Dieselkraftstoff

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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Sandfilter
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Dieselkraftstoff

Beitrag von Sandfilter » 13.11.2004 22:45

Abend, heute hätte ich mal eine Frage zur Kraftstofflagerung in Schutzbauten. Und zwar ja ist meines Wissens Dieselkraftstoff nur begrenzt haltbar, das heißt man hätte den Sprit regelmäßig austauschen müssen. Bei zivilen Schutzbauten ist es glaube ich so gelöst, das die Tanks leer sind erst im Verteidigungsfall gefüllt würden. Bei Überprüfungen wird dann einfach eine kleine Menge Kraftstoff direkt in den Tagestank gefüllt. Doch wie machte man das bei Anlagen die ständig einsatzbereit sein mussten? Ich denke da speziell an Anlagen wie Marienthal, dort wurden ja Unmengen an Treibstoff gelagert der dann regelmäßig hätte ausgetauscht werden müssen. Wie hat man das gehandhabt? Den Treibstoff wirklich regelmäßig ausgetauscht und den alten Sprit z.B. zur Bundeswehr oder Marine gegeben? Oder gab es einen speziellen Zusatz, der den Treibstoff länger haltbar macht?
Gruß Kimi

petzolde
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Sprit-Lagerung

Beitrag von petzolde » 13.11.2004 23:45

Erst mal keine Panik: Dem Grunde nach sind Mitteldestillate (d.h. Diesel und Heizöl EL) lange lagerfähig. Schließlich bunkert ein Hauseigentümer Heizöl für 1 oder auch 2 Jahre, ohne daß das Heizöl schlecht wird. Zwar gibt es mikrobielle Aktivitäten in solchen Tanks, die zur Schlammbildung und zum Verstopfen von Filtern und Brennerdüsen führen können, aber dies ist nicht die Regel, obwohl es in den siebziger Jahren - dem Vernehmen nach - manchmal bei russischem Heizöl vorkam....
Dieser Verschlammung etc. kann man dadurch vorbeugen, daß man den Sprit nicht unmittelbar ab Tankboden entnimmt, sondern aus (mindestens) ca. 20 cm Höhe über dem Tankboden. Chemische Zusätze zur Verhinderung von Schlammbildung sind möglich.
Ob es behördliche "Spritaustauschverordnungen" für Marienthal etc. im Paragraphen-Dschungel gab, weiß ich nicht. Allerdings wäre eine regelmäßige Beprobung des Tankinhalts auf Schlammbildung etc. in jedem Falle billiger gewesen als der regelmäßige Austausch der gesamten Tankinhalte - einige hunderttausend (?) Liter. Schließlich wollten im Ernstfall 3000 Personen 30 Tage lang beheizt, bekocht, belüftet und beleuchtet werden...
Gruß EP

Gast

Beitrag von Gast » 14.11.2004 03:33

Bei Dieselöl ist das Problem der Haltbarkeit durchaus gegeben, insbesondere im Bereich des niedrig qualitativen Dieselöls.

Wenn da zuviel Wasser drinne ist, etwa mehr als 200ppm, dann können sich im Diesel mikroben und Algen entwickeln.
Die Mikroben siedeln sich dann in der Grenzschicht zwischen Wasser und Dieselöl an, die Algen wachsen in der Wasserphase unter dem Diesel. Nährstoffe wie Schwefel, Phosphor und ein par Mineralien sind im Diselöl ausreichend vorhanden.
Insbesondere bei maritimen Dieseltanks besteht dieses Problem ganz gern mal, weil der Sprit "in Übersee" teilweise ziemlich verpanscht ist, da sind haufenweise Wasser und Dreck drinne.
Das wird zwar vor dem Motor separiert, aber im Tank ist das noch gemischt.

Das heist aber nicht, dass man den Sprit nun ins Meer pumpen muss um den Tank zu reinigen, so wie das mein Großvater bei der Kriegsmarine noch machen musste wenn der Tank zu sehr verschlammt war, weil man irgendwo 50% Wasser und Dreck mitgetankt hat (so wurden zumindest damals die Tanks hin und wieder gereinigt: Wenn ein großteil des Öls draußen war wurde der Schlamm einfach mit halbwegs sauberem Dieselöl aus einem anderen Tank lose gespült und mit einer Pumpe über Bord befördert.)

Es gibt da heute diverse Zusätze, mit deren Hilfe sich das Wachstum von Algen und Mikroben deutlich hemmen lässt.
Die kippt man einfach ins Dieselöl, und schon hat man viele Jahre seine Ruhe vor den Mikroben.

Ein anderer Punkt sind die Motoren:
Die Generatoren in Schutzräumen sind normalerweise nicht sonderlich wählerisch, was den Sprit angeht, vor allem die älteren Modelle sind da problemlos.
Insbesondere wenn da ein Seprerator vor dem Motor sitzt.
Mit den heutigen "überzüchteten" Hi-Tech-Dieselmotoren haben die nicht so viel gemein. Die geben nämlich recht schnell den Geist auf, wenn der Sprit nicht gut ist. Einen modernen Diesel Common-Rail Höchstdruck-Motor würde ich z.B. in China nicht ohne weiteres haben wollen.

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