Ablaufberge mit Windenmechanismus

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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maro

Ablaufberge mit Windenmechanismus

Beitrag von maro » 11.07.2004 23:59

Vorweg: Ich habe nahezu keine Ahnung von Bahndingen.

Der Rangierbahnhof Dresden-Friedrichstadt hat einen recht großen Ablaufberg. An dessen oberen Ende befindet sich ein Gebäude, das auf den ersten Blick wie eine Art Bunker aussieht. Drinnen befinden sich Fundamente für irgendwelche Maschinen; und das Gebäude ist auf der Ablaufbergseite offen.

Ich würde ja prinzipiell erstmal annehmen, daß dieses Gebäude also einen Windenmechanismus beherbergt hatte, mit dem die Züge/Waggons auf den Ablaufberg heraufgezogen wurden. Was mich allerdings wieder etwas stutzig macht, ist die Tatsache, daß der Berg nach ca. 100 Metern eine Biegung nach links hat, was für die Seilführung m.E. nicht unbedingt trivial wäre.

Wie gesagt - ich kenne mich da überhaupt nicht aus; und eine schnelle Websuche förderte da auch nicht viel brauchbares zu Tage. Waren oder sind solche "Winden" gebräuchlich; oder handelt es sich hier um etwas ganz anderes?

Ich wäre also für Anmerkungen etc. dankbar. Bei Interesse kann ich auch Fotos einstellen.

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Eisenbahnfreund
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Beitrag von Eisenbahnfreund » 12.07.2004 04:47

Moin,
für Dresden muß ich mal raussuchen, was da war. Zumindest Chemnitz hatte einen Ablaufberg mit Seilzuganlage. Anfang der Neunziger konnte man im Gleis noch die Führungsrollen sehen.
MfG
der Eisenbahnfreund

Johan

Beitrag von Johan » 13.07.2004 09:21

Das ist durchaus nichts ungewöhnliches. Im Steinbruch bei Neresheim (auf der Schwäbischen Alb) wurden alle Rangierbewegungen mit Seilwinden durchgeführt...

Johan

Oberon

Beitrag von Oberon » 13.07.2004 14:35

Hallo,

Über dieses Gebäude haben wir uns "drüben" schonmal Gedanken gemacht:

http://www.bunkernetzwerk.de/invboard/i ... =25&t=1080

Dort gibt es auch Bilder und Beschreibungen sowie ein Luftbild - evtl. läßt sich dann einordnen, wozu das Gebäude da war.

master
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Beitrag von master » 13.07.2004 16:52

Hallo.

Ich denke das Gebaeude hat etwas mit dem Ablaufberg der Eisenbahn zu tun.
Meiner Meinung nach wurde hier,in mir nicht klarer Weise,Energie gespeichert.
Z.B. durch anheben und absenken von Massen oder durch Federkraft.
Das Prinzip Fahrstuhl(Gewicht und Gegengewicht) versagt hier,weil die Wagen frei ablaufen und somit das Gegengewicht nicht wieder auf den Berg gezogen werden kann.

Auf den Fundamenten haben sich,denke ich,Schwungscheiben oder Umlenkrollen befunden.
Hierzu einige Zitate aus dem DDR-Bunkerforum und meine Anmerkungen dazu:

[...]
gab es mal Mangel an Rangierloks und man hat die Wagen evtl. mit einer Seilwinde den Berg hochgezogen und dann runterollen lassen?[...]
Warum Treibstoff einsetzen wenn die Schwerkraft die Sache erledigt und der Energieaufwand sich auf die Ueberwindung der Reibungskraefte beschraenken laesst.

[...]
Auf dem Foto sieht man es nicht so gut: die Fundamente im Gebäude sind spiegelbildlich gleich aufgebaut und laufen zum Fenster hin etwas konisch zusammen.[...]
Ja,logischerweise denn die Gleise haben einen groesseren seitlichen Abstand voneinander als die Umlenkrollen und/oder Schwungscheiben in dem Gebaeude.

Noch eine Bemerkung zu einem Zitat aus lostplaces:
[...]
Was mich allerdings wieder etwas stutzig macht, ist die Tatsache, daß der Berg nach ca. 100 Metern eine Biegung nach links hat, was für die Seilführung m.E. nicht unbedingt trivial wäre.[...]

Alles kein Problem.
Die in Gleismitte angeordneten Rollen,zur Aufnahme des Seils,werden in Kurven zur vertikalen um einige
Grad geneigt und zur sicheren Kabelaufnahme am unteren Rand mit einem groesseren Durchmesser ausgefuehrt.
Altes Prinzip,kann man sich bei jeder Standseilbahn ansehen die Kurven durchlaeuft.
Gibt es in Dresden,oder?

Thomas

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Beitrag von master » 13.07.2004 18:06

Gibt es oberhalb des Gebaeudes Wasserquellen?

Thomas

Oberon

Beitrag von Oberon » 13.07.2004 18:53

Ich denke, man sieht auf den Fotos und besonders auf dem Luftbild ganz gut, daß es dort keine Wasserquellen gibt. ;)

Außer natürlich die Elbe ... :)

Anheben/Absenken von Massen entfällt eigentlich, denn dann bräuchte man ja eine gewisse Hubhöhe: das ist dort sehr schwer realisierbar (die 2m "Keller" reichen sicher nicht aus)

maro

Beitrag von maro » 14.07.2004 23:04

master hat geschrieben:Alles kein Problem.
Die in Gleismitte angeordneten Rollen,zur Aufnahme des Seils,werden in Kurven zur vertikalen um einige
Grad geneigt und zur sicheren Kabelaufnahme am unteren Rand mit einem groesseren Durchmesser ausgefuehrt.
Altes Prinzip,kann man sich bei jeder Standseilbahn ansehen die Kurven durchlaeuft.
Gibt es in Dresden,oder?

Thomas
Ja, gibt es. Da läuft das Seil natürlich auf Schienenhöhe.
Ich hatte für das Rangierbahnhofszenario nun erst mal angenommen, daß das Zugseil an der normalen Waggonkupplung befestigt würde; und das dürfte nicht so gut gehen. Aber es ist natürlich denkbar (und wohl auch wahrscheinlich), daß eine Art spezieller "Rangierwagen" vom Seil gezogen wurde, der dann seinerseits die Waggons zog - und dann klappt das natürlich auch mit der Kurve.

In der im DDR-Bunkerforum kurz angesprochenen Fabrik (Hamburger Str. 88) gegenüber von diesem Objekt habe ich übrigens mal ein paar Monate gewohnt...

Oberon

Beitrag von Oberon » 14.07.2004 23:53

maro hat geschrieben: In der im DDR-Bunkerforum kurz angesprochenen Fabrik (Hamburger Str. 88) gegenüber von diesem Objekt habe ich übrigens mal ein paar Monate gewohnt...
Ah. Weißt Du, was das für eine Fabrik war?

maro

Beitrag von maro » 15.07.2004 12:16

Oberon hat geschrieben:Ah. Weißt Du, was das für eine Fabrik war?
Lt. Aussage des Vermieters soll es eine Brauerei gewesen sein, die schon vor Ewigkeiten zu Wohnungen umgebaut wurde. Das gilt aber nur für den vorderen Bereich, der zur Straße hin liegt.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich eine Brauerei gewesen ist. Der hintere (leer stehende) Teil wurde wohl bis zur Wende weiter industriell genutzt; und ich glaube, daß beide Gebäude zusammengehören (es gibt da architektonische Übereinstimmungen). An diesem Gebäude steht nun in großer Schrift "Hugo Morgenstern"; und Google wirft dazu "Fa. Blei- und Zinnwerk Hugo Morgenstern, Dresden, ca. 1931-1945" für im Staatsarchiv liegende Akten aus.
Auf dem Gelände befindet sich eine "merkwürdige" Stahlkonstruktion; sie sieht ein bißchen aus wie ein Gewächshaus, ist aber "durchgehend", als wie ein Regal. Vielleicht weiß ja jemand, was das ist. Zwei Bilder hängen hier mit dran.
Der ganze Komplex ist übrigens angeblich denkmalgeschützt.
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