Die Burgen des 20. Jahrhunderts/15 000 Objekte ausgemustert

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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Ralf P.

Die Burgen des 20. Jahrhunderts/15 000 Objekte ausgemustert

Beitrag von Ralf P. » 10.05.2004 11:55

Die Burgen des 20. Jahrhunderts

Inventar der militärischen Denkmäler im Kanton Zürich

pi. Sie begleiten uns seit der Kindheit. Bei Wanderungen und Spaziergängen in lauschigen Gegenden tauchen plötzlich Panzersperren in Form einer Toblerone auf sowie Bunker und Festungen. Sie sind oft mit Büschen und Gräsern überwachsen oder mit Graffiti übersät. Es handelt sich um militärische Denkmäler, die im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg errichtet und zum Teil bis nach Beendigung des Kalten Kriegs vom Militär unterhalten wurden. Im Zuge der verschiedenen Armeereformen sind nun rund 15 000 Objekte «ausgemustert» worden, die verkauft oder abgebrochen werden sollen. Einige von ihnen sollen jedoch aus historischen, kulturellen oder ökologischen Gründen für die Nachwelt erhalten bleiben. Hierzu erstellen Experten des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport für jeden Kanton ein Inventar. Am Dienstag ist im Schloss Greifensee das Inventar Zürich vorgestellt worden.

10 Sperrstellen von nationaler Bedeutung
Beim Blättern durch die 40-seitige Broschüre staunt man immer wieder. Bis zur Armeereform 95 zählte der Kanton Zürich 155 militärische Sperrstellen. Der architektonischen Kreativität schienen keine Grenzen gesetzt. In Rheinau zum Beispiel ist auf einem Hügel mit atemberaubender Sicht auf das Kloster ein Leichtmaschinengewehrstand in einem Rebhaus verborgen, das vollkommen unverdächtig an die mittelalterliche Stadtmauer grenzt. In Eglisau befindet sich ein solcher Stand in einem idyllisch am Rhein gelegenen Bootshaus. Auch die Panzersperren fallen durch ihre Formenvielfalt auf, was den Architekten und Fachberater Maurice Lovisa bei der Präsentation des Inventars zur Bemerkung veranlasste: «Der Föderalismus existiert selbst bei militärischen Bauten.» Der Tankgraben samt Stützmauer in Waldegg erinnert mit seinen Zinnen an einen mittelalterlichen Wall; in Urdorf gleichen die Sperren Pyramiden oder Pfosten.

Im vorliegenden Inventar für den Kanton Zürich, das die Arbeitsgruppe Natur- und Denkmalschutz bei Kampf- und Führungsbauten unter der Leitung von Silvio Keller erstellt hat, sind 10 militärische Sperrstellen als von nationaler Bedeutung eingestuft worden: Diese befinden sich in Flurlingen-Feuerthalen, Rheinau, Rüdlingen, Eglisau, Seglingen, Stadel, Unterreppischtal, Urdorf, Uitikon Waldegg und der Stadt Zürich. Weitere 27 Sperren haben regionale, 36 lokale Bedeutung. Die Klassifizierung erfolgte anhand von vier Hauptkriterien: der Geschichte, der Architektur und des Bautypus, des Inhalts und der mobilen Ausstattung sowie der Natur und der Ökologie; in zahlreichen militärischen Anlagen haben sich schützenswerte Pflanzen und Tiere eingenistet. Gemäss den Ausführungen Kellers hat das Inventar, das einen Auftrag des Natur- und Heimatschutzgesetzes erfüllt, keine direkten Auswirkungen auf den Kanton oder auf die Gemeinden. Dennoch hofft er, dass angesichts ihrer historischen Bedeutung die eine oder andere Anlage in die kantonalen und kommunalen Schutzinventare aufgenommen wird. Auf einen Erfolg verweist die Arbeitsgruppe gerne: Die vier Bunker im Arboretum beim See in der Stadt Zürich stehen bereits unter kantonalem Schutz.

Bautätigkeit im Zweiten Weltkrieg
Die militärische Bautätigkeit im Kanton Zürich wurde erst richtig durch die akute Bedrohung durch Nazideutschland eingeleitet. Zunächst wurden die Rheinübergänge ab 1935 mit Tankbarrikaden und ab 1936 mit den ersten Infanteriebunkern verstärkt. Einem befürchteten feindlichen Durchbruch zwischen Kaiserstuhl und Eglisau begegnete die Armee mit dem Bau einer zweiten und dritten Befestigungskette hinter dem Rhein. Im Winter 1939/40 wurde der Zürcher Abschnitt der Armeestellung entlang der Limmat aus dem Boden gestampft, der am 19. Dezember 1939 den damaligen Zürcher Stadtpräsidenten Klöti zu folgendem Brief an den General veranlasste: «Es ist dem Unterzeichneten Bedürfnis, über die Frage, ob nicht ohne Preisgabe höherer Interessen die Stadt besser vor grossem Schaden bewahrt werden könnte, als es nach den derzeitigen Dispositionen der Fall ist, näher aufgeklärt zu werden.» Auch davon erzählen die militärischen Denkmäler: Dass bei einem Angriff von Norden die Frontlinie mitten durch Zürich verlaufen und die Stadt zugunsten der Reduit-Strategie preisgegeben worden wäre.

Die Broschüre kann bestellt werden bei: Armasuisse, Silvio Keller, Kasernenstrasse 7, 3003 Bern.
Quelle: www.nzz.ch/2004/04/21/zh/page-article9JQ1T.html

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Leif
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Beitrag von Leif » 31.05.2007 13:50

Hallo,
als ich gerade für ein Nachbarforum suchte, fiel mir diese Seite auf:

http://www.ar.admin.ch/internet/armasui ... ische.html

Dies sind die Hefte Militärische Denkmäler im Kanton ...

Viele Grüße,
Leif

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katschützer
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Beitrag von katschützer » 03.06.2007 18:45

Moin,

die angebotenen pdf sind klasse. Da soll man erstmal was vergleichbares finden!

Danke dafür. MfG
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