Absturz zweier F-84F 1959 über der CSSR

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
oldmen
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Absturz zweier F-84F 1959 über der CSSR

Beitrag von oldmen » 03.10.2016 21:06

Am 22.10.1959 stürzten zwei JaBo F-84F Thunderstreak des Geschwaders 34 aus Memmingen nach einem Irrflug innerhalb der BRD über dem damaligen Gebiet der CSSR ( heute Tschechei )ab - beide Piloten konnten sich mit dem Schleudersitz retten.
Weil damals keine der Fronten eine Eskalation im KK wollte, wurden die beiden am 3.12.1959 bei Waidhaus den deutschen Behörden übergeben.
Vom Verteidigungsministerium ( damals Franz Josef Strauß ) erging die Anweisung an die Piloten, bei Nachfragen der Presse entweder Fliegersprache ( NATO-Englisch ) oder aber bayrischen Dialekt zu verwenden.
Danach berichtete die Presse: " Zuerst verstanden die Journalisten keinen Satz. Die beiden Piloten berichteten im NATO-Kauderwelsch."

Schmückle - der Chef der Presseabteilung im BMVg, später General - erdreistete sich noch, der Presse zu erläutern, die beiden Piloten könnten halt kein richtiges Deutsch mehr.

So weit die Humoreske.

Quelle: Wiki - Fliegersprache/Trivia

Die NATO brauchte 13 Suchtage, um festzustellen, dass die Maschinen in der CSSR abgestürzt waren. Die Hintergründe der Misere, dass nämlich die Piloten bei einem Übungsflug über Frankfurt/Main die wohl sehr ähnlichen Funkfeuer Memmingen und Grafenwöhr verwechselt hatten, wurde erst später klar und wohl erst sehr viel später publiziert.

Gut geschildert bei: Nürnberger Nachrichten vom 22.02.2010

Ein Rätsel bleibt ungelöst:
Entlang der deutsch/tschechischen Grenze verlief die 20-Meilen breite ADIZ (air defense identification zone ) - für deutsche Maschinen damals tabu. Diese unterlag besonderer Aufmerksamkeit in den Radarstellungen, in diesem Falle Hof oder Freising, damals noch US-betrieben. Die US-Kollegen nahmen ihren Job sehr ernst.
Wie konnten unsere 2 Unteroffiziere am hellichten Tag diese ADIZ unbemerkt mit ihren F-84F Thundestreak durchfliegen ?

Absturzort ist nie benannt worden. Gibt es im Forum tschechische Teilnehmer, die aus dortigen Archiven ergänzen könnten.

P.S. Der Schreiber war zu dieser Zeit in der Radarstellung Türkheim tätig.

Mit Gruß aus dem Hochtaunus - Oldmen

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EPmuc
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Beitrag von EPmuc » 03.10.2016 22:56

Ich kann zwar zum Absturzort nichts beitragen, aber evtl. ist dieser Bericht eines der Beteiligten nicht uninteressant. War irgendwann mal bei Luftwaffe.de frei runterladbar.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Gruß, Eugen
Heute ist das Morgen vor dem Du dich gestern gefürchtet hast.

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dolphiner
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Beitrag von dolphiner » 05.10.2016 21:08

Gebe ich DD-107 und F-84 in Google ein,
lande ich recht schnell auf dieser Seite:

http://www.leteckabadatelna.cz/havarie- ... etail/153/

Da musst Du nur den Text kopieren und in Google Übersetzer einfügen.
Das müsste verständlich sein auch wenn nicht perfekt.

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zulufox
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Beitrag von zulufox » 06.10.2016 15:39

@all:

Ich habe mal einen guten Freund in Prag gefragt und folgende Informationen erhalten:

Zwei F-84F Thunderstreak (DD107, Helmut Krause (*1930) und DD108, Uffz. Rolf Georg Hoffmann (*1936)) flogen um 10.24 Uhr in die Tschechoslowakei ein. Vier tschechoslowakische Jagdflugzeugen -
MiG-19 P aus Pilsen, Hptm. Bohumil Polák vom 5. Jagdfliegerregiment,
MiG-19P aus Žatec (Saaz), Hptm. Zdenek Brunclík vom 11. Jagdfliegerregiment,
MiG-17PF aus Ceské Budejovice (Budweis), Hptm. Emil Ptacek und
MiG-17PF aus Žatec (Saaz), Oblt. Antonín Pecek vom 11. Jagdfliegerregiment -
stiegen zum Abfangen der deutschen Flugzeuge auf.

Es kam zu keiner Feindberührung, da wegen der herrschenden Wetterbedingungen die Radargeräte nicht richtig funktionierten.

Um 10.33 Uhr hatte der Rottenführer Krause eine Baumberührung und rettet sich durch Fallschirmabsprung. Hoffmann machte das Gleiche. Beide Flugzeugen stürzten südlich des Berges Tillen (tschechisch: Dylen, 939 Meter) https://de.wikipedia.org/wiki/Dylen ab, also wahrscheinlich nicht einmal einen Kilometer von der Grenze entfernt. Der Berg befindet sich auf der Flur der Gemeinde Altwasser (tschechisch: Stará Voda) https://de.wikipedia.org/wiki/Stará_Vod ... kých_Lázní östlich des bayerischen Neualbenreuth.

Zur Frage der Erfassung:

Tiefflug und Schlechtwetter machten es zu der Zeit nicht leicht, Flugzeuge zu erfassen.

Ich hoffe, hiermit sind zumindest alle Unklarheiten hinsichtlich des Absturzortes beseitigt.

MfG
Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

oldmen
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Beitrag von oldmen » 07.10.2016 22:42

Ein "Hoch" auf dieses Forum ( und seine Macher und Moderatoren ), das es möglich macht, innerhalb von gut zwei Tagen eine solche Fülle von substantiellen Informationen - wie hier - zusammenzuführen !! ( Soll auch als Ermunterung gelten ! )

Aber zum Thema: Als ich zu Beginn meiner Recherche auf die Randnotiz stieß, dass der damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Alfred Frenzel an der Rückführung der beiden F-84 Piloten in die BRD beteiligt war, und dieser ein Jahr später wegen Spionage für die CSSR zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, kamen mir Zweifel an den offiziellen Darstellungen des Ablaufs des Absturzes. Elektronische Manipulationen vom Boden her - wie auch immer - schienen mir im Bereich des Denkbaren - Zweifel sind nun aufgrund der unterschiedlichsten Berichte ausgeräumt.

Das Einfliegen in die ADIZ - von beiden Seiten - war zwar nicht alltäglich, aber auch nicht unüblich. Jede Seite wollte ja informiert sein, wie schnell die gegnerischen Abfangjäger auf der notwendigen Flughöhe sein konnten.
Deutsche Maschinen waren an dieser Praxis nicht beteiligt.

Bis dann `mal - Oldmen.

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Buddelflink
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Beitrag von Buddelflink » 08.10.2016 13:32


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Beitrag von Frontstadtkind » 09.10.2016 08:49

WIMRE gibt es im Luftwaffenmuseum der Bundeswehr in Berlin-Gatow auch in der offiziellen Ausstellung was dazu. Das Museum lohnt sich sowieso.

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Beitrag von Thunderhorse » 09.10.2016 12:14

Seitens des Bundesarchiv ist einiges im Internet eingestellt worden.
https://www.bundesarchiv.de/oeffentlich ... 22.html.de

Die Verhandlungen liefen, nach dem Bekanntwerden des Aufenthaltzsortes der beiden Piloten, über die amerikanische Botschaft in Prag. Diese teilte dem Auswärtigen Amt auch Montag, 16. Oktober 1959 dies offiziell mit, nachdem das CSSR Außenministerium am Samstag, 14. Oktober 1959 wiederum diese Info an die US-Botschaft gegeben hatte.
Seitens dem auswärtigen Amt wurden keine Vertreter nach Prag gesendet.

Das ein Herr F. da eingebunden gewesen sein soll!!!


Die Suche wurde nicht von der NATO durchgeführt. Die Bundeswehr beteiligte sich mit eigenen Hubschraubern erst spät an der Suche, nachdem die US-Behörden ihre Besatzungen und Maschinen zurückgezogen hatten, da die Bundesluftwaffe bis zu diesem Zeitung sich nicht an der Suche beteiligt hatte, sondern nur Heereskräfte. Dazu gab es dereinst auch entsprechende Beiträge in der >Presse.


P.S.:
Am 20. Juni 1963 stürzten zwei von drei MIG 15 der CSSR, ca. 300m tief, im Bereich nördlich Waldhäuser - Plattenhausenriegel, auf Bundesgebiet ab. Die beiden Piloten berührten bereits auf dem Gebiet der CSSR die Baumwipfel.
MfG. TH

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Beitrag von oldmen » 09.10.2016 14:51

Hallo,

die Info über die Beteiligung des Herrn Frenzel an der Rückführung der Piloten stammt vom BMVg selbst und ist einzusehen über den obigen Link von "Buddelflink" !

Gruß Oldmen

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Beitrag von Thunderhorse » 09.10.2016 17:54

oldmen hat geschrieben:Hallo,

die Info über die Beteiligung des Herrn Frenzel an der Rückführung der Piloten stammt vom BMVg selbst und ist einzusehen über den obigen Link von "Buddelflink" !

Gruß Oldmen
Der eine übernimmt vom anderen!!!
Hier bezogen auf den Link von Buddelfink.
MfG. TH

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