Moorweidenstraße (Rotherbaum) einfinden. Mit Lastautos ging es dann zum Hannoverschen Bahnhof an den Lohseplatz.
Gestapoleute kontrollierten scharf, nahmen den Menschen Geld und Wertsachen ab. Schupos versuchten, die Verängstigten zu beruhigen: "Ihr kommt nach Polen, dort kriegt ihr jeder ein Häuschen." Dann schlossen sich die schweren Türen der Zugwaggons.
Als sie sich wieder öffneten, standen peitschenschwingende SS-Schergen mit scharfen Hunden an den Gleisen. Die Züge waren direkt in die Vernichtungslager und Ghettos nach Polen gerollt. Unter den Menschen, die in 17 Zügen zwischen 1941 und 1945 in den Tod geschickt wurden, war auch Josef Carlebach, Oberrabbiner von Altona, und seine Familie.
Wenn es nach dem CDU-Abgeordneten Henning Finck geht, sollen alle Erinnerungen an diese furchtbare Zeit getilgt werden. Es setzt sich für einen "China-Garden" im Rahmen der HafenCity am Standort des "Bahnhofs des Todes" ein. Es gäbe doch unter anderem mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bereits Orte des Gedenkens für die Nazi-Opfer.
Dem wiederspricht Claudius Lieven, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion: "Das ist nicht irgendein Ort. Teile des Hannoverschen Bahnhofs müssen als Ort des Gedenkens an die Deportation der Juden aus Hamburg erhalten werden." Der Politiker meint, es sei ein wichtiges Zeichen für die HafenCity, diesen Ort zumindest in Teilen zu erhalten.
Das hatte ursprünglich auch mal der alte Senat vor. Und auch Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) beschäftigt sich wieder mit dem Thema. Ihr Sprecher Björn Marzahn: "Das ist ein historisch sehr sensibler Bereich. Die Forschungsstelle für Zeitgeschichte hat von uns den Auftrag erhalten, historisches Material zu sichten und zu analysieren. Dann soll eine Expertenrunde Vorschläge machen." Bausenator Michael Freytag (CDU) ließ gestern verlauten, der Senat habe sich mit dem Thema noch nicht befasst.
Info:
VERANSTALTUNG
Interesse an der Gestaltung der HafenCity? Dienstag findet um 19 Uhr im Cruise-Center, Am Grasbrookhafen 11, eine hochkarätig besetzte Diskussion zum Thema "Öffentliche Stadträume in der HafenCity" statt. Dabei Bausenator Michael Freitag (CDU) und der Oberbaudirektor Jörn Walter.
DER BAHNHOF
1872 wurde der Hannoversche Bahnhof am heutigen Lohseplatz (Klostertor) eröffnet. Er hieß zunächst Venloer Bahnhof, weil ein Linienverkehr über Hannover nach Venlo geplant war. Später hieß er "Pariser Bahnhof", erst 1892 setzte sich Hannoverscher Bahnhof durch. Der Bau des Hauptbahnhofs 1906 bedeutet für den Hannoverschen Bahnhof das Ende des Personenverkehrs und den Beginn des Güterverkehrs. Von Bomben getroffen standen bis 1955 nur noch Ruinen des stolzen Gebäudes. Am 16. Oktober 1955 wurden sie gespengt. Nur Schuppen, Rampen und Gleise blieben.
http://www.mopo.de/nachrichten/101_politik_64447.html
Demnächst neuer LP in Hamburg?
Eine komplette seperate neue Gedenkstätte "mit allen drum und dran" halte ich ehrlich gesagt auch für etwas übertrieben. Die Idee mit dem Garten ist im Ansatz eigentlich auch gar nicht so schlecht, man könnte ja ausführliche Hinweistafeln und vielleicht auch ein kleines Denkmal in diese Anlage mit einbauen.
"Die einen kennen mich, die anderen können mich!"
- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -
Gorleben is more than a nuclear waste disposal site, it's a lifestyle!
- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -
Gorleben is more than a nuclear waste disposal site, it's a lifestyle!
Todesbahnhof wird Gedenkstätte
Moin
Gleiches Thema neuer Zeitungsartikel.
Gestern HH- Abendblatt "Todesbahnhof wird Gedenkstätte"
http://www.abendblatt.de/daten/2004/09/23/344432.html
Gleiches Thema neuer Zeitungsartikel.
Gestern HH- Abendblatt "Todesbahnhof wird Gedenkstätte"
http://www.abendblatt.de/daten/2004/09/23/344432.html
-
- Forenuser
- Beiträge: 3
- Registriert: 02.05.2003 14:31
- Ort/Region: Fleestedt
Todesbahnhof wird Gedenkstätte
Ich kann mich noch dunkel an die Zeiten mit den alten grünen und silbernen Zügen von Harburg nach Hamburg erinnern, da waren noch Reste der nördlichen Giebelmauer (ungefähr bis zum 1. Stock) vom Hannoverschen Bahnhof zu sehen. Das muss soetwa Anfang der 70er gewesen sein. Auch waren damals noch Reste alter Treppen und Bahnsteige auf Höhe des Bahnhofes zwischen den Gleisen der Hauptstrecke zu sehen.
Hier mal ein wenig was zum Bahnhof (mit Bildern)
http://www.hamburger-bahnhoefe.de/venloerbf.html
Gruß,
http://www.hamburger-bahnhoefe.de/venloerbf.html
Gruß,