MES-Schleife im Hamburger Hafen

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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blaufink
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MES-Schleife im Hamburger Hafen

Beitrag von blaufink » 30.03.2014 14:20

Moin zusammen,

ein handschriftlicher Eintrag auf einer älteren Seekarte bringt mich zum Grübeln. Vielleicht weiß ein Experte im Forum Bescheid. Die Karte stammt aus dem Jahr 1932, wurde bis 1942 aktualisiert und zeigt den Hamburger Hafen. Im Petroleumhafen im Bezirk Waltershof hat jemand handschriftlich „MES-Schleife“ eingetragen.

Nun habe ich gelesen, dass eine MES-Schleife (MES: Magnetischer Eigenschutz) eine große elektrische Spule ist, die um den Rumpf von Kriegsschiffen gelegt wurde, um das Magnetfeld zu neutralisieren und somit das Auslösen der Magnetzünder von Minen und Torpedos zu verhindern. Aber was hat eine MES-Schleife in diesem Hafenbecken zu suchen? Diente das Hafenbecken vielleicht dem Kalibrieren von schiffseigenen MES-Schleifen oder gab es in dem Becken eine Vorrichtung zum Entmagnetisieren der Schiffskörper? Im Internet habe ich keinen Hinweis im Zusammenhang mit dem Petroleumhafen finden können.

Christian
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Godeke
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Beitrag von Godeke » 30.03.2014 15:46

Hallo :-) ,

eine Vorrichtung zum Entmagnetisieren von Schiffskörpern in Hamburg würde schon Sinn machen, denn dort waren ja etliche Werften, die Kriegsschiffe gebaut haben. Dann gehört es sicherlich dazu, diesen Vorgang bei Ablieferung des Neubaus bereits vollzogen zu haben. In Kiel z.B. gab es ja auch eine Entmagnetisierungsschleife.
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

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Beitrag von bettika » 30.03.2014 17:19

Hallo Christian,
Es könnte sich um eine Einrichtung der "Magnetischen Messgruppe" der Kriegsmarine handeln.
Sie war für über 80 Stationen zuständig.
Über die Einrichtung in Kiel http://www.holtenau-info.de/history/ent ... ierung.htm

Grüsse
Beate
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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 30.03.2014 21:55

Moin, moin!

@Christian blaufink
Ich vermute (von keiner Sachkenntnis getrübt), dass die MES-Schleife primär wegen der Tankanlagen am damaligen Petroleumhafen installiert wurde.
Dort dürfte es besonders wichtig sein, dass Kriechströme / Potentiale zwischen den Schiffen und den Anlagen an Land verhindert werden.

Gruß
klaushh
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Beitrag von blaufink » 31.03.2014 23:20

Vielen Dank Godeke, Beate und klaushh,
dass die Anlage mit dem Petroleumlager zu tun haben könnte, hatte ich auch in Betracht gezogen, aber ich kann es mir eigentlich schwer vorstellen, denn da (verschmutztes) Wasser elektrisch leitend ist, kann es keinen nennenswerten Potenzialunterschied zwischen Schiff und Anleger geben. Ich vermute eher, dass die schlanke Form des Hafenbeckens für einen bestimmten Zweck genutzt wurde.
Christian

willem
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Beitrag von willem » 01.04.2014 14:57

http://whv-maritim.blogspot.de/2007/01/ ... hafen.html

So etwas dürfte es gewesen sein.

Gruß
willem

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Beitrag von Leif » 01.04.2014 21:20

Moin,
in der Kieler Förde gibt es diese Entmagnetisierstellen auch :-)
http://www.kn-online.de/Lokales/Kiel/40 ... punkt-Kiel

Auch bei Schiffen mit MES macht es Sinn, die magnetische Signatur möglichst gering zu halten, damit die MES-Anlage nur eine geringeres Delta ausgleichen muss.

Viele Grüße
Leif

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Beitrag von blaufink » 09.04.2014 21:32

Danke für die Links! Wenn ich es recht verstanden habe, könnte die MES-Schleife im Petroleumhafen beide Funktionen erfüllt haben: Ein Ent- oder Ummagnetisieren des im Schiff verwendeten Baustahls und die Kalibrierung des an Bord künstlich aufgebauten Magnetfeldes.

Gruß
Christian

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klaushh (†)
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EM-Stelle im Petroleumhafen

Beitrag von klaushh (†) » 22.12.2014 20:29

Moin, moin!

Das Rätsel mit dem Eintrag auf der alten Seekarte (erster Beitrag) ist gelöst. Schlüssel ist ein Eintrag im Kriegstagebuch des Admiral Kriegsmarinedienststelle Hamburg vom 8.12.1943. Dort heißt es:

"Die im Petroleum-Hafen neu erstellte EM-Stelle des Admiral K.M.D. Hamburg hat ihren Betrieb aufgenommen.
Da mit der Anlage der EM-Stelle noch gewisse Erprobungen zu machen sind, wird sich diese die Auswahl der zu behandelnden Schiffe vorerst noch vorbehalten. Z. Zt. werden im allgemeinen nur Schiffe von 1000 - 4000 BRT behandelt.
Nach einer Anlaufzeit von 4 - 6 Wochen wird der Betrieb ohne Eonschränkungen durchgeführt. Es können dann Schiffe aller Größen behandelt werden"

Gruß
klaushh
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