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Die Metallwerke Niedersachsen Brinckman & Mergell ( MENIBUM)

 Der Lizenzbau von Flugzeugen für die Luftwaffe wurde mit dem Beginn des Jahres 1934 zu einem festen Bestandteil beim Hamburger Flugzeugbau. [1]  Allerdings brauchte man für die Aufträge eine Unterstützung, um die vom RLM geforderten Kapazitäten erfüllen zu können. Der Leiter der Flugzeugproduktion beim Hamburger Flugzeugbau, Max P. Andreae machte in seinen persönlichen Aufzeichnungen von 1967 deutlich, wie das Reichsluftfahrtministerium (RLM) und die Industrie bei der Aufrüstung der Luftwaffe zusammenarbeiteten, um den enormen Bedarf der Flugzeugfertigungs-Kapazitäten sicherzustellen.



Max P. Andreae:
„Aus persönlichen Beziehungen mit den Inhabern der Hamburger Ölwerke  Brinckman & Mergell wusste ich, dass diese sich gern auf einem nicht der Nahrungsmittelbranche angehörenden Gebiet industriell betätigen wollten. Sie gingen auf unseren Vorschlag, ein Zulieferwerk für Flugzeugteile zu errichten, ein. Da sie keine Vorfinanzierung verlangten, waren sie mit dem RLM bald einig über die Zahlungsbedingungen.

Unsere Aufgabe blieb es aber nun, das neue Metallwerk Niedersachsen, Brinckman & Mergell (Menibum) auf die Beine zu stellen.Es war nicht leicht, weil dort keine Facharbeiter vorhanden waren, die man hätte umschulen können, und Führungskräfte in Deutschland allmählich auch nicht mehr zu haben waren. Menibum war bereit, eine von uns geplante „dreischiffige Halle“ neu zu bauen. Die Lage des Werkes in Harburg zwischen der Blohm & Voss Werft und Wenzendorf, 27 km südlich  der Blohm & Voss Werft war günstig. Schon im April 1936 gaben wir aus unserem Personalbestand die ersten Angestellten nach Harburg ab. Einen guten Betriebsleiter zu bekommen, war besonders schwierig. Schließlich gelang es mir, von Hr. Thiedemann bei Junkers, Hr. Hölzle als künftigen Leiter der Menibum reinzubekommen. Menibum arbeitete mit einer beträchtlichen Kapazität für unseren Serienbau der Ju 86, von denen die erste im April 1937 flog und der Do 17, die schon im November folgte und lange in verschiedenen Varianten gebaut wurde. Als dann die Ha 138 und später die Bv 222 in Serie gingen, richteten wir den Betrieb auch auf die Fertigung von Baugruppen dieser großen Flugboote ein.“

Menibum wird Zulieferer für den Hamburger Flugzeugbau

Im August 1936 entstand an der Süderelbe, zwischen dem Harburger Seehafen und der Süderelbbrücke, die Fertigungshalle 1 mit einer Größe von 3000m² . Im Oktober 1936 wurde die Halle 2 mit einer Grundfläche von 4200 m²  fertiggestellt, die zum Ende des Jahres eine Eloxal Anlage und im Folgejahr einen Lackierbereich erhielt. Im Januar 1937 wurde dann noch die Halle 3 mit der Grundfläche von 4600 m² errichtet. Das Gelände mit den Hallen hatte einen Bahn- und Hafenanschluss zum Weitertransport der Flugzeugteile, denn Menibum fertigte hier bis zum Ende des Krieges ausschließlich Einzelteile und Baugruppen für Flugzeuge.

Erste Fertigungsaufträge

Bevor die Zusammenarbeit zwischen dem Hamburger Flugzeugbau und Menibum begann, fertigte der Hamburger Flugzeugbau 194 Junkers W 34 zwischen Mai 1936 und August 1937 mit einem eigenen Bauanteil von 60%. Hier wurden die Tragflächen und  Leitwerke von der Weser Flugzeugbau GmbH hergestellt.

Die Rumpffertigung und die Endmontage wurden beim Hamburger Flugzeugbau durchgeführt. Mit der Weser Flugzeugbau GmbH als Zulieferer, fertigte der Hamburger Flugzeugbau auch 75 Ju 86 vom April 1937 bis Dezember 1937. Auch hier lieferte die Weser Flugzeugbau GmbH die Tragflächen, der Hamburger Flugzeugbau die Leitwerke und Rümpfe und führte zusätzlich die  Endmontage durch. Die Ju 86 Baugruppen wurden also noch nicht von Menibum gefertigt, hier lag Max P. Andreae in seinen Aufzeichnungen von 1967 falsch.

Weitere 67 Junkers W 34 wurden  von Juli 1937 bis September 1938 mit einem Bauanteil von 66 % durch den Hamburger Flugzeugbau gefertigt. Hier wurde erstmals der Zulieferer Menibum aus  Hamburg-Harburg  mit der Herstellung der Tragflächen, Querruder und Leitwerke einbezogen. Menibum wurde neuer Zulieferer für den Hamburger Flugzeugbau, da die Weser  Flugzeugbau GmbH zunehmend als selbstständiger Flugzeugproduzent in Lemwerder und Einswarden an der Weser agierte. Beim Hamburger Flugzeugbau folgte der Lizenzbau von 29 Flugzeugen vom Typ Do 17 F zwischen November 1937 und April 1938. Menibum fertigte hier das Tragwerk und Triebwerksgerüst. Von Juni 1938 bis  April 1940 wurden 149 Do 17 P gefertigt, von denen Menibum den Bau des Tragflügels, Triebwerksgerüst, Querruder und der Landeklappen übernahm. Die Do 17 Lizenz-Fertigung endete bei B&V mit 73 Do 17 Z, die zwischen März 1939 und September 1940 gefertigt worden sind. Hier fertigte Menibum, zu den bisherigen Bauteilen auch noch das Seiten- und Höhenleitwerk.

Allerdings hatte Menibum auf dem neuen Feld der Flugzeugteilefertigung Probleme durch schlecht eingearbeitete und fehlende Fachkräfte zu bewältigen. Am 26.08.1939 notiert Rudolph Blohm zum Anlauf der Bv 138 Leitwerksfertigung bei Menibum:

„An den ersten von Menibum gebauten Leitwerksträgern Bv 138 waren derartige Mängel von der dortigen Kontrolle übersehen worden, dass die Maschine mit diesen Leitwerksträgern leicht einen Absturz hätte erleiden können.

Auf unseren Wunsch ist mit Menibum ein äußerst unangenehmer Briefwechsel begonnen worden.“ [2]

Dennoch konnten diese Probleme bewältigt werden und Menibum fertigte für die laufende Serie der Bv 138 die Außenflügel, Querruder, Landeklappen, Höhen/Seitenleitwerk, die Mittlere Gondel, Stützschwimmer, Nasen- und Endkästen, den Leitwerksträger und ab der 96. Bv 138 auch das Bootvorder- und Hinterteil.


Die Endmontage der Bv 138 wurde durch Blohm & Voss in Hamburg-Finkenwerder durchgeführt allerdings montierte auch die Weser Flugzeugbau GmbH 67 Flugzeuge. [3]

Hier ist anzunehmen, dass die Weser Flugzeugbau GmbH von Menibum mit  Flugzeugbaugruppen beliefert worden ist. Die Bv 138 Baugruppen für Finkenwerder wurden von Menibum auf dem Wasserweg von Hamburg-Harburg nach Hamburg-Finkenwerder geliefert, denn am 31.01.1940 meldet die Bauaufsicht des Reichsluftfahrtministeriums bei Blohm & Voss, dass durch die Vereisung der Elbe zur Zeit ein Transport der Außenflügel vom Werk Menibum in Harburg zur Endmontage nach Finkenwerder unmöglich ist.

Die schnelle Expansion von Menibum, unterstützt durch Blohm & Voss, machte Anfang Januar 1940 nicht davor Halt, über den Generalingenieur Tschersich, im RLM, Interesse am Blohm & Voss Industrieflugplatz Wenzendorf anzumelden. Menibums Anfrage hatte einen Grund, denn man wollte weiter expandieren und Anfang 1940 verkaufte der bisherige Eigentümer, die  Wenzendorfer Industriewerk GmbH, die gesamten Werksanlagen an die Luftfahrtanlagen GmbH in Berlin.

Dadurch wurde das Deutsche Reich Eigentümer des Flugplatzes Wenzendorf.

Walther Blohm vermerkt am 29.02.1940 lediglich:

„Die uns bekannt gewordene Idee, Menibum schon in diesem Sommer für Reparaturarbeiten in Wenzendorf heranzuziehen und dafür uns Teilarbeiten zu überlassen, sei zwar von einer Stelle im Amt vorgebracht, aber es sei vorläufig nicht akut.  In einigen Wochen oder Monaten könne über die Frage gesprochen werden“ [4]

Menibum mit Umbauaufträgen in Wenzendorf

Die ersten Umbauaufträge von Flugzeugen durch Menibum, wurden tatsächlich in Wenzendorf, aber in Zusammenarbeit mit Blohm und Voss, durchgeführt. Für den Zeitraum von etwa einem halben Jahr nutzte Menibum den Flugplatz
Wenzendorf

zusammen mit Blohm & Voss und hatte die Halle 3 mit einer Grundflächen
von 4500 m²  zur Verfügung. Zwischen April und September 1940 wurden durch
Menibum 18 Do 17M/P und Z mit dem FUG 25 und der SKAV 25/106 Anlage in
Wenzendorf ausgerüstet.

Die Musterflugzeuge für den Umbau hatten die Werknummern 2198(Do 17M), 3520 (Do  17P), und 3478 (Do 17 Z). Besprechungsprotokolle vom April 1940 belegen auch Planungen für Do 17 „Kauz“ (Nachtjäger) Umbauten durch Menibum, allerdings konnte die Durchführung dieser Umbauten bislang nicht bestätigt werden. Zwischen August 1940 und Januar 1941 wurden Fw 58 zu Seenot- und Wetterflugzeugen umgebaut und durch B&V eingeflogen. Durch BAL (Bau Aufsicht der Luftwaffe) Monatsmeldungen sind 93 umgebaute Flugzeugnachgewiesen. Im gleichen Zeitraum wurden auch Schlepp-Vorrichtungseinbauten an 29 Junkers Ju 52 vorgenommen. Gemeinsam mit Blohm & Voss wurden im Zeitraum vom 30.09.1940 bis zum 01.11.1941 auch 19 Do 23 mit Minensuchringen ausgerüstet. Am 31.12.1940 konnte das erste Musterflugzeug ausgeliefert werden.


Flugboot Baugruppen für Blohm & Voss

Im Werk Harburg wurde unterdessen, ab Oktober 1941, mit der Produktion von Bv 222 Baugruppen begonnen.Menibum fertigte bis Oktober 1943 das Bootsvorderteil, Stützschwimmer, das Höhen und Seitenleitwerk und ab der V5 zusätzlich , Querruder, Landeklappe und den Außenflügel.

Die Baugruppen wurden auf dem Wasserweg nach Finkenwerder und zum Fz IV   (Flugzeugwerk IV), am Worthdamm in Hamburg-Steinwerder transportiert.

Auch für die Bv 238 wurden zwischen Februar und Oktober 1943 Schwimmer, Landeklappen und das Höhen und Seitenleitwerk hergestellt.


FDer Umbaubetrieb wird nach Stendal verlegt

Ab Februar 1941 musste Menibum den Umbaubetrieb von Wenzendorf ins ca. 190 km entfernte Stendal verlegen, da Focke-Wulf aus Bremen bis Februar 1942 nahezu alle Hallenflächen in Wenzendorf übernommen hatte, um die Endmontage der Fw 200, und den Musterbau mit der Flugerprobung  der Fw 190 und Fw 191 dort durchzuführen.[5]

In Stendal wurden durch Menibum 4 Hallen übernommen und zunächst konnten die Do 23 MS Umbauten dort auch weitergeführt und 19 Flugzeuge fertiggestellt werden.[6]

In Hamburg-Harburg wurden weiterhin Einzelteile und Baugruppen für die Bv 138, Bv 222, Go 244, Bv 238, Ju 290 hergestellt. Ab November 1941 wurden begonnen 100 geplante Ju 88 Lichtenstein (Land) Flugzeuge umzubauen. 90 Flugzeuge wurden bis zum 31.05.1943 ausgeliefert.

(Das Lichtenstein Land ist das B/C (FuG 202) für die Nachtjagd)

Zwischen März und Oktober 1942 wurden in Stendal 41 von geplanten 76 Go 242 in Go 244 umgebaut. Die Lastensegler Go 242 wurden in diesem Umbauprogramm mit 2 Gnome Rhome 14 M ausgerüstet. Allerdings wurde die Go 244 aufgrund von zu schwacher Motorleistung schnell als unbrauchbar eingestuft und 12 Flugzeuge wurden bis zum 30.06.1943 durch Menibum in Go 242 zurück gerüstet, und weitere dann wohl auch verschrottet.[7]

Ab Juli 1942 wurden 150, später 193 geplante Ju 52 auf MS (MS – Magnetspule/ Minensuch) umgebaut. Hier wurde ein Minensuchring unter der Ju 52 befestigt, der ein Magnetfeld erzeugte, um Seeminen mit Magnetzündern zur Explosion zu bringen.

Bis 31.08.1944 wurden 155 Flugzeuge ausgeliefert. Zu dem Ju 52 MS Programm gehörte auch eine Mustermaschine mit absprengbarem Ring, die infolge der im Januar 1944 nicht abgeschlossenen Absprengversuche noch nicht abgeliefert werden konnte. Ob diese Versuche weitergeführt wurden, ist unbekannt.


Ab Oktober 1942 wurden 40 geplante Umbauten von Ju 52 zu Staffeltransportern durchgeführt (nach 18 Flugzeugen abgebrochen). Ab November 1942 wurden 19 geplante Ju 88 Lichtenstein (See-) Flugzeuge umgebaut. Ausgeliefert wurden bis zum 30.04.1943 insgesamt 12 Flugzeuge. (Das Lichtenstein See ist das Lichtenstein S (FuG 213) mit horizontaler Polarisierung.

Die Erprobung erfolgte in Werneuchen und bei der Truppe ab Anfang 1943 beim Vers. Verb. Ob.d.L. , auch bei der III./Kg 26 und der F/121. Das FuG 213 bewährte sich aber nicht, so dass das FuG 200 (Hohentwiel) bei der Truppe
eingeführt wurde)

Im Januar, September und Oktober 1943 sind drei Umbauten und im Juli 1944,  ein Umbau von Do 17 als Zieldarsteller durchgeführt worden. Im Januar und Mai 1943 wurde jeweils eine He 111 zum Kurierflugzeug umgerüstet

Im April 1943 konnte eine Ju 88 mit der Wnr 360046 versuchsweise mit Lichtenstein Land und See ausgerüstet werden.

Ab April 1943 wurden von 104 geplanten Umbauten der Ju 88 C-1 lediglich 61 Flugzeuge ausgeliefert. Das Programm stoppte schon im August 1943.

Zwischen Mai 1943 und Juli 1944 sind auch 5 He 111 mit einem MS Ring ausgerüstet worden. Das erste Flugzeug wurde zur Erprobung nach Rostock überführt.

Über die Erprobung ist leider nichts bekannt.

Ab August 1943 begann das Programm zum Einbau einer Torpedo Abwurfanlage in die Ju 88 A 4. Hier waren 234, ab Dezember 1943 sogar 415 Flugzeuge geplant, allerdings

wurde die Anzahl der Flugzeuge im März 1944 auf 376 reduziert.

Bis Ende September 1944 konnten in Stendal 356 Flugzeuge vom Typ Ju 88 in der Ausführung A-17 mit Torpedo Abwurfanlage fertiggestellt werden.

Im April 1944 kam es in Stendal zu Schäden durch Luftangriffe.

Acht beschädigte Ju 88 gingen an Reparaturwerke, 2 Ju 88 mussten verschrottet werden und weitere 2 Ju 88 wurden vor Ort repariert. Auch eine Ju 52 MS wurde beschädigt, allerdings ist unbekannt, ob dieses Flugzeug repariert werden konnte.

Im September 1943 wurde auch der Einbau der SN 2 Anlage in die Ju 88 geplant, allerdings war zu diesem Zeitpunkt der Gesamte Planungsumfang für Menibum noch unbekannt. Die darauf folgende monatliche Anzahl von Umbauten war durch die unregelmäßige  Anlieferung von Ju 88 G-6 und R-2Flugzeugen abhängig und schwer planbar.

Im Dezember 1943 wurden Lieferschwierigkeiten des gesamten Kabel- und Montagematerials mit zusätzlichen Problemen bei der Anlieferung von Flugzeugen notiert.

Bis zum Abschluss des Programmes im  August 1944 wurden 77 Flugzeuge umgebaut.

Lediglich drei Werknummern von Ju 88 C-6 werden in den Lieferplänen notiert:  750919, 720109 und 750989.

Im Mai 1944 wurde eine Ju 188, und im September eine Me 410 jeweils mit einer Torpedo- Abwurfanlage ausgerüstet. Ein zuvor vom RLM erteilter Auftrag zur Umrüstung einer Serie von Me 410 mit einer Torpedo  Abwurfanlage wurde im September 1944 wieder zurückgezogen.

Erste Planungen für die Ju 388

Im Mai 1944 wurde seitens der Firma Menibumund dem RLM abermals versucht den Blohm & Voss Flugplatz Wenzendorf durch Menibum zu übernehmen. Hintergrund waren Entscheidungen des RLM vom Oktober 1943, das Menibum das Blohm & Voss Werk Wenzendorf für die erhöhten Endmontagekapazitäten von Ju 88 S, Ju 188 und 388 bekommen sollte. Im Mai 1944 wurden diese Planungen für die Montage der Ju 388 in Wenzendorf durch Menibum konkret und die dort laufenden Umbauten von Schulflugzeugen Bf 109 G-12 und Me 262 B-1a durch Blohm & Voss, sollten nach Hamburg Fuhlsbüttel oder Uetersen verlegt werden. Die Planungen für die Ju 388 Endmontage finden sich aber schon im August 1944 im Blohm & Voss Fertigungsprogramm wieder. Die Endmontage von Ju 388 K-1 ab November 1944 und Ju 388 K-3 wurde ab Mai 1945, unter der Regie von Blohm & Voss vorgesehen. Alle Ju 388 Endmontage Planungen bei Blohm & Voss oder Menibum lässt das RLM bereits im September 1944 fallen. Umgesetzt wurde dann lediglich die Fertigung von Ju 388 K-1 Rümpfen bei Menibum in Hamburg-Harburg.

Als Britische Truppen die Hallen in Hamburg-Harburg 1945 untersuchten, wurden in der Halle 3 noch acht oder neun Ju 388 Rümpfe in verschiedenen Baustadien vorgefunden.

Ein Rumpf soll noch vor dem Ende der Produktion ausgeliefert worden sein. Arbeiter sollen noch bei der Ankunft der britischen Truppen mit der Zerstörung der Rümpfe beschäftigt gewesen sein.[8]


Ju 87

Im Juli 1944 begann in Stendal ein weiteres großes Umbauprogramm von Ju 87 in Nachtschlachtflugzeuge. Geplant werden zunächst 300 Umbauten. Bis Dezember 1944 konnten 99 Flugzeuge fertiggestellt werden, aber der Auftrag wurde im Dezember 1944 auch auf insgesamt 100 Flugzeuge reduziert. Zu den Änderungen gehörten u.a. große Auspuffflammendämpfer und das Entfernen der Sturzflugbremsen.


Im September 1944 begann in Stendal der Einbau von TSA 2 Anlagen in die Fw 190. Zu diesem Einbau war auch die Montage von ETC 502 und 503 vorgesehen. Bei der TSA 2 (Tief- und Sturzflug Anlage) handelte es sich um ein elektrisches Bombenzielgerät für Jagdbomber und Schlachtflieger.

Beim Abfangen des Flugzeuges ermittelte das TSA 2 selbstständig, unter Berücksichtigung von Höhe, Bahnneigung und Geschwindigkeit, den richtigen Zeitpunkt zum Auslösen der Abwurfwaffe.

Das TSA 2 sollte dem Flugzeugführer, durch die Art seines Angriff Verfahrens eine möglichst große Wurfentfernung und eine größere Treffer Genauigkeit ermöglichen.

Vorgesehen waren ab September 1944 insgesamt 250 Umbauten. Wie fast überall zu dieser Zeit, mangelte es auch in diesem Programm an der Anlieferung von Materialumbausätzen und der Anlieferung von Flugzeugen. Zwischen September und Dezember 1944 wurden 75 Flugzeuge, und im Januar und Februar 1945 weitere 22 Flugzeuge fertiggestellt.

Die Fw 190 als Schulflugzeug

Im August 1944 wurde seitens des RLM, Sonderauschuss F4, die Firma Menibum in Stendal mit dem Umbau einer „größeren Anzahl“ von Fw 190 Schulmaschinen beauftragt.

Einen Teil der Umbauteile, wie Rumpfgurtprofile, Begleitersitze, Steuerungsteile und der geänderte Rumpfrücken sollten vom Umbaukommando 2341 Altenburg an Stendal geliefert werden. Zu diesem Zeitpunkt waren noch keine kompletten Bau-Unterlagen vorhanden. Ein Musterflugzeug mit der Werknummer 410011 und dem Stammkennzeichen GO+MV konnte von Vertretern der Fa. Menibum am 24.08.1944 beim Umbaukommando 2341 auf dem Flugplatz Altenburg besichtigt werden.

Zu diesem Zeitpunkt waren folgende Arbeiten zum Umbau an der Fw 190 vorgesehen:

1. Versetzen des Führersitzes um 10 cm nach vorn.

2. Das Aufweiten des Rumpfes für den zweiten Führersitz.

3. Einbau eines zweiten Führersitzes mit Steuerung, dazugehörigen Geräten, usw.

Der Arbeitsumfang einschließlich der Anfertigung aller Einzelteile wurde zu diesem Zeitpunkt mit 2500 Arbeitsstunden veranschlagt. Für den Umbau zum Schulflugzeug wurden, wie auch bei der Bf 109G12, Reparaturflugzeuge vorgesehen. Bei einer am 17.11.1944 in Stendal stattgefundenen Besprechung wurde erstmals die Anzahl von 1022 Flugzeugen für den Umbau festgelegt. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Erwähnung von Fw 190 und auch Ta 152 für diesen Umbau. Da Menibum zu diesem Zeitpunkt nicht die Kapazitäten für eine monatliche Auslieferung von 90 Flugzeugen sicherstellen konnte, wurden Gespräche mit Blohm & Voss in Hamburg über die Übernahme der geplanten Ta 152 Umbauten geführt. Die Anzahl der in Stendal vorhandenen Arbeitskräfte würde, laut Menibum, maximal für eine Auslieferung von 40 bis 50 Maschinen der Baureihe Fw 190 S-5, oder S-8 reichen.[9]

Der Industrie- und Lieferplan vom 01.12.1944 legte eine Planung von 452 Flugzeugen vor, von der Anfang Dezember aber noch keines fertiggestellt war. Als Begründung wurde eine mangelnde Materiallieferung vom Umbaukommando Altenburg aufgeführt. Zwischen Oktober 1944 und Februar 1945 sollten aber mindestens 58 umgebaute Flugzeuge ausgeliefert werden. [10]

Die Benennung der Fw 190 Schulflugzeuge ist im Zeitraum zwischen August 1944 und März 1945 etwas verwirrend. In diversen Schreiben zwischen Menibum, Focke Wulf und dem Sonderausschuss F4 wurde im August 1944 nur vom „Fw 190 Schulflugzeug“ oder „Fw 190 Doppelsteuer“ gesprochen. Später, im November 1944, wurde bei Menibum vermerkt, dass nur A-8 Flugzeuge für den Umbau zum Schulflugzeug in Frage kommen und die fünf zu diesem Zeitpunkt angelieferten F-8 Flugzeuge mit der TSA II Anlage ausgerüstet werden sollen. Der Sonderausschuss F4 korrigierte Menibum zu diesem Zeitpunkt u.a. auch, dass die Version G-3 ausschließlich eine „Jabo Reichweite“ Version, und kein Schulflugzeug sei.

Anfang Dezember wurde die Schulversion der FW 190 in diversen Schreiben als „Umbau 8-190 A-8 / S-8“ bezeichnet.

Erst ab Januar 1945 fiel in diversen Schreiben und Lieferplänen auf, dass das Schulflugzeug einheitlich nur noch als Fw 190 S-1 bezeichnet wurde und lässt somit vermuten, dass nach den anfänglich unterschiedlichen und verwirrenden Bezeichnungen des Schulflugzeuges, jetzt eine Standardbezeichnung genutzt wurde.

Das erhaltene Fw 190 Schulflugzeug in Hendon, England ist interessanterweise ie Version F-8/U-1. Diese Fw 190 F-8/U-1 mit der Werknummer 584219 ist ursprünglich bei Arado gefertigt worden. Die bei Menibum als Schulflugzeug umgebaute Version F-8/U-1, wurde von den britischen Truppen im Mai 1945 in Grove, in Dänemark erbeutet und erreichte das Royal Aircraft Establishment im September 1945 mit der Beute Registrierung AM29. In Kopenhagen wurden weitere Fw 190 Schulflugzeuge mit Beute Registrierungen versehen: Werknummer 580054 (+55)–AM 36, Werknummer 582044 (54+)–AM 37, Werknummer 580392 (51+)–AM40 [11]

Offensichtlich sind also nicht nur A-5 und A-8 Flugzeuge in S-5 und S-8 umgerüstet worden, sondern auch andere, verfügbare Flugzeuge für diesen Umbau genutzt worden.

Personalstand

 Der Personalstand, am Ende des ersten Jahres 1936 mit 300 Mitarbeiter angegeben, stieg im Jahr 1937 schon auf 850 und im Jahr 1938 sogar auf 1050 Mitarbeiter.

In den Folgejahren stieg der Personalstand weiter an und erreichte 1940 etwa 1450 Mitarbeiter. Diese Mitarbeiterzahl wurde mit dem Beginn von Umbauarbeiten in Stendal und der weiteren Teilproduktion in Hamburg Harburg nochmals auf 1600 erhöht.

Ab 1942 war die Mitarbeiterzahl dann wieder rückläufig und sank bis zum Ende des Jahres auf 1300 Mitarbeiter in Hamburg-Harburg und Stendal. Bis Juli 1943 konnte der Personalstamm kurzfristig noch einmal erhöht werden. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene werden ab 1942/43 einen wachsenden Anteil der Arbeitskräfte ausgemacht haben. Ende Juli 1943 machte sich nach den schweren Luftangriffen auf Hamburg ein großer Personalmangel bemerkbar. Dieser entstand zum Einen aus den vielen Opfern, als Folge der Luftangriffe auf Hamburg, zum Anderen aber auch durch die Flucht und Evakuierung vieler Überlebenden, aus der Stadt.

Dieses führte zu einer starken Beeinträchtigung, beispielsweise bei der Einzelteilfertigung für die Ju 52 MS sowie auch andere Arbeiten in Hamburg-Harburg. Auch in Stendal wo größtenteils Hamburger Personal arbeitete, musste ein großer Personalmangel in Kauf genommen werden. Dieser sorgte dafür, dass das August- Programm von fünfzehn Ju 52 MS nicht eingehalten werden konnte. Ende 1944 sind es immer noch 1100 Arbeitskräfte gemäß der unten aufgeführten Grafik. Der Anteil der Zwangsarbeiter stieg weiterhin an.

 Die letzten Monate und das Ende

 Am 13.04.1945 erreichten die Amerikaner Stendal. Es konnten einige interessante Flugzeuge sichergestellt werden. Allerdings ist unbekannt, welche Arbeiten im April 1945

von Menibum noch durchgeführt wurden. Anfang 1945 waren auch Teile des  JG 301 und JG 27 zeitweise in Stendal stationiert [13].

Menibum in Hamburg-Harburg nutze für die kriegsbedingte Auslagerung der Einzelteilfertigung einen Reichsautobahn Tunnel am Autobahnkreuz Hamburg-Ost, nahe Hamburg-Barsbüttel mit dem Decknamen Kolibri. Hier wurde von britischen Truppen im April 1945 die Herstellung von Me 262 Leitwerksteilen durch etwa 60-80 Arbeiter vorgefunden. [14]

Blohm & Voss lieferte seit Ende 1943 alle Me 262 Leitwerke an die verschiedenen Produktionsstätten der Me 262 und hatte einen Teil der Leitwerksproduktion aus Hamburg-Steinwerder ausgelagert und neben Menibum auch an weitere Kleinbetriebe vergeben.

Menibum war in Harburg und in dem Autobahntunnel für den Zusammenbau der

Me 262 Höhenruder verantwortlich. Im Februar 1945 wurden beispielsweise 50 Satz Höhenruder mit einem Stundenvolumen von 1000 Arbeitsstunden an beiden Fertigungsstandorten geplant.

Im Februar 1945 wurde die Zahl der produktiven Arbeiter in Hamburg - Harburg mit nur noch 159 angegeben. In Hamburg-Harburg besetzten Britische Truppen die drei Montagehallen und Nebengebäude, die nach Britischen Angaben etwa zu 50% beschädigt waren. Zwangsarbeiter waren zu diesem Zeitpunkt in den oberen Stockwerken der unbeschädigten Hallen untergebracht.


Für die Mithilfe bedanke ich mich besonders bei Peter Achs, David Brown und Hans-Peter Dabrowski die mich mit wertvollem Hintergrundmaterial unterstützt haben. Alle Fotos Archiv Eckhard Sternberg, so weit nicht anders vermerkt.


Quellen:
[1] Ab 1938 Blohm & Voss,  Abteilung Flugzeugbau
[2] Rudolf Blohm , Schriftwechsel und Notizen von Inhabern und Leitenden Angestellten
[3] J&P Heft 2/07 Die Typen Dokumentation über die Bv 138
[4] Walther Blohm , Schriftwechsel und Notizen von Inhabern und Leitenden Angestellten
[5]J&P 2/10 Focke Wulf im B&V Endmontagewerk Wenzendorf
[6] Von Luftwaffe der Industrie zu Verfügung gestellte Flugplätze vom 06.01.1942
[7] Industrie Lieferplan Umbau vom 31.03.1943
[8] CIOS Field Investigation Report 12 Menibum
[9] Aktenvermerke über die Besprechungen bei Fa. Focke Wulf und Menibum
[10] Rodeike, Focke Wulf Jagdflugzeug Fw 190A, Fw 190 „Dora“, Ta 152 H
[11] Dokument: German Aircraft selected for Ferrying in the UK
1982,mit freundlicher Genehmigung vom Motorbuch Verlag
[13] Flugplätze der Luftwaffe 1934 – 1945  und was von ihnen übrigblieb, Jürgen Zapf
[14] U-Verlagerung „Kolibri“ geschichtsspuren.de, M.Grube








 

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