Bunker in der nähe von Dortmund (Waltrop)

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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Moerchen
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Bunker in der nähe von Dortmund (Waltrop)

Beitrag von Moerchen » 10.02.2014 21:12

Moin,

wir sind derweil dabei einen Hochbunker zu einem Kulturzentrum umzufunktionieren und irgendwie steckt dieses Bauwerk voller Ungereimtheiten.

Vielleicht kann hier ja jemand mit Infos weiterhelfen. Alle örtlichen Archive wurden bereits angefragt, das Ergebnis ist gleich null...

Wir besitzen nur nach dem Krieg angefertigte Grundrisse, die eine Entfestigung zeigen. Diese wurde nie durchgeführt. Die Grundrisse befinden sich im Anhang.

Zum Bunker:

1. Baujahr

Die Bima gibt als Baujahr 1935 an. Da es in dem Bunker eine "alte" Lüftungsanlage ohne Typenschild und eine "neue" aus dem Jahre 1941 gibt, gehen wir zunächst einmal davon aus, dass dieses Baujahr stimmen könnte. Die Betonung liegt auf könnte! Das Führersofortprogramm lieg ja erst am September 1940 los und vorher sind Luftschutzbauten in dieser Größenordnung doch schon recht selten.

2. Das äußere Erscheinungsbild

Der Bunker ist komplett verklinkert. 25cm stark. Es existiert ein seperates Treppenhaus außerhalb der Bunkermauern, welches direkt auf den Dachboden führt, dieser hat eine lichte Höhe von 7,6 Metern, wurde bis in die späten 1970iger Jahre als Wohnraum genutzt. Anschließend ist er abgebrannt und das Dach wurde nur provisorisch wieder errichtet.

3. Die innere Aufteilung

Von Bunkern ist man es gewohnt, dass nach dem äußeren Splitterschutz die Bunkertür kommt und man eine Gasschleuse betritt. Bei diesem Bunker steht man sofort im Treppenhaus.
Jede Etage verfügt nun über eine seperate Gasschleuse. Wobei das Erdgeschoss/der Keller hier dieselben massiven Stahltüren wie die Außentüren vorweisen, im ersten Stock allerdings nur die standard Metalltüren sind, wie man sie von anderen Gassschleusen kennt.
Der Bunker verfügt auf jeder Etage über einen Lüftungsraum, sowie 2 Aborte.
In jedem Raum ist eine art Gummiartiger Boden, der an den Wänden circa 10cm hoch geht und so eine Wanne bildet. Die üblichen "Familienkabinen" von 6-7m² sind auch hier vorhanden.

Die Außenwände sind 1,1 Meter dick, die Decke 1,4 Meter. Ergo wie bei der ersten Welle nach dem Führer Sofortprogramm.

4. Der Standort

In 100m Entfernung befindet sich eine Volksschule und in 500m Entfernung ein Krankenhaus. Letzteres hatte aber in direkter Nachbarschaft einen unterirdischen OP Bunker.
Ansonsten gab es nach jetzigen Erkenntnisstand keine industrielle/militärische Nutzung an diesem Ort.

Wäre super, wenn ihr irgendwelche Infos zu diesem Bunker haben könntet. Bei Interesse kann der Bunker natürlich auch besucht werden!

Gruß

Moerchen


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Oliver
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Beitrag von Oliver » 10.02.2014 21:28

Moin,

zu dem angebauten Treppenhaus. So selten ist dies nicht. In meiner näheren Ugebung fallen mmir dazu zwei Hochbunker ein, die ebenfalls ein solches Außentreppenhaus haben - mit Zugang zum Dachstuhl.
https://www.geschichtsspuren.de/datenba ... r--22.html
https://www.geschichtsspuren.de/datenba ... r--18.html

Teilweise setckte hier die Absicht dahinter im Dachstuhl eine Bunkerwartwohnung unterzubringen.

Zum Standort: Es kann sich ja auch um ein sog. "Kellermangelgebiet" oder aber eine Ecke mit viel Personenaufkommen handeln, sprich es muss nicht zwingend eine miltärische Ursache haen dass da der Bunker steht. Evtl. haben eben die Häuder in der Nachbarschaft keine Hauskeller, so dass man vorsorglich den Bunker als Zufluchtsort gebaut hat.

Gruß
Oliver

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klaushh (†)
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Hochbunker Am Stutenteich

Beitrag von klaushh (†) » 10.02.2014 23:46

Moin, moin!

Über diesen Bunker wurde bereits am 29.11.2011 in diesem Forum berichtet:

viewtopic.php?t=15732&postdays=0&postorder=asc&start=10

Dort befindet sich auch das vollständige Exposé der BIMA.

Im übrigen bleibe ich bei meinen damaligen Zweifeln bezüglich des Baujahres 1935.
Habt Ihr nicht die Möglichkeit, über die BIMA oder die mitgelieferten Unterlagen beim Verkauf herauszubekommen, wie die BIMA auf 1935 kommt? Andererseits ist bekannt, dass auf Zahlenangaben der BIMA nicht immer Verlaß ist.
Läßt sich irgendwie und -wo feststellen, ob der Bunker aus "armiertem Beton oder nur aus Stampfbeton erbaut wurde? Armierter Beton wäre ein weiteres Indiz dafür, dass der Bunker erst nach dem Oktober 1940 gebaut worden ist.
Was deutet auf eine "alte" Lüftungsanlage hin?
Es kommt häufig vor, dass am Bunkereingang nur ein Splitterfang vorhanden ist und anschließend kommt die Gasschleuse.
Ungewöhnlich ist allerdings, dass es auf jeder Etage eine eigene Gasschleuse gibt.
Eine Verklinkerung / Verkleidung ist in der "frühen" Bunkerzeit (ab 1940) nicht ungewöhnlich. Sie wurde erst später (1941) ausdrücklich verboten.
Ein Sattel- oder Walmdach, ggf. mit eigenem Treppenhaus, trifft man auch immer wieder mal an. Ein Dach diente einmal Tarnungszwecken und ermöglichte -wie Oliver bereits schrieb- z.B. den Bau einer Dienstwohnung für den Bunkerwart (in Hamburg gibt es nur einen Bunker mit einem derartigen Dach; im übrigen wurde der Bau von Dächern abgelehnt, da deren Bau zu aufwändig und zu wenig nutzbringend war).

Gibt es im Bunker Überdruckventile (meist von der Firma Auer mit Herstellungsjahr)?

Es wäre nützlich und schön, wenn Du ein paar Fotos von den technischen Einrichtungen bringen kannst. Vielleicht können wir auch mit deren Hilfe das Baujahr besser eingrenzen.

Ansonsten viel Erfolg mit eurem Projekt!

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

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bazooka
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Beitrag von bazooka » 11.02.2014 01:28

Die in den Grundrissen angegebenen Wand- und Deckenstärken (1,80m im Keller, 1,10m in den oberen Etagen, 1,40, Decke) deuten für mich - zusammen mit der Verklinkerung - eindeutig auf einen Bunker der 1. Bauwelle des Sofortprogramms hin. Das Baujahr 1935 dürfte auf keinen Fall stimmen. Da gab es weder die entsprechenden Vorschriften zum Bau, noch dürfte es die verwendeten Einbauten (Türen, Lüfter) gegeben haben (die Reichsanstalt für Luftschutz wurde auch erst im April 1935 gegründet)--- das wäre ansonsten ein absolutes Unikum.

Was mich noch interessieren würde: Für Waltrop hab ich nur drei Hochbunker in meinem Verzeichnis:

- Am Stutenteich
- Ostring
- Velsenstraße

Wo lag den dieser unterirdische OP-Bunker und existiert er noch?

Moerchen
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Beitrag von Moerchen » 11.02.2014 09:55

bazooka hat geschrieben:
Wo lag den dieser unterirdische OP-Bunker und existiert er noch?
Dieser liegt an der Hochstraße. War auch mehr ein Deckungsgraben. Er existiert noch, wird aber in naher Zukunft im Zuge eines Neubaus abgerissen.


Über die Bima ist nichts zu bekommen, auch über andere lokale Archive nicht. Hab da schon so ziemlich alles durch. Vom Heimatverein, übers Landesarchiv bis hin zum Bundesamt für Bevölkerungshilfe u. Katastrophenschutz. Die Aktenlage ist sehr mau.

Die Lüftungsanlage ist natürlich von Auer M2400 - Baujahr 1941. Auf die "Alte Lüftungsanlage" deutet halt das Vorhandensein von einer alten Lüftungsanlage im Keller hin. :lol:

Auch wurden Lüftungsöffnungen, die in den Grundrissen verzeichnet sind und existierten, beim Einbau der "neueren" Anlage zugemauert. Später wäre man an diese Stellen nicht mehr rangekommen.

Wenn ich die Tage mal da bin, mach ich mal Bilder von den Überdruckventilen.

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Talpa
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Beitrag von Talpa » 11.02.2014 17:11

Zu den Türen, die ja nicht unbedingt Standart sind ist hier schon einmal im Zusammenhang mit einem anderen Bunker berichtet worden:

viewtopic.php?t=8692&postdays=0&postord ... l&start=20

Talpa
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