Tankstellengeschichte in Deutschland
Tankstellen - heute in fast jedem Ort zu finden, waren noch vor hundert Jahren eine Seltenheit. Als Ende des 19. Jahrhunderts das Automobil erfunden wurde, machte sich sicherlich noch niemand Gedanken darüber, welche Verbreitung es einmal finden würde und welch eine Aufgabe die flächendeckende Versorgung mit Treibstoff eines Tages wäre. Nur sehr Wohlhabende konnten sich damals so ein neumodernes Gefährt leisten und so spielte die Versorgungslogistik noch keine so große Rolle. Gerade einmal fünf Liter passten in einen durchschnittlichen Tank und sehr weit kam man damit sowieso nicht.
Mit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts trat das Automobil seinen Siegeszug an und dem Automobilisten stellte sich doch recht schnell die Frage, woher er denn nun seinen Kraftstoff bekäme. Man wollte die neu gewonnene, moderne Mobilität schließlich genießen und nicht in der Reichweite eingeschränkt sein. Für das bis dahin im Individualverkehr wichtigste Transportmittel, das Pferd, gab es zumindest entlang der wichtigen Postwege und -Strassen entsprechende sogenannte Ausspänne, wo Energie in Form von Ruhe, Wasser und Hafer nachgetankt werden konnte. Zur Not steuerte man einfach den nächsten Bach an oder ließ das Ross am Wegesrand grasen. Für das Automobil und die Kraftstoffe Diesel und Benzin sah das noch gänzlich anders aus, ein Tankstellennetz existierte natürlich noch nicht. Dieses Versorgungsproblem wurde zunächst meist von Drogerien und Kolonialwarenhändlern gelöst, die Benzin aus Fässern in Benzinkannen an den Endverbraucher verkauften. Da vor der Auto-Ära Lampen- und Schmieröle die wichtigsten Mineralöl-Erzeugnisse waren, hatten die lokalen Händler häufig bereits Kontakt zu den Herstellern und nahmen Automobil-Kraftstoffe nun natürlich gern in ihr Verkaufsprogramm auf.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs gab es im damaligen Kaiserreich immerhin schon rund 21.000 Krafträder, 55.000 Personenkraftwagen und etwa 9.000 LKW. Immer mehr Zapfanlagen tauchten vor Läden, Drogerien, Werkstätten und Gasthäusern auf, meist direkt am Straßenrand auf dem Bürgersteig montiert. Die Idee, Benzin mittels einer Handpumpe aus einem Vorratstank direkt in den Tank des Fahrzeugs zu fördern, wird dem Amerikaner Sylvanus F. Bowser zugeschrieben, der bereits 1898 mit der Vermarktung solcher Zapfpumpen begann und in den Folgejahren zahllose Ideen patentierte und verwirklichte. In den USA war das Automobil damals dank Henry Ford und nicht zuletzt auch wegen der kriegsbedingten Einschränkungen in Europa schon wesentlich verbreiteter und damit einhergehend war natürlich auch die Entwicklung der Zapfstellen dort der in Deutschland weit voraus.
Die deutsche Mineralölindustrie suchte nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der rationierten und kontrollierten Versorgung nach neuen, besseren Vertriebswegen. OLEX, Vorläufer der deutschen BP, plante und errichtete 1922 die ersten Tankhäuschen unter dem neuen Namen "Tankstelle", darunter Anlagen in der Kölner Sudermannstraße und am Raschplatz in Hannover. Die kleinen, etwa 3,2m hohen Bauten beherbergten zwischen Fundament und Fußboden einen Unterflurtank. Kompressor, Druckgasanlage und 20l-Meßgefäß zur Kraftstoff-Förderung und ein Vorrat an Schmierstoffen waren ebenfalls im Inneren des Bauwerks untergebracht. Mit Übernahme der OLEX durch BP im Jahr 1926 verschwanden diese eher exotischen Tankkioske wieder. Im April 1923 (andere Quellen sprechen von 1924) folgte die DAPG (Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft, später Standard Oil und dann ESSO) mit einer ersten Bürgersteig-Tankstelle vor der Drogerie R.Zippan in der Hamburger Wagnerstrasse, im selben Jahr begann auch B.V. ARAL mit dem Aufbau eines Tankstellennetzes. Leider ist in Deutschland kein Exemplar aus dieser Zeit bis heute erhalten geblieben.
Mit der heutigen Tankstelle mit mehreren Zapfsäulen und Überdachung hatten diese Tankanlagen noch nicht sehr viel gemeinsam - diese, damals Großtankstelle genannte Art wurde immer populärer. Sehr verbreitet waren noch bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs Tankstellen, die an mehreren Pumpen Benzin unterschiedlicher Marken aus separaten Zapfsäulen anboten. Die erste markengebundene Großtankstelle entstand wiederum 1927 in Hamburg (Hudtwalckerstrasse), gebaut und betrieben von der DAPG. Sie verfügte über die wichtigsten Merkmale, die auch heute noch gelten: Trennung vom Verkehr durch Zu- bzw. Abfahrt, ein kleines Gebäude für Tankwart und Kundschaft, eine Tankinsel mit Zapfsäulen, ein auf Stützpfeilern montiertes Dach zum Schutz vor dem Wetter und eine auffällige, beleuchtete Werbung. Die Entwicklung ging rasant weiter: Im Jahr 1925 gab es in Deutschland etwa 950 Tank- und Zapfstellen. Anfang der dreißiger Jahre kam es bei der DAPG bereits zu einem ersten Redesign. 1932 verfügte alleine diese Gesellschaft schon über mehr als 33.000 Zapfstellen, der Anteil an Großtankstellen lag allerdings erst bei etwa ein Prozent (zum Vergleich: 40% in den USA). Bis Anfang der vierziger Jahren kamen insgesamt etwa 6.000 weitere Zapfstellen hinzu - alleine von dieser einen Ölgesellschaft. B.V. ARAL hatte 1938 rund zehntausend Zapf- und Tankstellen. 1939 gab es im damaligen deutschen Reich schließlich insgesamt um die sechzigtausend Zapf- und Tankstellen unterschiedlichster Größe - eine Zahl, die nie wieder erreicht wurde. Im selben Jahr entwickelte das Schwelmer Eisenwerk Müller & Co die erste deutsche vollautomatische Zapfsäule mit Kolbenzähler und Rechenwerk.
Natürlich kam auch und gerade das nationalsozialistische Vorzeigeprojekt "Reichsautobahn" nicht ohne eine entsprechende Kraftstoff-Infrastruktur aus. Im Jahre 1936 entstand die erste Reichsautobahn-Tankstelle an der Ausfahrt Darmstadt, fünfzehn weitere folgten in nur dreizehn Monaten. Zunächst baute man Tankstellen nur an bzw. in Ausfahrten, später auch an offener Strecke. Ursprünglich war alle fünfundzwanzig Kilometer eine Tank- und Rastmöglichkeit vorgesehen, doch dazu kam es nicht. 1938 gab es an rund 3.500km Strecke gerade mal 67 Tankstellen, viele davon waren allerdings eher einfache Bauten, manchmal nur mit einem behelfsmäßigen Holzdach. Zum Vergleich: 1985 gab es 269 Autobahn-Tankstellen an insgesamt 8.198km Strecke. Das Benzin lieferte die staatliche RAB-Kraftstoff-Gesellschaft. Genau wie die Mineralölkonzerne wollte auch die "Gesellschaft Reichsautobahn" den Tankstellenbau durch Typisierung rationeller, schneller und günstiger machen. Man beauftragte bekannte Architekten mit dem Entwurf entsprechender Anlagen, so z.B. Carl August Bembe (Typ "Frankfurt"), Werner March (Typ "Hannover") und Friedrich Tamms (Typ "Fürstenwalde"). Tamms war im Brückenbau tätig und hatte zusammen mit Albert Speer bereits am Bau der Reichskanzlei mitgewirkt. Die Entwürfe hatten internationalen Standard und erscheinen für die Verhältnisse der Nazizeit heute erstaunlich modern. So dauerte es auch nicht lange, bis sie den NS-Ideologen negativ ins Auge stachen - das Flachdach empfanden sie als zu amerikanisch, den Stil schlicht nicht als "deutsch" genug. Das letzte bis heute im Bundesgebiet erhaltene Exemplar der drei genannten Typbauten ist vom Typ "Fürstenwalde" und steht ebendort an der heutigen A12 im Dreieck der Auf-/Abfahrt. Noch bis 1995 war diese Tankstelle in Betrieb, heute liegt sie brach. Seit 1996 steht das Bauwerk unter Denkmalschutz und wurde inzwischen für rund € 112.000,- restauriert. Aufgrund der Lage ist die Tankstelle aber leider nicht erreichbar. Ob der Denkmalschutz auch bei einer Verbreiterung der A12 Vorrang behielte, bleibt abzuwarten. Ein ähnliches Exemplar ist bis heute auf polnischem Gebiet an der A6 bei Kolbaskowo nur etwa 2,5km östlich der Landesgrenze in Betrieb.
Trotz Anschluß von Österreich, Erweiterung des "Reiches" und Reichsautobahn und damit verbunden mehr Automobilen, handhabten die Nationalsozialisten den Tankstellenbau sehr restriktiv, nur noch wenige Baugenehmigungen wurden erteilt. Am 7.5.1937 wurde schliesslich sogar eine entsprechende Gesetzesvorlage verabschiedet: "Soweit Tankanlagen als bauliche Anlagen anzusehen sind (...), sind sie so auszuführen, daß sie Ausdruck anständiger Baugesinnung und werkgerechter Durchbildung sind und sich der Umgebung einwandfrei einfügen". Der sogenannte "Heimatschutzstil" sah schlichte, bodenständige Architektur unter Verwendung regional typischer Baustoffe und -stile vor. Die nächste Generation der Autobahntankstellen entsprach dann auch wesentlich mehr den nationalsozialistischen Vorstellungen. Passend zum "Heimatschutzstil" beschwor Hitler den "Mythos Reichsautobahn", plante ein Streckennetz, das den Fahrzeuginsassen während der Reise über die RAB möglichst viele und abwechslungsreiche Aspekte des Landes zeigen und so das "Heimatgefühl" stärken sollte. Der Kraftfahrer sollte sich auf der Autobahn wohl fühlen, dazu gehörte auch ein gewisser Service, elektrische Zapfsäulen, Toiletten und Erfrischungen - Bequemlichkeit beim Tanken und Reisen. Die Tankwarte der Reichsautobahn-Tankstellen wurden eigens an einer Tankwartschule in Michendorf ausgebildet, um den Kunden eine gleichbleibend gute Dienstleistung bieten zu können - "straffes und höfliches Auftreten" war von oben gefordert. Beispiele erhaltener Reichsautobahn-Bauten dieses späteren, konservativeren Stils finden sich bis heute in Michendorf (Süd), Reinhardshagen und an einigen anderen Stellen. Meist - und so auch in den beiden genannten Beispielen - werden die ehemaligen Tankstellengebäude heute als Raststätte genutzt.
Neben den Tankstellen sollte die RAB auch ein Netz von Raststätten säumen, die allesamt ebenfalls im genannten konservativen Design erbaut wurden und deren Einrichtung eher an ein deutsches Wohnzimmer als an ein Restaurant erinnerte. Auch hier stand der "Heimatschutzgedanke" bei Planung und Ausführung klar im Vordergrund. Die größte Raststätte, das "Rasthaus Chiemsee" wurde dann aber - wie viele andere - doch eher für kriegswichtige Zwecke eingesetzt: Im April 1940 wurde sie der Wehrmacht als Genesungsheim übergeben. 58 Jahre lang diente die Anlage US-Truppen als "AFRC Lake Hotel" zur Erholung, bis es am 2. September 2003 seine Pforten schloß. Heute gehört die Liegenschaft der Bundesrepublik und wird von Zeit zu Zeit für Veranstaltungen genutzt.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs war natürlich vorerst Schluß mit dem ungebremsten Wachstum, Mineralölindustrie und -verkauf wurden nun staatlich kontrolliert und rationiert. 1941 kam die Umstellung auf Holzgas. Herkömmliche Kraftstoffe waren von 1942 an exklusiv für militärische Zwecke vorgesehen, Privatfahrzeuge mußten zwangsweise mit Holzgas betrieben werden. An zweiundzwanzig RAB-Tankstellen wurde dementsprechend nun statt Benzin nun auch Holz verkauft. Während des Krieges waren die Tankstellen der Reichsautobahnen auch fest in den Luftschutz eingebunden. Ab "Luftgefahr 15" gaben die Autobahnmeistereien Meldung an Rasthäuser, Tankstellen und Hilfsposten. Diese hatten daraufhin vorbereitende Maßnahmen einzuleiten. Von alldem durfte der Autofahrer noch nichts mitbekommen, um Stockungen des Verkehrs zu verhindern. Die Verkehrsteilnehmer wurden erst bei akutem Fliegeralarm (entsprechend der Sirenenalarmierung in den Städten) informiert. Bei Tage geschah dies durch Aufziehen eines etwa zwei Meter hohen, aus einer Kugel mit darunterhängendem Zylinder bestehenden, gelb-blau-gelben Warnkörpers an allen Außenstellen, meist auf dem Mittelstreifen. Nachts erfolgte die Signalisierung durch eine entsprechende gelb-blau-gelbe Blinkleuchte. An Parkplätzen, Rasthäusern und Tankstellen waren Deckungsgräben und Schutzräume vorhanden, die dem Verkehrsteilnehmer Schutz bieten sollten.
Reklame für einzelne Marken - Anfang der dreissiger Jahre natürlich noch durchaus üblich - war vom NS-Staat schlicht unerwünscht und somit verboten. Diese Einschränkung galt nicht nur für die Autobahnen. Werbung, damals meist noch in Form von Emaille-Schildern, war den Nazis generell ein Dorn im Auge und so waren auch alle anderen Tankstellen und Werkstätten gezwungen, sich in dieser Hinsicht "ordentlich deutsch" zu verhalten und die Außenwerbung deutlich zu reduzieren. Mitte der dreissiger Jahre wurden in NS-Literatur sogar entsprechend "abstossende" Beispiele vorgeführt und verdammt. Auch Anlagen im gemäßigten Art Deco - Stil waren von nun an unerwünscht, die Nationalsozialisten empfanden sie als Fremdkörper. Trotz alledem entstanden auch in den dreissiger Jahrenin Deutschland architektonisch interessante, wenn auch nicht immer ausgefallene Tankstellenbauten.
Als der Zweite Weltkrieg endlich vorüber war, waren schliesslich etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Tankstellen zerstört. Kraftstoff blieb nach wie vor ein rares Gut und hauptsächlich dem Militär vorbehalten - diesmal den Alliierten. Für den Privatmann gab es Benzin nur auf Marken. Ab 1948 gab es unter alliierter Kontrolle wieder Planungen für neue Tankstellennetze der Mineralölindustrie. Zaghaft begann der Wiederaufbau, Service war den Kunden nach wie vor wichtig und langsam wechselten immer mehr Tankstellenbetreiber vom Nebenerwerb zum Hauptberuf. Am 1. April 1951 wurde die Zwangsbewirtschaftung schließlich aufgehoben, der freie Markt kehrte zurück und die Konzerne begannen wieder wesentlich intensiver, am Ausbau ihrer Netze zu arbeiten. Von nun an ging es rasant aufwärts, das Wirtschaftwunder brachte auch in diesem Bereich satte Wachstumsraten. Die steigende Zahl von Kraftfahrzeugen brachte die nötige Kundschaft an die Zapfsäulen. 1950 gab es in Deutschland eine halbe Million Autos, 1953 waren es schon 1,8 mal so viele wie vor dem Krieg. 1960 fuhren 3,7 Mio. Kraftfahrzeuge auf Deutschlands Straßen, 1970 bereits 13,5 Millionen - damals teilten sich rein statistisch noch acht Personen ein Auto, heute kommt eins auf zwei Einwohner.Die neu errichteten Nachkriegstankstellen orientierten sich stilistisch zunächst noch an den Vorkriegsbauten, der amerikanische Einfluß, besonders durch die Ölgesellschaften, setzte sich mit der Zeit aber mehr und mehr durch. Mit dem ausufernden Heckflossen-Design der späten fünfziger Jahre ging auch im Tankstellenbau eine gewagtere Gestaltung einher. Vor allem die Dächer - Anfang der sechziger Jahre meist aus Spannbeton, wurden immer gewagter und ausgefallener. Trotz einer gewissen Normierung von Seiten der Ölgesellschaften entstanden in diesen Jahren erstaunlich viele unterschiedliche Ausführungen - ganz analog zur schnelllebigen Modellpolitik der Automarken in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren. Es war die Zeit des Wirtschaftswunders, die Ära vor Flower Power - man gönnte sich wieder etwas. Und das galt auch für triviale Angelegenheiten wie das Tanken des eigenen Autos. Die Industrie hatte das längst erkannt. Design, Auftritt, Service und auch das Angebot an immer "besseren" Benzinmischungen waren die Anfänge des modernen Kraftstoff-Marketings. Besonders in den Großstädten entstanden nun große, neonstrahlende Tankanlagen, die den Kunden von der Straße locken wollten.
Die Mehrzahl der Tankstellen, besonders in ländlichen Regionen, blieb trotz allem eher einfach gestaltet: Zwei Zapfsäulen und ein Ölschrank unter einem auf zwei Stahlrohr-Säulen ruhenden Blechdach, ein kleines Tankwarthäuschen und eine Leuchtreklame, das musste reichen
Anfang der "Seventies" kamen erstmals in größerem Umfang SB-Tankstellen auf, der Fahrer betankte sein Kfz nun immer häufiger selbst. Der altbekannte, immer freundliche und hilfsbereite Tankwart verschwand langsam von der Bildfläche. Sicherlich waren die steigenden Personalkosten daran nicht ganz unschuldig, ging es den Tankstellenbesitzern durch Ölkrise und generell steigende Benzinpreise doch nicht unbedingt gut. Die Branche schrumpfte. Hatte es 1965 in der damaligen Bundesrepublik noch rund 41.000 Tankstellenbetriebe gegeben, verschwanden zwischen 1970 und 1980 rund zwanzigtausend davon, das Netz wurde praktisch halbiert. Vierundvierzig Prozent aller Tankstellen boten 1980 bereits nur noch Selbstbedienung an - gleichzeitig wurde der Umsatzanteil an Nebenprodukten in den "Shops" immer größer. Parallel zu dieser Entwicklung veränderten sich natürlich zwangsläufig auch die Tankstellen-Gebäude. Die "kleinen Supermärkte" benötigten Verkaufsfläche für Waren aller Art und wurden damit immer größer - einfallsreicher wurde die Architektur allerdings keineswegs.
1995 gab es in Deutschland nur noch etwa 18.300 Tankstellen, davon stammten nur rund 1.200 aus DDR-Zeiten. Leider wurden Tankstellen als Bauwerk gerade in den letzten Jahrzehnten immer einförmiger und langweiliger. Einen eigenen architektonischen Charakter haben heute nur noch die wenigsten Stationen. Eigentlich schade.
Neben den wenigen, bereits weiter oben erwähnten, erhaltenen Autobahn-Tankstellen der dreißiger Jahre gibt es vor allem in eher ländlich geprägten Gebieten durchaus noch heute sehenswerte Exemplare aus der Geschichte der Tankstelle zu finden. Leider werden diese oft erhaltenswerten Bauwerke und Ensembles nur recht selten unter Denkmalschutz gestellt, so daß wohl ein erheblicher Teil in den kommenden Jahren und Jahrzehnten für immer verschwinden wird. Einige Beispiele für besonders interessante und/oder typische Exemplare haben wir hier zusammengetragen:
Quellen (Auszug):
- 1899-1999 - 100 Jahre RWE-DEA
- Erlebte Geschichte - Hundert Jahre Aral
- Von Anfang an alles Super - Pressemitteilung der Aral AG
- 100 Jahre - herausgegeben von der Esso AG
- Jahresringe - Jubiläumsmagazin der Mobil AG
- Deutscher Bundestag, Drucksache 10/6087
- Geschichte der Deutschen BP 1904-1979, F. Förster
- Super oder Normal, Bernd Polster
- Der Zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg, Erich Hampe, 1963
- Zur Geschichte des Bautyps Tankstelle in Deutschland, J. Kleinmanns
- Hochbauten an der Bundesautobahn, dbz 2/1964
- Hochbauten der Reichsautobahn, Zentralblatt der Bauverwaltung, Heft 11/12/1942
- Bauten für das mobile Zeitalter: Tankstellen und Autohäuser des Hamburger Architekten K.Schneider, Magisterarbeit M.M.Blumenthal, Hamburg 2004
- Bauen im Umfeld des Autos: Ein Jahrhundert Tankstellen, J. Kleinmanns
- Sechsstreifiger Ausbau der A 2 Ruhrgebiet- Berlin, Dokumentation im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland
- Reichsautobahn - Pyramiden des Dritten Reichs, C. G. Philipp
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