Bunker / Testgelände im Tiefental (Hermannsburg) / Raum Celle

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsproduktion, Munitionsanstalten, Tanklager, Depots, U-Verlagerungen etc.
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Schlaufuchs
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Bunker / Testgelände im Tiefental (Hermannsburg) / Raum Celle

Beitrag von Schlaufuchs » 28.07.2016 20:27

Moin,

es gibt etwas neues aus dem Raum Celle. Schon länger hatte ich im Bereich der Heidefläche Tiefental einen Sprengplatz vermutet. Zeitzeugenaussagen haben dies nun bestätigt. Vor Ort muss jedoch mehr stattgefunden haben - es befinden sich dort massive Bunkerreste und weitere Baulichkeiten. Unter anderem eine 200m lange Rampe, die das Gelände durchzieht.

Ich hoffe ihr seht es mir nach, dass ich nicht alles noch einmal hier hinein kopiere, was ich in meinem Blog zur Heimatgeschichte in der Region verfasst habe.

Anbei der Link unter dem die genannten Informationen dauerhaft abrufbar sind:

http://found-places.blogspot.de/2016/07 ... ental.html
Heimatgeschichte: Found Places.

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redsea
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Re: Bunker / Testgelände im Tiefental (Hermannsburg) / Raum Celle

Beitrag von redsea » 28.07.2016 22:11

Schlaufuchs hat geschrieben:[...] Schon länger hatte ich im Bereich der Heidefläche Tiefental einen Sprengplatz vermutet. Zeitzeugenaussagen haben dies nun bestätigt. [...]

Hallo Schlaufuchs,

im NIBIS ist das Gelände unter Altlasten wie folgt gelistet:

Belastung: keine Erkennntnisse

Branche: Fliegerschießplatz.

1942: Baubeginn, Nutzung als Schießplatz.

1945: Sprengplatz für Großmunition (Torpedos und Seeminen).

Letzte Aktualisierung: 31. July 1997


Quelle: NIBIS - Niedersächsisches Bodeninformationssystems des Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG)


Viele Grüße

Kai

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 29.07.2016 12:50

Moin!

Ich sag es mal so: Ein Forum lebt davon, dass viele Leute etwas beitragen zum Ganzen. Von daher wäre es schon ganz nett, hier zumindest eine Zusammenfassung zu Deinem (Eigen-)Link zu posten.

Zum Thema:

Dieser Platz tauch in vielen Unterlagen auf, sowohl in BA/MA-Akten als auch z.B. in britischen DEMCO-Unterlagen etc.pp. Meist lief der Platz unter dem Namen "Lutterloh-Weesen", Weesen" oder nur "Lutterloh". Neben dem Betrieb als Fliegerschießplatz und der Verwendung als Sprengplatz nach Kriegsende sind auch Nutzungen als Bombenabwurfplatz und Scheinanlage dokumentiert. Zu letzterer könnten die beschriebenen Baulichkeiten sehr gut passen.

Mike

HarmWulf
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Beitrag von HarmWulf » 04.08.2016 11:56

Moin,

die Betontrümmer sowie die erwähnte Rampe betreffend geht meine Vermutung eher in Richtung "Fliegerschiessplatz". Es könnte sich um Installationen für die Benutzung von Scheiben oder ähnlichen Zielen für den Beschuss durch Bordwaffen gehandelt haben. Möglich, dass diese Ziele durch Zuganlagen auf der "Rampe" bewegt werden konnten und der Antrieb der Zuganlage sowie das dafür benötigte Personal in Betonbauten Schutz fanden. Die Stärke der Betontrümmer lässt dieses durchaus sinnvoll erscheinen. In welcher Stärke Schutzbauten für das Bedienpersonal von Scheinanlagen der Luftwaffe verbunkert waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Evtl. kann Jürgen hier Details beisteuern.
Der Denkansatz in Sachen V1 bzw. Erprobung selbiger kann, denke ich, verworfen werden. Die vor Ort gefundenen Aluminiumfragmente sprechen durchaus für die Nutzung als Sprengplatz der Briten nach dem 2. WK. Die erwähnte Sprengung von Seeminen lässt den Schluss zu, dass hier möglicherweise auch Magnetminen (versch. Typen der LMB) zur Detonation gebracht wurden. Diese beinhalten pro Stück 900 Kg TNT - das knallt gewaltig und hinterlässt entsprechende Krater. Die Sprengung "deutscher Raketenwaffen" bezieht sich möglicherweise auf Sprengköpfe der V2, wie sie auch in Starkshorn vernichtet worden sein sollen (wie übrigens auch Seeminen).
Die von einem Zeitzeugen erwähnten Phosphorbrocken, die nach dem Kriege als Überbleibsel der Sprengungen vorgefunden und angezündet wurden, halte ich für eine Fehlinterpretation des Zeugen. Weisser Phosphor, wie er meist in Brandmunition laboriert wurde, zündet bei Luftkontakt und Normaltemperatur von selbst - daher ja auch seine Verwendung. Vermutlich handelte es sich bei den aufgefundenen Klumpen um nicht detoniertes TNT, was bei der (eher unsachgemässen)Sprengung grosser Ladungskörper durchaus mit in die Umgebung verteilt wird. Es oft eine gelbliche Farbe, lässt sich gefahrlos anzünden und brennt ab, ohne zu detonieren (qualmt aber mächtig). Im Falle von Phosphor wäre wahrscheinlich die Vegetation in der Gegend von selbst in Brand geraten, da hätten die Jungs damals gar nicht zündeln müssen.

Gruß,

Olli
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Beitrag von HarmWulf » 04.08.2016 12:08

... sorry, wird inm vorgerigen Beitrag nicht ganz klar - Aluminiumfragmente <=> Magnetminen:

Die Hüllen der Magnetminen, wie beispilelsweise der deutschen LMB III wurden aus Aluminium gefertigt. Macht ja durchaus Sinn, da die Minen auf das Magnetfeld stählerner Schiffsrümpfe ansprachen, da sollte der Minenkörper ja auch antimagnetisch sein.

Gruß,

Olli
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Beitrag von jgraef » 06.08.2016 21:27

Moin,

soviel ich erfahren konnte handelt es sich bei dem Areal um das ehemalige Marinesperrzeugamt Starkshorn. Ich hatte die Fragmente ebenfalls gefunden und einen Einheimischen angesprochen. Wie sich heraus stellte war das mein 6er im Lotto, Jörn erforscht dieses Areal seit vielen Jahren und konnte mir alles erläutern. Bei Interesse kann ich gerne den Kontakt herstellen, ich werde ihn einmal auf dieses Forum und diesen Artikel stubsen.

Viele Grüße momentan aus Homburg / Saar,

Jörg.

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Beitrag von HarmWulf » 06.08.2016 22:44

Moin Jörg,

die beschriebene Fläche grenzt zwar mehr oder minder westlich an das ehemalige Sperrzeugamt/Sperrwaffenarsenal Starkshorn an, ist historisch aber differenziert von diesem zu betrachten, hierfür sprechen auch historische Quellen. Es handelte sich in der Tat um eine Einrichtung der Luftwaffe für Ausbildungs-/Erprobungszwecke. Man beachte hierbei die umliegenden militärischen Einrichtungen wie z.b. Fliegrhorste, aber auch Entwicklungs-/Herstellungsbetriebe wie z.B Rheinmetall in Unterlüß. Auf Grund der Dichte verschiedenster rüstungsrelevanter Einrichtungen in dieser Region kommt es häufiger mal zu Verwechselungen oder Überschneidungen hinsichtlich einzelner Liegenschaften, nicht nur in der Nachkriegsüberlieferung, so auch durch Zeizeugen. Die ortsansässige Bevölkerung wird sicher nicht explizit in die jeweiligen Bestimmungszwecke eingeweiht gewesen sein, hat sich vermutlich trotzdem insgeheim versucht, eine eigenen reim auf die Vorgäge zu machen.
Naheliegend ist natürlich, dass u.A. in Starkshorn vorgefundene Marinesprengkörper auch hier durch die Alliierten vernichtet wurden. Nicht auszuschliessen ist jedoch auch, dass selbige aus Beständen der Luftwaffe stammten, die ja vor Ort deutlich präsent war.

Gruß,

Olli
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Beitrag von zulufox » 07.08.2016 14:26

Moin,

mal eine Grundsatzfrage:

Warum wird die Funktion GeoTag anfügen nicht genutzt? Die macht nämlich die Nachsuche für Nichtortskundige erheblich leichter.

Nix für ungut
Zf :holy:
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"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von trince » 09.08.2016 21:00

Es geht um diese Fläche in der Nähe von Hermannsburg und Eschede.

Circa 6 Kilometer östlich liegt das ehemalige Marinesperrzeugamt Starkshorn.
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Beitrag von HarmWulf » 10.08.2016 09:47

Moin,

dank' Dir für den Hinweis, GeoTags erleichtern in der Tat das Auffinden, zumindest mit Onlinemitteln. Werde ich persönlich künftig mit einbeziehen.

Hier angfügt der Geotag für den Fliegerschiessplatz. Ich habe das Koordinatenkreuz auf die Nordspitze des von schlaufuchs in seinem "auswärtigen" Beitag beschriebenen Erdwalls/Rampe gesetzt. Nördlich davon sind die angesprochenen Sprengtrichter gut zu erkennen.


Gruß,

Olli
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