Reichsarbeitsdienst

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
matthias45
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Reichsarbeitsdienst

Beitrag von matthias45 » 15.05.2005 10:18

Hallo zusammen..
Hoffe mal das ich in diesem Unterforum hier richtig bin.
Es geht um ein ehemaliges Lager des R A D das in der Nähe von Damme (NDS) gestanden haben soll. Es diente zur Errichting der Luftmunitionsanstalt Damme.
Die genaue Lage hab ich noch nicht gefunden. Gefunden wurde aber ein Hochsilo für Kies und Sand.
Die Anzahl der gebauten Mun-Bunker lässt ja auf hohen Betonverbrauch schliessen und würde das Silo rechtfertigen.
Fundamentreste der Lagerbaracken haben wir nach längerem suchen keine gefunden. Was uns aufgefallen ist war Anhäufung von Ziegelbruch im nahen Acker und Fragmente von Tonrohren die zur Abwässerableitung dienten. Auf einer der Scherben haben wir einen Herstelleraufdruck gefunden..
Hoffmann & C.
BUNZLAU
BUNZLAU müsste das heutige BOLESLAWIEC sein..

Waren solche Lager denn an ein Abwassernetz angeschlossen?
Oder worde das System: " Loch in Boden, Häuschen drüber " genutzt?
Dann wäre die Scherbe womöglich aus dem Programm: " Ich entsorge meinen Bauschutt am Feldrand "..
Gab es 1934 schon solche Hochsilos?

Bild 1 Kiessilo in der Nähe des RAD-Lagers
Bild 2 aus dem Buch: DAMME - Eine Stadt in Ihrer Geschichte
Bild 3 Tonscherbe des erwähnten Abwasserrohres.

Gruß
Matthias
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petzolde
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Beitrag von petzolde » 15.05.2005 23:07

Die vernünftige Ableitung von Abwässern und Fäkalien war bei Barackenlagern sicherlich ein Thema. Die Seuchengefahr durch Vermischung von Trinkwasser und Abwasser war spätestens seit der Choleraepidemie Anfang des 20. Jh. in Hamburg bekannt. Kläranlagen einfacher Form (einschl. Rieselfelder) gab es auch; z.B. hatte die vor dem WK2 gebaute Kaserne in Münster-Handorf eine Kläranlage, bevor das Abwasser in die Ems geleitet wurde. Auch aus "Reichsautobahnbaubarackenlagern" sind Abwasseranlagen bekannt.
Schüttgutsilos dürften vor dem WK2 bekannt gewesen sein, Silo-LKW wohl eher nicht. An der Autobahn Frankfurt-Erfurt gibt es so etwas für Streumittel; ich vermute eine Entstehung zeitgleich zum Autobahnbau.
gruß EP

matthias45
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Beitrag von matthias45 » 16.05.2005 00:39

Hallo petzolde..
Also wäre es durchaus möglich das ehem. Barackenlager dort zu finden wo auch der Zeigelbruch und die Rohrscherben lagen.
denn das Rohrstück muss ja vor 1945 dorthin gekommen sein.. Siehe den Aufdruck.
Leider ist da Ackerfläche..
Das heisst warten bis da geerntet wurde..
Naja. Der Acker läuft ja nicht weg..

Danke erstmal für die Hinweise..
Gruße
Matthias

petzolde
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Beitrag von petzolde » 16.05.2005 09:21

Der Acker läuft vielleicht doch weg: Am besten hingehen, wenn frisch gepflügt und das Saatbett vorbereitet wurde (ggf. auch noch direkt nach der Einsaat). Dann lassen sich Strukturen und Färbungen im Boden gut erkennen, am besten natürlich aus der Luft.
Falls gerade kein Hubschrauber verfügbar ist: Es gibt Firmen, die "Luftbilder" von einem Teleskopmast oder einem seilgeführten Ballon aus machen.
gruß EP

petzolde
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Beitrag von petzolde » 16.05.2005 09:23

Nachtrag zur Bunzlauer Scherbe: Man kann es auf dem Bild nicht so gut erkennen: Ist das ein Stück von einem Steinzeugrohr? Oder könnte es von einem Behälter sein, wie sie z.B. in Galvanik-Betrieben für Säuren etc. benutzt wurden?
gruß EP

matthias45
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Beitrag von matthias45 » 16.05.2005 09:50

Hallo petzolde.
Ist definitiv Rohrscherbe.

Erkennbare Beschriftung:

300 - was den Nenndurchmesser angibt..
UNZLAU - Das B fehlt. Kann aber nur Bunzlau heissen.
offmann & C. - Das halbe " H " von Hoffmann am Scherbenrand erkennbar..

Hab zu einem Steinzeugrohr Hersteller Hoffmann aus Bunzlau im Netz nichts finden können.. Das im ersten Post erwähnte Buch gibt leider auch keine genaueren Angaben her.

Das Silo, bzw der stark verwitterte Zustand des Betons, lässt darauf schliessen das es aus der Zeit stammen könnte.

Wenn man mal bei " www.relikte.com " nach der Luftmunitionsanstalt Damme schaut sieht man das die MUNA über mehr als 70 Munitionsbunker hatte. Da wurde schon ne ganze Menge Beton verarbeitet.

Gruß
Matthias

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Beitrag von petzolde » 16.05.2005 11:47

Habe noch eine alte Anschrift gefunden, wo es evtl. Infos geben könnte:
Fachverband Steinzeugindustrie e.V., Max-Planck-Str. 6, Köln, Tel. 02234-5070.
Ist schon ca. 10 Jahre alt. Evtl. ist der Verband inzwischen nach Berlin gezogen; versuch mal zu goorgeln. Ich werde Bunzlau im Hinterkopf halten und bei nächster Messe oder Tagung mal fragen...
gruß EP

matthias45
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Beitrag von matthias45 » 18.05.2005 18:58

Hallo Petzolde..
Danke für die Informationen..
Wir haben mal so spontan beschlossen das Waldstück gegeüber der Stelle wo wir die Steingutscherben und den Ziegelbruch gefunden haben unter die Sonde zu nehmen.. Vielleicht kommt dabei ja was Interesantes zum Vorschein.

Werden bei Erfolg auf jeden Fall Bilder machen.

Gruß
Matthias

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Beitrag von Jossi » 19.07.2017 19:15

Ich habe diese infos gefunden. Stehen aber vermutlich nicht in Verbindung mit dem Munagelände.

Das Maidenlager

Wer heute die Schützenstraße waldeinwärts geht, kann nur noch erahnen, dass rechts des Weges vor 75 Jahren ein neues „Maidenlager“ für den weiblichen Reichsarbeitsdienst (RAD) eröffnet wurde.
Dieser Dienst war mit Kriegsbeginn 1939 für alle Frauen ab 18 Jahren verp ichtend eingeführt worden, letztlich als Ersatz für die Männer, die als Soldat eingezogen waren. Allerdings lag der Schwerpunkt des „Arbeitsmaiden“-Einsatzes eher im Bereich der Familie, Haus- wirtschaft, sozialer Dienste sowie leichterer Tätigkeiten in anderen Berufszweigen. Grundsätzlich waren im Dammer Lager stets junge Frauen einquartiert, die von weiter außerhalb kamen, zunächst für sechs, später für zwölf Monate, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges sogar unbefristet, da die Zahl der Frontsoldaten wie auch der Gefal- lenen und Vermissten rapide anstieg.
Mit dem Einmarsch der Briten am 11. April 1945 löste sich der weib- liche RAD auf und es zogen dort befreite russische Kriegsgefangene ein, die bis dahin Zwangsarbeit geleistet hatten. Nach deren Rück- führung in die sowjetischen Staaten bot das ehemalige „Maidenla- ger“ Unterkunft für über 200 Flüchtlinge oder Vertriebene. Ange- sichts der Wohnungsnot in Damme auf Grund des starken Zustroms von Flüchtlingen nach dem Kriege konnten die letzten Bewohner erst 1960 das Barackenlager verlassen. Dieses riss die Gemeinde Damme in den Folgejahren ab und nutzte das Gelände einige Jahre als Lagerplatz für den Bauhof, bis diese Stelle seit etwa zwei Jahr- zehnten überwucherte und von der Natur zurückerobert wurde.
In dem vom Stadtmuseum herausgegebenen 820-seitigen Buch „Damme in Weltkrieg und Folgezeit“ ndet sich eine Fülle an Infor- mationen zu diesem Lager. Es ist im örtlichen Buchhandel sowie im Stadtmuseum Damme für 35 € erhältlich. Weitergehende Informa- tionen zur seinerzeit gleichnamigen Sonderausstellung finden sich unter www.heimatverein-damme.de und dem dortigen Museums- Link.

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Seb
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Beitrag von Seb » 20.07.2017 01:12

matthias45 hat geschrieben:Hab zu einem Steinzeugrohr Hersteller Hoffmann aus Bunzlau im Netz nichts finden können..
Auch wenn der Beitrag schon ewig alt ist: Hier findet sich ein Zeitzeugenbericht, da wird erzählt, daß Hoffmann & Co "Tonröhren, Wasch-und Sanitär-Anlagen, Futtertränken, auch Vorratstöpfe etc." produzierte. Hier findet sich ein Foto der 1889 gegründeten Fabrik "Bunzlauer Tonröhren und Chamottenfabrik Hoffmann & Co." Und hier sind die produzierten Tonröhren :) Die Schornsteine des Werks stehen heute noch.

lg Seb

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