Bunkermuseum Hamburg Hamm

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
Gast

Bunkermuseum Hamburg Hamm

Beitrag von Gast » 15.06.2007 15:17

Hallo,

ich war gestern in Rahmen eines Klassenausfluges im Bunkermuseum Hamburg Hamm. Da ich bisher noch nie die Möglichkeit hatte einen Bunker von Innen zu besichtigen war dieser Besuch für mich sehr interessant um eine Vorstellung von dem zu bekommen wie die Menschen dort ausharrem mussten.

Ich kann wirklich jedem geschichtlich Interessiertem Empfehlen diesen Bunker zu besuchen, weil ich denke mal die wenigsten haben genauso wie ich schonmal einen originalgetreu gelassen Bunker gesehen.

Leider hatte ich selbst nur 1 stunde zeit, das war viel zu wenig, der nette freundliche Herr von der Stadtteilinitiative Hamm (sorry ich hab den Namen leider vergessen zuviel Bier am Abend) hat spontan eine Führung gegeben und stand für alle Fragen offen.

Es handelt sich bei dem Bunker um einen reinen zivilen 4 Röhrenbunker. In diesem Stadtteil von Hamburg existieren wohl im Abstand von 300m solche Bunker, welche meistens in Privatbesitz sind. Dieser Bunker steht auf dem Gelände der Wiechernkirche und ist zu bestimmten Zeiten öffentlich Zugänglich. Er hat bei den schweren Luftangriffen keinen Treffen bekommen, das liegt daran das er zur damaligen Zeit nicht überbaut war sondern sich im Garten der Wiechernkapelle befand, welche vollständig zerstört wurde.

Die Deckentiefe beträgt 5m bei 1m dickem Stahlbeton. Der Bunker war ursrpünglich für 400 Personen ausgelegt, jedoch haben im Verlauf des immer schlimmer werdenen großen Luftangriffs bis zu 500 Menschen pro Röhre also insgesamt 2000 Personen Schutz im Bunker gefunden.

Bei Interesse würde ich gerne einen Ausführlichen Bericht für die Hauptseite erstellen.

Übrigens das Fotografieren und Filmen ist in diesem Bunker ausdrücklich erlaubt, es befinden sich keine NS Symbole im Bunker selbst oder an irgendwelchen Ausstellungsstücken.

Das Bunkermuseum ist im Hamburger Stadtteil Hamm im Wiechernsweg 16, erreichbar über die gelbe U3 bis zur Haltestelle "Rauhes Haus". Die Station über den rechten Ausgang verlassen, die Straße gegenüber ist der Wiechernsweg, dort weiter geradeaus bis zu Kirche, dort befindet sich an dem Tor zum Garten auch ein Schild. Geöffnet ist der Bunker leider nur Donnerstag von 10-12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 3€.
(siehe hierzu auch http://www.hh-hamm.de/)

Viele Güße aus Stolberg
Sebastian

Herr Auer
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Beitrag von Herr Auer » 15.06.2007 19:39

Halli Hallo .
Bitte entschuldige wenn ich Dich verbessere , ist eigentlich nicht meine Art !
Bevor jetzt aber irgendwelche Legenden über Röhrenbunker entstehen
möchte ich noch etwas zur Belegungsstärke los werden .
Das ist mit Sicherheit auch im Interesse des Kollegen vom Museum .....
Der Bunker (oder euphemistisch auch Schutzraum genannt) war
eigentlich für 200 Personen ausgelegt .
Die Bunkerröhren haben eine Länge von 17 Metern und waren an einer Seite
mit Holzbänken ausgestattet . Mit etwas Mühe passen da ungefähr
40-45 Personen drauf . Einige waren mit der Betätigung der Lüftung beschäftigt ,
andere evtl. mal austreten . Mit 50 Personen waren die einzelnen
Röhren jedoch schon reichlich voll !
Das Röhrenprofil erstreckt sich auf eine Höhe von etwas über zwei Metern
und einer Weite von etwa zwei Metern , Länge wie oben angegeben lag bei 17 Metern .
Das ergibt eine Grundfläche von runden 34 qm .....
Bitte ziehe davon etwas Platz für die Toiletten ab und der Lüftungsautomat
benötigt auch fast einen Quadratmeter . Nun mußt Du auch noch die Gepäckhalterungen abziehen .
Alles in allem wird man nur 25-27 qm Nutzfläche pro Röhre im Bauwerk haben -
das reicht niemals für 2000 Personen !!
Du hast natürlich mit der Überbelegung Recht , die Leute sind da solange hinein gerannt
bis die herabfallenden Bomben näher kamen und der "Besucherstrom" eh abriss .
Wenn in der Röhre bereits 50 Personen sitzen (ein Teil mag Kinder sein) ,
dann bleibt höchstens Platz für weitere 50 Stehplätze !
Wenn Du jetzt davon ausgehst das der Bunkerwart sich mal nicht an die
Anweisungen hielt und auch noch Leute in der Gasschleuse verbleiben ließ ,
kommt man bei unserer Rechnung auf höchstens 500 Personen .
Diese Menge ist selbstverständlich auch nur theoretisch , 2000 Menschen
bekommst Du allerdings in diesem Bauwerk niemals unter !
Schönen Abend und Gruß aus HH
Hamburg von unten : www.unter-hamburg.de

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klaushh (†)
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Röhrenschutzraum

Beitrag von klaushh (†) » 16.06.2007 09:50

Moin, moin!

Auch ich möchte noch einige berichtigende Ergänzungen hinzufügen.
Brzüglich der Kapazität teile ich voll die Meinung von Herrn Auer.
Allerdings gab es in den Röhrenschutzräumen keine "Lüftungsautomaten". Vielmehr waren es Lüftungsanlagen, die an der Wand hingen oder auf dem Boden standen, einen (Kampfstoff-)-filter enthielten. Einige von ihnen hatten einen Elektromotor als Antrieb, in jedem Fall aber (auch) eine bzw. zwei Kurbeln für manuellen Betrieb.
Die erwähnten Toilettenmöglichkeiten bestanden aus einem oder mehreren hölzernen Verschlägen, die in den beschriebenen Gängen untergebracht waren. Da die wenigsten Röhrenschutzräume einen Anschluß an die Kanalisation hatten (Wasser- und Stroanschluß hatten wesentlich mehr!), standen in den "Kabuffs" Trockenklos (Torfeimer).
Die Außenwände und Decken der Rö. waren in der Regel nur 60 - 80 cm stark. Erst die später erbauten hatten Wände und Decken von bis zu 110 cm Beton. Allerdings nicht Stahlbeton, sondern nur sehr, sehr schwach armierter Beton. So befanden sich häufig nur ein bis zwei Baustahlmatten im Beton.
Die Bauwerke wurden offiziell nie "Bunker" genannt. Diese Bezeichnung galt nur für bombensichere Bauten (z.B. die markanten, meist vierkantigen Hochbunker). Das hier beschriebene Bauwerk galt nur als splittersicher und trug eben die offizelle Bezeichnung /4-)-Röhrenschutzbau.
Solche Rö gab (und gibt) es in Hamburg mehrere Hundert, allerdings nicht in "Abständen von 300 m". Der Bau richtete sich vielmehr nach örtlichen Gegebenheiten und Erfordernissen. Infolgedessen waren die Entfernungen zwischen zwei Rö sehr unterschiedlich, manchmal sogar nur 10 - 20 m.
Die Röhren wurden vielfach "hintereinander" gebaut (bis zu ca. 90 m Länge) oder nebeneinander wurden bis zu sieben Röhren zusammengefaßt.
Die Rö kommen vor oberirdisch, teilversenkt und unterirdisch vor.
Die ersten wenigen Rö. wurden nach Kriegsende auf Befehl der Besatzungsmacht gesprengt, teilweise mit erheblichen (heute würde man sagen: Kollateral-)-schäden.
Andere wurden im Laufe der Zeit abgebrochen (Straßen und Häuserbau). Manche werden heute als Lagerraum genutzt, andere stehen leer (teilweise mit Grund- und Oberflächenwasser vollgelaufen oder vermüllt). Sie sind aber wohl alle verschlossen und höchstens über Besitzer / Eigentümer begehbar. Das Bunkermuseum Hamm ist eben eine rühmliche Ausnahme.
Einige wenige Rö. wurden während der Zeit des Kalten Krieges sogar wiederhergestellt als ABC-Schutzraum (wasser-, Strom- und Kanalisationsanschluß, Hand- und E-betreibbare Lüftungsanlage, 1/3 Liegeplätze (dreistöckig) und 2/3 Sitzplätze sowie etwas Gerät, Decken und Windeln (!).

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

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Beitrag von Herr Auer » 16.06.2007 11:24

Moin !
Ich liebe es Erbsen zu zählen .......
Also , bevor hier wieder ein falsches Bild über die Qualität der
Luftverhältnisse in einem solchen Bauwerk aufkommt -
Lüftunsanlage (n) ist in diesem wie in manch anderem Falle wirklich geprahlt !
Wikipedia schreibt dazu folgendes :
http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCftungsanlage
Eigentlich handelt es sich um kleine Belüfter - Platzbedarf max. 1qm incl. Bedienungspersonal ..... Montageart wie angegeben .....
Damit gelang es nicht das "Klima" im Bunkerbauwerk zu kontrollieren !
Diese Teile waren ausschließlich geeignet um den Sauerstoffmangel auszugleichen .
Das bekräftigt auch die max. Personenoberzahl im Bauwerk .
Für 400 ausgelegt , mit einem bisschen Karenz versehen und somit auch für 500 Personen möglich -
2000 wären binnen kürzester Zeit jämmerlich verreckt !
Selbst wenn sie dort hinein gepasst hätten .....
Nochmals Gruß aus HH
Hamburg von unten : www.unter-hamburg.de

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Beitrag von Maehler » 16.06.2007 12:41

Das hier beschriebene Bauwerk galt nur als splittersicher und trug eben die offizelle Bezeichnung /4-)-Röhrenschutzbau.

Diese Röhrenschutzbauten sind eigentlich nach den Deckungsgraben - Vorschriften konstruiert. Dementsprechend handelt es sich bei einem Röhrenschutzbau eigentlich um einen Deckungsgraben.

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Beitrag von Herr Auer » 16.06.2007 13:04

Moin !
Das klingt interessant ....
Vom Raumprofil unterscheiden sie sich recht deutlich ,
wie kommst Du zu der Annahme ?
Hamburg von unten : www.unter-hamburg.de

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Beitrag von Maehler » 16.06.2007 13:59

Die Begriffe sind damals verwischt und unterschiedlich für gleiche Typen und Bauweisen gewesen, dass sogar ab 1943 verschiedene Bezeichnungsbefehle erlassen werden mussten. Hab auf die schnelle mal einen rausgesucht.
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Beitrag von Maehler » 16.06.2007 14:01

Hier die 2. Seite
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Beitrag von Maehler » 16.06.2007 14:07

Diese Bildhinfummelei nach Pixel. Die erste Seite ist hier nicht komplett zu sehen, hab deshalb das Blatt mal beschnitten, damit auch der untere Rest lesbar ist
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Gast

Beitrag von Gast » 16.06.2007 17:39

Hallo,

ich entschuldige mich für meinen Fehler, ich hab des wirklich so verstanden das 500 Personen pro Röhre gemeint waren. Wenn ich aber dann darüber nachdenke wie das mit der Belüftung funktionierte leuchtet mir das natürlich ein, dass das mit 2000 personen blödsinn ist.

Der Röhrenschutzraum hatte einen Belüftung mit manuell betätigter Kurbel, diese Stand in der Mitte der 3 Röhre, die Röhren sind untereinander versetzt verbunden. Ich habe davon auch einige Fotos gemacht, ich bin mir allerdings nicht sicher ob ich die hier veröffentlichen darf.

Hauptsächlich habe ich den Thread auch gestartet, weil ich mir denke das viele Leute auf dieses Forum kommen die wie ich auch noch nie einen Bunker oder Röhrenschutzraum von innen gesehen haben. Hierbei uns in der Region Aachen Köln gibt es meines Wissens keine begehbaren Bunker die noch im Originalzustand erhalten sind. Die meisten sind entweder mittlerweile Abgerissen, für die Öffentlichkeit gesperrt oder umgebaut zum Probenraum für Bands oder Pressluftschuppen.

Naja ich danke allen für die korrigierenden und ergänzenden Beiträge.

Viele Grüße aus Stolberg

Sebastian

PS: Hamburg ist echt ne geile Stadt, ich komm bestimmt bald wieder ;-)

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