Bombenabwurfplatz Fassberg
In der Nähe des Fliegerhorstes Fassberg wurde im Jahr 1936 auf einer teilweise bewaldeten Heidefläche von zunächst etwa 420ha ein Bombenabwurfplatz für Versuchs- und Übungszwecke des Fliegerhorstes (hauptsächlich Zementbomben-Abwürfe) eingerichtet. Hierfür gab es mehrere große Zielkreise und hauptsächlich aus Erdwällen und Gräben nachgebildete Ziele: Eine Fabrikanlage, ein Barackenlager und sogar einen Schiffskörper.
Später wurden hier dann von der Rheinmetall-Borsig AG, den Oberschlesischen Metallhüttenwerken und natürlich der Luftwaffe auch scharfe Bomben erprobt. Neben Abwürfen wurden auch andere Versuche vorgenommen, so z.B. mit Bomben-Zeitzündern nach dem Säureprinzip, hergestellt von Rheinmetall-Borsig. Bei einem dieser Versuche sollte erprobt werden, wie empfindlich diese Zünder auf MG-Beschuß reagierten. Eine scharfe Bombe wurde auf einem Sockel plaziert und über einen gewissen Zeitraum beschossen. Nach mehrfacher Überschreitung der normalen Zündzeit näherten sich fünf Personen der Bombe, um
sie zu untersuchen. Bei der ersten Berührung detonierte sie - alle fünf waren sofort tot.
Verteilt über das weiträumige Areal, das zuletzt rund 560ha umfasste, waren mehrere Beobachtungs- und Deckungsbauten, von denen einer sogar mit einer Dreischarten-Panzerkuppeln vom Typ 2P7 ausgerüstet war. Die meisten dieser Bunker sind nach dem Krieg gesprengt worden und/oder heute übererdet (so leider auch der mit der Kuppel). Einige sind allerdings in recht gutem Erhaltungszustand und werden zum Teil von der Forstverwaltung genutzt.
Für die Probeabwürfe mit scharfen Bomben wurden mit relativ hohem Aufwand mehrere Ziele errichtet. Neben zwei Ziel-Gebäuden/Hallen aus Ziegeln, Stahl und Beton, von denen heute außer Erdwällen nichts mehr erkennbar ist, gab es auch eine Stahlbrücke, eine Beton/Stahlbrücke, eine Straßenkreuzung und einen Ziel-Bahnhof mit mehreren Gebäuden, Rampe und Bahndamm. Die Pfeiler und Decken des Bahnhofs waren aus Stahlbeton, die Decken mit verschiedenen Materialien (Kies, Sand, Holz) in unterschiedlichen Stärken belegt, um die Wirkung der Bomben auf unterschiedliche Materialkombinationen zu erproben. Angeblich sollen auch französische Beuteflugzeuge beschossen worden sein.
Nach dem Krieg wurde das Gelände von den Alliierten für einige Zeit als Sprengplatz benutzt. Heute ist es fast vollkommen bewaldet und wird hauptsächlich forstwirtschaftlich genutzt. Im Laufe der Jahre wurde es mehrmals untersucht und teilweise geräumt. Aufgrund der immer noch hohen Munitionsbelastung einiger Flächen ist von einem Betreten abzuraten.
Quellen (Auszug):
- Fassberg, Hans Stärk
- Chronik eines Flugzeugwerkes, Hermann Pohlmann
- Archiv T.Wolf, Stedden
- Unterlagen des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie
- Aussagen von Anwohnern
- eigene Recherchen
Tags: Fassberg, Bombenabwurfplatz, Testgelände