Gerätehauptdepot Langlau / Pfofeld

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
thomasbreitenbacher
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Lagerbezirk Langlau

Beitrag von thomasbreitenbacher » 17.11.2007 13:35

Hallo,

auch von meiner Seite ein paar Informationen zum ehem. Korpsdepot / Materialaußenlager / Lagerbezirk Langlau:

Nach der Nutzung wurde auf dem Gelände der ehem. Lufthauptmuna zum einen das Korpsdepot 257 Langlau eingerichtet (das vermutlich (Vermutung durch "durch den Zaun schauen") über Lagerbezirke Munition, Betriebsstoffe und Gerät verfügte; somit gemischtes Korpsdepot). Dem Korpsdepot war u.a. (belegt für die Heeresstruktur 4) ein Sicherungszug als Geräteeinheit zugeordnet. Nach der Umstrukturierung der ortsfesten Logistik der Bundeswehr wurde Langlau zum Materialaußenlager, allerdings kann ich nicht sagen, welchem Depot es bis 1999 unterstellt war. Im Juli 1999 erfolgte die Unterstellung unter das Gerätehauptdepot Feldstetten (bei Laichingen auf der Schwäbischen Alb) als Lagerbezirk Langlau. Langlau wird wie Feldstetten selbst zum 31.12.2007 außer Dienst gestellt, wobei Langlau unmittelbar an die Wehrverwaltung übergeben wird.

Zum anderen befand sich im ehem. Kasernenbereich der Muna der Mobilmachungsstützpunkt Langlau. Zuletzt eingelagert waren hier u.a. die Heimatschutzkompanie des Verteidigungskreiskommandos 631 Ansbach (6311 ?),
sowie die Lazarette (Laz 200) 7647 und 7648. Während der Heeresstruktur 3 war hier u.a. die Sicherungskompanie 6313 eingelagert.

Dann existierte noch der "Langlau Ammo Dump" der US Army, dessen Gelände am 16.01.1992 an die Bundeswehr übergeben und Bestandteil des Materialaußenlagers wurde. Noch heute sind die unterschiedlichen Zauntypen des ehem. Bundeswehr- und US-Außenzauns deutlich zu unterscheiden. Von außen ist der Ammo Dump so gut wie überhaupt nicht einzusehen; man sieht vereinzelt Munitionslagerhäuser, die wohl noch aus Muna-Zeiten stammen. Ob dies Relikte waren oder tatsächlich durch die US Army genutzt wurden ?
Die Zufahrt zu dem US Ammo Dump war wohl ausschließlich durch das Tor des deutschen Depots möglich (mit Ausnahme der Notausfahrt).

Gemäß "Militarisierungatlas" soll in der nicht weit entfernt liegenden Hahnenkammkaserne bei Heidenheim ein US Army Artillery Detachment stationiert gewesen sein. Wenn dies zuträfe, kann ich dieses Detachment nur Langlau zuordnen, weil sonst weit und breit nichts mehr in Richtung US-Munitionslager vorhanden war (die Standortmunitiosniederlage Heidenheim scheidet hierfür aus). Aber meines Wissens stehen Army Artillery Detachments immer in Zusammenhang mit der "Custody" (Aufsicht) über Nuklearsprengköpfe. Aber diese kann ich mir in Langlau überhaupt nicht vorstellen, da alle Mermale einer Sondermunitionslagerung fehlen. Vermutlich ein Fehleintrag in dem Militarisierungsatlas.

Viele Grüße

Björn
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Beitrag von Björn » 17.11.2007 16:24

@thomasbreitenbacher:

In Langlau befand sich der Mob-Stützpunkt für folgende Einheiten (Stand 1990):

- Heimatschutzkompanien 6311, 6312 und 6313
- Sicherungszug 7631
- Pionierdienstgruppe 7631
- Infrastruktur- und Bauinstandsetzungsgruppe 7631

Diese Einheiten waren alle dem VKK 631 aus Ansbach unterstellt.
Daneben waren hier auch (wie Du bereits geschrieben hast) die Lazarette 7647 und 7648 eingelagert.

Das "Langlau Ammo Dump" unterstand ebenfalls Ansbach. Dort war bzw. ist u.a. amerikanische Flugabwehr stationiert. Sonderwaffen vermute ich für Langlau aber ebenfalls eher nicht. Ein amerikanisches Detachment in der deutschen Hahnenkammkaserne macht für mich überhaupt keinen Sinn. Dort war nämlich niemals Artillerie stationiert (schon immer Panzer und diverse Logistikeinheiten). Die einzige amerikanische Liegenschaft in Heidenheim war der typische Funkturm, über den hier im Forum auch schon mal berichtet wurde.

Gruß
Björn

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Beitrag von Rubberduck » 17.11.2007 16:55

Die Hahnenkammkaserne verfügte selbst über ein kleines Munitonsdepot auf dem Kasernengelände.

Zum zweiten wurde ja eh nur Übungsmunition eingelagert, da auf dem Standortübungsplatz nie mit scharfer Munition geschossen wurde.

Weiß von einem Bekannten das die Kaserne auch Material und Munition im Depot Heideck/Laffenau eingelagert hatte da dort hin öfters mal Lkwtransporte unterwegs waren um Nachschub zu holen.

-------------

Um zurück auf das die Munitionsfabrik Langlau zu kommen. War heute mal in Langlau und hab ein paar Fotos geknippst.

Hab die von mir schon mal erwähnten Wohngebäude die nach der Wende als Unterkunft für Spätaussiedler genutzt wurden fotografiert. Dann als weiteres Highlight die Haupteinfahrt zur ehemaligen Muna mit Wachhäuschen und rückseitigem Hundezwinger. Hab auch mal in den eingezäunten Bereich hineinfotografiert allerdings über den Zaun.

Dann noch die Einfahrt zum eingezäunten Bereich im Ortskern von Langlau. Dabei ist die Torbeschriftung zu beachten.

Thomas hat ja schon gesagt das die Lazarette 7647 und 7648 eingelagert waren. Das Schild dazu hängt aber immer noch am Tor.

Und was mich vor allem wundert, dass das Schild an dem eingezäunten Bereich im Ortskern von Langlau hängt und nicht am Eingang des Depots der sich ja gut 1km weiter weg befindet.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Beitrag von Björn » 17.11.2007 21:07

@Rubberduck:
erstmal: gute Fotos!

Heideck war Korpsdepot 272 und später ebenfalls "Materialaußenlager". Das hat mit dem Standort Heidenheim erstmal gar nichts zu tun.

Heidenheim verfügte (wie fast jeder Standort) über eine Standortmunitionsniederlage - hier war es die StoMunNdlg 631/1. Selbstverständlich wurde hier scharfe Munition gelagert. Das hat ja nichts damit zu tun, ob auf dem angrenzenden StoÜbPl scharf geschossen wurde oder nicht. Es war ja immer eine erste Bevorratung für den Ernstfall.

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Beitrag von Rubberduck » 17.11.2007 23:43

Hab ich ganz vergessen noch zu erwähnen.

In einem Buch hab ich jetzt gelesen, dass es während des Kriegs eine Außenstelle von Langlau in Gunzenhausen gab. Was ich jetzt so von den Luftbildern im Buch erkennen kann müssen das so an die 12 Bunker gewesen sein. Ein Bild vom 16. April 1945 wurden 5 der Bunker komplett bei einem Bomberangriff zerstört.

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Beitrag von Björn » 18.11.2007 17:37

Hallo,

im viel zitierten "Nerdinger" (der aber auch nicht immer stimmt) findet man dazu drei Einträge:

Eintrag 1: "Munitionsanstalt des Heeres und Feldmunitionsanstalt der Luftwaffe; Firma Rascher, Maschinen- und Apparatebau; Ausführung 1944."
Eintrag 2: "Maschinen- und Apparatebau, Gebrüder Rascher - Nürnberg, Werk Gunzenhausen; Ausführung 1943. Herstellung von Artilleriemunition."
Eintrag 3: "Materiallager der Luftwaffe; Entwurf Luftwaffenbauverwaltung. Nicht erhalten, Gelände genutzt durch Bundeswehr."

Hmm, jetzt wird es interessant, denn eine militärische Liegenschaft (Bundeswehr) in Gunzenhausen, sei es auch nur ein kleiner Standortübungsplatz, ist mir zu keiner Zeit bekannt. Sollte hier wirklich Gunzenhausen und nicht doch Pfofeld gemeint sein, müsste man mal entsprechend nachforschen...

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Beitrag von zulufox » 18.11.2007 19:55

Hallo Björn,

zu den Standorten während des Dritten Reiches:

In einer Karte mit dem "schönen" Titel:

Bodenorganisation Lfl. Reich (Lfl. = Luftflotte)
Versorgungseinrichtungen
Stand: 15.2.45


sind folgende Einzeichnungen zu finden:

Gunzenhausen: Feldmunitionslager 5/XIII
Langlau: Luftwaffenhauptmunitionsanstalt 2/XIII

MfG
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Beitrag von Handlampe » 18.11.2007 22:58

In diesem Dokument auf Seite 23berichtet ein ehem. Zwangsarbeiter über seine Erlebnisse in Langlau. Er spricht von ca. 80 Bunker in dem Waldstück.

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Beitrag von Björn » 19.11.2007 07:31

Daß in Gunzenhausen während des 2.WK etwas war, ist ja unbestritten.

Mich verwundert ja auch nur die Aussage "Nicht erhalten. Genutzt durch Bundeswehr". Was soll dort gewesen sein? Ich kenne nämlich keinerlei militärische Liegenschaft direkt in Gunzenhausen.

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Beitrag von Rubberduck » 19.11.2007 13:54

Also an sonstigen militärischen Liegenschaften wüsste ich jetzt auch nichts. Außer dem Reservelazarett Bezirkskrankenhaus Gunzenhausen und dem Reichsarbeitsdienstlager.

Hab das mit dieser Außenstelle von Langlau im Buch "Sechzig Jahre Kriegsende in Gunzenhausen" gelesen.

Darin enthalten 2 Bilder von dem Munitionszwischenlager. Eines aufgenommen am 16.April 1945 und das zweite einen Tag später nach dem erwähnten Bomberangriff.

Über dem Bild steht, Zitat:

"Beim Luftangriff vom 17.April 1945 zielte der amerikanische Bomberverband vor allem auf das Munitionszwischenlager ("Muna") im Bereich der heutigen Industriestraße. Links zu sehen, das unzerstörte Gelände der Muna am 16.April, rechts, einen Tag später mit massiven Zerstörungen." Zitat ende.

Bilder folgen noch!!

Es sind auf jeden Fall 8 Bunker oder Hallen (Sieht man jetzt nicht so genau, da genau von oben Fotografiert) und mind. nochmals 4 Stück. Bin aber nicht sicher da dann ein Waldstück anfängt.

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