Marinenachrichtenarsenal ?

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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MikeG
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Marinenachrichtenarsenal ?

Beitrag von MikeG » 28.12.2014 09:33

Moin!

Schon vor Jahren stieß ich in einer Quelle auf ein Marinenachrichtenarsenal (das aber in diesem Fall wohl nicht fertiggestellt wurde). Da Marine nicht so meine große Stärke ist, fehlt mir für die Suche nach der exakten Lage aber jede Information, wie ich mir eine solche Einrichtung vorstellen soll. Google ist da auch nicht so furchtbar ergiebig. Konkret geht es erst einmal um folgende Fragen:

- Wie groß (von der Fläche her) war ein Marinenachrichtenarsenal?
- Aus wie vielen und was für Gebäuden bestand ein Marinenachrichtenarsenal?

Danke im voraus!

Mike

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zulufox
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Beitrag von zulufox » 28.12.2014 12:40

Hallo Mike,

eventuell die Suche andersrum aufziehen:

nach http://www.axishistory.com/various/374- ... ulen-h-k-n gab es folgende Marinenachrichtenarsenale:

Marinenachrichtenarsenal Elmshorn
Marinenachrichtenarsenal Gotenhafen
Marinenachrichtenarsenal Hamburg
Marinenachrichtenarsenal Rathenow
Marinenachrichtenarsenal Thale

Nach http://www.zwangsarbeiter-s-h.de/Lagerliste/E.htm hatte das Arsenal in Elmshorn die Adresse Deichstraße 4.

Bei Thale klingelt auch was: Die hatten auch ein Sperrwaffen-Arsenal.

Wäre mal ein erster Ansatz?

Ein gutes Jahr 2015, insbesondere Gesundheit
Zf :holy:
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hollihh
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Beitrag von hollihh » 28.12.2014 12:47

Moin,

ich muss zugeben, das ich den Begriff das erste Mal gehört habe und kann auch nicht wirklich einen Beitrag liefern.
Aber vielleicht einen Denkanstoß :
Bist Du Dir sicher, dass es da eine Art "Standardbauweise" oder Ausrüstung analog zur STAN gab?

Es gab wohl u.a. solche Marinenachrichtenarsenale in Elmshorn und Hamburg - vielleicht kann man herausbekommen, wo diese Einrichtungen genau lagen, um dann ggf. Rückschlüsse zu ziehen.

Gruß

Holli

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klaushh (†)
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FZZA

Beitrag von klaushh (†) » 28.12.2014 13:05

Moin, moin!

Auf dem Gelände des Marinenachrichtenarsenal Elmshorn entstand nach WKII das Fenrmeldezentralzeugamt.

Gruß
klaushh
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 28.12.2014 13:26

Moin Mike,

etwas irritiert hat mich zunächst der mir nicht geläufige Begriff "Marine-Nachrichten-Arsenal". Spontan mußte ich bei Deiner Frage an Flak-Beständelager denken.

Aber was ist überhaupt unter einem Arsenal zu verstehen?
Ein Arsenal ist eine militärische Einrichtung, in dem Waffensysteme oder andere Geräte, Maschinen und Anlagen der Streitkräfte gelagert, gewartet und repariert werden.

Aha, lag ich mit meiner Mutmaßung also gar nicht daneben...
Nach Wikipedia besteht ein Arsenal aus Lager- und Werkstattgebäuden.

Marinenachrichtenarsenale (MNArs) soll es nach Axis History in Elmshorn, Gotenhafen, Hamburg, Rathenow und Thale gegeben haben. Auf S. 88 von Blitz & Anker, Band 2: Informationstechnik, Geschichte & Hintergründe, Band 2 von Joachim Beckh wird Oslo als weiteres Arsenal genannt.

Bei der weiteren Recherche bin ich dann über den Suchbegriff "Marine-Nachrichten-Arsenal Elmshorn" mehrfach auf die Anschrift Deichstr. 4 in Elmshorn gestoßen. Aus meiner Einschätzung heraus ist über google maps auch heute noch das ehemalige Arsenalgelände in seiner Ausdehnung recht gut zu erkennen.

Ob die Arsenale von Aufbau und Größe vergleichbar waren, habe ich allerdings nicht herausgefunden.

Grüße, Eric
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zulufox
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Beitrag von zulufox » 28.12.2014 13:57

EricZ hat geschrieben:Moin Mike,

etwas irritiert hat mich zunächst der mir nicht geläufige Begriff "Marine-Nachrichten-Arsenal". Spontan mußte ich bei Deiner Frage an Flak-Beständelager denken.

Aber was ist überhaupt unter einem Arsenal zu verstehen?
Hallo Eric,

Marine- ... -Arsenal ist das Pendant zur

Luftzeugamt
Flakzeugamt
Luftnachrichtenzeugamt (eine Ebene darunter Luftnachrichtenhauptlager für Geräte)

Zum Stand 15.02.1945 sind folgende Luftnachrichtenzeugämter im Plan zu finden:


Luftnachrichtenzeugamt 1 Teltow
Luftnachrichtenzeugamt 2 Meschede
Luftnachrichtenzeugamt 2 Aussenlager in Lüdenscheid
Luftnachrichtenzeugamt 5 Golzow

Ein Luftnachrichtenhauptlager für Geräte habe ich noch nicht entdeckt.

MfG
Zf :holy:
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Beitrag von MikeG » 28.12.2014 21:59

Moin!

So weit zunächst vielen Dank. In etwa bis dahin war ich schon gekommen - trotzdem ist mir noch immer unklar, was ich an Gebäuden annehmen soll. Waren das eher große Hallen oder eher Baracken? Oder eher lange, schmale Hallen wie z.B. in T-Bereichen? Gab es ein Verwaltungsgebäude und wenn ja, wie groß typischerweise? Und gab es auch Unterkünfte und wenn ja, für wie viel Personal und in welcher Foirm (Baracke oder Kaserne)?

Möglicherweise war das auch total unterschiedlich. Es wäre ja denkbar, dass in einem Arsenal eher Großgerät lagerte, während ein anderes vielleicht eher die kleine Ersatzdiode vorrätig hatte (übertrieben ausgedrückt).

Mike

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nordfriese
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Beitrag von nordfriese » 28.12.2014 22:41

Moin!

Da das Nachrichtengerät der Marine nicht unbedingt "Grossgerät" war
(beginnend vom Widerstand, über eine Röhre bis zum kompletten Sender/
Empfänger, geschweige denn Funkmessgerät), dürfte solch ein Arsenal
"nur" aus Baracken (wahrscheinlich der "Standartbauweise" ähnlich der
RAD-Baracken) bestanden haben.

Als Arsenalgrösse vermute ich mal die Grösse der heutigen "Post"-
Anlage in Elmshorn.

OWW hat darüber auch schon einmal etwas erwähnt:
marinearsenal-elmshorn-t7801.html

Zf hat als Adresse "Deichsteasse 4" recherchiert, aber das scheint wohl
mit der heutigen Strasse nicht übereinzustimmen.

Das Marinenachrichtenarsenal in Thale "kenne" ich nur vom Hörensagen,
da sich zu Kriegsende dorthin die MPHS Soest zurückgezogen hat. Hört
sich praktisch an, den Ersatzteile dürften dort sofort verfügbar gewesen
zu sein...

Man sollte jedoch nicht ausser Acht lassen, dass eventuell die unter-
schiedlichen Marinenachrichtenarsenale auch unterschiedliche Versorgungs-
güter auf Lager hatten. Thale vielleicht nur Ersatzteile für MPHS/MPNS.

Gruss aus NF!
Rolf
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EricZ
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Beitrag von EricZ » 29.12.2014 08:35

Moin,

Danke Jürgen für Deine Ausführung zu der veränderten Situation zum Ende der Kriegsjahre :)

Da mich die Ausführungen von Rolf irritiert haben, konnte ich es mir nicht verkneifen, noch einmal ein wenig zu recherchieren... ;)

Gefunden habe ich u.a. einen Artikel aus der SHZ über ein Ehemaligentreffen des FZZA (Fermnmeldezentralzeugamt) in 2013.
Die Ausbildungsstelle des FZZA war bis Ende der 60er Jahre an der Deichstraße 4 auf dem Gelände einer ehemaligen Porzellanfabrik beheimatet, das während des Krieges als Marinearsenal diente. Nach dem Krieg zog dann die Post ein. Heute ist das Areal Standort des Edeka-Marktes Hayunga. Ausgebildet wurden in der Zeit ab 1948 Elektromechaniker, Fermeldehandwerker und Kommunikationseletroniker. Ende der 60er Jahre zog die Post dann auf ein Gelände an der Pferderennbahn um, das bis Mitte der 90er Jahre als Ausbildungszentrum genutzt wurde.
Q: http://www.shz.de/lokales/elmshorner-na ... 18237.html

Auf das FZZA hatte ja auch Klaus bereits hingewiesen :) Nach meiner Auffassung ist die von Jürgen (und mir) gefundene Adresse aus den Kriegsjahren auch heute noch die korrekte Anschrift.

Warum sich auf dem Gelände an der Heinrich-Hertz-Straße Bunker befinden ist damit natürlich ebensowenig beantwortet wie die sich für mich daran anschließende Frage von wann diese Bunker sind.

Grüße, Eric
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nordfriese
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Beitrag von nordfriese » 29.12.2014 09:33

Moin!

Gut recherchiert! :thanx: Das war dann wohl mein Fehler...
Dann liegt der "Fehler" nicht auf der von Jürgen recherchierten Seite, sondern anscheinend
leider bei OWW... ;)

Ich habe noch ein paar grobe Beschreibungen des Marinenachrichtenarsenals Rathenow im
Netz gefunden: http://wtg-gniazdo.org/forum/viewtopic.php?f=10&t=7771
Einige Informationen habe ich einmal zusammengefasst:

"Meine Mutter war in Rehden (es stellt sich später heraus, dass es bei der Beschreibung um
Rathenow geht!)
von Juli 1943 bis zur Kapitulation – man hat die Ausrüstung für die deutsche
Kriegsmarine repariert. Der Arbeitsplatz befand sich in den im Wald versteckten Baracken,
ca. 3km von Rehden entfernt."

"Ich habe (...) irrtümlich angenommen (...), dass meine Mutter in Rehden gearbeitet hat. Sie
arbeitete in RATHENOW und in Rehden befand sich ein Umsiedlungslager, in dem man nach
dem Krieg auf die Rückkehr nach Hause gewartet hat. Erst jetzt verstehe ich, wie es möglich
war, dass der Bruder meiner Mutter und die Cousine, die in Berlin als Zwangarbeiter gefangen
waren, sich gegenseitig besuchen konnten. Die Ortschaften sind nur 80 km voneinander ent-
fernt und Rehden / Diepholz und Berlin liegen ca. 400km auseinander."

"Es steht dort keine Adresse. Ich weiß nur, dass das Arsenal im Wald ca. 3km außerhalb der
Stadt lag. Über dem Arsenal montierte man ein dichtes Netz, an dem künstliche Blätter an-
gebracht wurden. Die Männer arbeiteten in der Fabrik und haben Teile für Kriegsmarine her-
gestellt (bei der Fabrik handelt es sich wohl um eine Fabrik in Rathenow und nicht um das
Arenal)
und die Frauen arbeiteten im Lager. Es gab dort Lagerräume, in denen auf den Re-
galen die Ersatzteile aufbewahrt wurden. Die Mutter hatte als Aufgabe die Lagerräume sauber
zu halten sowie den Matrosen und am Ende auch den Arbeitern die Mahlzeiten auszugeben.
Es gab auch eine Baracke, in der die Reparaturen vorgenommen wurden. In der Nähe gab es
einen Bahnhof, auf dem Teile aus bombardierten Schiffen ankamen und von wo aus neue Teile
aus der Fabrik abtransportiert wurden. In der Stadt gab es auch ein Hotel für deutsche
Offiziere. Manche wohnten dort ständig, andere übernachteten im Hotel nur, wenn sie die
Teile abgeholt haben. Der Kommandant hat die Zwangsarbeiter gut behandelt. Er hat auch
Besuche im Lager gestattet und stellte Passierscheine aus, wenn jemand z.B. nach Berlin
zu Besuch fahren wollte."

"Aber ich habe im Internet einen Bericht über Rathenow gefunden. Und da steht unter anderem
folgender Satz: 'ging ich zum Marine Arsenal im Wald nach Semlin'
Semlin liegt nördlich von Rathenow und der Wald in dieser Richtung ist ca. 4 km von Rathenow
entfernt." (Diesen Bereicht habe ich leider nicht gefunden.)

"...die Baracken waren grün ... die Waldpfade waren asphaltiert ...“

"Das Marine Nachrichtenarsenal war im Wald nördlich von Rathenow untergebracht. Heute kann
man nichts mehr dort erkennen. Fotos existieren auch nicht. Es gibt dort auch eine Eisenbahn-
station Rathenow-Nord. Dieses Nachrichtenarsenal wurde 1943 gegründet und 1945 nach
Kriegsende sofort abgebaut. Da die Nachrichtenarsenale äußerster Geheimhaltung unterlagen,
gibt es in Rathenow selbst keine Informationen darüber."

Vielleicht hilft es dir ja weiter, Mike...

Gruss aus NF!
Rolf
"Whatever you do, don't mention the war." (Basil Fawlty)

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