Patriot-Stellung Hohe Warte bei Gießen

Am 5 August 1982 wurde auf der Hohen Warte bei Gießen die erste Patriot-Stellung in Europa als Schritt zur Konventionalisierung der Luftabwehr vom damaligen Verteidigungsminister Manfred Wörner eingeweiht. Die Gesamtkosten für den Bau unter Federführung des Staatsbauamtes Gießen betrugen damals über 8 Millionen DM. Das vierte Bataillon der 43rd Air Defense Artillery auf der Hohen Warte war im März 1985 schließlich die erste einsatzbereite Patriot-Einheit innerhalb der US Army Europe (USAREUR). 1984 entschied sich die Bundesrepublik Deutschland, das Luftverteidigungssystem zu modernisieren. Geplant waren 28 Einheiten mit insgesamt 1.600 Flugkörpern, zusätzlich sollten zwölf US-Stellungen von Bundeswehrsoldaten bedient werden. Im Dezember 1986 wurden dann die ersten Patriot-Raketen an die Bundeswehr übergeben.

 


Das System Patriot ersetzte in Europa die Systeme Hawk und Nike. Patriot ist mobil einsetzbar und in der Lage, gleichzeitig mehrere, mit hoher Geschwindigkeit fliegende Luftziele zu erfassen, zu identifizieren, zu verfolgen und zu zerstören. Anfang der 1990er Jahre wurde das Waffensystem so modifiziert, daß es zum Abfangen taktischer ballistischer Flugkörper geeignet ist. Der Patriot-Werfer selbst trägt vier Flugkörper, die direkt aus ihren Transportbehältern abgeschossen werden.

Die Feuereinheit auf der Hohen Warte mit neun offenen Erdbunkern, Radaranlage, Mannschaftsunterkünften und Trafoanlagen befand sich direkt am Gipfel. In einem unterhalb gelegenen Bereich lagen die Gebäude zur Überwachung des Luftraums, zur Zielsicherung sowie zur Überwachung der Funktionsbereitschaft der Feuereinheit.

Patriot-Werfer

Zu Beginn des ersten Golfkrieges 1991 wurde die US-Einheit auf der Hohen Warte abgezogen, das Gelände danach noch etwa ein Jahr lang schwer bewacht. Im Frühjahr 1992 ging das Areal an die Bundesvermögensverwaltung zurück. Seither lag das Gelände brach, die Zäune wurden zerschnitten und Vandalen haben ein Übriges getan. 1999 begann eine Pioniereinheit der Bundeswehr mit der Sprengung von Gebäuden, Hallen und Baracken. Die Hohe Warte wurde zum Naturschutzgebiet erklärt, damit seltene Tiere wie Steinmarder in den Trümmerbergen Unterschlupf finden können. Die Hohe Warte war zugleich Truppenübungsplatz der US Army, dort befand sich auch ein Gerätedepot der Bundeswehr. Unterhalb liegt die seit 1993 geschlossene ehemalige Steuben-Kaserne.


Verladehalle
HubkörpersperreZufahrtsbereichGesprengte GebäudeHubschrauber-LandeplatzÜberblickRadarstandEiner der BunkerStromversorgung

1997 stellte die US Army beim Verteidigungsministerium einen Antrag auf erneute Nutzung der Hohen Warte als Übungsplatz. 1998 wurde der Vorgang an das Regierungspräsidium Gießen übergeben und dem Antrag im September 2000 stattgegeben. Rund 66ha sollen nun wieder für Manöver statt für den Naturschutz zur Verfügung stehen..

Quellen (Auszug)
- Sammlung Alexander Leib
- Giessener Echo August 2001
- THE PATRIOT MISSILE SYSTEM, Richard S. Barbera 1994
- The Patriot Air Defense System and the Search for an Antitactical Ballistic Missile Defense, Hildreth/Zinsmeister 1991
- Pressemitteilung des RP Gießen vom 11.09.2000

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