Angriffsplan Atomwaffen WP

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Krakau
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Angriffsplan Atomwaffen WP

Beitrag von Krakau » 19.02.2012 00:42

Moin,

im polnischen Internet ist ein interessanter Artikel zum Thema "Angriff auf die NATO mit Atomwaffen" erschienen. Interessant ist vorallem folgende Grafik:

http://img.interia.pl/facet/nimg/h/i/Po ... 649642.jpg

Gruß Thomas

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zulufox
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Beitrag von zulufox » 19.02.2012 09:11

Hallo Thomas,

interessante Grafik :-) . Noch interessanter wäre sie aber, wenn man die Einträge lesen könnte :lol: .

Das ist wirklich einer der öffentlich kaum bekannten Bereiche der Geschichte des Kalten Krieges und ich bin mir nicht sicher, ob man den Deckel da in absehbarer Zeit lüften wird.

Für den Bereich der NATO ist ja bekannt, dass jeder Einsatz von Sondermunition auf höchster Ebene entschieden werden muss. Da die NATO nur einstimmige Entscheidungen kennt ...

Für den Geltungsbereich des Warschauer Vertrages galt wohl, dass die Verfügungsgewalt (sprich: Die Entscheidungsgewalt) mit der politischen Feststellung des Kriegsfalls automatisch auf die Befehlshaber der einzelnen Fronten übergehen sollte.

MfG
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Beitrag von internett » 19.02.2012 10:37

zulufox hat geschrieben: Für den Geltungsbereich des Warschauer Vertrages galt wohl, dass die Verfügungsgewalt (sprich: Die Entscheidungsgewalt) mit der politischen Feststellung des Kriegsfalls automatisch auf die Befehlshaber der einzelnen Fronten übergehen sollte.
Sofern man darunter nicht B- und C-Waffen, sondern nur Atomwaffen verstehen würde - Hatte überhaupt ein anderes Land außer der Sowjetunion Atomwaffen? Also schon klar, dass auch in anderen Ländern des Warschauer Pakts diese stationiert waren, aber doch dann unter der Befehlsgewalt der UdSSR, oder?

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Beitrag von Krakau » 19.02.2012 10:49

Moin ZF,
also die kleinsten gestrichelten roten Kreise in der Legende bezeichnen Artilleriegranaten-Atombomben.

Die Kreise mit grünen und gelben Punkt (ABROT) Sprenköpfe von Mittelstreckenraketen (Brygady Rakiet Operacyjno-Taktycznych) und vermutlich die mit rotem Punkt die Raketen (FBROT) mit längerer Reichweite.

Die mit lila Punkt bezeichnen Freifallbomben. Man müsste einmal auflisten welche Einheit wie bewaffnet war.

Der Kasten oben rechts bezeichnet die Anzahl der Sprengköpfe auf den Frontabschnitten A1, A2 und gesamt Front - also 49 Sprengköpfe.

Die Unterlagen stammen vom 25.02.1970 und sind von Gen. Jaruzelski abgezeichnet.

Gestern vergaß ich den Link auf den Artikel: http://dziennik3rp.blogspot.com/2012/02 ... omowa.html

Gruß Thomas

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Beitrag von Krakau » 19.02.2012 10:53

internett hat geschrieben: Hatte überhaupt ein anderes Land außer der Sowjetunion Atomwaffen? Also schon klar, dass auch in anderen Ländern des Warschauer Pakts diese stationiert waren, aber doch dann unter der Befehlsgewalt der UdSSR, oder?
Bis etwa 1960 hatte Polen die Verfügungsgewalt über knapp 200 atomare Sprengköpfe. Danach kam es ähnlich wie in Deutschland zu einer nuklearen Teilhabe.

Gruß Thomas

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Beitrag von MikeG » 19.02.2012 11:00

Moin!

Wirklich interessant, vielen Dank.

Bemerkenswert finde ich allerdings, dass auf der Grafik Ziele für nukleare Artilleriemunition eingezeichnet sind und die genaue Anzahl vorgegeben ist - das hätte sich doch in der Realität wohl sicher eher aus der Situation ergeben, zumindest bei taktischen Waffen, oder?

Mike

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Beitrag von zulufox » 19.02.2012 13:40

Moin Mike,

es gibt keine taktischen Nuklearwaffen, nur taktisch (mit Wirkung in einem begrenzten Umkreis) einsetzbare Nuklearwaffen.

Jeder Einsatz nukleare Waffen ist ein politischer Einsatz, der bestimmte politische Signale setzen soll(te).

Leider sind auch die diesbezüglichen Dokumente des MfNV bzw. des NVR der DDR 1990 in die UdSSR zurückgeführt worden, so dass derzeit deutsche Historiker in deutschen Archiven keine Unterlagen studieren können.

Aussagen von ehemaligen Offizieren der NVA, die noch 1990 der Lehrgang für Angehörige der Streitkräfte der Staaten des Warschauer Vertrages an der Frunse-Militärakademie besucht haben, sind, wie alle Aussagen von Zeitzeugen, mit Vorsicht zu genießen.
Dazu auch einige Aussagen, die unter "Manöver Drushba" gegoogled werden können.
Eines geht vor allem auch aus diesen Berichten über Großmanöver der Staaten des Warschauer Vertrages hervor: Es wurde sehr früh eine Einsatz eigener Sondermunition "durchgespielt". Und dazu gehören dann auch solche Plaunungen unter dem "Motto": Wenn - Dann.
http://www.europaeische-sicherheit.de/A ... 08,05.html

Gruß
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Beitrag von Frontstadtkind » 20.02.2012 10:50

Zu den WP-Atomplanungen kann ich dieses Buch sehr empfehlen (Autor war BW-Generalinspekteur):

http://www.abebooks.de/servlet/BookDeta ... 3813204308

Der WP hätte in großem Stil früh nuklear angegriffen und den gesamten grenznahen Bereich bis zum Ruhrgebiet mit allen westlichen Verteidigungskräften nuklear weggebombt. Durch diese Zone hätten sie dann schnell westwärts vorrücken wollen (und müssen...). Die Polen hätten sich entlang der Ostsee nach Schleswig-Holstein vorkämpfen sollen.

Ansonsten gibt es so eine ähnliche polnische Nuklearkarte auch im Original ausgestellt im privaten Museum in der Villa Schöningen in Potsdam, unmittelbar an der Glienicker Brücke. (Sowieso ein sehenswerter Kalter Kriegs-Ort).
http://www.villa-schoeningen.de/

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Beitrag von Krakau » 20.02.2012 12:01

Moin,
ich hab nochmal Tanti Wiki und andere Quellen befragt und habe die Karte etwas weiter entschlüsselt.


P.S. Die Karte unterliegt nach polnischem Recht nicht dem Urheberrecht und ist daher gemeinfrei.
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Beitrag von Oliver » 20.02.2012 18:33

Hi zusammen,

ein bisschen Infos zu den Plänen NATO/WP gibt es schon im Netz. Acuh wenn im Forum an anderer Stelle schon mal erwähnt der Hinweis auf das Parallel Histoy Project...

http://www.php.isn.ethz.ch/

Gruß
Oliver

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