Ehemalige Entmagnetisierungsstation

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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Volkiwolf
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Ehemalige Entmagnetisierungsstation

Beitrag von Volkiwolf » 20.05.2011 12:58

Hallo zusammen,

bei meinem letzten Rügenurlaub bin ich (am Strand liegend) auf ein merkwürdiges Bauwerk im Wasser stehend gestossen. Mein Schwager (gebürtiger Rüganer) meinte zu mir, dass dies eine ehemalige Entmagnetisierungsstation sei.

Ich habe im Netz über Funktion und Nutzen relativ wenig gefunden.

Hier mal meine Zusammenfassung über ein paar Fakten die ich finden konnte:

Lage:

Breite: 54°19'30.78"N
Länge: 13°35'22.20"E
KMZ: Anbei

Größe: ca. 700qm
Wassertiefe: ca. 10m
Baujahr: unbekannt

Gebaut auf ca. 600 Holzpfählen

Ausserdienststellung: unbekannt (vermutlich ca. 1989/1990)

Die Bundeswehr hatte keine Verwendung für die Station und somit wurde sie der See und dem Vogelkot hinterlassen. Eine Nachnutzung wurde angestrebt und es kam dazu, dass im Jahr 2001 2 Künstler wohl den Zuschlag erhalten haben, dort ein Treff- und Schaffenspunkt für Künstler entstehen. http://ostervilm.de

Meinen Beobachtungen nach (vom Strand aus mit der Videokamera auf 3000x gezoomt) ist das Teil jedoch noch immer, oder wieder, verlassen. Insider behaupten es soll einen Geocache dort geben. http://www.ruegencacher.de/index.php/ak ... -anziehend

Hat irgendwer in seiner umfangreichen Sammlung zufällig noch mehr Informationsmaterial über Aufbau, Funktionsweise usw. zu diesem doch eher ungewöhnlichen Objekt? Ich täte mich sehr freuen :-)

Beste Grüße
Marc
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bettika
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Entmagnetisierungsstellen

Beitrag von bettika » 20.05.2011 16:04

Hallo Marc,
zum gesuchten Objakt habe ich leider keine weiteren Informationen,
aber über Funktion "Entmagnetisierungsstellen" = Magnetische Messstellen heute bei der Marine z.B in Wilhelmshafen:
" Aufgabe der 1962 eingerichteten Magnetischen Messstelle (MM-Stelle) Wilhelmshaven ist der Schutz der Schiffe der Bundesmarine und anderer NATO-Einheiten gegen Minen mit Magnetzündern. Jedes Schiff erzeugt ein magnetisches Störfeld, das von den Minen als Zündkriterium ausgenutzt wird. Ziel aller Tätigkeiten der MM-Stelle ist daher die Reduzierung der Störfelder, um das Zünden der Mine zu verhindern."

http://www.wsv.de/wsa-whv/wasserstrasse ... index.html

oder Anlagen der WTD 71 in Kiel-Friedrichsort und Borgstedt am NOK
http://www.bwb.org/portal/a/bwb/!ut/p/c ... HHxN7zi8!/
Wie Du siehst habe diese keine Ähnlichkeiten mit Deinem gesuchten Objekt,
deshalb die Frage ob es wirklich eine "Entmagnetisierungsstelle" war.
Vielleicht eher eine Messplattform?
In Plön gibt es auch von der WTD 71 eine ,wenn auch sehr kleine Plattform, für Schallmessungen.
http://www.bwb.org/portal/a/bwb/!ut/p/c ... DDw6Yl_k!/

Grüsse
bettika
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

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Buddelflink
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Beitrag von Buddelflink » 20.05.2011 21:50


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Re: Ehemalige Entmagnetisierungsstation

Beitrag von katschützer » 22.05.2011 18:27

Volkiwolf hat geschrieben:Hat irgendwer in seiner umfangreichen Sammlung zufällig noch mehr Informationsmaterial über Aufbau, Funktionsweise usw. zu diesem doch eher ungewöhnlichen Objekt? Ich täte mich sehr freuen :-)
Moin,

das benannte Objekt müsste das Messhaus einer Überlaufmesstrecke sein. Ein Kollege erwähnte diese Anlage mal nebenbei. Vergleichbar wäre sie mit den Messtrecken in Kiel bzw Wilhelmshaven. Danach müsste es im Bereich um das Messhaus herum eine Nord/Süd- und/oder eine Ost/West-Strecke in Form von auf dem Meeresboden verlegten Sondenteppichen gegeben haben.
Unsere Anlage in Borgstedt ist damit nicht vergleichbar. Hierbei handelt es sich um einen Erdmagnetfeldsimulator, d.h. daß das Erdmagnetfeld jedes beliebigen Ortes der Erde simuliert und die magnetische Eigenschutzanlage des Bootes danach justiert werden kann.

Informationen dazu habe ich wohl, ich muß mich, wenn ich wieder in Borgstedt Dienst mache, mal mit unserem Oberstabsmagnetiker kurzschließen, was davon denn weitergegeben werden darf. Das kann allerdings noch ein paar Wochen dauern, ich bin zur Zeit viel unterwegs...

MfG
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EricZ
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Beitrag von EricZ » 22.05.2011 19:34

Moin Marc,

diese Quelle wirst Du sicherlich schon gefunden haben, oder?
Dort wird auch auf einen Artikel in der FAZ aus 2009 verwiesen.

Teilweise habe ich Schlagworte wie EM-Stelle und MES-Stelle oder auch Degausser gefunden.
Zu Thema gibt es außerdem eine Diskussion in einem NVA-Forum: http://www.nva-forum.de/nva-board/index ... topic=4220

Grüße, Eric
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Beitrag von EricZ » 22.05.2011 21:58

Da mich dieses Thema noch weiter interessiert, habe ich weiter gesucht... ;)

Zusammenfassend folgendes: Die Einrichtung im Greifswalder/Rügischer Bodden gehörte zur EM-Stelle Lauterbach/Rügen. Die EM-Stelle (1. Ordnung) Lauterbach besaß den Tarnnamen: "Geltungsbereich", die Postfachnummer lautete: 14533. Lauterbach muß der I-Basis 18 in Wolgast unterstellt gewesen sein.

http://www.vierte-flottille.de/ersteflo ... 5&start=50
http://ib18-wb1-wolgast.npage.de/
http://ib18-wb1-wolgast.npage.de/i-basi ... 24785.html

Da ich nur etwas von der Existenz einer EM-Stelle der damaligen VM habe finden können, habe ich die Info 1.Ordnung mal in Klammern gesetzt.

Grüße, Eric
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Volkiwolf
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Beitrag von Volkiwolf » 23.05.2011 12:11

Hallo zusammen,

ich freue mich über die rege Beteiligung und die doch schon sehr umfangreichen Infos, die da zusammen gekommen sind :-)
Herzlichen Dank schon mal hierfür an Euch!!

Ich muss mal sehen, denn ich bin Pfingsten wahrscheinlich wieder auf der Insel und muss mal mit ein paar älteren NVA Teilnehmern sprechen. Mal sehen was die mir noch so erzählen können.

@Katschützer: Zeit spielt keine Rolle, das Teil steht nun schon ein paar Jahre da rum und auch wenn es nun noch ein paar Monate dauert, bis Du ein paar Infos hast und diese auch preisgeben darfst, macht das überhaupt nix.

@Eric: Auch in Lauterbach direkt habe ich evtl. einen Kontakt, der/die mir ggf. etwas dazu verraten kann, denn mein Kontakt dort arbeitet bei der noch vorhandenen Werft. Evtl. ist da noch etwas in den Firmenunterlagen zu finden :-)

Sobald ich Infos habe, geb ich sie natürlich hier preis :-)

Bis dahin,
Marc
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Beitrag von hollihh » 23.05.2011 20:09

Moin,

ich glaube, die Funktion der beiden Anlagen ist unterschiedlich - die NVA Anlage diente wohl zum Entmagnetisieren von Schiffen, die BW Anlkage war wohl mehgr eine Messanlage, um die "magnetische Signatur" zu bestimmen. Kennt man die, kann man mit Magnetischen Eigenschutzanlagen und geeigneten Spulen diese Signatur gezielt unterdrücken.

Minensucher und UBoote der Bundesmarine bestanden meist aus nicht magnetisierbarem Stahl (bzw. Minensucher hatten Holz-/Alurümpfe), dadurch gab es keine Beeinflussung des Erdmagnetfeldes durch das Boot.

Ein Schiffsrumpf wird fast automatisch magnetisch, wenn es sich durch das Erdmagnetfeld bewegt, Entmagnetisieren (Methode Volksmarine) bringt nur kurzfristig etwas.

Gruß

Holli

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Beitrag von katschützer » 27.05.2011 14:05

Soweit ich das jetzt sagen kann, sieht es so aus:

Das Boot selbst wird nicht "entmagnetisiert". Mit der MES-Anlage (magnetischer Eigenschutz), also Spulenpaketen im Bootskörper, wird ein Gegenfeld aufgebaut, welches das des Bootes aufhebt. Auch durch amagnetische Bauweise des Rumpfes kann ein Eigenfeld nicht verhindert werden, da z.B. jedes elektrische Bauteil an Bord wiederum eines erzeugt.

Es gibt nun zwo Arten von Fahrzeugen:
Hochgeschützte (in DEU also U-Boote und Minenjäger)
Normalgeschützte (in DEU die Anderen eben)

Für normalgeschützt reichen die Überlaufmeßstrecken z.B. in Kiel und WHV, für hochgeschützt wird auf den Einsatzort abgestimmt justiert, also in Borgstedt (und nur da :-) )


Soweit erstmal...

MfG
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Beitrag von hollihh » 27.05.2011 18:27

---ähem: Steht eigentlich genauso in dem darüberliegendem Beitrag :mrgreen:

Man kann sehr wohl entmagnetisieren: Die Konzepte Volksmarine und Bundesmarine waren eben anders..

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