Allgemein: Flak Sperrfeuerbatterie

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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niemandsland
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Allgemein: Flak Sperrfeuerbatterie

Beitrag von niemandsland » 12.03.2018 17:53

Moin,

ich habe mal eine Frage bezüglich der Flak Sperrfeuerbatterie.
Laut meinem bisherigen Wissen kam bei den Sperrfeuer-Batterien nur Beuteflak zum Einsatz.

Bisher war mir nur der Einsatz < 8,5 cm bekannt. Heute erhielt ich die Info das auch > 8,5 cm zum Einsatz gekommen ist.

Siehe nachfolgende Liste!

Geschütz-Typ

7,5 cm Flak Skoda
7,62 cm Flak russisch
8,35 cm Flak Skoda
8,5 cm Flak russisch

9,0 cm Flak Bofors
9,4 cm Flak Vickers M39

Soweit ich informiert bin, wurden die Beuteflakgeschütze < 8,5 cm aufgebohrt und ganz normal 8,8 cm Patronen aus deutscher Produktion verschossen.

Was mich jetzt interessiert, wie war das mit den Flak-Geschützen > 9,0 cm ???

Hat dazu irgendjemand Informationen???

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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Deichgraf (†)
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Beitrag von Deichgraf (†) » 13.03.2018 06:30

Hallo Guideo,
ich weiß es nicht, vermute aber, daß man nur Geschütztypen verwendet hat, für die man eine ausreichende Menge Beutemunition erobert hatte und die verballert hat. Oder, wenn die Anzahl der Geschütze erheblich war und die Eigenschaften überzeugten, Munition selbst produziert hat.
Bis dann
Deichgraf

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Beitrag von g.aders » 14.03.2018 10:41

Guten Tag,
ich hatte mal eine Bestandsaufstellung der Luftwaffe von Ende 1944, in der auch britische 9-cm-Flak mit Munition aufgeführt war.
Also hat es die auch gegeben - also wohl bei Sperrfeuer- oder Hei-Batterien.
Beste Grüße
G.Aders

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 14.03.2018 11:03

g.aders hat geschrieben: Bestandsaufstellung der Luftwaffe von Ende 1944, in der auch britische 9-cm-Flak mit Munition aufgeführt war.
Also hat es die auch gegeben - also wohl bei Sperrfeuer- oder Hei-Batterien.
Hallo Herr Aders,

laut den Unterlagen wurden Alarmflakbatterien mit 4 cm Flak Bofors und 4,7 cm Flak Skoda ausgerüstet.
Und Sperrfreuerbatterien mit den bereits zuvor angeführten Geschützen. Wobei bei der schweren Flak die russischen Geschütze zusätzlich zum Einsatz gekommen sein müssen. Werden aber in den mir vorliegenden Dokumenten aus BAMA und Russ.-Deutsch-Archiv, sowie in einer Aufstellung von Beppo Schmid (Augsburg im September 1955 - war zuletzt Befehlshaber Luftwaffenkommando West) nicht aufgeführt.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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augustdieter
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Beitrag von augustdieter » 18.03.2018 20:12

Hallo Guido,
Laut meinem bisherigen Wissen kam bei den Sperrfeuer-Batterien nur Beuteflak zum Einsatz.
das war nicht zwingend den das Kriterium war hier das fehlen von Feuerleitmitteln
sodass nur "blind" Sperrfeuer geschossen werden konnte.

Das hatte einmal mit fehlendem Gerät als auch mit dem fehlenden qualifizierten Personal zu
tun.
Gruss Dieter

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Beitrag von g.aders » 20.03.2018 10:41

Guten Tag,
zwischen dem 15.9. und 15.10.1941 wurde die Aufstellung von 49 Sperrfeuerbatterien befohlen - das war aus eigener Rü-Produktion nicht zu bewerkstelligen, da konnte man nur auf Beutematerial zurückgreifen.
Beste Grüße
G. Aders

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 20.03.2018 10:43

augustdieter hat geschrieben:das war nicht zwingend den das Kriterium war hier das fehlen von Feuerleitmitteln
sodass nur "blind" Sperrfeuer geschossen werden konnte.

Das hatte einmal mit fehlendem Gerät als auch mit dem fehlenden qualifizierten Personal zu
tun.
Moin,

reden wir über normale Batterien die Sperrfeuer geschossen haben oder über echte "Sperrfeuerbatterien"?
Fehlen? Ausfall war wohl öfters auch die Ursache. Wo ich Sperrfeuer mit Verzweiflung gleichsetzen möchte. Das hoffen auf den glücklichen Treffer. ;-)

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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Beitrag von augustdieter » 20.03.2018 19:40

Hallo Guido,
reden wir über normale Batterien die Sperrfeuer geschossen haben oder über echte "Sperrfeuerbatterien"?

wir sprechen über die, qua Luftwaffen Definition, als "Sperrfeuer-Batterien"
aufgestellten Batterien die in der Luftverteidigung des Reichsgebietes eingesetzt
worden sind. Da die alliierten Luftangriffe die Lw.-Flak die in der Reichsluft-
verteidigung eingesetzt waren zahlenmäßig überforderte wurden schnell neue Bttr.
aufgestellt. Diese waren aufgrund der Ausstattung (häufig Beutegerät)wenig bis
nicht zum gelenkten/geführten Feuerkampf fähig. Es wurde ein imaginärer Luftraum
in Höhe und Ausdehnung mit definiertem Munitionsmenge möglichst undurchfliegbar
gemacht.

Eine spätere (1944) Definition findest du hier.

https://www.geschichtsspuren.de/images/ ... l-12-8.pdf
Gruss Dieter

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 20.03.2018 23:04

augustdieter hat geschrieben:Da die alliierten Luftangriffe die Lw.-Flak die in der Reichsluft-
verteidigung eingesetzt waren zahlenmäßig überforderte wurden schnell neue Bttr.
aufgestellt. Diese waren aufgrund der Ausstattung (häufig Beutegerät)wenig bis
nicht zum gelenkten/geführten Feuerkampf fähig.
Moin,

soweit teile ich Deine Ausführungen zum Einsatz der Lw.-Flak im Bereich der Reichsluftverteidigung.
Jedoch mit dem Wort "häufig" bin ich nicht so ganz einverstanden. Ich würde es gerne gegen "überwiegend" ersetzen. ;-)

Das Problem waren wohl nicht nur die Geschütze, sondern auch die Geschützbedienungen. Mit zunehmenden Druck durch die Alliierten wurden Batterien zusammengewürfelt und eingesetzt. Wo früher Flaksoldaten eingesetzt wurden, die mit der Zeit ihre Erfahrungen sammelten, rückten jetzt mehr und mehr ältere Jahrgänge, Luftwaffenhelfer und sonstige Hilfswillige nach. Selbst Arbeitskräfte wurden an die Flak gestellt, die aber in erster Linie in Unternehmen gearbeitet haben.

Vergleiche bitte dazu:
Luftwaffen-Sperrfeuerbatterien

Die Aufstellung dieser Einheiten erfolgte 1940/42 als erste Behelfsmaßnahme zur
Abwehr der anwachsenden Luftangriffe der RAF auf das Heimatgebiet vorwiegend
für Mittel- und Ostdeutschland. Die B(a)tt(e)r(ien), wurden überwiegend mit Beutegeschützen
ausgerüstet und 1942/43 wegen ihrer immer geringer werdenden Wirksamkeit nach
Verschuß der Beutemunition oder Verschleiß der Rohre aufgelöst. Das Personal
wurde für Neu auf Stellungen verwendet.
Quelle: Koch (1965), S. 601f.
Sperrfeuerbatterie

Geschützzahl: 4
Geschützmuster: Beuteflak (wie von mir ausgeführt in Beitrag 1)
Personal: Behelfspersonal
Beweglichkeit: ortsfest
Quelle: Der Einsatz der deutsche Luftwaffe gegen die Alliierten im Westen 1943 bis 1945, Aufmarsch der Flakartillerie in der Reichsluftverteidigung 1943 bis 1945. Bearbeitet nach deutschen Unterlagen von Beppo Schmidt, Generalleutnant a.D. ( u.a. ehemaliger Befehlshaber des Luftwaffenkommandos West ).

Interessant in diesem Zusammenhang die Informationen von Werner Müller aus dem Jahr 1995 u.a. mit Details zu den Beutewaffen in "Waffen Arsenal, Sonderband #39 Beutewaffen bei der Wehrmacht, Podzun Verlag, 1995.

Es gibt noch weitere Quellen. Ich bin aber heute Abend zu kaputt um da noch weiter zu suchen.

Ich denke es steht fest, das die vielen Batterien die zwischen 1940-1942/43 als Sperrfeuerbatterien (SP) errichtet wurden, an allem fehlte was für größere Erfolge gegen die Alliierten gesorgt hätte.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor
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Beitrag von Bunkerbob » 21.03.2018 13:31

niemandsland hat geschrieben: Wo ich Sperrfeuer mit Verzweiflung gleichsetzen möchte. Das hoffen auf den glücklichen Treffer. ;-)
Das ist sicherlich auch eine Frage der Masse, d.h. der Konzentration von Flak-Geschossen in einen bestimmten Raum. Und da die Bomber ja über das Ziel hinweg mussten (Abstandswaffen gab es noch nicht), konnte man eben das Sperrfeuer darüber konzentrieren. Bei der schweren Flak ging es ja gar nicht um direkte Treffer, sondern um die Splitterwirkung, die eben einen deutlich größere Raum abdeckte als den reinen Sprengpunkt.

Sehr interessanter der Ausbildungsfilm der Amerikaner zur Flak von 1943,Ausbildungsfilm der Amerikaner
ab 11:00 geht es um das "Barrage" (= "Sperrfeuer")

Gerade bei Nacht war das direkte Zielen sicherlich schwieriger als am Tage, das zeigt sich auch an den Vergleichen der Zahlen der Abschüsse:
Das Bomber Command verlor nachts 1.345 Bomber durch FLAK und 2.278 durch (Nacht-)Jäger, die USAAF tagsüber nahezu 5.400 (FLAK) gegen ca. 4.300 (Jäger)


Und es geht ja auch nicht nur um die nackten (Abschuß-) Zahlen, alleine 54.539 USAAF-Bomber wurden durch FLAK beschädigt, und die Angst vor FLAK-Feuer erforerte eben Manöver (siehe der Film) oder das Ausweichen auf höhere Flughöhen, was dann seinerseits die Präzision des Bombenangriffes beeinträchtigt hat.

Tja, und dann das "was wäre, wenn..."
Die Deutsche schwere Flak hat lange nur mit Zeitzünder geschossen. Erst Ende 1944 wurde durch den General der FlakArtillerie "der Übergang zum Aufschlagschießen
für die Kaliber 8,8 und 10,5 cm" befohlen, die entsprechenden Doppelzünder (Zeitzünder mit zusätzlicher Aufschlagfunktion) wurden erst noch entwickelt. Bei Versuchsschießen wurde dann festgestellt, dass man die Abschußquote fast verdoppeln konnte - bis dahin ist so manche FLAK-Granate durch das Flugzeug gegangen, ohne zu explodieren, da das Uhrwerk noch nicht abgelaufen war!

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