- Krankenstube - Krankenrevier - Lazarett

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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EricZ
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- Krankenstube - Krankenrevier - Lazarett

Beitrag von EricZ » 04.02.2007 11:17

Moin moin,

mehrfach bin ich in historischer Literatur über die o.g. Begriffe gestolpert, habe bislang aber keine klaren Definitionen was was ist finden können.
In der Geschichte der Stadt Duisburg 2. Aufl, 1949 wird erwähnt, daß das Clubhaus eines renommierten örtlichen Tennis- und Hockeyvereines während der Kriegsjahre als Revierstube genutzt wurde.
Auch bei einem Treffen mit Zeitzeugen vor einigen Jahren auf der Wolfsburg (4. Flakdivision), wurde von einer Dame erwähnt, daß sich das Revier der 4. im Solbad Raffelberg befunden hätte. Erst als sie dann noch erzählte, daß sie dort selbst einige Tage wegen einer schwereren Bronchitis verbringen mußte, war mir klar, was damals dieses Revier war (Revier u.a. Ruhrgebiet, Kohlenpott).


Krankenrevier, Krankenstube oder Revierstube sind für mich heute weniger gängige Begrifflichkeiten. Alle zuvor genannten, wohl eher der militärischen Sprache zuzuordnende Wörter müßten nach meiner Einschätzung für weniger schwere Fälle ausgelegt sein, als ein Lazarett, zudem ist die Reihenfolge der Bezeichnungen im Titel dieses Beitrages von mir bewußt so gewählt, daß möglicherweise auch die zunehmende Größe dieser Einrichtungen zum Ausdruck kommt. Liege ich mit diesen Deutungen daneben?

Kann mir jemand in dieser Frage helfen?

Vielen Dank für eine lebendige Diskussion! :)

Beste Grüße, Eric
And I'm hovering like a fly, waiting for the windshield on the freeway...

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AndreasK
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Beitrag von AndreasK » 04.02.2007 14:50

Moin Eric

Ich vermute mal daß die Krankenstube in kleineren Einrichtungen (Bunker o.ä.) gegeben hat. Wohl eher zur ambulanten Behandlung denn stationären Aufnahme gedacht (wenn stationär, dann nur einige wenige Betten).
Hier ein Bild einer Krankenstube (ziemlich weit runterscollen):

http://fab1.piranho.com/Seiten/atlantik.htm

Ein Krankenrevier ist wohl gleichzusetzen mit den San-Staffeln der Bundeswehr. Bei uns hieß das gelegentlich auch noch "Sanrevier" oder "Krankenrevier". Hier hat man dann schon die Möglichkeit mehrere Patienten stationär zu versorgen.
Als Anlage ein Bild vom damaligen Krankenrevier auf der Insel.


Und Lazarett spricht wohl für sich selbst......

Wenn ich mich irren sollte, dann wird das bestimmt noch richtiggestellt...
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Gruß von der Insel
AndreasK

dragon46
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Beitrag von dragon46 » 04.02.2007 15:20

Der Begriff "Krankenrevier" war damals für die Krankenstation eines Standortes gebräuchlich (die heutige Bezeichnung ist Standortsanitätszentrum, StOSanZ). Dort wurden Soldaten des Standortes bei kleineren Erkrankungen behandelt. Im Lazarett dagegen steht die Wiederherstellung nach einer Kampfverletzung im Vordergrund.
Nichts ist so beständig wie die Veränderung...

aussig

Revierstube, Krankenstube

Beitrag von aussig » 04.02.2007 15:30

Moin!
Unterhalb des Begriffes "Krankenrevier", das überwiegend für den gesamten Standort zuständig war, gab es die Revierstube, gleichzusetzen mit Krankenstube, in jeder Kaserne. Sie nahm eine bis mehrere Stuben oder einen Flur in einem Kasernenblock in Anspruch. Im Sprachgebrauch der Soldaten wurde diese kleinste Versorgungseinheit nur "das Revier" genannt.
Gruß, aussig

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zulufox
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Re: Revierstube, Krankenstube

Beitrag von zulufox » 04.02.2007 20:08

aussig hat geschrieben:Moin!
Unterhalb des Begriffes "Krankenrevier", das überwiegend für den gesamten Standort zuständig war, gab es die Revierstube, gleichzusetzen mit Krankenstube, in jeder Kaserne. Sie nahm eine bis mehrere Stuben oder einen Flur in einem Kasernenblock in Anspruch. Im Sprachgebrauch der Soldaten wurde diese kleinste Versorgungseinheit nur "das Revier" genannt.
Gruß, aussig
Moin!

Einspruch, Euer Ehren:

Ich kann allerdings nur für die Luftwaffe sprechen:
Jeder Fliegerhorst der Luftwaffe verfügte in den Jahren 1934 - 1945 über ein eigenes "Krankenrevier", das von der der Fliegerhorstkommandantur unterstellten Sanitätskompanie betrieben wurde. Die Gebäude wurden nach einem Standard-Bauplan (manchmal mit kleinen örtlichen Änderungen) gebaut. Sind auch, wenn er nicht nach dem Krieg entfernt wurde, immer auch am Gebäudeschmuck erkennbar. Hier konnten alle notwendigen Untersuchungen und Behandlungen bis zu weniger schwerwiegenden stationären Behandlungen durchgeführt werden. Die Behandlung hier, auch von Verwundungen, hatte für das fliegende Personal den Vorteil, dass sie nach Wiederherstellung nicht über die Frontfliegersammelstelle mussten, denn dort konnte es passieren, dass man einem anderen Verband zugeteilt wurde.

Revierstuben oder Krankenstuben gab es auf allen den Anlagen, die über keine eigene Sanitätseinheit verfügten (E-Häfen,Feldflugplätze, Flak-Stellungsbereiche usw.) Hier wurde die Erst- oder Nortall-Behandlung von Sanitätern oder einem Arzt durchgeführt und dann über die Weiterbehandlung entschieden.

Luftwaffen-Lazarette waren eigene bauliche Anlagen (zunächt eigens gebaute kleine Kasernen, während des Krieges dann auch requirierte zivile Gebäude, auch Krankenhäuser). So wurden, und nur hier habe ich die Unterlagen zur Hand, im Luftgau XVII Wien Luftwaffen-Lazarette in Wels, Wiener Neustadt und Wien eingerichtet. In den Lazaretten (= Groß-Krankenhäusern) konnten alle schwierigen Operationen, aber auch Infektionskrankheiten, psychische Krankheiten usw. behandelt werden.

Also, wenn es um die Reihenfolge der "Wichtigkeit" geht, beim Niedrigsten angefangen:

Revier- oder Krankenstube
Revier
Lazarett

In der Bundeswehr gab es diese Unterteilung bis in die 90er Jahre, als dann der Gesundheitsdienst der Teilstreitkräfte zusammengelegt wurde und die Standortsanitätszentren aufgestellt wurden. Nur die Lazarette = Bundeswehrkrankenhäuser waren teilstreitkraftübergreifend.

MfG
Zf :holy:
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aussig

Reviere

Beitrag von aussig » 05.02.2007 11:12

Moin zulufox!
Sehr kompetenter Einspruch, uneingeschränkt akzeptiert. Ich hatte zu allgemein formuliert. Ich habe den Zustand Heer aus den Bundeswehr-Anfangsjahren beschrieben, der mit dem Zustand Heer der Wehrmacht weitgehend identisch gewesen sein dürfte.
Gruß, aussig

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Beitrag von ppl-a-lex » 05.02.2007 18:02

dragon46 hat geschrieben:(die heutige Bezeichnung ist Standortsanitätszentrum, StOSanZ).
hab da noch was von "San.Staffel" (Sanitäts-Staffel) im Hinterkopf...

War vor 10 Jahren bei der Luftwaffe- war das nur da so oder ist allgemein geändert worden?

viele Grüße
Alex

PS: Sorry, falls off-topic, aber hat mich einfach mal interessiert..

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Beitrag von katschützer » 05.02.2007 21:01

Die Staffel bei der Luftwaffe entspricht der Kompanie beim Heer. Eine San-Stff war dem jeweiligen Verband (Geschwader) zugeteilt.
( Auch beim Heer gibt´s Staffeln, nicht verwechseln ;) )

Heute ist der San-Dst eine eigene TSK. Info über die Gliederungen gibt´s hier.

MfG
Bei strenger Pflicht
Getreu und schlicht

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Beitrag von ppl-a-lex » 06.02.2007 07:58

danke für die Antwort, katschützer!

hatte zu den Kameraden vom Heer selten Kontakt.. ;-)

aussig

Re: Revierstube, Krankenstube

Beitrag von aussig » 06.02.2007 11:26

aussig hat geschrieben:Moin!
Unterhalb des Begriffes "Krankenrevier", das überwiegend für den gesamten Standort zuständig war, gab es die Revierstube, gleichzusetzen mit Krankenstube, in jeder Kaserne. Sie nahm eine bis mehrere Stuben oder einen Flur in einem Kasernenblock in Anspruch. Im Sprachgebrauch der Soldaten wurde diese kleinste Versorgungseinheit nur "das Revier" genannt.
Gruß, aussig
Moin!
Muß den eigenen Senf noch ergänzen. Erst nachträglich erinnerte ich mich daran, daß die offizielle Bezeichnung für das "Revier" im Heeresbataillon der Bw-Anfangsjahre "Sanitätsbereich", meist abgekürzt "San-Bereich" war.
Gruß, aussig

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